Nachdem Björn Sülter mit „Es lebe Star Trek“ den Anfang gemacht hat, liegt aus derselben Reihe (Verlag in Farbe und Bunt) nun auch ein Buch über „Star Wars“ vor. Als Autor fungiert diesmal Thorsten Walch, der als Journalist und Autor (nicht nur) in Fankreisen einschlägig bekannt sein dürfte.
Die Struktur des Buches
Im Anschluss an ein kurzes Vorwort verläuft der Aufbau von „Es lebe Star Wars“ im Wesentlichen zweigliedrig. So lesen wir zunächst immer ein Kapitel, das die auf „Star Wars“ ausgerichtete Biographie des George Lucas vorstellt, bevor dann im Anschluss derselbe Zeitabschnitt oder dieselbe Thematik aus der Fan-Sicht von Thorsten Walch wiedergegeben wird. Dieses Schema verfolgt das Buch bis zum 25. von insgesamt 35 Kapiteln, da George Lucas zu diesem Zeitpunkt „Star Wars“ an den Disney-Konzern verkauft hat. Dementsprechend geht es dann statt mit George Lucas mit Kapiteln über die neuen Macher_innen weiter.
Zwischen den einzelnen Kapiteln folgen jeweils kleine Einschübe, in denen Fans vorstellen, wie sie „Star Wars“ kennengelernt haben und was ihnen das „Star Wars“ – Universum bis heute bedeutet. Zu diesen „Star Wars“ – Freund_innen, die ein kleines „Who’s who“ der deutschen Fan-Szene widerspiegeln, zählen der Autor Reinhard Prahl, „Schrotflintenmunitionsjawa“ Claudia Mensing, Journalist Robert Vogel, „Nerdfee“ Sophie Helmke, Autor Joachim Sohn (Wie ich Jesus Star Wars zeigte) oder der „Imperathomas“ Thomas Dommerdich. Der vorletzte Eintrag stammt passenderweise von Björn Sülter. Einzig zwischen den Kapiteln 34 und 35 fehlt ein solcher Fan-Kommentar.
In einem Anhang präsentiert Thorsten Walch schließlich noch zwei kurze Interviews mit den „Star Wars“ – Statisten Pam Rose und Alan Flyng, bevor das 445 Seiten starke Buch mit einer Liste aller Kinofilme und Episoden sowie einer Danksagung endet.
Die Gute Seite der Macht – Was mir gut gefallen hat
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass „Es lebe Star Wars“ richtig gut geschrieben ist! Ich habe es stellenweise geradezu verschlungen. Dies betrifft besonders die Kapitel über die frühen Jahre. So hat es mir wahnsinnig gut gefallen, wie Thorsten Walch einerseits wie in einem spannenden Sachbuch die Entstehungsgeschichte von „Star Wars“ niederschreibt und dabei immer wieder auf Klassiker der Filmgeschichte zu sprechen kommt, die sowohl George Lucas als auch die Science-Fiction allgemein oder gar den gesamten Zeitgeist prägten. Nostalgie-Freund_innen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Dabei ergänzen sich diese eher sachlich-informativen Kapitel in „Es lebe Star Wars“ hervorragend mit den wesentlich persönlicheren Kapiteln, die rückblickend das Fan-Dasein des Autors von seiner Jugend bis heute nachzeichnen. Positiv anzumerken ist zudem, dass Thorsten Walch auch Meinungen wiedergibt, die von seiner eigenen Ansicht abweichen. Außerdem kritisiert er solche Meinungen in der Regel nur – dann allerdings angemessen entschieden – wenn sie Grenzen überschreiten, die nicht überschritten werden sollten.
Somit habe ich bei der Lektüre sowohl in Bezug auf „Star Wars“ als besonders auch hinsichtlich des Fandoms einige interessante und teilweise sogar skurrile Dinge erfahren dürfen, von denen ich bisher keine Ahnung hatte.
Grundsätzlich sind auch die Fan-Kommentare eine nette Abwechslung, zumal ich mich immer gefreut habe, die Ansichten von Menschen zu lesen, die ich selbst auf Conventions etc. habe kennenlernen dürfen oder denen ich schon länger in den Sozialen Medien folge. Inhaltlich vermeidet Thorsten Walch hier Monotonie, indem er Fans sämtlicher Altersstufen zu Wort kommen lässt, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Geburtsjahre in Bezug auf „Star Wars“ zwangsläufig unterschiedliche Sozialisierungen erfahren haben.
Die Dunkle Seite der Macht – Was mir nicht so gut gefallen hat
Teilwiese geht es vielleicht etwas zu sehr ins Detail, wenn Thorsten Walch die Handlung der Episoden I bis VIII referiert. Dass etwas weniger bekannte Werke inhaltlich wiedergegeben werden, versteht sich von selbst und ist definitiv zu begrüßen. Aber die Stories der Kinofilme dürften nun wirklich alle auswendig kennen, die auch nur im Entferntesten in Verdacht geraten, dieses Buch zu lesen. Hier wäre es sicherlich ergiebiger gewesen, noch etwas mehr zu unbekannteren „Star Wars“ – Produkten wie „Knights of the Old Republic“ etc. zu sagen.
Ein grundsätzliches Problem ist, dass das Buch zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt publiziert wurde. Denn während Thorsten Walch das Vorwort des Buches im September 2019 niederschrieb, erschien Episode IX bekanntlich erst im Dezember 2019. So analysiert und interpretiert der Autor akribisch die Trailer des Films, ohne aber das fertige Werk gesehen zu haben. Daran ist natürlich äußerst spannend zu sehen, in welchen Fällen Thorsten Walchs Interpretationen voll ins Schwarze treffen oder aber gründlich danebengehen. Letztlich ist es aber etwas befremdlich eine solche auf den Trailern basierende Auswertung zu lesen, wenn man mittlerweile die tatsächliche Handlung des Films kennt und weiß, dass das Buch relativ kurze Zeit vor der Kinoproduktion erschienen ist.
Im Fall der Serie „The Mandalorian“ wiederholt sich dieses Phänomen, doch wiegt es hier keineswegs so schwer. Schließlich handelt es sich hierbei „nur“ um eine TV-Produktion, während es sich bei Episode IX aber eben um eine vollwertige, eine Trilogie abschließende Kinoproduktion handelt, die meiner Meinung nach ZWINGEND in dieses Buch gehört und für einen runden Abschluss gesorgt hätte. Es mag gute Gründe dafür gegeben haben, nicht noch ein paar Monate mit der Publikation zu warten, doch ist es wirklich enorm schade, dass Episode IX fehlt.
Überhaupt scheint mir Thorsten Walch im abschließenden Kapitel 35 von „Es lebe Star Wars“ noch einige Aspekte „flott“ irgendwo unterbringen gewollt zu haben. Womöglich hätte es hier Sinn gemacht, das Ganze noch einmal in zwei oder drei ausführlichere Kapitel aufzuteilen.
Die Flüchtigkeitsfehler im Text bewegen sich auf einem sehr überschaubaren Niveau.
Fazit: Mein Eindruck von „Es lebe Star Wars“
Auf der FedCon 2019 habe ich eine Lesung von Thorsten Walch besucht und dabei erstmals Auszüge aus „Es lebe Star Wars“ kennengelernt. Danach stand für mich sofort fest, das gesamte Buch lesen zu wollen. Und es hat mich keineswegs enttäuscht! Vielmehr wurden die Erwartungen, die die damalige Lesung in mir geweckt hatten, vollends erfüllt. Mein einziger gewichtiger Kritikpunkt bleibt das Fehlen von Episode IX.
Insofern kann ich das Buch insgesamt betrachtet jedem Star Wars-Fan nur wärmstens ans Herz legen. Vielleicht wird Episode IX ja noch in einer späteren Auflage eingebaut.
Auf einer Skala von 0 bis 10 möchte ich „Es lebe Star Wars“ mit 8 Lichtschwertern auszeichnen.
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