Mit Unter den Schwingen des Raubvogels I fängt Der Romulanische Krieg in Star Trek – Enterprise an.

Das Schließen einer narrativen Lücke

Im Jahr 2155 bricht Krieg zwischen der Koalition der Vereinigten Planeten und dem Romulanischen Imperium aus. Ein Konflikt, der für dieses Sternenbündnis alles andere als gut verläuft, da sich die Vulkanier auf Grund ihrer neuen, pazifistischen Weltanschauung mit militärischer Unterstützung zurückhalten. Es ist eine brutal geführte Auseinandersetzung, bei der die Verluste an Leben in die Millionen gehen.

Das einzige Glück, das die Koalition bislang hat, ist, dass die Romulaner zusätzlich noch mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt sind. So werden in dem Sternenimperium Intrigen gesponnen und ein weiterer Krieg begonnen. Doch am Ende ist dies nur ein schwacher Trost in einem ansonsten heftigen Konflikt.

Mit Unter den Schwingen des Raubvogels I beginnt endlich der Romulanische Krieg. Die Auseinandersetzung zwischen der Koalition der Planeten sowie dem Romulanischen Imperium wurde in den letzten Romanen langsam aufgebaut. Und dass da ein Krieg kommen musste, wusste man bereits aus der TOS-Ära. In der Folge Spock unter Verdacht wurde der Konflikt erwähnt. Interessant war die Information, dass das Aussehen der Romulaner damals unbekannt war. Umso gespannter darf man deshalb jetzt darauf sein, wie dies alles in den kommenden Romanen umgesetzt wird, da damit eine weitere narrative Lücke der Enterprise-Ära geschlossen wird.

Eine Zerreißprobe

Autor Michael A. Martin ist dieses Mal alleine unterwegs. Er selbst baut in dieser Story auf den Ereignissen der beiden Romane Was Menschen Gutes Tun sowie Kobayashi Maru auf, die er damals noch seinem Schreibpartner Andy Mangels geschrieben hat. Und das merkt man diesem Buch an. Die Erzählung passt perfekt zu den vorherigen Geschichten und knüpft derweil an viele Handlungselemente dieser Stories an.

So konnte man in diesen Erzählungen die Entwicklung des Telepräsenzsystems beobachten, der Hauptwaffe der Romulaner. Eine Waffe, deren Schrecken man im Laufe von Unter den Schwingen des Raubvogels I viel zu oft im Einsatz erlebt. Michael A. Martin gelingt es hier perfekt, den Leser mitzureißen und mitleiden zu lassen, wenn man sieht, wie ein ums andere Mal eigentlich freundliche Raumschiffe übernommen und zu einem Tötungsinstrument verwandelt werden.

Die Story behandelt aber auch die Zerreißprobe, der die Koalition unterzogen wird. Dabei zeigt sich, dass das Bündnis dieser vielen verschiedenen Völker vielleicht nicht so stabil ist, wie es sich Jonathan Archer wünschen würde. Von Beginn an machen die Vulkanier klar, dass sie lieber ihrer Philosophie des Friedens folgen wollen, anstatt militärisch mitzuwirken. Stattdessen liefern sie „nur“ ein Netz, mit dem sich bestimmte Warpsignaturen frühzeitig feststellen lassen.

Jede Menge Druck

Das Besondere ist, dass es Michael A. Martin perfekt gelingt, die Gründe und die Motivation hinter der Aktion der Vulkanier darzulegen. Man kann verstehen, wieso sie, nach Jahren der Aggression sich wieder auf die wahre, pazifistische Lehre des Suraks zu besinnen. Nur, ob dies angesichts der Ereignisse die richtige Entscheidung ist, darf bezweifelt werden.

Gleichzeitig steht die Erde auch unter einem Druck. Durch die Perspektive der Journalistin Gannett Brooks erlebt man, wie die Zivilbevölkerung den Konflikt sieht. Da es ihr an dem Wissen fehlt, das man als Leser hat, sieht es für sie so aus, als ob die Sternenflotte durch Abwesenheit glänzt und nichts tut, um die Kolonien zu beschützen. Dies entspricht natürlich nicht der Wahrheit.

Im Laufe von Unter den Schwingen des Raubvogels I kommt die Stammbesatzung der Enterprise selbstverständlich nicht zu kurz. Es gibt viele kleinere und größere Momente, in denen Michael A. Martin die Perspektive der jeweiligen Crewmitglieder einnimmt. Man erlebt Travis Mayweathers Frustration über die Entscheidung seines Captains, der Kobayashi Maru nicht zur Hilfe zu eilen. Ebenso, wie auch der Blickwinkel von Trip Tucker wiederholt eingenommen wird, der als unfreiwilliger Geheimagent seinen Teil zum Ablauf des Kriegs leistet.

Unter den Schwingen des Raubvogels I ist ein fantastischer und spannender Roman. Der allerdings einen Schönheitsfehler hat. Aus irgendeinem Grunde hat sich Cross Cult dazu entschlossen, die US-Vorlage auf zwei Bücher aufzuteilen. Das heißt, dass der Band auf einem Cliffhanger endet, der nicht Teil des Originals ist. Diese unnötige Praxis ärgert einen schon bei den Honor Harrington-Romanen aus dem Lübbe-Verlag. Sie jetzt hier bei Cross Cult zu sehen ist enttäuschend, auch wenn die Auswirkung auf die Gesamtwertung eher gering ausfällt.

Bewertung 14/15

Star Trek - Enterprise 4 Der Romulanische Krieg Unter den Schwingen des Raubvogels I
Cover © Cross Cult

Autor: Michael A. Martin
Titel: Star Trek – Enterprise 04: Der Romulanische Krieg – Unter den Schwingen des Raubvogels I
Originaltitel: Star Trek – Enterprise: The Romulan War – Beneath the Raptor’s Wing
Übersetzer: Bernd Perplies
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 08/2014
Einband: Taschenbuch
Seiten: 380
ISBN: 978-3-86425-300-3
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