Drachenbrut ist der famose Auftakt zur Die Feuerreiter seiner Majestät-Buchreihe.

Drachen gehen immer
Will Laurence ist Kapitän der englischen Marine zur Zeit der napoleonischen Kriege. Eines Tages überfallen er und seine Männer ein französisches Schiff, an dessen Bord sie eine besondere Fracht vorfinden. Es handelt sich dabei um ein gut abgesichertes Drachenei, das anscheinend kurz vorm Schlüpfen steht.
Als es so weit ist, verändert sich das Leben des Kapitäns von Grund auf. Denn der Drache wählt ihn als seinen Reiter und Partner aus, und nicht den Matrosen, der dafür eigentlich ausgewählt wurde. Und so beginnt für ihn eine neue Phase im Leben, wo er die Marine verlassen musst, um ein Feuerreiter seiner Majestät zu werden.
Drachen funktionieren immer. Schon seit Jahrhunderten dienen sie als Quell vielfältiger Unterhaltung für Jung und Alt. Wobei man als interessierter Spieler wiederholt auf Interpretationen stößt, die anders sind, im positiven Sinne. Wie beispielsweise Naomi Noviks Die Feuerreiter seiner Majestät, von dem Drachenbrut der Auftaktband ist.
Eine interessante Welt
Für die Autorin war dies damals Debüt und Durchbruch zugleich. Sie selbst studierte ursprüngliche englische Literatur, ehe sie ihren Master in Computerwissenschaften machte. Ehe sie als Schriftstellerin anfing, arbeitete sie in der Spieleentwicklung und wirkte so unter anderem beim Design und Entwicklung von Neverwinter Nights: Shadows of Undrentide mit.
Mit Drachenbrut schlüpft man in eine Welt, die vertraut und fremdartig zugleich wirkt. Jetzt weniger wegen der Präsenz von Drachen, darauf wird später nochmal eingegangen. Als vielmehr, wegen dem Verhalten der damals Lebenden. Man befindet sich hier in einer Gesellschaft, die anscheinend viel Wert auf Ehre und Etikette legt. Diese aber anders definiert als heutzutage. So war es in jenen Zeiten so, dass wenn sich jemand in seiner Ehre gekränkt fühlte, er beispielsweise jemanden zum Duell herausfordern konnte. Und man erfährt in dem Roman, dass dies Will Laurence auch zeitweise getan hat.
Will Laurence ist allerdings auch eine interessante Figur. Er ist ein Charakter mit Ecken und Kanten. Jemand, der an seine Untergebenen strenge Maßstäbe setzt und wehe, wenn sie diese nicht erfüllen. Gleichzeitig hat er aber ebenfalls an sich selbst hohe ethische Ansprüche, was man vor allem dann merkt, wenn es um den Umgang mit Drachen angeht.
Neues Lernen
Und dieser strenge Kapitän wird dann unverhofft „Vater“ eines Drachen. Allerdings nicht irgendeines, sondern eines besonderen, wie sich im Laufe von „Drachenbrut“ herausstellt. Temeraire, wie er ihn nennt, zeigt sich enorm wissbegierig und hochintelligent. So lässt er sich gerne zum Einschlafen Newtons „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“. Er ist sehr höflich, aber auch sehr anhänglich.
Es ist interessant, wie er sich im Laufe des Romans entwickelt und was für eine Überraschungskiste er ist. Vor allem aber sieht man auch, wie er durch seine bloße Präsenz seinen Kapitän dazu bringt, seine Meinung über einige Dinge zu ändern.
Wobei Will Laurence auch bei seiner Begegnung mit dem Drachenkorps seiner Heimat vieles neu erlernen muss. So muss er beispielsweise feststellen, dass es hier ebenfalls weibliche Reiter gibt, was für ihn ein Novum ist. Bislang waren Frauen für ihn allerhöchstens zartbesaitete Wesen, die man besser nicht alleine lassen durfte.
Kein wirklicher Antagonist vorhanden
Und so führt Naomi Novik in diesem Band viele interessante Charaktere und Sitten ein. Man erfährt, dass Will Laurences Familie auf seine neue Berufung nicht gerade erfreulich reagiert. Lernt jede Menge Drachen und ihre Reiter kennen. Und erfährt auch gleichzeitig einiges über die verschiedenen Drachensorten, die es gibt. Etwas, was in den Anhängen des Bandes noch mal vertieft wird.
Erstaunlicherweise ist Drachenbrut auch eine Geschichte, die ohne sichtbaren antagonistischen Charakter auskommt. Der Feind ist das französische Imperium unter Napoleon Bonaparte, der mit seinen Drachen schier unschlagbar ist. Es existiert allerdings niemand, von dem man eindeutig sagen kann, dass er der Schurke ist. Es gibt Figuren, die eindeutig keine gute Absichten haben. Doch sind dies keine Gegenspieler, sondern beispielsweise nur ein egoistischer Kapitän, der nur dank seiner Familie zu einem Drachen gekommen ist und diesen auch noch schlecht behandelt.
Drachenbrut ist ein fantastischer Auftakt zur Die Feuerreiter seiner Majestät-Reihe.
Info
Autor: Naomi Novik
Titel: Die Feuerreiter seiner Majestät 01: Drachenbrut
Originaltitel: His Majesty’s Dragons
Übersetzer: Marianne Schmidt
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 05/2007
Einband: Taschenbuch
Seiten: 479
ISBN: 978-3-442-24443-0
Sonstige Informationen: Produktseite
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