Wozu braucht Gott ein Raumschiff und wozu brauchen wir diesen Film?
Star Trek V: Am Rande des Universums – Star Trek V: The Final Frontier
USA 1989
106 Minuten
Alles beginnt im Paradies
Im September 1987 startete in den USA die neue Fernsehserie Star Trek – The Next Generation (dt. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert). Etwa 80 Jahre nach Kirk und Co stieß eine neue Enterprise noch weiter ins Unbekannte vor. Jetzt gab es also zwei Ebenen des Franchises, die alte Crew in den Kinofilmen und die neue Generation auf dem Fernsehschirm. Denn dass die Filme fortgesetzt würden, stand seit dem Erfolg von Star Trek IV fest.
William Shatner war schon immer etwas eifersüchtig auf Leonard Nimoy gewesen. Und da der schon zweimal bei Star Trek Filmen Regie geführt hatte, war Shatner der Ansicht, schon der Gerechtigkeit wegen, jetzt auch mal „and Action“ sagen zu dürfen.
Er hatte deshalb in seinem Vertrag für Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart eine Klausel, dass er im fünften Star Trek-Film Regie führen werde. Mitte 1989 war es dann soweit: Der 5. Star Trek Film sollte die Kinozuschauer begeistern.
Auf der Wüstenwelt Nimbus III haben Klingonen, Romulaner und die Föderation ein gemeinsames Siedlungsprojekt geschaffen: Paradise City. In Frieden und Eintracht wird die Stadt von allen drei Völkern bewohnt. Sybok, ein abtrünniger Vulkanier nimmt die drei Botschafter:innen gefangen.
Für Spock ist Sybok kein Unbekannter, er ist sein Halbbruder, ein anderer Sohn von Sarek.
Als die Enterprise Nimbus III erreicht, versuchen Kirk und Spock, die Geiseln zu befreien. Aber sie laufen in eine Falle. Hilflos muss Kirk zusehen, wie Sybok die Enterprise übernimmt. Immerhin erfährt er jetzt, was Sybok eigentlich genau vorhat. Er ist auf der Suche nach dem sagenhaften Planeten Sha Ka Re, der Planet, auf dem Gott lebt, das Eden der Menschen. Sollte es diesen Ort wirklich geben? Kirk erinnert sich an die Aufgabe der Enterprise, mutig dorthin vorzustoßen, wo noch kein Mensch gewesen ist.
Als die Enterprise in den Orbit um Sha Ka Re eintritt, ist auch Kirk bereit und erhält von Sybok das Kommando zurück. Auf dem Planeten lebt tatsächlich ein Wesen, aber Kirk hat schnell Zweifel daran, ob das wirklich Gott ist. Als das Wesen dann um eine „Mitreisemöglichkeit“ auf der Enterprise bittet, ist für Kirk der Fall klar. „Wozu braucht Gott ein Raumschiff?“ Nun wird das Wesen doch wütend und Kirk und Spock können nur entkommen, weil sich Sybok für sie opfert.
„Die neue Enterprise ist eine Katastrohe!“
Star Trek V – The Final Frontier hatte in den Kinos zwei starke Konkurrenten: Zum einen Indiana Jones und der letzte Kreuzzug und zum anderen Batman. Ein wirklich guter Star Trek-Film hätte sich da vielleicht keine Sorgen machen müssen, aber ein unterdurchschnittlicher Film wird da schnell zerrieben. Und Star Trek V war unterdurchschnittlich. Er gilt bis heute als der schlechteste Star Trek-Film. Er schwächelte gleich an mehreren Seiten.
Zum einen war die Tricktechnik unglaublich schlecht und billig gemacht. Man hatte diesmal nicht auf ILM zurückgegriffen. Das lag wohl auch daran, dass ILM mit Indiana Jones und anderen Projekten sehr ausgelastet war, aber vermutlich gab es auch von oben die Anweisung, an der Tricktechnik zu sparen. Man muss sich nur ansehen, wie unecht Uhuras Tanz vor dem Mond aussieht oder die Landung des Shuttles auf der Enterprise.
Ein zweiter Schwachpunkt war die Story: Die Suche nach Gott – etwas Dümmeres hatte sich Shatner wohl nicht einfallen lassen können. Doch – er konnte das noch toppen: Ursprünglich sollte sich am Ende herausstellen, dass man nicht Gott, sondern den Teufel gefunden habe. Aber da hat Harve Bennett rechtzeitig abgeblockt.
Der dritte Punkt war für die einfachen Kinozuschauer:innen weniger von Interesse, dafür aber umso wichtiger für die Star Trek-Fans: Shatner ignorierte komplett den Kanon des Star Trek-Universums. Im Film sollte die Reise ins Zentrum der Galaxis gehen. Rund 30.000 Lichtjahre – selbst im 24. Jahrhundert braucht ein Föderationsraumschiff dafür 30 Jahre. Zu Kirks Zeiten flogen die Raumschiffe noch wesentlich langsamer. Dann die Große Barriere, welche die Enterprise durchfliegen muss, um in das Zentrum der Galaxis zu kommen: Diese Barriere kam in der Serie in zwei Folgen vor. Dort umspannte sie aber den Rand der Galaxis, nicht das Zentrum. Man durchquert sie, wenn man die Galaxis verlassen will, nicht um in ihr Zentrum vorzustoßen.
Ebenfalls vor allem für die Fans von Bedeutung: Spocks Bruder Sybok. Auf einmal soll Sarek noch einen Sohn gehabt haben, der seine Emotionen auslebt, anstatt sie zu unterdrücken?
Wegen dieser Abweichungen gilt Star Trek V heute als „non-canon“, als „nicht-kanonisch“. Das heißt nichts anderes, als dass alles, was im Film erzählt wird, nie wirklich passiert ist. Dementsprechend wurde auch in keinem anderen Star Trek–Film, in keiner Serie je wieder Bezug auf Star Trek V und auf Sybok genommen.
Und spätestens seit Star Trek: Discovery, in der Spock eine Adoptivschwester vorgesetzt wurde – von Fans ähnlich kopfschüttelnd kommentiert wie bei Sybok – , können wir davon ausgehen, dass Sybok nie existiert hat, denn Michael Burnham hätte davon sicher etwas mitbekommen.
Gaststar Laurence Luckinbill ist dreieinhalb Jahre jünger als Leonard Nimoy, weshalb es noch unwahrscheinlicher ist, dass Sybok ein älterer Stiefbruder sein soll. Luckinbill ist in erster Linie Theater-Schauspieler und trat nebenbei als Gaststar in Serien auf. Sein Kinodebüt hatte er 1970 in dem Film The Boys in the Band (dt. Die Harten und die Zarten), der Verfilmung eines Theaterstückes, in dem Luckinbill schon auf der Bühne mitgespielt hatte. Der Film wurde zu einem schwulen Kultfilm und 2020 für Netflix neu verfilmt. Im Remake spielt Kelvin-Spock Zachary Quinto mit. Luckinbill ist in zweiter Ehe verheiratet und hat insgesamt fünf Kinder.
Ursprünglich sollte Sean Connery die Rolle des Sybok spielen, Connery hatte sich aber schon für Indiana Jones und der letzte Kreuzzug zugesagt, wo er den Vater von Indiana Jones spielte. Etwas von Sean Connery ist dann aber doch in Star Trek V eingeflossen: Sein Name! Sha Ka Ree wurde nach Sean Connery benannt.
Seit Star Trek V sprechen Fans oft vom „Fluch der ungeraden Star Trek Filme“. Angeblich würde jeder Film mit einer ungeraden Nummer ein schlechter Film sein. 1, 3, 5, 7 und 9 … Aber das ist letztlich eine sehr willkürliche Formel. So tauchen 3 und 9 in vielen persönlichen Best-Listen auf, wogegen andere Star Trek 10 zu den schlechteren Filmen zählen möchten. Und wie ich im Review zu Star Trek: Der Film schon schrieb: Es ist nicht einfach, der Nachfolger eines beliebten und erfolgreichen Star Trek-Films zu sein.
Ein Punkt ist nun aber doch auch positiv zu werten: Jerry Goldsmith kehrte als Komponist zurück und brachte den Film musikalisch in die Nähe von Star Trek: Der Film und der neuen Fernsehserie.
Am Rande des Universums wäre wegen des Misserfolgs fast der letzte Star Trek-Film geworden. Aber der Erfolg der TV-Serie The Next Generation und der näher rückende 25. Geburtstag von Star Trek zwangen schon fast zu einem letzten Film mit der klassischen Crew.
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Der Film war einfach nur Schrott.