Mit »Was Menschen Gutes tun« fängt die »Star Trek – Enterprise«-Romanreihe endlich richtig an.

Star Trek Enterprise 2 Was Menschen Gutes tun
Cover © Cross Cult

Ungenutztes Potenzial

Meine persönliche Meinung von »Star Trek – Enterprise« ist, dass die Reihe ausgerechnet dann gecancellt wurde, als sie anfing, ihr wahres Potential wahrzunehmen. Und leider war die finale Folge, wie allgemein bekannt, ein Riesenschlag ins Gesicht aller Fans der Serie. Aber man hat ja immer noch die Romane, die, wie es mittlerweile Tradition ist, die Ereignisse der Reihe auch nach deren Beendigung weiter erzählen.

Nur, dass der Auftakt hierzulande nicht besonders gelungen war. Das höchste Maß an Hingabe hatte jede Menge Probleme und war am Ende eine Riesenenttäuschung. Das jetzt »Was Menschen Gutes tun« erneut von Michael A. Martin und Andy Mangels geschrieben wird, die bereits den kritisierten Vorgänger verfassten, lässt zunächst nichts Gutes erahnen.

Die Geschichte findet nach den Ereignissen von »Dämonen« und »Terra Prime« statt. Die Koalition der Planeten erholt sich von den Anschlägen der terroristischen und xenophoben Organisation Terra Prime. Und derweil ein Großteil der Stammcrew der »Enterprise« auf neue Befehle wartet, begraben Trip Tucker und T‘Pol auf Vulkan ihre geklonte Tochter. Zusammen trauern sie über das verlorene Kind, das ihres war und doch nicht war.

Ein Unterschied wie Tag und Nacht

Allerdings meldet sich Trip danach freiwillig für eine Mission für Sektion 31. Er täuscht seinen Tod vor und schleust sich undercover in das romulanische Imperium ein, um dort das Experiment eines Wissenschaftlers zu beenden, der an einem Warp 7-Antrieb arbeitet. Es könnte eine geheime Operation ohne Wiederkehr sein.

Derweil wendet sich der Andorianer Shran, Archers alter Feind/Freund, mit einer Bitte an den Captain. Jener möge ihm dabei helfen, entführte Aenar, das pazifistische Schwestervolk der Andorianer, zu suchen. Sie wurden wohl von Orionern gekidnappt. Was Shran nicht sagt: Unter den Entführten befindet sich auch die Frau, in die er verliebt ist.

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Derweil »Das höchste Maß an Hingabe« eine platte Story war, die das generelle Geschehen nicht weiterbrachte, ist »Was Menschen Gutes tun« ein sehr gutes Buch. Dies hätte der erste Roman sein sollen und nicht der andere!

Eine vollkommen neue Bedeutung

Beide Autoren greifen in ihrer Geschichte diverse Plots auf, die in der TV-Serie angefangen wurden, bzw. interpretieren gewisse Ereignisse komplett neu. Der Tod von Trip Tucker aus der finalen Episode der Serie, der damals sinnlos wirkte, erhält dieses Mal eine völlig neue Bedeutung, als der Anfang einer Undercover-Mission! Es sind solche Einfälle, die dafür sorgen, dass einem »Was Menschen Gutes tun« so gefällt!

Man kann sich darüber streiten, wie die Enthüllung der Verwandtschaft zwischen Vulkaniern und Romulanern sich mit dem allgemein gültigen Kanon vereinbaren lässt. Doch muss man sagen, dass es beiden Autoren gelungen ist, eine Erklärung zu präsentieren, die verhindert, dass ein offensichtlicher Bruch mit der Kontinuität entsteht. Es hakt zwar bei der Erläuterung, aber sie ist wenigstens halbwegs einleuchtend.

Und die Erlebnisse von Trip undercover bei den Romulanern sind spannend geschrieben. Wiederholt lassen sich Andy Mangels und Michael A. Martin einen neuen Dreh einfallen, etwas, mit dem man so zuvor nicht gerechnet hat. Dazu zählt zum Beispiel, mit welchen Persönlichkeiten es der ehemalige Sternenflottenoffizier auf der Gegenseite zu tun hat.

Eine Rahmenhandlung mit Augenzwinkern

Auch das Wiedersehen mit Shran ist gut gelungen. Er und Archer empfinden zwar gegenseitigen Respekt voreinander. Doch oft genug reiben sich diese beiden Persönlichkeiten aneinander, weil sie von ihrer Mentalität her so grundverschieden sind. Der Captain der »Enterprise« ist ein Idealist, derweil Shran vor allem ein Krieger ist, der bereit ist, notfalls harte Entscheidungen zu treffen. Was insofern ironisch ist, als dass er ja im Prinzip seinen Frieden und seine Liebe bei den pazifistischen Aenar fand.

Eingebettet ist die Handlung in eine Rahmenhandlung. Erzählt wird, wie im frühen 25. Jahrhundert Nog seinen Freund Jake Sisko besucht und beide mehrere Dokumente untersuchen, die von den Ereignissen damals erzählen. Dabei werden, mit einem gewissen Augenzwinkern, Widersprüche zur etablierten Kontinuität angesprochen.

Und damit ist »Was Menschen Gutes tun« ein gelungener Roman, der Lust macht auf mehr. So muss eine »Enterprise«-Romanreihe aussehen und nicht anders!

Bewertung 15/15

Autor: Michael A. Martin, Andy Mangels
Titel: Star Trek – Enterprise 02: Was Menschen Gutes tun
Originaltitel: Star Trek – Enterprise: The Good That Men Do
Übersetzer: Bernd Perplies
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 12/2011
Einband: Taschenbuch
Seiten: 504
ISBN: 978-3-942649-42-1
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Götz Piesbergen

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