Im folgenden Beitrag geht es um den Spieleklassiker Star Wars Knights of the Old Republic I, der zur Zeit der Alten Republik spielt.
Dass Disney derzeitig scheinbar einen neuen Film oder eine neue Serie in der Welt von Knights of the Old Republic anzusiedeln plant, ist Grund genug, um das Spiel noch einmal ausführlich zu betrachten.
Knights of the Old Republic und ich
Obwohl ich seit der Grundschule ein fleißiger Computerspieler war und in späteren Jahren durch Fachzeitschriften immer gut über aktuelle Neuerscheinungen informiert gewesen bin, ist Knights of the Old Republic I (KotOR) seinerzeit völlig an mir vorübergegangen. Dies lag vermutlich daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine Spielezeitschriften mehr kaufte und es auch in meinem Freundeskreis nicht mehr so viele Spielerinnen und Spieler gab wie in früheren Jahren.
So war ich dann relativ überrascht, als ich vor wenigen Jahren in einem örtlichen Geschäft auf KotOR I und II stieß. Beide Spiele kosteten im Paket 2,99 Euro, weshalb mein erster Gedanke war, dass die Spiele wohl nichts taugen können. Glücklicherweise war ich aber Star Wars-Fan genug, um vorsichtshalber kurz im Internet zu recherchieren, was es mit Knights of the Old Republic I auf sich haben mag. Dort zeigte sich, dass zumindest der erste Teil ein äußerst beliebter Klassiker war. Also nahm ich es mit.
Auf dem Laptop machen Spiele mit viel Action ja manchmal weniger Spaß. Außerdem neigte meine Version dazu, gelegentlich abzustürzen, zu ruckeln oder Grafikfehler einzubauen. Dennoch habe ich das Spiel mit viel Spaß durchgespielt. Denn, bei all den Vorzügen, die das Spiel aufzuweisen hatte, war eine Sache ganz besonders gelungen. Das Spiel hatte eine Story. Und was für eine!
Produktionsgeschichte und Veröffentlichung
Im Auftrag von LucasArts übernahm BioWare die Entwicklung von Knights of the Old Republic I. Dies war relativ ungewöhnlich, da LucasArts bis zu diesem Zeitpunkt in der Regel nicht mit namhaften Entwicklerstudios kooperiert hatte. Und als solches musste BioWare definitiv gelten. Denn die Firma war für sehr erfolgreiche Rollenspielklassiker wie Baldur’s Gate (1998) bekannt. So baute KotOR vom Kampfsystem her auch teilweise auf Baldur’s Gate auf. Die 3-D-Grafik hingegen war für damalige Verhältnisse sehr aufwendig und stellte eine Neuerung für Computerrollenspiele dar. Eine der Grundlagen bildete wie bei Baldur’s Gate das auf einem 20-seitigen Würfel basierende d20-System, das bei vielen Pen-&-Paper-Rollenspielen wie D&D Verwendung findet. Vom technischen Standpunkt aus musste KotOR also von Anfang an sehr vielversprechend erscheinen.
Für eine ganz besondere Atmosphäre sorgten die zahlreichen Dialoge, die von LucasArts vertont worden waren. Auch die von Jeremy Soule komponierte Spielmusik trägt sicherlich einiges zur Stimmung im Spiel bei. Das Beste war aber wohl die Story, die der Science-Fiction-Autor Drew Karpyshyn verfasst hatte. Karpyshyn hatte bereits zuvor die Hintergrundgeschichten für andere BioWare-Spiele geschrieben und gilt heute als einer der 20 wichtigsten Autoren für Computerspiele. Passenderweise schrieb er später auch noch ein paar Star Wars-Romane, die zur Zeit von KotOR I spielen.
Im Juli 2003 war es dann endlich so weit. Knights of the Old Republic I wurde veröffentlicht und erwies sich als so erfolgreich, dass es einen Nachfolger erhielt und bis heute wiederholt neu aufgelegt wurde.
Die Hintergrundgeschichte
Nachdem ich jetzt schon zweifach auf die großartige Hintergrundgeschichte des Spiels verwiesen habe, wird es Zeit, diese zusammenzufassen. Dabei möchte ich aber nicht zu viel verraten, weil die Geschichte mit einem großartigen Twist verbunden ist, der in vielen Zusammenfassungen, die man im Internet findet, leider viel zu leichtfertig verraten wird.
Wir befinden uns etwa 4.000 Jahre vor Episode IV – A New Hope. In den Mandalorianischen Kriegen, einer schweren militärischen Auseinandersetzung zwischen der Republik und den Mandalorianern, haben die Jedi-Ritter Revan und Malak das Kommando über die republikanischen Truppen übernommen. Zwar gelingt es den beiden, den Krieg zugunsten der Republik zu entscheiden, doch verschwinden sie in der Folge spurlos. Wenig später kehren die Helden als Sith zurück und eröffnen ihrerseits einen Krieg gegen die Republik.
Der Rat der Jedi entsendet die Jedi-Ritterin Bastila Shan, um die beiden dunklen Jedi zu eliminieren. Doch während die Jedi die Sith attackieren, ereignet sich etwas Unerwartetes. Mitten in der Weltraumschlacht eröffnet Malak das Feuer auf das Schiff seines Meisters Revan. Im Getümmel finden viele Jedi den Tod und auch Darth Revan scheint zu den Opfern zu zählen. So übernimmt nun sein betrügerischer Schüler Darth Malak das Kommando im Krieg der Sith gegen die Republik.
Die Spielhandlung
In den folgenden Kämpfen findet sich der Spieler bzw. die Spielerin auf einer Fregatte der Republik wieder, die von überlegenen Verbänden der Sith attackiert wird. Da man selbst während des Angriffs das Gedächtnis verloren hat, bleibt zunächst nichts anderes übrig, als mit Hilfe von Rettungskapseln die Flucht zu ergreifen. So zieht man sich gemeinsam mit dem Piloten Carth Onasi und der bereits vorgestellten Jedi Bastila Shan auf den Planeten Taris zurück, der eine einzige gewaltige Stadt darstellt. Nach zahlreichen Abenteuern auf dem Planeten stielt man von einem Unterweltkönig die „Ebon Hawk“, mit der man dann nach Dantooine fliegt. Hier befindet sich eine Zentrale der Jedi-Ritter. Da sich der Spieler/die Spielerin zwischenzeitlich als Macht-begabt herausgestellt hat, erfolgt hier eine Ausbildung zum Jedi-Ritter.
Im Kampf gegen Darth Malak besucht man in beliebiger Reihenfolge den von großen Wäldern durchzogenen Wookie-Planeten Kashyyyk, die Wasserwelt Manaan, den wohlbekannten Wüstenplaneten Tatooine sowie den Planeten Korriban, der einst ein Zentrum der Sith gewesen ist. (Wie unschwer zu erkennen ist, sollen Stadt, Wald, Wasser und Wüste für eine gewisse Abwechslung sorgen.) Auf allen genannten Planeten begibt man sich auf die Suche nach Teilen einer uralten Sternenkarte, die den Weg zu einer mysteriösen „Sternenschmiede“ aufzeigt, aus der Darth Revan und nach ihm Darth Malak ihre Macht zu beziehen scheinen…
Die Gefährten
Im Verlauf des Spiels stößt man auf diverse Charaktere, die man als Gefährtinnen und Gefährten in die eigene Crew aufnehmen kann. Zu diesen zählen zunächst die bereits vorgestellten Charaktere Carth Onasi und Bastila Shan. Hinzu kommen später die Twi’lek-Schmugglerin Mission Vao, der Wookie Zaalbaar, der mandalorianische Söldner Canderous Ordo, der Droide T3-M4, die Jedi-Schülerin Juhani, der Jedi-Meister Jolee Bindo und der besonders beliebte Attentäter-Droide HK-47. Jedes dieser neun Teammitglieder ist spielbar, wobei man immer zu dritt ins Abenteuer zieht. Je nach besuchter Welt und zu erfüllender Mission können also unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen sinnvoll sein.
Bemerkenswert ist, wie die Charaktere innerhalb des Teams miteinander interagieren. So lernt man durch Gespräche mehr und mehr über die einzelnen Mitglieder seines Teams und kann deren Vertrauen gewinnen oder verspielen. Letztlich sind alle Charaktere mit glaubwürdigen Biografien versehen, die ihre Ansichten und Handlungen nachvollziehbar machen. Auch untereinander können die Charaktere des Teams einander mögen oder nicht. Ich meine sogar, mich an eine Lovestory zu erinnern.
Das Rollenspiel
Wie bei Rollenspielen üblich, erhalten alle Teammitglieder im Rahmen der zu absolvierenden Abenteuer Erfahrungspunkte, mit deren Hilfe man in höhere Stufen aufsteigen kann. Dadurch können dann einzelne Fertigkeiten erhöht werden. Da man frei entscheiden kann, in welchen Aspekten man seine Charaktere verbessern möchte, gibt es zahlreiche unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten. Zu Beginn des Spiels hat man hingegen relativ wenig Auswahlmöglichkeiten. Hier kann man nur zwischen einem männlichen und einem weiblichen Geschlecht sowie den Klassen Soldat, Gauner und Späher wählen. Wenn die Ausbildung zum bzw. zur Jedi erfolgt ist, kann auch hier noch einmal zwischen drei Varianten gewählt werden.
Spannend ist das Gesinnungssystem, das immer anzeigt, wo sich ein Charakter gerade in Bezug auf Macht befindet. Vollbringt man eine gute Tat, nähert man sich auf der Skala der guten Seite. Lässt man sich hingegen dazu hinreißen, Böses zu tun, bewegt sich die Anzeige in die andere Richtung. Hierbei ist den Spielerinnen und Spielern übrigens völlig freigestellt, welcher Seite der Macht sie sich anschließen möchten. Je nachdem, wie diese Entscheidung ausfällt, gibt es unterschiedliche Enden des Spiels und das Aussehen verändert sich.
Im Wesentlichen kann man sich frei durch die jeweiligen Welten bewegen und mit zahlreichen Charakteren interagieren. Neben der Haupthandlung kann sich der Spieler/die Spielerin auf verschiedene Nebenmissionen einlassen, durch die Erfahrungspunkte und Ausrüstungsgegenstände gewonnen werden können. Einige der Entscheidungen, die man im Spiel trifft, können direkte Auswirkungen auf den Spielverlauf haben.
Fortsetzungen
Um die Jahreswende 2004/2005 erschien KotOR II: The Sith Lords, das nicht ganz so erfolgreich war wie sein Vorgänger. Dennoch nahmen die meisten Rezipienten das Spiel positiv auf. Die Arbeiten zu KotOR III sind schon in der Anfangsphase beendet worden. Mit Star Wars: The Old Republic liegt jedoch seit 2011 ein Online-Rollenspiel vor. Jenseits der Computerspiele folgten auf Knights of the Old Republic I verschiedene Romane und Comics.
Fazit
Die Entscheidung, die Handlung 4.000 Jahre vor dem ältesten Star Wars-Film spielen zu lassen, war definitiv eine gute. Denn zu dieser Zeit gibt es zahlreiche Jedi-Ritter wie auch Anhänger der dunklen Seite, während der Handlungsspielraum nicht durch Erzählungen aus den Filmen vorgegeben wird. Die Spielemacher konnten sich also austoben, was zu einer richtig tollen Story geführt hat. Dennoch besteht ein deutlicher Bezug zu den Filmen, sodass man nie vergisst, sich im Star Wars-Universum zu befinden. Durch bekannte Welten und Zivilisationen wie Kashyyk, Tatooine, Wookies, Mandalorianer etc. fühlt man sich als Star Wars-Fan schnell zu Hause.
Toll ist auch die Atmosphäre. Besonders ist mir diesbezüglich eine archäologische Ausgrabungsstätte der Sith auf Korriban in Erinnerung geblieben. Hier besucht man das Grab des ältesten Sith-Lords (Ajunta Pall) und spricht mit dessen Geist, was großartig umgesetzt worden ist.
Klar, die Grafik ist heute ein bisschen angestaubt und manchmal wünscht man sich, etwas weniger kämpfen und erkunden zu müssen. Nichtsdestotrotz ist das Spiel aufgrund seiner Story und Atmosphäre auch heute noch definitiv zu empfehlen. Knights of the Old Republic I zählt sicherlich zu den besten Star Wars-Spielen überhaupt. Wenn es für euch also nicht immer das neuste Spiel und die beste Grafik sein muss, sondern ihr Wert auf Story und Atmosphäre legt, dann solltet ihr dem Spiel eine Chance geben. Wenn ihr KotOR spielen möchtet, googelt bitte nicht danach. Da das Spiel schon 16 Jahre alt ist, wird euch überall direkt der Twist in der Handlung unter die Nase gerieben. Lasst euch lieber überraschen und genießt die Geschichte ohne unnötige Spoiler. Es ist es wirklich wert!
Ausblick
Dass Disney nun eine neue Serie oder einen Film in diesem Szenario plant, ist eine großartige Idee. Es bleibt zu hoffen, dass es diesmal gelingt, eine neue Geschichte zu entwickeln, durch die nicht plötzlich alles Alte für nicht-kanonisch erklärt werden muss. Denn die Welt von KotOR ist definitiv zu schön, um wie die Großadmiral Thrawn-Trilogie einfach herzlos über den Haufen geworfen zu werden…
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