Die Klingonen haben ein Problem und Kanzler Gorkon möchte Frieden mit der Föderation.

Star Trek VI – The Undiscovered Country
USA 1991
Regie: Nicolas Meyer
Produzenten: Ralph Winter & Steven-Charles Jaffe
Story: Leonard Nimoy, Lawrence Konner & Mark Rosenthal
Buch: Nicolas Meyer & Denny Martin Flinn
Gaststars: Christopher Plummer, David Warner, Kim Catrall, Brock Peters, Iman, Michael Dorn

Inhalt

Als der klingonische Mond Praxis explodiert, gerät das Reich in eine schwere Energiekrise, was den Führer des Hohen Rates, Kanzler Gorkon, dazu bewegt, eine Initiative zur Aussöhnung mit der Föderation zu starten. Auf der Enterprise findet eine erste Zusammenkunft mit dem Kanzler, seinem Adjutanten, General Chang, und der Enterprise-Crew als Vertreter der Föderation statt. Captain Kirk ist noch immer nicht über die Ermordung seines Sohnes David durch die Klingonen hinweg gekommen und traut ihnen daher überhaupt nicht. Als Kanzler Gorkon unmittelbar nach seiner Rückkehr von der Enterprise ermordet wird, fällt der Verdacht auf Kirk und Dr. McCoy. Bei ihren Bemühungen, ihre Unschuld zu beweisen, stoßen ihre Kameraden auf eine Verschwörung, die sowohl die Klingonen als auch die Föderation mit einschließt …

Rezension von Star Trek VI – Das unentdeckte Land

Nach dem Misserfolg von Star Trek V – Am Rande des Universums war es ein kleines Wunder, dass dieser Film überhaupt noch zustande kam. Zu verdanken war dies der Chefetage von Paramount, wo man der Meinung war, dass die Crew anlässlich des bevorstehenden 25-jährigen Jubiläums des Franchises einen würdigen Abschied verdient hatte.

Nachdem sich der fünfte Film zu sehr in ein esoterisches Weltraumabenteuer verrannt hatte, in dem die Charaktere teilweise nur noch Schatten ihrer selbst waren, entschied man sich nun dafür, eine wesentlich bodenständigere Geschichte zu erzählen. Der sechste Film sollte Begebenheiten unserer realen Welt in Form einer Analogie widerspiegeln und dadurch eine stärkere inhaltliche Relevanz besitzen.

Anfang der Neunziger Jahre näherte sich die Kalte Krieg seinem Ende und die beiden verfeindeten Supermächte begannen, sich einander anzunähern. Diese Friedenspolitik, die von dem damaligen sowjetischen Staatschef Gorbatschow entscheidend vorangetrieben wurde, gipfelte schließlich im Fall des Eisernen Vorhanges. Doch was, so fragten sich der mit der Entwicklung der Story beauftragte Leonard Nimoy und sein Co-Autor Denny Martin Flynn, wäre gewesen, wenn jemand Gorbatschow ermordet und den Friedensschluss zwischen den USA und der Sowjetunion torpediert hätte?

Was Star Trek wirklich ist

Da die Klingonen ja schon immer als Spiegelbild der Russen angelegt waren, lag es auf der Hand, die historischen Ereignisse der damaligen Zeit als Basis der Handlung von Star Trek VI aufzugreifen. Die Idee, dass die Klingonen versuchen würden, Frieden mit der Föderation zu schließen, und diese Bemühungen von Hardlinern auf beiden Seiten zunichte gemacht zu werden drohte, bildete den idealen Ausgangspunkt für die Geschichte des letzten Kinofilms mit der Originalcrew der Enterprise. Die Tatsache, dass Kirk selbst als ein solcher Hardliner dargestellt wird, bedeutete eine spannende charakterliche Weiterentwicklung dieser Figur. Kirk muss sich hier eingestehen, ein Gefangener seiner eigenen Vorurteile gegenüber den Klingonen zu sein, und dass es Männern wie ihm am schwersten fallen würde, sich den neuen Realitäten anzupassen. Ironischerweise ist es ausgerechnet der klingonische Kanzler Gorkon, der ihn auf diesen Umstand aufmerksam macht.

Paramount machte William Shatner für das künstlerische Desaster des fünften Films verantwortlich, weswegen man davon absah, ihm die Regie des neuen Streifens anzuvertrauen, obwohl ihm das Recht dazu vertraglich zugesichert worden war. Man einigte sich jedoch darauf, dass es insgesamt das Beste wäre, jemanden auf den Regiestuhl zu setzen, der bereits Erfahrung darin hatte, Star Trek frischen Wind einzuhauchen, nämlich Nicolas Meyer. Dieser hatte nach dem misslungenen ersten Kinoausflug der Crew mit seinem Star Trek II – Der Zorn des Khan dafür gesorgt, dass das Franchise doch noch eine Zukunft hatte, indem er dessen Potential in seinem Film glänzend ausnutzte. Nun wurde er mit der Aufgabe betraut, die Fehler von Am Rande des Universums nicht zu wiederholen und eine Arbeit abzuliefern, die die Stärken des Star Trek-Universums wieder zum Vorschein bringen würde.

Meyer erkannte zu Recht, dass Star Trek immer dann am Nesten war, wenn es nicht zu sehr auf die Science-Fiction-Karte setzte, sondern stattdessen Ereignisse und Probleme der Wirklichkeit in seine fiktive Zukunft projizierte. Dadurch konnte die Serie ihr zumeist junges Publikum für eben jene Themen sensibilisieren. Eben das wollte er auch mit dem neuen Film erreichen. Die Idee; die politischen Umwälzungen der beginnenden Neunziger Jahre in dem Drehbuch zu verarbeiten; kam zwar von Nimoy und Flynn, aber es war ein Glücksfall, dass sie mit Meyer einen Regisseur hatten, bei dem sie mit diesem Einfall auf offene Ohren stießen. So wurde Das unentdeckte Land also ein handfester Politthriller mit Sci-Fi-Elementen und ohne übertriebenes Effektbrimborium.

Große Stars und klasse Dialoge

Das von Meyer und Flinn verfasste Drehbuch gehört zum Besten, was die Kinoreihe zu bieten hat. Der vom britischen Edelmimen Plummer genial verkörperte General Chang liefert sich packende Wortduelle mit Captain Kirk, die mit nicht wenigen Shakespeare-Zitaten gespickt sind. Das unentdeckte Land reiht sich somit in die lange Liste von Star Trek-Geschichten ein, die direkt oder indirekt Bezug auf das Werk des englischen Dichtergiganten nehmen. Auch der Titel stammt aus einem seiner bekanntesten Dramen, nämlich aus Hamlet, allerdings wurde er hier falsch interpretiert. Am Schluss behauptet Kirk, dass mit dem unentdeckten Land die Zukunft gemeint ist, in Shakespeares Originaltext ist diese Bezeichnung aber eine Metapher für den Tod.

Nichtsdestotrotz besitzen die Dialoge einen gewissen literarischen Wert und regen den Zuschauer zum Nachdenken über seine eigenen Vorurteile an. Dies gilt selbstverständlich auch für die Charaktere, die hier so facettenreich agieren wie seit Der Zorn des Khan nicht mehr. Obwohl natürlich wie immer Kirk, Spock und McCoy im Mittelpunkt stehen, haben auch die anderen ihre kleinen Szenen, mit denen sie zur Handlung beitragen, ganz ähnlich wie zuvor in Zurück in die Gegenwart. Sulu erhält sogar das Kommando über sein eigenes Schiff, die Excelsior.

Auch ist die Grundstimmung hier sehr viel ernsthafter als in den beiden Vorgängerfilmen, aber den ein oder anderen witzig gemeinten Exkurs konnten sich die Macher doch nicht verkneifen. Leider führt dies zu einer der lächerlichsten Szenen des ganzes Films, wenn nicht gar des gesamten Franchises. Jene Szene, in der Uhura, Chekov und die anderen Wörterbücher zur Hand nehmen, um mit einem klingonischen Wachposten kommunizieren zu können, sollte wohl komisch sein, wirkt aber wegen ihrer Unglaubwürdigkeit reichlich albern und daneben. Schließlich ist es doch nur schwer zu verstehen, dass es im 23. Jahrhundert nicht möglich sein soll, ein Funkgespräch mit Hilfe des Computers einfach ins Klingonische zu übersetzen.

Glücklicherweise sind dies nur Kleinigkeiten, denn im Großen und Ganzen ist Star Trek VI ein glänzender Film geworden, an dem es nicht wirklich etwas Wichtiges auszusetzen gäbe. Dazu tragen auch die Leistungen der Gaststars bei. Neben dem bereits erwähnten Plummer, der General Chang als diabolisch-intelligenten Bösewicht darstellt, der eines Shakespeare -churken würdig wäre, ist da natürlich auch Kim Catrall zu nennen. Der spätere Sex and the City-Star spielt hier die Vulkanierin Valeris, welche sich später als Verräterin an der Föderation entpuppt. Von der Charakterisierung her erinnert sie recht stark an Lt. Saavik aus Der Zorn des Khan und Auf der Suche nach Mister Spock. Dies ist kein Zufall, war doch ursprünglich tatsächlich geplant, diese Figur hier wieder auftreten zu lassen. Allerdings hatte Kristie Alley keine Lust, sich wieder die Spitzohren anzulegen. Doch auch Catrall gefiel der Gedanke nicht besonders, eine Rolle zu spielen, welche zuvor bereits von zwei anderen Schauspielerinnen verkörpert worden war. So erschuf man also mit Valeris einen gänzlich neuen Charakter, der sich zum Glück recht gut in die Handlung einfügte. Ein besonderer Coup gelang auch mit dem Engagement des britischen Models Iman als Formwandlerin Martia. Die damalige Ehefrau von David Bowie gab der Rolle eine stark exotische Aura.

Ein Ende und ein neuer Anfang

Visuell hob sich Star Trek VI ebenfalls positiv von seinem Vorgänger ab. Die Effekte des fünften Films wurden teils heftig kritisiert, weswegen man sie hier wieder in die bewährten Hände von ILM legte, jener Firma, die auch für die Trickaufnahmen in den Filmen zwei bis vier verantwortlich zeichnete. Bemerkenswert ist dabei der Einsatz von Computeranimationen für das in der Schwerelosigkeit herumwabernde klingonische Blut, sowie der Morphingeffekte der Formwandlerin Martia. Beide Techniken wurden zuerst für den Schwarzenegger-Hit Terminator 2 erfunden und wurden hier erstmals in Star Trek verwendet. Auch die Raumschiffschlacht am Ende trägt unverkennbar die Handschrift von ILM, die ja bekanntlich auch die Effekte der Star Wars-Trilogien kreierte.

Die Musik des damals unbekannten Komponisten Cliff Eidelman enthält einige für Star Trek eher untypische, martialische Töne, die aber treffend zur teils recht düsteren Stimmung des Streifens passen.

Durch die Verwendung einiger Kulissen von The Next Generation stellt sich außerdem ein gewisser Wiedererkennungseffekt ein, der stark zur Geschlossenheit des Star Trek-Universums beiträgt.

So ist Das unentdeckte Land eine in ihren besten Momenten fast nostalgische Staffelübergabe an die Crew der Nachfolgeserie und eine mehr als gelungene Abschiedsvorstellung der Originalbesatzung, die sich hiermit in den wohlverdienten Ruhestand begibt. Regisseur Meyer beweist, dass er ein echtes Gespür dafür besitzt, was Star Trek seinen Fans bedeutet. Er weiß, dass ihnen Kirk, Spock, McCoy und Co. im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen sind und dass viele Fans der ersten Stunde das letzte Abenteuer der Crew mit einem gewissen Wehmut oder sogar einem Gefühl des Verlustes betrachten.

Das unentdeckte Land ist ein perfekter Schlussakkord für eine Serie, die Fernsehgeschichte geschrieben und das Leben ihrer treuen Fans stark beeinflusst hat. Man hat beim Betrachten des Films das Gefühl, dass sich hier ein Kreis schließt, da in ihm die Fundamente für die Zukunft des Franchises gelegt werden. Daher ist Star Trek VI wohl als bester Film der Originalcrew zu betrachten, der auch nach über dreißig Jahren nichts von seiner Aktualität verloren hat und somit beweist, was Star Trek insgesamt einzigartig macht und auf immer machen wird …

Sven Wedekin

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