Selbst Im Exil muss Honor Harrington kämpfen.
Eine Zeitenwende im Krieg
Nach dem Honor Harrington Lord Pavel Young in einem Duell erschossen hat, hat sie Manticore verlassen. Ihre neue Heimat ist Grayson, jene Welt, deren Bewohner sie verehren, seitdem sie nicht nur einen heimtückischen Anschlag auf die Herrscherfamilie verhindert hat, sondern ebenso kurz danach einen Angriff der Erzfeinde der Heimatwelt. Doch selbst auf Grayson bleibt ihr keine Ruhe. Zum einen soll sie die neue Oberkommandantin der Graysonitischen Navy werden, und zum anderen gibt es auf der Planetenoberfläche einige Leute, die aus religiösen Gründen etwas gegen sie haben und deshalb vorhaben, sie diskreditieren. Und zwar mit allen erdenklichen Mitteln.
In ihrer Heimatwelt verläuft der Krieg gegen Haven eher schleppend. Das Chaos nach dem Umsturz in der letztgenannten Volksrepublik hat sich langsam gelegt und die Navy ist massiv umgebaut worden. Neue Kommandanten sind am Start, die die Wahl haben, entweder erfolgreich zu sein oder wegen Misserfolg umgebracht zu werden. Was eine verdammt gute Motivation ist, damit sich diese Kommandanten umso besser gegen die Kräfte des Sternenkönigreichs zur Wehr setzen können.
Mit Im Exil knüpft David Weber an die Ereignisse von Mit Schimpf und Schande an. Man erlebt eine Honor Harrington, die auf Grayson sich ein neues Leben aufgebaut hat, eines, dass sich in einer gesellschaftlich gehobenen Position wiederfinden lässt, mit allen Vor- und Nachteilen. Und sie hat einen guten Kontakt zu Protektor Benjamin, der allerdings seine eigenen Pläne mit ihr hat.
Es hat sich viel getan
Dies ist der Roman, in dem man endgültig die Entstehung einer graysonitischen Navy erlebt, die diesen Namen auch verdient hat. Es ist erstaunlich, wie sehr sich diese seit den Ereignissen von Die Ehre der Königin verändert hat. Wie sehr sie gewachsen ist und wie viel sie von Manticore abgeschaut hat, aber ebenso, wo sie sich unterscheidet. So ist die Existenz eines Schiffkaplans für Honor etwas Gewöhnungsbedürftiges.
Ebenso gewöhnungsbedürftig wie die Tatsache, dass einige Ex-Haveniten in der Flotte dienen. Auch hier macht David Weber eine exzellente Arbeit, da er sich bemüht, zu präzisieren, dass diese einstigen Gegner eben wirklich ehemalige Feinde sind, die jetzt auf der Seite der „Guten“ kämpfen. Die Gründe, die er dafür liefert Wirken glaubwürdig und nachvollziehbar.
Auch ist es schön, dass der Autor in Im Exil“ nicht die Nachwirkungen des Umsturzes vom Ende des letzten Bandes vergessen hat. Im Gegenteil: Es gibt viele Momente, wo er sich einer ausführlichen Beschreibung des neuen Aufbaus und den Konsequenzen widmet. Dabei scheint er sich dieses Mal auf der Sowjetunion als Vorlage zu besinnen, nämlich auf Grund der Tatsache, dass ein Großteil des alten Offiziersstabs Säuberungen anfiel und das jetzt besondere Offiziere die korrekte politische Gesinnung gegenüber dem vorsitzenden Komitee überwacht. Dadurch werden die Haveniten wieder zu einer interessanten Bedrohung.
Platt
Was David Weber jedoch nicht lassen kann, ist die monotone Schwarz-weiß-Darstellung einiger Figuren. Dass Honor Harrington gut ist, daran lässt er keine Zweifel. Er schildert sie wie eine Göttin, ohne fehl und Tadel, abgesehen von Selbstzweifeln und einer Art Minderwertigkeitskomplex, der sie dazu treibt, selbst verdiente Beförderungen instinktiv als nicht gerechtfertigt ablehnen zu wollen. Doch das ist unterm Strich nur Makulatur, weil sie ansonsten eben perfekt ist. Sie kann alles, sogar völlig angeschlagen in einem Schwertkampf einen Meisterkämpfer besiegen.
Und der Autor kann es auch in Im Exil nicht lassen, Figuren einzubauen, die er platt und öde darstellt. Wo in langen und langweiligen Mono- und Dialogen klar gemacht wird, dass sie böse sind. Denen jedes Opfer recht ist, weil es einer höheren Sache dient. Natürlich sind es mal wieder irgendwie Fanatiker, die er vorhersehbar charakterisiert.
Mit 605 Seiten ist Im Exil ein richtiger Ziegelstein von Roman, der sich durchaus spannend liest, wenn David Weber auf eine Überhöhung seiner Titelfigur und der platten Darstellung einiger Antagonisten verzichten würde.
Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 05: Im Exil
Originaltitel: Flag in Exile
Übersetzer: Dietmar Schmidt
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 10/1999
Einband: Taschenbuch
Seiten: 605
ISBN: 3-404-23217-8
Sonstige Informationen:
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