Lesezeit circa: 7 Minuten

Hannah Stein aus Köln ist Historikerin und Expertin für die Liduuri. Plötzlich muss sie die Welt retten, denn die Chinesen finden Die Himalaya-Bombe.

Perry Rhodan Neo 234 Die Himalaya-Bombe Cover
© Perry Rhodan KG

Titel: Die Himalaya-Bombe
Autor: Rüdiger Schäfer
Titelbild: Dirk Schulz / Horst Gotta
Erschienen: 04.09.2020

Zur Handlung

Hannah Stein ist Historikerin und hochangesehene Expertin für die Hinterlassenschaften der ersten Menschheit – der Liduuri. Ein Anruf ihres früheren Studienfreundes Thomas Rhodan da Zoltral befördert sie in ein Abenteuer, mit dem sie nie gerechnet hat. Sie reist mit Thomas und seinem Bruder Farooq, den Bull-Legacy-Zwillingen Laura und Sophie sowie einem MINSTREL in das Himalaya-Gebirge. Dort haben die Chinesen eine uralte Liduuri-Station gefunden und dabei eine Bujun aktiviert – eine Planetenbombe, welche in der Lage ist, Erde und Mond zu vernichten. Es bleiben zwei Tage bis zur Explosion.

In der Station trifft die Gruppe auf eine künstliche Intelligenz, die durch äußere Umstände jedoch eine gespaltene Persönlichkeit aufweist. Einerseits möchte sie Hannah und der Gruppe helfen, andererseits die Bujun sofort zünden. Als sie versucht, sich mit Hannahs Gehirn zu verbinden – was deren Tod zur Folge hätte – erkennt sie an Hannahs Emotionen und Erinnerungen, dass es falsch wäre, die Erde zu zerstören. Die Bujun ist entschärft und die Gruppe kann sich aus der Station retten, die durch einen von der KI ausgelösten Selbstzerstörungsmechanismus explodiert.

Zum Titelbild

Es gab zum ersten Mal in der Geschichte von Perry Rhodan NEO ein Variant-Cover. Das lag auch in der Tat nahe, denn neben dem titelgebenden Himalaya-Gebirge spielte die Stadt Köln ja eine gewisse Rolle. Außerdem findet sich auch eine Innenillustration, was für NEO genauso ungewöhnlich ist.

Perry Rhodan Neo 234 Die Himalaya-Bombe Variant Cover
© Perry Rhodan KG

Gedanken zu Die Himalaya-Bombe

Die Handlung ist, wie man oben sieht, schnell zusammengefasst. Trotzdem gibt es einiges zu diesem Roman von Rüdiger Schäfer zu sagen.

Zunächst einmal kann man Die Himalaya-Bombe durchaus als “Lückenfüller” bezeichnen. Dieser negativ angehauchte Begriff hat in meinem Kontext aber keinerlei solche negative Bedeutung! Denn auch wenn er die aktuelle Staffelhandlung offenbar erst mal kein Stück weiterbringt, ist der Roman doch keiner, der einfach nur dazu dient, die Staffel zu strecken. Stattdessen wird eine der offenen Fragen aus früheren Serienteilen, ja aus einer früheren Perry Rhodan NEO-Epoche beantwortet. Nämlich: “Was ist eigentlich mit der Bujun, die auf der Erde deponiert sein soll?”

Rüdiger Schäfer nutzt dazu eine neue und völlig unberührte Figur. Die Historikerin Hannah Stein aus dem Köln des Jahres 2090 ist eine ganz normale Frau mittleren Alters – mitten aus dem normalen Volk. Sie hätte sich nie träumen lassen, einmal ein Abenteuer dieser Größe zu erleben und noch weniger hatte sie den Wunsch, dass es dazu kommt. Spätestens mitten im Einsatz, als auch mal die Fetzen fliegen, wünscht sie sich mehrfach wieder nach Köln in ihr langweiliges Leben zurück. Da sie jedoch keine Wahl hat, wächst sie über sich hinaus, rettet mal eben die Welt und träumt nebenbei von einer Romanze mit Thomas Rhodan da Zoltral – die es jedoch nicht geben wird.

Diese normale Figur aus dem Alltag gibt NEO 234 aus meiner Sicht seinen großen Reiz. Rüdiger Schäfer ist bei NEO ja der Meister der emotionalen Momente und man merkt Hannah Stein an, dass er hier viel Herzblut hineingelegt hat, um eine möglichst authentische Figur zu erschaffen, mit der man als Leser einfach nur 160 Seiten mitleiden darf und muss. Insgesamt präsentiert er über die komplette Länge eine hervorragende Charakterzeichnung, bei der ich mir als Leser wünsche, dass wir die Historikerin noch einmal in einem weiteren Roman “wieder lesen” dürfen.

Zusätzlich zu dieser großartigen Figur bekommen wir noch einen sehr schönen Eindruck, wie das normale Leben im Jahr 2090 aussieht. Allein dass Köln mit rund drei Millionen Einwohnern als beschauliche Provinzstadt gilt, ruft mir ein Schmunzeln ins Gesicht. Aber auch gesellschaftskritische Anspielungen finden sich hier und da. So ist an mindestens drei Stellen zu lesen, dass bodengebundene Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben werden, komplett klimaneutral und umweltfreundlich sind. Die Technik hat die Terranische Union allen Ländern – egal ob Mitglied oder nicht – kostenlos zur Verfügung gestellt.

So viel uneigennützige Wissensweitergabe ist in der fiktiven Vergangenheit der Serie ebenso undenkbar gewesen, wie sie es in unserer Realität leider auch ist.

Innenillustration Perry Rhodan NEO 234 Die Himalaya Bombe
© Perry Rhodan KG

Fun Fact

Bei der geistigen Invasion der KI sprechen die Hauptakteure über eine nicht vorhandene “Mentalstabilisierung” von Hannah. Reine NEO-Leser müssten an dieser Stelle gedacht haben “Was ist das denn?”, denn die Mentalstabilisierung gibt es in dieser Form bei NEO gar nicht. Zumindest wurde sie bisher nie erwähnt. Manchmal ist eben selbst ein Expokrat nicht davor gefeit, in die große Erstauflagen-Schatzkiste abzurutschen und eine falsche Begrifflichkeit zu zücken.

Fazit

Auch wenn – wie gesagt – in Bezug auf die Gesamthandlung nur sehr wenig von Belang passiert, hat mir Die Himalaya-Bombe doch extrem gut gefallen. Ich litt mit Hannah in jeder Situation mit und konnte ihre Gedankengänge immer nachvollziehen. Oft kam der Gedanke auf “Wie würde es mir dabei gehen?”, denn wenn einem Menschen aus der Mitte der Gesellschaft etwas Derartiges passiert, bedeutet es, dass er oder in diesem Fall sie sich in einer so ungewohnten und unerwarteten Situation findet und sich kaum vorhersagen lässt, wie man damit umgehen würde. Da schlägt sich Hannah gar nicht so schlecht, wie ich finde.

Auch Hannahs “Anschmachten” von Thomas empfand ich nicht als übertrieben oder unnötig, sondern irgendwie passend. Sogar die Ablehnung einer Beziehung und wie sie damit umgeht, waren so gut beschrieben und so nachvollziehbar, dass ich dem guten Tom gar nicht böse sein konnte. Schließlich trauert er ja auch noch um Jessica Tekener.

Letztlich bleibt mir zu sagen, dass dieser “Lückenfüller” für mich einer der stärksten NEOs der letzten Monate war. Auch oder vielleicht sogar weil er mit der eigentlichen Rahmenhandlung der Staffel nicht viel zu tun hatte. Großes Kino von Rüdiger Schäfer. Würde ich Wertungen verteilen, würde Die Himalaya-Bombe von mir die Bestnote bekommen. Chapeau, Herr Schäfer!


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Sven Fesser

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