Im Herzen des Imperiums wird um das Schicksal zweier Staaten gerungen.

Wenn ein Bürgerkrieg droht

Die Botschafterin Mahit Dzmare wird von ihrer Heimat, der kleinen, unabhängigen Raumstation Llsel, ins Herz des teixcalaanlischen Imperiums geschickt. Sie besitzt eine Imago-Maschine, mit der sie auf eine Kopie der Persönlichkeit ihres Vorgängers Yskander zugreifen kann. Und sie soll verhindern, dass das Imperium ihre Heimat schluckt.

Doch kaum ist sie an ihrem Zielort angekommen, muss sie feststellen, dass ihr Vorgänger tot ist und dass die Persönlichkeitskopie, die sie von ihm besitzt, veraltet ist. Noch schlimmer ist, dass ihre Maschine eine Fehlfunktion aufweist, weshalb sie nur sporadisch Zugriff auf das Ich ihres Vorgängers hat. Und um die Sache noch mehr zu verkomplizieren, trifft sie auf ein Imperium am Rande eines Bürgerkriegs. Der alte Imperator ist todkrank und sein Nachfolger, Acht Gegengift, ist zu jung. Dass Yskander dabei in eine Verschwörung involviert war und ihre Heimat sich gegen fremde Wesen wehren muss, macht die Sache nicht einfacher.

Im Herzen des Imperiums ist das Romandebüt der Schriftstellerin Arkady Martine. Es handelt sich dabei um das Pseudonym der amerikanischen Historikerin und Stadtplanerin AnnaLinden Weller. Sie ist mit der Autorin Vivan Shaw verheiratet und lebt mit dieser in Baltimore. Ihr Debütwerk wurde 2020 mit dem Hugo für den besten Roman ausgezeichnet.

Clash of Cultures

Mit 605 Seiten wartet auf den Leser ein regelrechter Ziegelstein an Band. Dabei wird man zu keiner Sekunde gelangweilt. Stattdessen begeistert die Autorin mit der lebendigen Beschreibung zweier vollkommen unterschiedlicher Kulturen und mit einer äußerst spannend Handlung, die einen von Beginn an packt.

Was Im Herzen des Imperiums ausmacht, ist wirklich der komplette Gegensatz zwischen der teixcalaanlischen Welt und der Raumstation Llsel. Das Imperium wird als ein kulturell enorm hochentwickeltes beschrieben. Die Kunst, Gedichte zu schreiben sowie Wortspielereien sind hier hoch angesehen. Gleichzeitig hat es allerdings ebenso seine blutige Seite, da Blutopfer zu allen möglichen Gelegenheiten Standard sind. Außerdem ist die Namensgebung, die sich aus einer Zahl sowie einem Gegenstand zusammensetzt, interessant. Es wird zwar nicht direkt gesagt, was diese Namen aussagen, doch es steht zu vermuten, das je niedriger die Ziffer ist, desto höher ist die Person in der Gesellschaft anzusiedeln ist. Man kann also nachvollziehen, wieso Yskander und seine Nachfolgerin Mahit sich von dem Reich so fasziniert fühlen. Denn vor allem im Vergleich zur durchbürokratisierten Sozialstruktur ihrer Heimat fühlt es sich für sie wie ein frischer Wind an.

Doch Arkady Martine macht auch klar, dass nur, weil etwas so verlockend erscheint, nicht alles perfekt ist. So befindet sich das Imperium in einer Nachfolgekrise, weil der aktuelle Imperator todkrank ist und sein Nachfolger, ein 90%iger Klon, noch zu jung ist. Weshalb ein Machtkampf kurz davor steht, in einem Bürgerkrieg auszubrechen, der das Reich bedrohen wird. Eindrucksvoll schildert die Autorin, wie sich das auf die Gesellschaft des Imperiums auswirkt, dass sogar Anschläge passieren.

Am Ende sind es doch nur Menschen

Und auch auf Llsel ist nicht alles in Ordnung. Man erfährt in Im Herzen des Imperiums, dass hier verschiedene Fraktionen der Regierung einen Machtkampf gegeneinander insgeheim austragen. Was sogar soweit geht, dass, um einen Vorteil zu erlangen, die Mission von Mahit sabotiert wurde, sprich die Imago-Maschine bewusst beschädigt wurde. Der Moment, wo man dies liest, ist einer der eindrucksvollsten des gesamten Bandes.

Es ist spannend, was die Autorin hier beschreibt. Wie unterschiedlich sie die Kulturen gestaltet und doch klarmacht, dass es am Ende doch nur Menschen sind, die die üblichen menschlichen Probleme haben. Und um dies zu verdeutlichen, nutzt sie ihre Protagonisten.

Mahit ist beispielsweise davon angetrieben, einerseits ihre Heimat zu beschützen. Aber ebenso will sie herausfinden, wieso ihre Imago-Maschine sabotiert wurde und was ihr Vorgänger Yskander vorhatte. Unterstützung findet sie unter anderem durch Drei Seegras, die die Kulturreferentin für die Llsel-Botschafterin in Im Herzen des Imperiums ist, und zu der sie sich hingezogen fühlt, oder Neunzehn Breitaxt, die am Hof des Imperiums eine wichtige Rolle innehat.

Der Roman ist großartig geschrieben und bietet jede Menge Spannung. Ein Must-Have für jeden SciFi-Fan.

Im Herzen des Imperiums
Cover © Heyne

Autor: Arkady Martine
Titel: Im Herzen des Imperiums
Originaltitel: A Memory called Empire
Übersetzer: Jürgen Langowski
Verlag: Heyne
Erschienen: 11/2019
Einband: Taschenbuch
Seiten: 608
ISBN: 978-3-453-31993-6
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Positiv

  • Faszinierende Kulturen
  • Jede Menge Spannung
Götz Piesbergen

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