1893 begegnen sich viele Charaktere wieder.

Ein viel gesuchter Mann

1868 sorgen Miss Minutes (Tara Strong) und Renslayer (Gugu Mbatha-Raw) dafür, dass einem noch jungen Victor Timely (Jonathan Majors) ein Exemplar des Handbuches der TVA zukommt, womit sie die Grundlage dafür legen, dass dieser Mann ein Wissenschaftler wird und somit zu einer Variante des Einen, der zurückbleibt. Doch ihr Agieren bleibt nicht unbemerkt, da Loki (Tom Hiddleston) und Mobius (Owen Wilson) ihnen auf den Fersen sind.

Im Jahr 1893 kommt es zu einer Konfrontation zwischen den verschiedenen Gruppen. Sie bleiben nicht die einzigen, da auch Sylvie (Sophia Di Martino) sich einmischt, die ihre eigenen Pläne mit der Variante hat. Und dann sind da noch die Personen, die Victor Timely übers Ohr gehauen hat. Jeder will etwas von ihm, wobei auch er seine eigenen Pläne zu verfolgen scheint.

1893 ist eine Episode, die die Hardcore-Fans des MCUs zu belohnen scheint. Schließlich wird hier die Post-Credit-Szene aus Quantumania aufgegriffen und in einen sinnvollen Kontext gesteckt. Doch wer den Film nicht gesehen hat, wird deswegen auch nicht vernachlässigt. Denn die Folge ist so aufgebaut und gestrickt, dass man sie auch nur mit dem Wissen aus den bisherigen Loki-Staffeln verfolgen kann.

Mit was für einer Persönlichkeit haben wir es dieses Mal zu tun?

Der Auftritt von Victor Timely – der Nachname ist übrigens eine Anspielung auf den Verlag, wo die allerersten Marvel Comics erschienen sind – ist natürlich nicht unproblematisch. Denn der Schauspieler Jonathan Majors ist im realen Leben in legale Probleme verwickelt. Mehr soll dazu an dieser Stelle nicht gesagt werden.

Es ist interessant, wie Jonathan Majors diese Variante des Einen, der zurückbleibt in 1893 interpretiert. Er hat diese Figur und ihre Versionen ja schon ein paar Mal dargestellt und jedes Mal auf vollkommen unterschiedliche Art und Weise. Beim ersten Mal war sein Charakter ein wenig verrückt, aber gleichzeitig jemand, der wusste, welche Knöpfe er drücken muss, damit Leute das tun, was er möchte. Bei seinem zweiten Auftritt war er ein Tyrann, ein Warlord, dem es nur um Macht ging. Und dieses Mal?

Dieses Mal spielt er einen Erfinder, der von außen gesehen harmlos wirkt. Das Stottern, dass sein Charakter dieses Mal hat, verstärkt diesen Eindruck. Sein Victor Timely wirkt etwas exzentrisch, jedoch nicht gefährlich. Doch im Laufe der Handlung zeigt sich, dass der Schein trügt und er es faustdick hinter den Ohren hat. Hier zeigt sich ein Mal mehr die Charaktereigenschaft, dass, wenn es darauf ankommt, für ihn andere Leute nur Werkzeuge sind, die er benutzt und sie am Ende einfach entsorgt. Was ja auch Miss Renslayer erfahren muss, die er auf seiner Flucht und als er sie nicht mehr braucht, einfach in einem Rettungsboot aussetzt, derweil er und Miss Minutes weiterreisen.

Es soll so sein, wie es früher einmal war

Dabei ist Renslayer in 1893 eine der Personen, die anscheinend ohne Hintergedanken agieren. Sie möchte einfach nur, dass Timely den Platz dessen, der zurückbleibt einnimmt und so wieder alles wird wie früher. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Doch dieses Vorhaben macht sie nicht ungefährlich. Sie wird zwar, wie sich zeigt, von Miss Minutes manipuliert. Dabei erweist sich im Laufe der Folge wiederholt, dass man sie nicht unterschätzen darf.

Der KI der TVA wird in dieser Folge ein größerer Platz eingeräumt. Vor allem visuell erweist sie sich als äußerst wandlungsfähig, genauso, wie sie sich als sehr durchtrieben gibt. Zunächst scheint es so, als ob sie gemeinsam mit Renslayer den früheren Status quo wieder erreichen möchte. Doch als sie dafür sorgt, dass ihre einstige Gefährtin aus dem Spiel genommen wird, erzählt sie Timley ihre wahren Pläne sowie ihre wahren Gefühle für ihn – was eine eindrucksvolle Sequenz ist, die einem unter die Haut geht.

Nur während sie und Renslayer in 1893 den alten Stand der Dinge zurückerlangen möchten, will Sylvie genau dies verhindern. Dabei kollidiert sie direkt mit Loki. Womit das, was man bereits in Breaking Brad erahnt hat, weiter fortgesetzt wird. Sie und ihr männliches Gegenstück wollen verschiedene Dinge und gehen dafür unterschiedlich vor. Was jedoch nicht verhindert, dass sie am Ende kollidieren und gegeneinander kämpfen, um ihre jeweiligen persönlichen Ziele zu erreichen. Zwar schafft er es am Ende, sie von seinem Vorhaben zu überzeugen, doch gibt sie nur mit einer deutlichen Warnung nach.

Viel Humor

Womit noch Loki und Mobius überbleiben. Und obwohl die beiden in dieser Folge auftauchen und auch mit den anderen Charakteren interagieren, machen sie jetzt keine so große Entwicklung durch wie die anderen Figuren. Man kann zwar erleben, wie Loki seine besonderen Kräfte einsetzt, um Störenfriede loszuwerden oder um sich gegen Sylvie zu behaupten, doch abgesehen von der Tatsache, dass er Timely nur nutzen möchte, um an den Webstuhl zu kommen, ergibt sich da nicht viel. Was aber auch in Ordnung ist, da die beiden in den vorherigen Folgen genügend Rampenlicht erhalten haben.

1893 ist eine dramatische Folge, die aber auch jede Menge Humor besitzt. Allein schon die Verfolgungsjagd, in der Victor Timely vor seinen Gläubigern flieht und dabei die Weltausstellung zu seinem Vorteil nutzt, ist grandios inszeniert worden. Genauso wie Lokis Reaktionen auf die Menschen, die ihm auf die Nerven gehen.

Die Episode endet interessant. Doch auch, wenn es scheinbar einen eindeutigen Gewinner in der Jagd nach Victor Timely gibt, hat man nicht das Gefühl, dass das ein glorreicher Sieg ist. Im Gegenteil: Vor allem die Tatsache, dass Sylvie Renslayer und Miss Minutes in die Zitadelle der Zeit schickt, wo der verwesende Körper desjenigen, der zurückbleibt, zu sehen ist, bietet noch viel Handlungspotential. Und wenn die KI andeutet, dass sie etwas über die wahre Herkunft ihrer „Partnerin“ weiß, lässt dies nichts Gutes erahnen.

1893 ist die erste Loki-Episode, die mir persönlich rundum gefallen hat.

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Götz Piesbergen
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