Hinter Gamera gegen Viras – Frankensteins Weltraummonster greift an steckt ein budgetsparendes Kaiju-Abenteuer.
Wenn das Geld fehlt
Mit Gamera gegen Gaos – Frankensteins Kampf der Ungeheuer war die Gamera-Filmreihe endlich auf der Erfolgsspur. Doch das rettete den Film nicht vor Entscheidungen, die sich negativ auswirken sollten. Denn Anfang 1968 war Daiei, die die Filmreihe produzierten, in finanziellen Schwierigkeiten. Anscheinend reichte es nicht aus, nur einen guten Film im Jahr zu haben, es brauchte derer wohl mehrere.
In jedem Fall war die finanzielle Lage so bescheiden, dass das Studio sich zu einem folgenschweren Schritt entschied. Für den neusten Gamera-Teil, der hierzulande auf den „wohlklingenden“ Namen Gamera gegen Viras – Frankensteins Weltraummonster greift an hörte, wurde das Budget zusammengestrichen. Genauer gesagt, standen auf einmal über 20 Millionen Yen, was damals ungefähr 56.000 Dollar entsprach, nicht mehr zur Verfügung.
Womit Regisseur Noriaki Yuasa auf ein Mal nur 24 Millionen Yen für die Finanzierung des Films hatte. Dementsprechend musste er überlegen, wie er damit umgehen sollte. Und entschied sich, Szenen aus den früheren Filmabenteuern von Gamera wieder zu verwenden.
Bedingungen werden erfüllt
Das sollte nicht die einzige Besonderheit von Gamera gegen Viras sein. Eine andere war die Bedingung von dem amerikanischen Vertriebspartner. Die wollten, dass ein amerikanischer Junge Teil des Maincasts werden sollte. Da jedoch zum Zeitpunkt der Produktion kein amerikanischstämmiger Schauspieler gefunden werden konnte, der japanisch sprach, wurde eine andere Lösung gefunden. Man entschied sich für Carl Craig, dem Sohn eines in Japan stationierten Soldaten. Es sollte für den Jungen die einzige Rolle bleiben.
Ein Raumschiff von dem Planeten Viras nähert sich der Erde. Sie entdecken, dass diese Welt den für sie so lebenswichtigen Stickstoff hat und wollen sie erobern. Doch Gamera hat was dagegen und vernichtet das Schiff. Das konnte noch kurz vorher eine Nachricht an ihre Heimatwelt absetzen, die vor dem Monster warnt.
Der japanische Pfadfinder Masao und sein Freund, der amerikanische Pfadfinder, Jim, haben nichts als Flausen im Kopf. Sie schaffen es, an Bord eines Mini-Uboots zu kommen. Und als sie Unterwasser sind, entdecken sie Gamera, dass mit ihnen spielt. Doch dann taucht ein zweites Virasisches Raumschiff auf, fängt die Kreatur und erforscht seine Erinnerungen. Als es entdeckt, dass das Wesen Kinder liebt, nutzt es dies aus, um es gefügig zu machen und den Angriff auf die Erde zu starten.
Billig
Das zusammengestrichene Budget macht sich in Gamera gegen Viras an vielen Ecken und Enden bemerkbar. Miese Special Effects, das „Design“ der außerirdischen, allgemein der billige Look des Films… Der Film wirkt einfach nicht so gut, wie die Vorgängerabenteuer von Gamera.
Man muss Noriaki Yuasa Respekt dafür zollen, dass er zumindest versucht hat, mit wenig viel zu erreichen. Doch auch er, der bereits beim ersten Gamera-Teil mit einem beschränkten Budget einiges erreicht hat, schafft es dieses Mal nicht, den Kinofilm zu retten.
Dabei merkt man diesem Film an, dass er in eine gewisse Routine verfallen ist. Ähnlich wie Godzilla, der zu dieser Zeit Familienvater war, zielt Gamera gegen Viras auf die Kleinen ab. Das sieht man schon daran, dass die Hauptdarsteller zwei ungefähr elf Jahre alte Jungen sind, die ein großes Abenteuer erleben und dabei so ganz nebenbei die Welt retten.
Zwei liebenswerte Lausebengel
Masao und Jim werden als zwei Lausebengel dargestellt, die es faustdick hinter den Ohren haben. Sie schleichen sich aus ihrem Pfadfinderlager fort und an Bord eines Miniuboots, das sie heimlich sabotieren. Nur um dann dafür, dass sie die Sabotage wieder rückgängig machen, mitfahren können. Sie werden von Virasern entführt, um als Druckmittel für Gamera zu dienen. Und können sich selber und später auch Gamera befreien. Sie wirken wie zwei typische Protagonisten in einer Geschichte für Kinder und Jugendliche, gewieft und intelligent. Man wird sie sehr schnell mögen.
Ansonsten wirkt der Cast vorhanden. Es wird nur das nötigste für die Charakterisierung getan, da der Fokus eben auf den beiden Jungen liegt. Die restlichen Darsteller kriegen vielleicht einen Namen und eine dazugehörige Funktion, doch alles darüber hinaus wäre ein Wunder und auch ehrlich gesagt in Gamera gegen Viras zu viel verlangt.
Was die Antagonisten angeht…. Hier macht sich das schmale Budget besonders bemerkbar. Denn über weite Teile des Films werden die Bewohner des Planeten Viras nur durch ihre Raumschiffe und Innenansichten des selbigen dargestellt. Und das Schiff wirkt sehr billig zusammengestellt. Man sieht, dass es aus Pappmaché besteht. Und als sie dann später endlich Gestalt annehmen, sind dies zuerst übernommene Menschen, deren Augen leuchten und einen dunklen Strampler tragen. Was entsprechend lächerlich aussieht.
Es dauert zu lange
Aber nicht so sehr, wie die Monsterform, die sie am Ende des Films annehmen. Es ist eine Art riesiger Seestern, gegen den Gamera antritt. Und das Kostüm sieht ähnlich billig aus, wie das von King Kong aus Die Rückkehr des King Kong.
Doch nicht nur hier macht sich das begrenzte Budget von Gamera gegen Viras bemerkbar. Auch die Clipshow, die Noriaki Yuasa am Ende des ersten Drittels einbaut, macht dies deutlich. Mehrere Minuten hinweg werden Aufnahmen von früheren Filmen präsentiert.
Das Problem ist jetzt weniger, dass der Regisseur frühere Aufnahmen wiederverwendet hat. Er versucht es ja wenigstens, gut einzubetten. Aber was diesem Versuch das Genick bricht, ist die Tatsache, dass es sich über zu viele Minuten hinweg zieht. Zu lange, um das Interesse des Zuschauers dauerhaft zu fesseln.
Gamera gegen Viras war trotz der Einschränkungen ein voller Erfolg. So erfolgreich, dass Noriaki Yuasa vom Studio gefragt wurde, ob er nicht zwei Gamera-Filme pro Jahr drehen könnte. Zum Glück sagte er, dass das unmöglich sei. Aber es öffnete zumindest die Tür für weitere Fortsetzungen.
Info
Drehbuch: Niisan Takahashi
Hauptdarsteller: Kojiro Hongo, Toru Takatsuka, Carl Craig
Produzent: Hidemasa Nagata
Regie: Noriaki Yuasa
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