Dies ist das vielleicht wichtigste Projekt in der gesamten Laufbahn von James Gunn.
Ein neues Universum muss entstehen
Etwas lief schief. Das DC Extended Universe, welches 2013 mit Man of Steel anfing, hatte am Ende seiner alten Existenz kein Glück. Seine Filme floppten gleich reihenweise, selbst Fortsetzungen von erfolgreichen Kinofilmen wie WW 84. Und spätestens, als Black Adam trotz der „Starpower“ eines Dwayne „The Rock“ Johnson in den Kinos durchfiel, war klar, dass sich etwas ändern musste.
Was schließlich 2022 geschah, wenn auch anders, als viele gedacht haben. Denn im April 2022 fusionierten zunächst die Medienriesen Discovery, Inc. und WarnerMedia zu Warner Bros. Discovery. Und der neue CEO des Unternehmens, David Zaslav, führte einen Neustart durch, was die DC-Adaptionen anging. Er suchte nach Leuten, die eine ähnliche Rolle einnehmen könnten, wie Kevin Feige bei Marvel. Und wurde bei James Gunn und seinem häufigen Produktionspartner Peter Safran fündig. Beide stellten einen Langzeitplan auf, wie sie ein neues DC Cinematic Universe kreieren wollten. Wobei Gunn selbst derjenige war, der das öffentliche Gesicht des Paares sein sollte.
Ihr neues Universum sollte sowohl Fernsehreihe wie auch Filme umfassen. Den offiziellen Startschuss in dieses neue Universum sollte 2024 die Zeichentrickserie Creature Commandos bilden, in der James Gunn selbst stark involviert war. Die Reihe, die es bis heute leider nicht offiziell über den großen Teich geschafft hat, war ein großer Erfolg. Der nächste Part sollte dann deutlich gewagter sein. Es sollte ein neuer Superman-Film werden, mit James Gunn als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. Allerdings ohne Schauspieler, die früher Teil des DC Extended Universe waren.
Viele gute Vorlagen
James Gunn brauchte ursprünglich ein Weilchen, bis er endlich Zugang zu der Figur fand und wie er die Geschichte entwickeln wollte. Ihm war es dabei vor allem wichtig, dass er einen menschlichen Superman präsentieren wollte. Einen, der Freundlichkeit und Empathie hatte, jemanden, den, wenn man ihn sehen würde, umarmen möchte. Dementsprechend orientierte er sein Skript an Comics, wo dies geschah. Das war zum einen All-Star Superman, von Grant Morrison und Frank Quietly, Alan Moores Whatever happened to the Man of Tomorrow?, aber auch den beiden Superman-Trickserien aus den 1940er und 1990er.
Und als es dann an den Cast ging, hatte der Filmemacher konkrete Vorstellungen, wie sich dieser zusammensetzen sollten. So wollte er vor allem A-List-Schauspieler casten. Genauso, dass Superman selbst zum Zeitpunkt des Films bereits seit einigen Jahren aktiv sein, aber immer noch jünger als die Henry Cavill-Version sein. Die Wahl fiel schließlich auf David Corenswet (House of Cards), der James Gunn auffiel, als der Filmemacher am Storyboard des Films arbeitete. Die weibliche Hauptrolle der Lois Lane sollte von Rachel Brosnahan (The Marvelous Ms. Maisel) dargestellt werden. Deutlich prominenter war der Schauspieler von Lex Luthor. Nicholas Hoult kannte man schon als Henry McCoy aka Beast aus der letzten Fox-X-Men-Filmserie sowie als Nux aus Mad Max: Fury Road. Die Figur Michael Holt aka Mr. Terrific hatte bereits früher Auftritte im Arrowverse, im Fernsehen. Für den Filmauftritt wurde allerdings der Filmschauspieler Edi Gathegi gecastet, den man unter anderem als Darwin aus X-Men: Erste Entscheidung her kannte. Auch Anthony Carrigan hatte Comicerfahrung, da er zuvor in der Batman-Prequel-Serie Gotham den Serienmörder Victor Zsasz darstellte. In Superman wurde er zu dem Elementemanipulierenden Rex Mason aka Metamorpho. Nathan Fillion war von diesem Cast sicherlich einer der erfahrensten und bekanntesten Darsteller, da er unter anderem in Firefly oder The Rookie Teil des Maincasts war. Er hatte bereits in Guardian of the Galaxy vol. 3 mit James Gunn zusammengearbeitet und sollte dieses Mal die Rolle des Green Lantern Arschlochs Guy Gardner kriegen. Auch Isabela Merced hatte Erfahrung mit Comicverfilmungen. So war sie Teil des desaströsen Madame Web-Films. In Superman erhielt sie den Zuschlag für Kendra Saunders, aka Hawkgirl. Sie war nicht die erste Live Action-Hawk-Figur, da zuvor in Black Adam ein Hawkman auftauchte. Doch sollte zwischen beiden Charakteren keine Beziehung aufgebaut werden. Womit die wichtigsten menschlichen Darsteller genannt sind. Wobei ein Schauspieler noch genannt werden sollte: Die Rolle von Krypto dem Superhund sollte zwar überwiegend mit visuellen Effekten erschaffen werden. Doch hatte er einen Stand-In-Darstellerin in Form der Hündin Jolene, derweil James Gunns eigener Hund Ozu als Vorlage fürs 3D Modell dienen sollte.
Seit 300 Jahren existieren bereits Superwesen. Einer der prominentesten der aktuellen Zeit ist Superman. Der allerdings soeben von dem sogenannten Hammer von Boravia besiegt wurde. Denn kurz zuvor hat der letzte Sohn von Krypton verhindert, dass Boravia sein Heimatland überfiel. Womit er jede Menge Kontroversen auslöste.
Ein hohes Risiko
Dies ist auch mit der Grund, wieso es in seiner Beziehung zu Lois Lane, seiner Kollegin als Clark Kent, kriselt. Denn als sie ihn mit seinen Taten konfrontiert, treibt sie ihn damit und deren Konsequenzen regelrecht in die Enge. Doch all das hat keine Bedeutung, als sein Erzfeind Lex Luthor alles daran setzt, um zum einen seinen Ruf zu beschädigen, aber auch, um ihn aus dem Weg zu räumen. Und dank seiner Alliierten Ultraman und Engineer scheint es so, als ob dem Großindustriellen dies gelingen könnte.
Es war ein riskantes Experiment. Denn wenn die Superman-Verfilmung in irgendeiner Art scheitern würde, hätte dies nicht nur das noch junge neue DC Cinematic Universe beschädigt. Sondern ebenso die Karriere von James Gunn deutlich negativ beeinflusst.
Die Fallhöhe war also hoch. Nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass der Regisseur bislang vor allem eher für gebrochene oder düstere Figuren bekannt war. Genauso, wie sein Humor manchmal sehr brachial brutal daherkommen würde. Ob dies zu Superman passen würde? Schließlich ist er das Paradebeispiel für einen hellen Heroen, der für Wahrheit, Gerechtigkeit und irgendeine Art zu leben steht. (Früher die amerikanische, aber das gilt in den Comics schon lange nicht mehr)
Leben sind dazu da, um gerettet zu werden
Doch erstaunlicherweise geht das Experiment nahezu reibungslos auf. Es gibt nur ein paar kleine Aspekte, wo es hakt. Aber überwiegend kann man sagen, dass wenn dieser Kinofilm wirklich an den Kinokassen scheitern sollte, dann lag es nicht an James Gunn sondern an anderen Umständen.
Sein Superman ist wirklich jemand, der Leben rettet. Der, als ein gigantisches Monster fällt, noch auf die Schnelle ein simples Eichhörnchen in Sicherheit bringt. Oder als es eine Explosion gibt, wie selbstverständlich ein kleines Kind schützt. Dies ist ein Superman, den man bei Zack Snyder schmerzlich vermisst hat: Ein strahlender Held, der vielleicht manchmal nicht wirklich nachdenkt, was seine Aktionen bringen. Aber der das Herz auf dem rechten Fleck hat.
David Corenswet schafft es, den Helden glaubhaft rüberzubringen. Dem Wunsch Gunns, freundlich zu sein und Empathie zu zeigen, entspricht er. Er wirkt dadurch nahbarer, als Henry Cavills Superman, der ja teilweise bewusst als jemand dargestellt wurde, der mit der Menschheit und ihrer Anbetung von ihm fremdelt. Sein Clark Kent hingegen erinnert an Christopher Reeves Version. Etwas tollpatschig vielleicht, aber ein guter Reporter. Schade nur, dass die Szenen mit ihm und den anderen zivilen Figuren – mit Ausnahme von Lois Lane – auf ein gefühltes Minimum reduziert wurden. Das reicht zwar aus, um den Charakter zu erden und ihn im Cast zu integrieren. Aber diese wenigen Szenen haben auch zur Konsequenz, dass gefühlt eine Trennung zwischen den Heldenfiguren und zivilen Figuren existiert, die am Ende nur von Lois Lane überbrückt werden kann.
Ein perfekter Gegenspieler, ein perfekter Lex Luthor
Dennoch muss man auch betonen, dass die Menschlichkeit Supermans etwas Positives zur Konsequenz hat. Sie führt dazu, dass sein Gegenspieler wieder ein Lex Luthor ist. Einerseits ist die Figur gefühlt Standardfeind Nummer 1, wenn es um Filmfeinde geht. Aber andererseits ist er eben halt der perfekte Antagonist für den Mann aus Stahl. Und Nicholas Hoult spielt einen perfekten Lex Luthor.
Noch nie hat man diesen Gegenspieler so skrupellos und gleichzeitig so besessen, wie in diesem Fall. Seine Obsession reicht sogar so weit, dass er das Kampfverhalten seines Erzfeindes ins Detail analysiert hat und für jedes Manöver ein Gegenmanöver geplant hat. Derweil er komplexe Pläne schmiedet, wie er auch ansonsten mit seinem Feind umgehen muss, um ihn zu schwächen. Und das teilweise auf Wege, die man zu Beginn nicht wahrnimmt.
Es wäre leicht, diesen Luthor als eine Parodie der Figur darzustellen. Dessen Aktionen so übertrieben verfilmt werden, dass man über sie lachen muss. Doch Nicholas Hoult schafft es problemlos, genau dies zu vermeiden. Eben weil er an alles Mögliche gedacht hat, was ihn gefährlich macht. Er hat sogar für eine Gelegenheit gesorgt, Kryptonit bereitzuhalten, um seinen Gegner richtig kaltzustellen.
Es ist gut, einen Hund einen Hund sein zu lassen
Und so ist der Film wie eine Art Katz und Mausspiel aufgemacht. Wo Superman beständig versucht, den Plänen seines Feindes auf die Spur zu kommen. Derweil dieser ihm stets einen Schritt im Voraus zu sein scheint und so beispielsweise dessen Festung der Einsamkeit mit seinen Gesellen vernichtet und dabei seinen Hund Krypto entführt.
Es ist das erste Mal, dass diese Figur in einer Realverfilmung auftaucht. Und James Gunn begeht zum Glück nicht den Fehler, den Hund als Allzweckwaffe zu nutzen. Stattdessen ist er ein Rabauke, der nicht sonderlich gut erzogen worden ist und manchen Befehl erst bei wiederholtem Mal ausführt. Doch hat man ihn schnell eben deswegen ins Herz geschlossen. Eben weil er ein kleiner Schlawiner ist, dem man seine Macken verzeihen kann.
Ebenso kann auch Rachel Brosnahan gefallen. Sie ist eine Lois Lane, wie man sie sonst nur aus den Comics oder den Superman–Filmen aus den 1970er/1980er Jahre ist. Eine selbstbewusste Frau, eine exzellente Journalistin, die anhand von Brotkrumen oder anderen Infos den wahren Plan eines Lex Luthors herausfindet. Aber gleichzeitig hat sie auch Fehler, die sie menschlich erscheinen lassen. Wie beispielsweise die Tatsache, dass ihre Beziehung zu Clark Kent aka Superman zeitweise in die Brüche geht, weil sie beide dann doch zu verschieden sind. Dennoch hält sie das nicht davon ab, dass sie, als er verschwindet, alles daran setzt, ihn zu retten. Was natürlich zeigt, was sie wirklich für ihn empfindet.
Auch die Nebenfiguren werden ausgebaut
Was Superman ebenso ausmacht, ist die Tatsache, dass selbst geringe Nebenfiguren wie Jimmy Olson oder die Justice Guard jede Menge Profil erhalten. Sei es, dass Pa Kent als ein riesiger Softie charakterisiert wird oder Mister Terrific seine Intelligenz ständig unter Beweis stellt. Nur um dann indigniert zu sein, wenn seine Perfektion auch nur in geringster Weise in Frage gestellt wird, wie etwa als Lois zu ihm meint, dass er zwar ein eigenes Luftschiff hat, aber dafür sich seine Garage sehr langsam öffnet.
Der Film macht Spaß. Jede Menge Spaß sogar. Allerdings will nicht jeder Gag zünden. Es gibt einige Passagen, wo man eher gequält das Gesicht verzieht, weil der Humor peinlich gewollt wirkt. Zum Glück sind diese Stellen eher selten und überschatten nicht das Filmgeschehen.
Ebenso hat man teilweise das Gefühl, dass David Corenswet zwar ein guter Schauspieler ist. Aber um ihn in einer Reihe mit einem Christopher Reeve oder Henry Cavill zu nennen, fehlt ihm noch das gewisse Etwas. In einigen Passagen wird er gefühlt von Nicholas Hoult an die Wand gespielt. Der Darsteller hat Potential. Doch er muss noch etwas mit der Rolle wachsen.
Muss diese Änderung sein
Und dann ist da noch die Veränderung eines Teils der Superman-Mythologie. Es geht um die Nachricht, die Supermans Eltern ihm hinterließen. Zunächst wird gesagt, dass er nur die erste Hälfte kennt, weil die zweite bei seiner Reise durch den Raum beschädigt wurde. Später gelingt es Lex Luthor, diese wiederherzustellen, deren Inhalt… brisant ist. Sie ist für den zweiten Teil des Films essenziell, aber gleichzeitig fragt man sich, ob das wirklich hätte sein müssen.
Doch am Ende ist dies Meckern auf hohem Niveau. Es sind Kritikpunkte, ja. Aber keine, die das Filmvergnügen ins Bodenlose ziehen. Sie sorgen für leichte Minuspunkte. Am Ende überwiegt jedoch der positive Gesamteindruck, weil das endlich wieder ein Superman ist, wie man ihn all die Jahre über vermisst hat: Ein strahlender Held, der trotz aller Widrigkeiten für die Menschheit kämpft. Ein Einwanderer, der für seine neue Heimat kämpft. Und das ist, wie ich finde, eine gute Nachricht.
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