Am 02.September 2021 kommt mit Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings der nächste Eintrag für Phase IV des MCU.
Shang-Chi (Simu Liu) ist der Sohn eines machthungrigen, skrupellosen Tyrannen, der mit seiner Armee mehr oder weniger an vielen großen Ereignissen beteiligt war. Wenwu (Tony Chiu-Wai Leung) ist im Besitz der zehn Ringe, die ihm neben ewigem Leben auch unglaubliche Fähigkeiten und Kräfte verleihen. Seine Armee nennt er nach diesen Artefakten simpel Ten Rings.
Das ist ungefähr das, was wir in den ersten zehn Minuten des Filmes erfahren und mehr “Spoiler” gibt es hier nicht, außer Dinge, die schon aus dem Trailer bekannt sind.
Jackie Chan lässt grüßen
Mit der Überschrift werden sich manche nun sicher ein wenig veräppelt vorkommen, aber die beiden besten Kämpfe haben deutliche Anleihen an den Meister aus Hongkong. Seine Kampfkunst zeigt Shang-Chi zum ersten Mal in einem fahrenden Bus, sehr zur Freude von YouTube und dem Erstaunen seiner besten Freundin Katy (Awkwafina).
Später gilt es, aus einem Hochhaus in China zu fliehen, doch der Aufzug ist bereits weg. Also nimmt man den Umweg über ein Gerüst, welches am Gebäude steht. Das finden aber auch die Handlanger die hinter ihm her sind, also kommt es dort zu einer Auseinandersetzung. Beide Szenen könnten so in einem Jackie-Chan-Film vorkommen und teilweise sind sie es auch. Da diese Szenen aber sehr dosiert eingesetzt werden, ist es eher als Hommage anzusehen. Und es passt auch irgendwie perfekt ins MCU, denn dort gibt es ja auch immer ein wenig Komik.
Diese mag für den einen oder anderen vielleicht ein wenig kurz kommen, aber viel Humor wäre in diesem Fall einfach deplatziert gewesen. Wir haben es hier – Martial Arts, Artefakte, Drachen, Unsterblichkeit und Assassinen zum Trotz mit einem handfesten Familiendrama zu tun. Die Mutter von Shang-Chi und seiner Schwester (Meng’er Zhang) ist vor Jahren gestorben, was die Familie am Ende zerstörte. So wird Wenwu anfällig für ein besonderes Übel, welches ihm einredet, die Mutter irgendwie retten zu können. Dafür würde er auch ihr Dorf zerstören, in dem die Tante Ying Nan (Michelle Yeoh) der Geschwister lebt. Von ihr erfahren die Beiden alles über ihre Herkunft.
Es kommt, wie es kommen muss: Der Vater kämpft gegen den Sohn. So haben wir das schon etliche Male gesehen und werden es auch immer wieder sehen. Und trotzdem liegt die Besonderheit genau hier. Wenwu ist nicht einfach nur ein Tyrann. Er hat Ecken und Kanten, eine gute Seite und ist seit dem Tod seiner Frau Jiang Li (Fala Chen), die mit ihrer Liebe ihn sogar seine Ringe hat ablegen lassen, verbittert und besessen. Seine Motive sind, zumindest in seiner zweiten Lebenshälfte, nachvollziehbar. Bei anderen Bösewichten im MCU fehlt oft diese Art der Charakterisierung, die meisten bleiben recht eindimensional, es geht entweder um mehr Macht oder um Rache. Dafür muss man aber nicht nur den Drehbuchautoren Dave Callaham, Andrew Lanham und Destin Daniel Cretton, der auch Regie führte, danken, sondern ganz besonders dem Darsteller von Wenwu, Tony Chiu-Wai Leung. Er schafft es, dem Charakter Glaubhaftigkeit in seinen Motiven einzuhauchen und den Schmerz seines großen Verlustes buchstäblich ins Gesicht zu schreiben. Die Schauspiellegende aus Hongkong ist die absolut beste Besetzung dafür und hebt Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings nochmal einen Punkt höher.
Auch die Nebencharaktere dürfen glänzen
Wir kennen die Besetzung ja schon länger, deswegen muss ich nicht weiter darauf eingehen, dass Ben Kingsley seine Rolle als Trevor Slattery aus Iron Man 3 wieder aufnimmt, Wong (Benedict Wong) ein paar Szenen hat und sogar Tim Roth als Abomination dabei ist, welcher aber eher ein Cameo ist. Slattery wird zu einem wichtigen Teil der Handlung und entgegen ersten Befürchtungen, sein doch etwas schrulliger Charakter würde zu viel Slapstick in den Film bringen, gibt es nicht eine Szene, die drüber war. Der Würzburger Florian Munteanu darf in seinem zweiten großen Film nach Creed 2 den obersten Handlanger des Antagonisten mimen. Und das recht überzeugend, was auch an seiner Statur liegt. Man nimmt ihn den Schlägertypen einfach ab und in den Kampfszenen kann er seinen Mann stehen.
Einziges Manko ist die gefühlte Teilung des Streifens in den ersten Teil, der mit den besseren Kampfszenen und Charaktermomenten zwischen Shang-Chi und Katy aufwarten kann und dem zweiten Teil, bei dem es hauptsächlich um Fantasy geht und die fabelhafte Welt. Gerade im Kampf der Fabelwesen wäre mehr Farbe gut gewesen, so wirkt es hier doch recht trist.
Fazit zu Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
Ich bin ganz ehrlich, ich hab weit weniger erwartet, als ich geboten bekommen habe. Kann daran liegen, dass ich keinen Bezug zu den Comics habe, denn diese sind hierzulande kaum erschienen. Der Film setzt den ruhigeren Start in die Phase IV fort, der mit Black Widow begann, auch wenn hier mal wieder die Welt in Gefahr ist. Im Vordergrund steht das Drama um die Familie – tolle Schauspieler und ein eher untypischer Verlauf für die Handlung machen diesen Eintrag ins MCU zu einem tollen Event und die Midcreditscene deutet schon an, in welche Richtung es eventuell weiter gehen könnte. Zugegeben, man muss Martial-Arts-Filme mögen, oder zumindest nicht komplett ablehnen, um hier voll auf seine Kosten zu kommen, denn genau dort liegen die Stärken der Action. Von mir gibt es 7,5/10.
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