Geschichte wiederholt sich in Terminator – Genisys.

Wenn eine Fortsetzung am Geld scheitert

Terminator – Die Erlösung war ein ambitionierter Film. Es sollte der Auftakt zu einer neuen Filmtrilogie sein. Doch nachdem er bei einem Budget von 200 Millionen US-Dollar „nur“ 371,4 Millionen US-Dollar einspielte, war es zweifelhaft, ob dies wirklich geschehen würde. Am Ende sorgte allerdings ein anderer Umstand dafür, dass aus diesen Plänen nichts wurde.

Denn die Besitzer des Franchises, die Halcyon Company, war in juristische Probleme geraten und musste noch dazu im August 2009 Bankrott erklären. Um aus diesem wieder rauszukommen, beschloss die Firma, die Rechte zu verkaufen. Es wurde geschätzt, dass das Franchise 70 Millionen US-Dollar wert sei, doch am 8. Februar 2010 wurden sie für deutlich weniger, für nur 29,5 Millionen US-Dollar an den Hedge Fund Pacifcor versteigert. Diese waren der größte Kreditgeber der Firma und mit dieser Auktion wurden die Schulden, die Halcyon bei ihnen hatten, gelöscht. Außerdem wurde Halcyon 5 Millionen US-Dollar für jedes weitere produzierte Terminator-Sequel garantiert, damit die anderen noch ausstehenden Schulden beglichen werden konnten. Pacifcor selbst verkaufte im Mai 2010 die Rechte am Franchise weiter.

Was dann folgte, war eine ziemlich wilde Zeit, in der verschiedene Produktionsfirmen und Produzenten involviert waren. Es fing damit an, dass Hannover House im August desselben Jahres ankündigte, einen 3-D-Film mit dem Namen Terminator 3000 zu produzieren. Woraufhin Pacifcor ihnen eine Unterlassungserklärung schickte. 2011 überlegte Universal Pictures, einen fünften Film zu produzieren, wenn Arnold Schwarzenegger zurückkehren würde.

Auf Ahnungen sollte man hören

Schließlich nahm sich die Produzentin Megan Ellison mit ihrer Produktionsfirma Annapurna Pictures dem Franchise an. Sie hatte bei einer Auktion die Rechte für zwei weitere Terminator-Filme erworben. Ihr Bruder David mit seiner eigenen Produktionsfirma Skydance Productions wurde zum Co-Produzenten. Megan wollte, dass James Cameron seinen Input gab, wie man mit dem Franchise umgehen sollte. Der ursprünglich geplante Regisseur Justin Lin konnte dann irgendwann nicht, weil er bei dem Fast & The Furious-Franchise verpflichtet war. Und die Drehbuchautoren Laeta Kalogridis und Patrick Lussier lehnten es drei Mal ab, das Skript zu der Fortsetzung, die Terminator – Genisys heißen sollte, zu schreiben, wurden dann aber von James Cameron überzeugt.

Paramount Pictures übernahm die Vertriebsrechte an dem Film und es wurde eine Premiere am 26. Juni 2015 festgesetzt. Als Regisseur wurde nach einigen Namen der Filmemacher von Thor: The Dark Kingdom, Alan Taylor, im September 2013 ausgewählt. Seine Freundin, die Storyboard-Künstlerin Jane Wu, musste allerdings schon eine Ahnung gehabt haben, was kommen würde. Denn nachdem sie das Skript zu dem Film gelesen hatte, drängte sie ihn, den Kinofilm nicht zu drehen, sondern eher etwas Persönliches zu machen, etwas was er lieben würde. Doch ihr Freund hörte nicht auf sie. Vielmehr wurde er von Arnold Schwarzenegger überzeugt, sich auf den Stuhl des Regisseurs zu setzen. Ihm gefiel der Gedanke, mit dem bekannten Schauspieler zu arbeiten, ebenso wie er derjenige sein wollte, der das Franchise rettete, da er die ersten beiden Filme liebte.

Beim Skript zu Terminator -Genisys stand schnell fest, dass alle Filme, die nach Terminator 2 kamen, ignoriert werden würden. Zwar liebten die Drehbuchautoren Terminator 3. Doch wollte man einen Neuanfang und beschloss, eine Art Multiversum zu erschaffen. Dabei sollten die ersten beiden Terminator-Filme die Basis für die Story bilden, ebenso, wie man das Alter von Arnold Schwarzenegger, der zum Zeitpunkt des Drehs bereits über 60 Jahre alt war, berücksichtigen und erklären wollte.

Beim Cast kehrte natürlich Arnold Schwarzenegger als T-800 zurück. Jason Clarke (White House Down) wurde zu John Connor, derweil Emilia Clarke (Game of Thrones) zu Sarah Connor wurde. Jai Courtney erhielt den Zuschlag für die Rolle des Kyle Reese und J.K. Simmons (Spider-Man) die für den Police Detective O’Brien. Matt Smith (Doctor Who) sollte Alex werden, jemanden in enger Verbindung mit Skynet pielen, während Dayo Okeniyi (The Hunger Games) den Schöpfer von Genisys Danny Dyson zum Leben erwecken sollte.

Ein Schock, kurz vor der Abreise

2029 steht die Menschheit kurz vorm Sieg. Geleitet von John Connor können sie Skynet besiegen, allerdings schickt die Intelligenz einen T-800 in die Vergangenheit, um Sarah Connor zu töten. Der Anführer der Rebellen schickt Kyle Reese hinterher, doch in dem Moment, wo er durch die Zeit reist, sieht er noch, wie ein Rebellenmitglied sich als Maschine entpuppt und den Rebellenanführer angreift. Dadurch entsteht ein Zeitparadoxon und Kyle Reese erhält Erinnerungen von seinem jüngeren ich, das ihm vor einem anderen Datum warnt, dem Datum an dem Genisys aktiviert wird und statt Skynet die Macht ergreift.

Er kommt im Jahr 1984 an, wo der T-800 bereits von Sarah Connor und „Pops“ ausgeschaltet wurde. „Pops“ ist ein anderer T-800, der deutlich vor dem anderen Terminator ankam und Sarah Connor rettete und großzog, als ihre Eltern ums Leben kamen. Auch der T-1000 ist in dieser Zeit angekommen, wird jedoch in eine Falle gelockt und ebenfalls eliminiert. Als es darum geht, wie man jetzt weiter vorgeht, wollen Sarah Connor und „Pops“, dass sie ins Jahr 1997 reist, um Skynet auszuschalten. Auf Grund seiner Visionen schlägt Kyle jedoch eine andere Zeit vor: Das Jahr 2017, das Jahr, wo Genisys aktiviert wird. Er kann sich durchsetzen, doch als er und Sarah Connor ankommen, werden sie schon erwartet. Und zwar von niemand Geringerem als John Connor, der von Skynet zu einer Maschine gemacht wurde.

Geschichte wiederholt sich

Geschichte wiederholt sich. Genauso wie Terminator – Die Erlösung sollte auch Terminator – Genisys der Auftakt zu einer Filmtrilogie sein. Und genau wie beim Vorgänger sollte dieses Mal der Plan ebenfalls scheitern. Emilia Clark meinte dazu später, dass sie froh war, als klar wurde, dass es keine Fortsetzungen geben würde. Denn, so sagte sie, niemand hatte während der Dreharbeiten eine gute Zeit, am allerwenigsten der Regisseur, der wegen seiner Erfahrungen bei diesen und den Dreharbeiten zu Thor: The Dark Kingdom in eine Depression verfiel, aus der er sich erst später mit den Fernsehprojekten Roadside Picnic und Electric Dreams wieder hervorkämpfen sollte.

Dabei muss man dem Film durchaus dafür Mut zusprechen, dass er einen Neuanfang versucht. Denn die Grundidee der veränderten Zeit hat fraglos etwas. Nur bei der Umsetzung hapert es und das zwar gewaltig.

Das Grundproblem ist dasselbe, das viele Zeitreisefilme haben, vor allem solche, die es mit Zeitparadoxen zu tun haben: Denn ohne diese Paradoxien funktioniert Terminator – Genisys nicht, mit aber auch nicht so ganz. Denn die Frage ist, ob die Attacke von Alex bereits in den ersten Filmen stattfand, wenn nein, wieso sie jetzt geschah. Geschah sie, weil Kyle Reese das Attentat sah, kurz bevor er durch die Zeit reiste? Das Ende deutet zumindest darauf hin, aber im Prinzip darf man eigentlich nicht so sehr darüber nachdenken, weil man sonst ein Gehirnaneurysma bekommt.

Eine Zeitreise mit ihren jeweiligen Problemen, wie bekannt

Diese Problematiken werden noch dadurch erschwert, dass Kyle Reese nicht eben in eine einzige Zeit reist, sondern in gleich zwei. Wodurch die Situation noch unnötig komplexer wird. Wobei das ganz große Mysterium ja sowieso nie geklärt wird: Wer hat „Pops“ überhaupt erst in die Vergangenheit geschickt?

Es sind solche Plotholes, die einem Terminator – Genisys verleiden. Wo man das Gefühl hat, dass die Drehbuchautoren das ganz große Rad drehen wollten und dabei lieber nicht zu genau über Details nachgedacht haben. Hauptsache, es geht um Terminatoren, Sarah Connor und Kyle Reese. Da nimmt man Zeitparadoxien gerne in Kauf.

Dumm nur, dass zwischen dem zentralen Paar des Films keine Harmonie aufkommt. Beide, Emilia Clarke und Jai Courtney, bemühen sich nach Leibeskräften, zwei Leute darzustellen, die trotz aller Differenzen irgendwie zusammenarbeiten und später dann auch zusammenfinden. Doch gerade bei letztem Aspekt hapert es. Der Film nimmt sich nie die Zeit, hervorzuheben, wann jetzt die gegenseitigen Gefühle entstanden sind. Sie sind am Ende von Terminator – Genisys einfach da, vermutlich, damit die Grundlage für das Terminator-Franchise trotz allem weiter existiert.

Ein blasser Antagonist

Wobei dies nicht der einzige Aspekt ist, wo der Film scheitert. Die Idee, John Connor zum Antagonisten zu machen, hat zwar etwas für sich, doch wirkt Jason Clarke in der Rolle blass und kann nicht überzeugen. Im Prinzip ist er nur Träger für einige nette Special Effects, aber er ist kein Gegenspieler, dem man abkauft, dass er eine Bedrohung für die Helden ist. Das wurde in den vorherigen Terminator-Filmen besser gelöst.

Auch geht Matt Smith in seiner Rolle als Alex, der in Verbindung mit Skynet steht, völlig unter. In der Handvoll von Szenen, in denen er auftritt, wird ihm allerdings auch kein Material gegeben, mit dem er arbeiten kann. Überwiegend bellt er nur, metaphorisch gesprochen, aber beißen tut er nie. Das überlässt er John Connor, der, wie bereits gesagt, blass bleibt. Das ist insofern schade, als dass der Brite ein exzellenter Darsteller ist, wenn man ihm etwas zum Arbeiten gibt. Was, wie gesagt, in Terminator – Genisys nicht geschah.

Wobei es durchaus Aspekte gibt, wo der Film glänzen kann. Arnold Schwarzenegger als „Pop“ ist die logische Weiterentwicklung seines Charakters aus Terminator 2. Nur, dass er dieses Mal nicht auf den jungen John aufpasst, sondern auf dessen Mutter Sarah und er sie zu einer mutigen und selbstbewussten Frau weiterbildet. Auch die Tatsache, dass man jetzt das erste Mal sieht, wie die ganzen Leute ständig durch die Zeit reisen, gefällt. Ebenso erfährt man, wieso sie ständig nackt in der Vergangenheit ankommen.

Humor ist vorhanden

Es gibt in Terminator – Genisys ebenfalls einige lustige Momente, wie wenn „Pops“ durch die Windschutzscheibe eines Polizeiautos kracht, den Sheriff freundlich begrüßt und ihm dann mitteilt, dass er sein Auto nimmt. Oder die Versuche von ihm, zu lächeln, die einfach nur grauenvoll sind, im positiven Sinne natürlich.

Aber am Ende bleibt einfach das Fazit, dass Terminator – Genisys nie wirklich überzeugt. Der Versuch, mit einem Reboot das Franchise zu retten und neu zu starten, ist komplett gescheitert. Doch die Killerroboter sind nie ganz tot zu kriegen. Es sollte ein weiterer Anlauf unternommen werden. Und dieses Mal wollte man alles richtig machen …

 

Drehbuch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier
Hauptdarsteller:
Arnold Schwarzenegger, Jason Clarke, Emilia Clarke, Jai Courtney, J. K. Simmons, Dayo Okeniyi, Matt Smith, Courtney B. Vance, Michael Gladis, Sandrine Holt, Lee Byung-hun
Produzent: David Ellison, Dana Goldberg
Regie: Alan Taylor

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