Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer ist ein merkwürdiger Godzilla-Film.

Wenn eine Rückkehr am Streit scheitert

Erinnern wir uns: Mit Befehl aus dem Dunkel kam 1965 ein Godzilla-Film heraus, der einiges Neues wagte, aber insgesamt eher mittelmäßig war. Trotzdem kam Toho, das Studio, das die Kinofilme mit der Riesenechse produzierte, auf seine Kosten. Denn bereits ein Jahr später kam mit Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer das nächste Leinwandabenteuer mit dem Ungetüm heraus.

Das sollte allerdings ursprünglich komplett anders aussehen. Denn Toho wollte nach Die Rückkehr des King Kong einen weiteren Kinofilm mit dem Riesenaffen drehen. Die Rechte dazu hatten sie, nur drohten diese 1967 auszulaufen. Der geplante Film sollte Operation Robinson Caruso: King Kong vs. Ebirah lauten und sollte eine Zusammenarbeit mit Rankin/Bass darstellen, einem amerikanischen Filmstudio, das vor allem durch seine Stopmotion-Animationsfilme berühmt werden sollte.

Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Studios. Denn Toho wollte unbedingt, dass Jun Fukuda Regie führen sollte und nicht, wie bislang, Ishiro Honda. Auch bei den Special Effects setzte das Filmstudio auf eine Veränderung. Und zwar sollte sich Sadamasa Arikawa um diese kümmern, ein Protegé von Eiji Tsuburaya, der bisher dafür zusatändig war. Rankin/Bass war mit diesen Personalentscheidungen nicht einverstanden, weshalb sich die Wege trennten und Toho schließlich Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer drehte.

Ein niedriges Budget sorgt für Trübsal

Zwar einigten sich beide Partner wieder und produzierten 1967 King Kong – Frankensteins Sohn (Wie üblich war der deutsche Titel hanebüchen) mit Ishiro Honda als Regisseur. Doch für den ursprünglich gemeinsam geplanten Film war es zu spät. Da Toho allerdings an dem Drehbuch von Shinichi Sekizawa Gefallen gefunden hatte, ersetzte man das übergroße Säugetier einfach durch ein übergroßes Reptil: Problem gelöst.

Toho nutzte die Personalveränderungen und drückte Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer ein niedrigeres Budget für die Special Effects aufs Auge. Sadamasa Arikawa war damit sehr unglücklich, versuchte allerdings sein Bestes. Jun Fukuda beklagte später, dass das Filmen so war, als ob man zwei Tassen Wasser in eine gießen würde. Ständig musste er eine Sequenz nach der anderen cutten. Was sogar so weit ging, dass er, als der Film auf VHS herauskam und Toho ihm eine Kopie schickte, sich diese nicht ansah. Denn das wäre für ihn wie das Öffnen einer alten Wunde gewesen.

Gedreht wurde übrigens das erste Mal auf einer pazifischen Insel und nicht in Japan. Das führte dazu, dass Produzent Tomoyuki Tanaka, der sich überwiegend aus der Produktion raushielt, des Öfteren vorbeischaute. Allerdings beobachtete er das Geschehen nur und involvierte sich ansonsten überhaupt nicht.

Der altbekannte Mix aus alt und neu

Die Darstellerriege war die obligatorische Mischung aus bekannten und neuen Schauspielern. Akira Takada war bereits seit dem allerersten Godzilla-Film dabei, er wurde zum flüchtigen Bankräuber. Für Kumi Mizuno war es derweil erst der zweite Auftritt in der Reihe. Sie übernahm die Rolle der Ureinwohnerin Daiyo. Jun Tazaki, Akihiko Hirata und Hideyo Amamoto erhielten die Parts der führenden Offiziere der paramilitärischen Terrororganisation Rote Wolke. Toru Ibuki wurde zum verschollenen Bruder Yata Kane.

Die neuen Darsteller waren: Toru Watanabe wurde zum etwas naiven Royta Kane, derweil Chotaro Togin zu einem seiner Freunde wurde, mit denen er ein Boot stahl. Hideo Sunazuka übernahm die Rolle des anderen Freundes. Die Shobijin, die Priesterin von Mothra, wurden dieses Mal von Pair Bambi dargestellt.

Ein mieses Drehbuch, selbst für Godzilla-Verhältnisse

Yota Kane, Roytas Bruder, wird auf der offenen See vermisst. Doch laut Aussage einer Seherin ist er noch am Leben. Weshalb Yota gemeinsam mit zwei Freunden ein Boot stiehlt, auf dem sich auch ein Bankräuber aufhält. Das Quartett strandet schließlich auf einer fremden Insel, wo eine paramilitärische Verbrecherorganisation mit dem Titel Rote Wolke herrscht. Eine Riesenkrabbe mit dem Namen Ebirah wird von ihnen kontrolliert.

Schnell stößt das einheimische Mädchen Daiyo zu der Gruppe. Ihr Volk wird von der Organisation versklavt, um ein Mittel zur Kontrolle Ebirahs herzustellen. Um diese zu befreien, Yota wieder zu finden und die Rote Wolke zu besiegen, bedarf es allerdings außergewöhnlicher Hilfe. Und die finden die Protagonisten in einer Höhle, wo Godzilla schläft.

Vorab der übliche Aufreger: Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer ist mal wieder ein selten dämlicher Deutscher Titel. Vor allem deshalb, weil es nur ein Ungeheuer gibt und nicht gleich derer mehrere. Aber so war eben die damalige Namensgebung. Man meinte, dass der Name Frankenstein die Leute anzieht, und hat sich um den Rest wenig geschert.

Gleichzeitig ist dieser Film auch für sich genommen ein Reinfall. Das fängt schon mit dem Skript an. Zugegeben, Godzilla-Filme waren, bis vielleicht auf den allerersten, noch nie Meisterwerke der komplexen Unterhaltung. Doch in diesem Fall wird es nochmal unterboten.

Was für ein Zufall …

Es fängt schon mit dem Anfang an. Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer schlägt zu Beginn ein wahnsinnig hohes Tempo an. Im Nu werden die wichtigsten Figuren eingeführt und auf das Eiland verschlagen, wo dann noch das letzte Mitglied der Protagonistentruppe auftaucht und ab da es relativ gemächlich wird. Die Leute irren über die Insel, entdecken einige Geheimnisse, nur um dann am Ende eine „Schlacht“ der Giganten zu erleben.

Man merkt der Story an, dass Dinge geschehen, weil sie geschehen müssen, und nicht, weil die Figuren sich entsprechend entwickeln. Dementsprechend oft herrscht der Zufall vor. Zufällig sieht Yota ein Plakat zu einem Tanzwettbewerb, wo er zufällig seine beiden Freunde trifft, die mit ihm dann das Boot stehlen, wo sich zufälligerweise auch ein Bankräuber befindet. Sie geraten auf die Insel, wo sie Daiyo begegnen, die zufällig eben kurz zuvor geflohen ist und zufälligerweise von dem Eiland stammt, wo sich – welch Zufall – Mothra aufhält und ebenso Yotas Bruder. Und so zieht es sich durch den gesamten Film, bis hin zum lahm inszenierten Finale.

Gleichzeitig hat man auch den Eindruck, dass Shinichi Sekizawa es sich beim Drehbuchschreiben sehr einfach gemacht hat. Er hat die ursprünglich für King Kong vorgesehenen Szenen genommen und den Namen durch Godzilla ersetzt. Was dann zu einem solchen Moment führt, wo er sichtliches Interesse an Daiyo zeigt. Was absolut nicht zu seinen früheren Auftritten passt.

Schlechte Special Effects

Ebenso merkt man überall das niedrigere Special-Effects-Budget. Vor allem die Kampfszenen Godzilla gegen Ebirah sehen sehr billig inszeniert aus. Das sieht man besonders in dem Moment, wo die beiden mit Pappfelsen quasi Völkerball miteinander spielen. Oder allgemein, wenn Modelle eingesetzt werden. In dieser Hinsicht ist Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer sehr enttäuschend.

Was die Charaktere angeht, sie sind existent. Doch anders als bei den meisten anderen Filmen erfährt man nichts über ihr Privatleben, außer dem Allernotwendigsten. Was jedoch nicht allzu verkehrt ist, denn dieser Aspekt war schon immer ein Schwachpunkt der Godzilla-Streifen.

Die Schauspieler machen ansonsten alle eine gute Arbeit. Vor allem Kumi Mizuno kann überzeugen, da sie, für eine Frauenrolle in den Godzilla-Filmen ungewöhnlich, ausnahmsweise mal nicht das schwache Geschlecht spielt. Jedenfalls nicht überwiegend. Gegen Ende wird sie dann zur typischen Damsel in Distress, die sich vor der Riesenechse fürchtet und sich an den Felsen klammert und dabei um Hilfe schreit.

Ein Auftritt um des Auftritts Willen

Was übrigens den Auftritt von Mothra angeht: Der wirkt wie Malen nach Zahlen. Anscheinend wurde festgestellt, das, wann immer die Riesenmotte zu sehen ist, wohl ein Film besonders erfolgreich ist, weshalb sie auch jetzt aufzutreten hatte. Doch das ist absolut misslungen, da sie überwiegend nur auf ihrer Insel liegend dargestellt wird und erst am Ende aktuv wird. Es gibt ein kleines Scharmützel mit Godzilla, was dann in Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer das höchste der Gefühle ist.

Und die Rote Wolke? Hier wird viel Potential verschenkt. Es ist eine paramilitärische Verbrecherorganisation, deren Vertreter es jedoch nie schaffen, sonderlich gefährlich zu wirken. Am Ende sind sie nur besseres Fallobst für Godzilla.

Frankensteins Monster und die Ungeheuer aus dem Meer ist enttäuschend. Es gibt nichts, was für diesen Film spricht. Er ist langweilig, billig gedreht und ein absoluter Reinfall. Ein Tiefpunkt der Godzilla-Filmhistorie.

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  • Miese Special Effects
  • Extrem schwaches Drehbuch
  • Lahmer Auftritt von Mothra
Götz Piesbergen

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