Mit Godzilla vs. Megaguirus bricht das Franchise mit einer alten Gewohnheit.

Irgendwas geschehen? Nö.

Alte Gewohnheiten legt man schlecht ab. Das gilt auch und besonders für Filmstudios. Denn wie in alten Zeiten, sorgte Toho in der neuen Godzilla-Ära dafür, dass man als Fan der Riesenechse nicht lange auf den nächsten Teil warten musste. Kam Godzilla 2000: Millenium im Dezember 1999 heraus, sollte Godzilla vs. Megaguirus ungefähr 11 Monate später, im November 2000, in die japanischen Kinos kommen.

Über die Produktionsphase gibt es nichts Interessantes zu berichten. Der Produzent war immer noch Shogo Tomiyama, derweil das Drehbuch erneut von dem Duo Hiroshi Kashiwabara und Wataru Mimura stammte. Den einzigen nennenswerten Wechsel hinter der Kamera gab es auf dem Regiestuhl. Dieses Mal nahm dort Masaaki Tezuka Platz, für den das die allererste Arbeit als hauptverantwortlicher Regisseur war. Zuvor hatte er „nur“ als Assistenzregisseur unter anderem bei Godzilla: Kampf der Sauriermutanten mitgearbeitet.

Beim Cast von Godzilla vs. Megaguirus gab es ebenso wenige Überraschungen. Erneut setzte er sich überwiegend aus Neulingen des Franchise zusammen. So erhielt Misato Tanaka die Hauptrolle und wurde zu Kirko Tsujimori. Shōsuke Tanihara wurde zum männlichen Hauptdarsteller und schlüpfte in die Rolle des Genies Hajime Kudo. Masatoh Eve erhielt den Zuschlag für den wirtschaftlichen Aufpasser Motohiko Sugiura und Toshiyuki Nagashima wurde zu Tsujimoris Stellvertreter Takuji Miyagawa. Mit Yuriko Hoshi kehrte eine Godzilla-Veteranin zurück. Sie trat bereits 1964 in Godzilla und die Urweltraupen auf und wurde dieses Mal zu Prof. Yoshino Yoshizawa.

Was zuvor geschah, geschah nicht

Seit 1954 plagt Godzilla Japan. Der Oxygenzerstörer wurde damals nicht eingesetzt und in Folge der immer wiederkehrenden Angriffe der Riesenechse wurde unter anderem die japanische Hauptstadt von Tokio nach Osaka verlegt. Außerdem ersetzt irgendwann Plasmaenergie die Nuklearenergie, doch das lockt auch Godzilla an. Die G-Graspers, eine militärische Spezialeinheit, wird gegründet, um ihn zu bekämpfen, jedoch kommen sie bei ihrem ersten Einsatz nicht gegen ihn an und verlieren ihren kommandierenden Offizier.

Jahre später ist Kirko Tsujimori die Anführerin der Einheit. Und gemeinsam mit dem Genie Hajime Kudo und Professory Yoshino Yoshizawa plant sie, eine neue Waffe gegen ihren Erzfeind einzusetzen. Doch beim ersten Versuch erzeugen sie ungewollt die Grundlage für eine mutierte Insektenspezies, die es schon bald auf Godzilla abgesehen hat. Als er sie jedoch nach einem Angriff auf ihn in die Flucht schlägt, entsteht aus ihnen etwas komplett Neues. Etwas Gefährliches!

Bislang war es in jeder Godzilla-Ära so, dass die jeweiligen Filme alle mehr oder weniger aufeinander aufbauten. Zwar gab es in der allerersten, in der Showa-Ära, auch Filmabenteuer, die die bisherige Kontinuität ignorierten, doch so eklatant, wie es in Godzilla vs. Megaguirus der Fall ist, war es damals nicht.

Eine starke Hauptrolle

Denn der Film lässt nicht nur Godzilla 2000: Millennium bewusst beiseite. Ebenso fand in ihm das Ende des allerersten Godzilla-Films nicht statt. Der Oxygenzerstörer kam nie zum Einsatz, mit, wie man im Laufe der Story erkennt, interessanten Folgen. Denn so wurde die Riesenechse zu einer immer wiederkehrenden Plage, die wiederholt für Tod und Zerstörung sorgte, und deren erneutes Auftauchen zudem die Konsequenz hatte, dass Japan irgendwann auf die Nuklearenergie verzichten musste, um sie nicht immer wieder anzulocken. Wobei auch der Ersatz, die Plasmaenergie, dafür sorgte, dass das Riesenwesen das asiatische Land wieder und wieder heimsuchte.

Dabei ist Godzilla vs. Megaguirus der allererste Film, in dem die weibliche Hauptrolle ebenfalls eine militärische Führungsrolle innehat. Und sich nicht vor Liebe zum männlichen Hauptcharakter verzehrt. Kirko Tsujimori ist eine erfrischende Figur, die auf eigenen Füßen steht, eigene Entscheidungen trifft und bei der Gott sei Dank sämtliche Klischees in ihrer Charakterisierung vermieden werden. Sie ist eine starke Frau. Von diesen gab es in der Godzilla-Filmgeschichte zwar schon einige, aber es ist eben auch ein Novum, dass sie komplett eigenständig und modern dargestellt wird.

Es hilft auch, dass Hajime Kudo zwar wiederholt mit ihr flirtet, doch das eine äußerst einseitige Angelegenheit ist, da sie seine Avancen ignoriert und ins Leere laufen lässt. Was ihn nicht davon abhält, es immer wieder zu versuchen. Ebenso, wie er ständig mit neuen Erfindungen oder Verbesserungen seiner alten Ideen daherkommt. Auch hier schafft der Film eine wunderbare Darstellung, da er stets perfekt den schmalen Grat zwischen nervig und hilfreich beibehält.

Eine Naturgewalt, kein Antiheld

Und auch Yuriko Hoshi kann überzeugen. Als Prof. Yoshino Yoshizawa wird ihr in Godzilla vs. Megaguirus jede Menge Ehrerbietung dargebracht. Sie wird als eine Art lebende Legende dargestellt, die ihren Ruf zu Recht hat. Sie gibt sich überwiegend freundlich, ist allerdings, wenn es die Situation verlangt, knallhart bei der Sache.

Bei den übrigen Hauptdarstellern ergibt sich ein eher gemischtes Bild. Toshiyuki Nagashima als Takuji Miyagawa erhält nicht viel Gelegenheit, seinen Charakter auszubauen, macht allerdings das Beste draus. So, dass seine Figur als jemand in Erinnerung bleibt, der seiner Vorgesetzten im Hintergrund den Rücken stärkt und sie auch verteidigt. Masatoh Eve als Motohiko Sugiura hingegen bleibt nicht so gut im Kopf hängen. Überwiegend sieht man ihn nur im Hauptquartier von G-Graspers an einem Schreibtisch sitzen und nichts zur Handlung beitragen. Erst spät im Film erfährt man, was seine Funktion ist und erhält eine Ahnung seines Charakters. Leider ist das dann zu spät, um noch zu überzeugen.

Wobei Godzilla vs. Megaguirus allgemein ein Überzeugungsproblem hat. Der Film ist dann gut, wenn die G-Graspers auf Godzilla reagieren oder wenn man sieht, wie die Riesenechse in Aktion tritt. Das Schöne ist, dass Godzilla dieses Mal nicht als Antiheld charakterisiert wird, sondern als Naturgewalt, als eine Katastrophe, bei der man nachvollziehen kann, wieso Japan versucht, ihn loszuwerden.

Haarsträubende Fehler

Doch ausgerechnet bei Megaguirus hat man das Gefühl, dass die Figur nur deshalb existiert, weil sie zu existieren hat. Dass hier sehr oft der Plot und die dazugehörige Logik über Bord geworfen wird. Das fängt schon mit seiner Entstehung an, bei der man besser nicht versucht, sie wissenschaftlich zu erklären. Das ist nämlich unmöglich.

Doch je weiter man im Film kommt, desto mehr stolpert man über haarsträubende Fehler. Da erfahren G-Graspers im Nachhinein, dass Osaka auf ein Mal komplett unter Wasser steht, ohne dass dies aufgebaut oder erklärt wird. Da fährt eine Patrouille durch die versunkene Stadt und findet die deutlich sichtbaren Vorstufen der Antagonisten erst dann, als sie sie angreifen. Und als Krönung greifen einige von diesen später Godzilla an, verlieren aber eindeutig und verschwinden anschließend an derselben Stelle, wo zuvor schon ihre Eier entdeckt worden sind. Völlig unbeobachtet können sie schließlich Megaguirus entstehen lassen, obwohl man meinen müsste, dass zumindest ein Wachposten alles beobachtet und Bericht erstattet.

All dies trägt am Ende dazu bei, dass man Godzilla vs. Megaguirus als nicht sonderlich überragend in Erinnerung hat.

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score

Positiv

  • Starke weibliche Hauptfigur
  • Godzilla als Naturgewalt

Negativ

  • Haarsträubende Fehler
  • Hajime Kudo als Motohiko Sugiura
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen