Nachdem der Vorgängerband Einstein fast alle Erzählstränge der bisherigen Olympus Mons-Reihe einem sinnvollen Ende zugeführt hat und außerdem eine geheimnisvolle Krankheit als neues Element hinzugetreten ist, stellt sich die Frage, wie Autor Christophe Bec die Geschichte nun in den letzten drei Bänden ausklingen lassen wird. Den Anfang der abschließenden Trilogie stellt Band 7 dar, der den Titel Mission Farout trägt.

Olympus Mons Bd 7 - Mission Farout
Cover © Splitter Verlag

Ein naturgeschichtlicher Rückblick

Die ersten vier Seiten zeigen Ausschnitte aus der frühen Entwicklungsgeschichte der Erde, die schließlich mit dem Entstehen des Lebens auf dem blauen Planeten enden. Auch wenn sich zunächst kein konkreter Zusammenhang zur Handlung der Erzählung erkennen lässt, erzeugen die von Stefano Raffaele gezeichneten Bilder eine stimmungsvolle Atmosphäre, die sofort Lust auf das weitere Geschehen macht.

Aaron Goodwin und Jelena Schewtschenko

Nach diesem Rückblick in die Erdgeschichte treffen wir auf unseren alten Bekannten Aaron Goodwin, der sich für das sogenannte Sheppard-Programm angemeldet hat. Im Rahmen dieses Programms erfolgt ein Eingriff, der dazu führt, dass die Teilnehmer*innen ihr Gedächtnis verlieren. Aaron Goodwin ist nur zu gerne dazu bereit, diesen Preis zu zahlen, da er hofft, sich durch die „Neuformatierung“ seines Gehirns von seiner Sehergabe befreien zu können, die ihm viel persönliches Unglück beschert hat.

Hier scheint sich nun ein erster Bezug zum Anfang der Erzählung zu ergeben, da das dafür nötige Serum als „Ursuppe“ bezeichnet wird, was an das vorherige Bild zur Entstehung des Lebens auf der Erde erinnert. Offen bleibt, weshalb Menschen bereit sind, sich ihr Gedächtnis löschen zu lassen. Da in diesem Kontext wiederholt glückliche alte Menschen gezeigt werden, könnte der Eingriff mit der Lebenserwartung zusammenhängen.

Vor seinem Eingriff hat sich Aaron mit der Kosmonautin Jelena Schewtschenko getroffen, die ihm davon berichtet, dass der Android Einstein ihr während des gemeinsamen Rückflugs vom Mars von einem vereisten Zwergplaneten namens Farout erzählt hat, auf dem sich etwas befinden soll, das die Menschheit angeblich von sämtlichen Übeln befreien könne. Dieses Allheilmittel sei vor etwa 4,5 Milliarden Jahren von Einsteins Schöpfern auf Farout hinterlegt worden, also zu der Zeit, die uns dieser Band auf den ersten Seiten in Bezug auf die Entstehung des Lebens präsentiert hat.

Sollten die Raumfahrtbehörden eine Reise nach Farout beschließen, möchte Jelena trotz allem, was sie auf dem Mars erlebt hat, unbedingt an einer möglichen Expedition teilnehmen. Technisch ist der Menschheit eine solche Reise jedenfalls nun möglich, da Einstein sein fortschrittliches außerirdisches Wissen über die Raumfahrt mit den Menschen geteilt hat.

Einer der Entdecker des Planeten Fallout hieß übrigens Scott Sheppard, sodass ein Zusammenhang zum Sheppard-Programm bestehen könnte.

Mission Farout

Im Jahr 2030 ist es dann tatsächlich so weit. Im Rahmen einer intensiven Ausbildung setzen sich Jelena Schewtschenko und sechs weitere Frauen aus verschiedenen Ländern gegen sämtliche anderen Kandidat*innen durch und starten in Richtung Farout. Da sie mit einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit reisen, erreichen sie den Zwergplaneten bereits nach 60 Stunden. Ohne die Hilfe Einsteins hätte die Menschheit 44 Jahre für diese Expedition benötigt. Unterwegs ergibt sich allerdings eine Überraschung, als ein außerirdisches Schiff mit 99%iger Lichtgeschwindigkeit am menschlichen Raumschiff vorbeigeschossen kommt.

Jedenfalls begeben sich vier der sieben Frauen auf den Zwergplaneten. Nachdem Jelena Schewtschenko bereits der erste Mensch gewesen ist, der mit dem Mars einen anderen Planeten als die Erde betreten hat, wird nun einer chinesischen Raumfahrerin die Ehre zuteil, als Erste einen menschlichen Fuß auf diesen fremden Planeten zu setzen.

Als die Raumfahrerinnen eine Bohrung in die Wege leiten, stellen sie überrascht fest, dass das Eis des Zwergplaneten wohl künstlich ist und sich darunter etwas ganz anderes zu verbergen scheint.

Aaron Goodwin auf dem Berg Ararat

In Zwischensequenzen sehen wir Aaron Goodwin den Berg Ararat ersteigen, wobei er immer wieder von Visionen gequält wird. So sieht er eine außerirdische Invasion, die die Menschheit vernichtet, sowie Untote aus unterschiedlichen Jahrhunderten, die ihn vor den tödlichen Strahlen des Raumschiffs auf dem Ararat warnen, das wir bereits aus den vorherigen Bänden kennen.

Da Goodwin hier sowohl über seine Gabe als auch über sein Gedächtnis verfügt, liegt der Verdacht nahe, dass wir Ereignisse sehen, die vor seinem Besuch beim Sheppard-Programm stattgefunden haben. Bestätigt wird diese Vermutung optisch dadurch, dass sein Haar auf dem Ararat wesentlich weniger grau ist als beim Eingriff, der sein Gedächtnis löschen soll.

Als Aaron und sein Reiseführer das Raumschiff auf dem Ararat gefunden haben, sehen sie eine sonderbare Gestalt auf sich zukommen. Es handelt sich um Jelena Schewtschenko in ihrem Raumanzug. Doch ist aus Jelena eine uralte Frau geworden. Schließlich berichtet sie Aaron Goodwin, dass die Reise zum Planeten Farout ein gewaltiger Fehler gewesen sei, der die Menschheit verdammt habe.

Zu Beginn dieses Bandes möchte Aaron Jelena etwas Wichtiges zeigen, das uns Leser*innen jedoch vorenthalten wird. Es könnte sein, dass dies damit zusammenhängt, dass er Jelena als alte Frau auf dem Ararat gesehen hat.

Weitere Mysterien

Hinzu kommt, dass der vorliegende siebte Band der Reihe wiederholt Sequenzen zeigt, bei denen Jelena zu träumen scheint. Zunächst sieht sie sich auf einem anderen Planeten mit Angehörigen der außerirdischen Rasse konfrontiert, die sich im Krieg mit Einstein und den Androiden seiner Art befinden. Die Begegnung endet für sie tödlich.

In einer anderen Sequenz sehen wir Jelena bei einer Liebesnacht mit Einstein. Hier bleibt offen, ob es sich um einen reinen Traum oder um eine Erinnerung handelt.

Schließlich endet der Band mit einer Szene, die keinem Traum entsprungen ist, sondern sich wirklich auf der Rückreise vom Mars zur Erde zugetragen hat. Im Rahmen eines Gesprächs zwischen Jelena und Einstein spricht die Kosmonautin den Gedanken aus, ob der Android ihr womöglich nur etwas vormache. Könnte es sich um natürliche Intelligenz handeln, die nur zur Tarnung im Körper eines Androiden in Erscheinung tritt?

Mein Eindruck von Band 7: Mission Farout

Auch wenn uns mit Aaron Goodwin und Jelena Schewtschenko zwei alte Bekannte im Comic begegnen, handelt es sich nun grundsätzlich um einen neuen Erzählstrang. War es bisher das Ziel der Erzählung, die Zerstörung der Erde zu verhindern und Jelena vom Mars zu retten, geht es nun darum, auf dem Zwergplaneten Farout ein Mittel gegen sämtliche Übel zu finden.

Dies hört sich natürlich bei Weitem zu schön an, um wahr zu sein. Hinzu kommt, dass die uralte Jelena Aaron Goodwin vom schrecklichen Ausgang der Mission berichtet, während die junge Jelena bei den Leser*innen Zweifel an den Beweggründen Einsteins sät, der bisher immer als Freund und Helfer in Erscheinung getreten ist.

Durch die Traumsequenzen, die Visionen sowie die nicht ausdrücklich als solche festgehaltenen zeitlichen Rückblicke entsteht in Kombination mit den großartigen Bildern von der Expedition nach Farout teilweise der Eindruck eines farbenprächtigen Fiebertraums. Dabei verliert die Erzählung jedoch nie vollends den festen Boden unter ihren Füßen.

Fazit

Die Story ist ein wenig verwirrend, aber dennoch – oder vielleicht auch deswegen – durchaus gelungen. Den Leser*innen präsentieren sich in Mission Farout einerseits neue Rätsel, andererseits zieht die Erzählung gekonnt die bisherige Perspektive in Zweifel. So warten wir gespannt auf Band 8, der den Titel Das Sheppard-Syndrom trägt und hoffentlich viele unserer Fragen beantworten wird.

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Michael Kleu

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