Perry Rhodan – was oder wer ist das eigentlich?
Älter als die Enterprise
Perry Rhodan ist der Held der gleichnamigen Heftromanserie. Sie erscheint seit dem 8. September 1961 wöchentlich. Ursprünglich waren 10 bis maximal 30 Hefte geplant gewesen. Der durchschlagende Erfolg hat uns jedoch 60 Jahre, 3000 Hefte der Hauptserie, 400+ Taschenbücher, 100+ Hefte in Miniserien und nochmal ca 900 Hefte Atlan (Ein Nebencharakter der Perry-Serie) und kein absehbares Ende des Erfolgs beschert.
Angesichts dieser erschlagenden Fülle an Material muss man jede Vorstellung der Serie als fragmentarisch und rudimentär belassen, sonst könnte man wohl 100 Seiten füllen und doch nur an der Oberfläche kratzen.
Fangen wir also am Anfang an. Verschiedene Quellen, unter anderem der zum 25 jährigen Jubiläum erschienene Werkstattband, geben an, dass der damalige Cheflektor des Moewig-Verlages Kurt Bernhard grundsätzlich auf dem gerade boomenden Heftromanmarkt neue Serien haben wollte.
Die deutschen Autoren Walter Ernsting alias Clark Darlton und K. H. Scheer hatten passend die Idee zu einer Heftserie im Weltall mit feststehendem Helden, Perry Rhodan.
Nach weiteren Gesprächen mit Kurt Bernhardt und einer vorab eingrenzenden Suche nach Autoren gingen Ernsting und Scheer in Irschenberg in Ernstings Haus in die Vollen und entwickelten in dreitägiger Arbeit die Hauptpersonen sowie die grobe Handlung der ersten zehn Romane. Daraufhin erhielten sie den Auftrag, abwechselnd je zwei Romane der Serie zu schreiben.
Veteranen an Bord
Für die Titelbilder hatte man den Grafik-Veteran Johnny Bruck ausersehen, der Dank seiner Mischung aus Collagen und Eigenzeichnungen schnell und dennoch hervorragende Bilder abliefern konnte – und das jede Woche.
Weitere Autoren stießen in den ersten 10 Heften dazu und komplettierten das Team, welches seit 60 Jahren immer wieder mal wechselt – Altersgründe, Todesfälle und dergleichen haben mittlerweile zur sogenannten dritten Generation an Schreibern geführt. Bis auf wenige Gastromane schreibt bis heute immer ein festes Team an Autoren nach Vorgaben der Exposee-Redaktion, meist 1 oder 2 Autoren, die sich speziell um die grobe Richtung und Vorgabe der Handlung kümmern.
Ein solches Exposee sieht ungefähr so aus:
Hauptpersonen, die im Roman vorkommen müssen, was steht im Roman des Vorgängers, wo und wie muss der Roman enden. Das kann je nachdem von einigen Zeilen bis hin zu mehreren Seiten variieren. Dazu kommen dann meist Datenblätter über die bisherigen Ereignisse des jeweiligen Zyklus, also Handlungsabschnitts, die Technik, die Völker usw.
Da mehrere Hefte parallel von verschiedenen Autoren geschrieben werden hat sich diese Arbeitsweise von Anfang an bewährt und minimiert innere Widersprüche und dergleichen enorm.
Noch mehr Extras
Hinzu kommen verschiedene Sonderbeilagen, die mehr oder minder regelmäßig erscheinen: Der Report (Nachrichten aus der realen Wissenschaft), die Risszeichnung (ein Raumschiff aus der Serie wird im Aufriss gezeigt und visualisiert sowie die in fast jedem Heft erscheinende Leserkontaktseite, auf der Leserbriefe und andere Leserbeiträge Platz finden sowie die Clubnachrichten, also ein Überblick über die Fanszene. Seit einigen Jahren neu dabei sind die Abenteuer der STELLARIS, Kurzgeschichten über ein Raumschiff.
Manchmal gibt es auch Modellbaubögen oder Postkartenserien, Posterbeilagen und andere einmalige Goodies.
Perry Rhodan erschien bis Ende der 80er Jahre in fünf Auflagen, die Nachauflagen sind mittlerweile eingestellt worden. Angesichts mehrerer tausend Hefte inklusive der Nebenserien sowie sich wandelnden Lesegewohnheiten ist die Leserschaft geschrumpft, und junge Neuleser kapitulieren oft vor der schieren Masse an Publikationen, die man im Grunde alle lesen müsste, um sich in der Serie zurechtzufinden.
Dennoch ist alles so zugänglich gehalten, dass man jederzeit einsteigen kann, auch wenn man hier und da einige Hefte lang brauchen wird, um eine grobe Orientierung zu bekommen. Hier hilft dann oft die von Fans für Fans gemachte Perrypedia, in der man fast alle Infos finden kann, die man gerade braucht.
Alles ist verfügbar
Auch ist es so, dass man nicht einmal Antiquariate durchwühlen muss, um an altes Lesematerial zu kommen. Die gesamte Heftserie und ein Großteil der sonstigen Veröffentlichungen liegt seit Jahren in Form von e-Books vor. Der Verlag war einer der Pioniere auf diesem Sektor.
Zudem kann man die abgespeckte Variante der Serie lesen, die sogenannten Silberbücher, in denen in bereinigter Form die wichtigsten Handlungsbögen enthalten sind, so dass man hier ein schnelles vorankommen hat und dennoch alles wesentliche der Serie geniessen kann.
Überdies erscheint Perry Rhodan seit Jahren, seit Band 2500, auch als Hörbuch. Die Silberbände liegen fast komplett vertont vor, das wöchentlich aktuelle Heft erscheint zeitgleich auch als Hörbuch.
Die wichtigsten Protagonisten der Serie wurden in den ersten 50 Heften eingeführt:
Perry Rhodan, Amerikaner mit deutschen Wurzeln und in der Serie der erste Mensch auf dem Mond. Er wird Anführer der Menschheit bis ins 6te Jahrtausend hinein, in dem die aktuellen Hefte spielen.
Reginald „Bully“ Bull, ebenfalls Amerikaner, Perrys bester Freund und seit Heft 1 und der Mondlandung dabei. Anfangs oft Stichwortgeber für Perry und als lustiger Nebencharakter genutzt, ist er mittlerweile unverzichtbarer Vertreter Perrys.
Atlan, der Arkonide. 10.000 vor Christus geboren und seitdem auf der Erde unterwegs. Oftmals impulsiver und konsequenter handelnd wie Perry, auch oft weit kompromissloser.
Gucky, der Mausbiber – eine 100cm große aufrecht gehende Maus mit Biberschwanz, einem gerade in früheren Heften teilweise infantilen Humor. Beherrscht Telekinese, Teleportation und Telepathie.
Dazu kommen hunderte mehr oder minder wichtige Nebencharaktere, alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Manche bleiben einige Hundert Hefte dabei, andere Tausende. Und alle haben zu einem bunten und abwechslungsreichen Gesamtkader geführt, der seinesgleichen sucht.
Manche davon sind wie die vier wichtigsten Charaktere unsterblich dank eines sogenannten Zellaktivators. Allerdings kann man noch immer durch äußere Gewalt, Entfernung des Geräts oder besonders starke Gifte und Krankheiten sterben. Die Unsterblichkeit ist also nur geliehen und relativ. Dadurch bleibt ein gewisses Maß an Spannung erhalten, denn theoretisch kann es jederzeit einen der Unsterblichen dahinraffen. Das passierte auch schon und führte meistens zu kontroversen Diskussionen in der Leserschaft.
Und worum geht es in Perry Rhodan nun eigentlich?
Auch das ist schwer in nur wenige Worte zu fassen. Am ehesten für jede der Epochen zutreffend dürfte wohl sein: Um den Weg der Menschen in die Zukunft, ins All, um all die Gefahren, die einem dort begegnen, seien es Aliens, sei es die Natur an sich. Dabei schwankt der Inhalt mal hin zur Military SF, mal zu Science Fantasy, mal zu esoterisch angehauchten Themen. Dabei wird stets jeder Lesegeschmack bedient, soweit möglich. Und von Anfang an hat man darauf geachtet, dass Perry als Held weitestgehend tolerant und friedliebend bleibt und Gewalt stets als letztes Mittel sieht. Das schützt natürlich nicht vor Kriegen, aber fast immer hat man seitens der Autoren versucht, eine möglichst positive Haltung dem Leben gegenüber, eine positive Utopie, zu schaffen.