Ist The Timeless Child Kunst, oder kann das weg?
Man kann es nicht allen Recht machen
Schon immer gab es Diskussionen unter den Fans, wenn ein neuer Darsteller den Part des Doctors übernahm, ein neuer Showrunner Einstieg oder neue Handlungsstränge das Whoniverse erweiterten. Matt Smith war zu jung, Peter Capaldi zu grantig und die Diskussionen über Jodie Whitaker kann man sich vorstellen. Mit Chris Chibnalls Einfluss auf das Franchise aber scheint ein Teil der Fans so gar nicht klar zu kommen, so dass diverse kleinere Petitionen gestartet wurden, um Jodie Whittaker und Chris Chibnall abzusetzen oder sogar die komplette Serie einzustellen. Ist das nur Meinungsäußerungen oder bereits Cancel Cultur? Was uns nicht passt muss geändert werden?
Wer ist das zeitlose Kind ?
Das Finale der aktuellen 12 .Staffel endete mit der vermutlichen Aufklärung der Identität des Timeless Child, welches auch ein Jahr später immer wieder die Fangemeinde spaltet. Bereits in der zweiten Folge der 11. Staffel wurde der 13. Doctor (Jodie Whittaker) auf dem Planeten Desolation von den Remnants (die tödlichen Stofffetzen) mit dem Begriff des Timeless Child konfrontiert.
Der Begriff schien auch dem Doctor völlig neu zu sein. Im Gegensatz zu früheren staffelübergreifenden Plots wie Bad Wolf oder der Riss in Universum, die bis zur Enthüllung regelmäßig in den Episoden auftauchten, wurde das Timeless Child in dieser Staffel nicht mehr erwähnt und man dachte schon es wäre der nächste Faden der im Nichts verläuft, wie zum Beispiel Krasko, der Antagonist aus der Folge Rosa. In Staffel 12 aber wird der Plot wieder aufgenommen. Der Master, (Sacha Dhawan) der in Spyfall wieder auf der Bildfläche erscheint, verkündet er habe Gallifrey und alle Timelords wegen der Lüge des Timeless Child vernichtet. Hier erlebt der Doctor einen ersten Flashback und sieht ein Kind vor einem riesigen Monument.
In den beiden letzten Folgen trifft der Doctor dann im Kampf gegen die Cyberman erneut auf den Master. Dieser ist mittlerweile vollkommen verrückt und verbündet sich mit den Cyberman. Wie er es geschafft hat, die Timelords auszulöschen wird allerdings nicht erklärt. Sacha Dhawan spielt hier sehr überzeugend und erinnert, auch durch den lilafarbenen Anzug, an Heath Ledgers Joker.
Nachdem er den Doctor in eine Stasiskammer gelockt hat und sie dort festhält, klärt er sie über die Lüge des Timeless Child auf. Der Master führt den Doctor tief in die Matrix, die Datenbank und kollektives Gedächtnis der Timelords, und zeigt ihr die damaligen Geschehnisse. Demnach begründet sich die Existenz der Timelords auf der Entdeckung eines Waisenkindes durch die Gallifreyan Tecteun. Später offenbarte sich ihr die Fähigkeit des Kindes zu regenerieren und sie setzte alles daran das Kind zu erforschen, um dessen Regenerationskraft für sich und ihr Volk zu nutzen. Tecteun ist es nach unzähligen Regenerationen und Experimenten an dem Kind endlich gelungen, die Fähigkeit auf sich zu übertragen. Sie begründete die Gesellschaft, die später als Timelords bekannt wurde und sich selbst als Herrscherelite im Universum sieht. Außerdem beschränkte sie durch genetische Manipulation die Anzahl möglicher Regenerationen auf 12.
Nach Aussage des Masters ist der Doctor das zeitlose Kind. Sein Gedächtnis wurde mehrfach manipuliert sodass er sich selbst erst ab der, bis dato, ersten Inkarnation (William Hartnell) kennt. Jodie Whittaker hat es hier erneut geschafft das Emotionsspektrum ihres Doctors eindrucksvoll darzustellen. Der Doctor selbst ist im ersten Moment überwältigt und unsicher aber nach einem mentalen Gespräch mit Doctor Ruth (vermutlich eine pre Hartnell Regeneration) erkennt sie, das die neuen Informationen sie nicht brechen konnten, sondern sie nur vielfältiger macht.
Ist Doctor Who am Ende ?
Was macht dieser Plot nun mit der Figur des Doctors, der bis dahin als abtrünniges Mitglied seiner Kaste als Clown belächelt, als Querulant geduldet oder als Kriegsdoctor verehrt wurde? Wird er durch die Geschichte des Timeless Child zum Gott von Gallifrey erhoben oder durch die grausamen Experimente von Tecteun in seine, uns bekannte Lebensbahn gedrängt? Der Doctor steht dafür ein, dass jeder besonders ist und unabhängig von seiner Herkunft Fantastisches vollbringen kann. Warum sollte diese Haltung durch seine neue Vergangenheit obsolet sein, birgt sie doch so viele neue Möglichkeiten, die nun auch der Doctor selbst erst entdecken muss? Es steht außerdem im Raum, ob auch die Regenerationen des Doctors beschränkt wurden, oder ist er sogar unsterblich? Würde das überhaupt ein Unterschied machen, oder einfach nur den Fortbestand der Serie sichern, ohne das weitere Plots gesponnen werden müssen, so dass der Doctor 12 weitere Regenerationen erhält?
Auf der anderen Seite, kann man dem Master überhaupt glauben oder ist am Ende vielleicht er selbst das zeitlose Kind, was seinen Hass auf die Timelords und deren komplette Auslöschung und Transformation in Cybermen durch den Master erklären würde? Vielleicht ist der Doctor mit ihrer Fam auch in einer anderen Dimension gelandet, was ja auch gerne als Hintertür genutzt wird. Man darf gespannt sein. Am Ende bleiben noch viele Fragen offen. Lügt der Master? Wie konnte er die Timelords vernichten? Ist er wirklich tot? Was hat es mit der Division auf sich? Sehen wir Ruth wieder und was verdammt ist ein Pting? Ach nein, das wurde ja ausführlich geklärt. Wie gesagt, es bleibt spannend und Chris Chibnall hat für die nächste Staffel viele Lücken zu schließen.
Diskussionen erwünscht
Ob man das Konzept des Timeless Child nun mag oder nicht. Chibnall hat es geschafft, die Fangemeinde mal wieder in Diskussion zu bringen. Eine Erwähnung der BBC zum 1. Jahrestag des Timeless Child bei Facebook brachte in 1 Stunde über 900 Reaktionen und über 300 Kommentare. Hier könnte man natürlich bemängeln, dass die BBC nicht auf die Sorgen der Fans eingeht und den Jahrestag, der für manche der Todesstoß der Serie war, feiert, als ob alles in bester Ordnung wäre. Oder wollte man nur die Stimmung ausloten? Ja, die Einschaltquoten gingen zurück und ja, das Merchandise Geschäft brach ein, aber es gibt noch immer Millionen Doctor Who Fans, welche die Serie lieben, gerade weil sie so unvorhersehbar ist.
Never be certain of anything. It’s a sign of weakness.
– Der 4. Doctor
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