Lesezeit circa: 8 Minuten

Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer ist die Fortsetzung, auf die niemand gewartet hat.

Es musste eine Fortsetzung geben!

Natürlich musste es eine Fortsetzung geben. Schließlich hatte der 2005er Fantastic Four-Film 333,5 Millionen $ an den Kinokassen eingespielt. Genug Geld, dass die Mechaniken von Hollywood aktiv wurden und klar wurde, dass es einen Teil 2 geben würde und muss. Der dann auch letzten Endes 2007 in die Kinos kam.

Vor und hinter der Kamera kehrten viele Leute zurück. Tim Story führte wieder Regie, derweil das Drehbuch erneut von Mark Frost und Don Payne stammte. Die Autoren orientierten sich dabei an der klassischen Galactus Trilogy, an den Fantastic Four-Heften 57 bis 60, in denen Doktor Doom die Kräfte des Silver Surfers stahl, sowie der Miniserie Ultimate Extinction. Es gab allerdings Probleme mit dem Design von Galactus und beim Silver Surfer war man sich lange unsicher, ob er sprechen würde oder nicht. Das änderte sich erst, als Laurence Fishburne für die Figur gecastet wurde.

Neben dem bekannten Cast und Laurence Fishburne kam auch noch Doug Jones als Silver Surfer hinzu. Falls sich jetzt jemand wundert, wieso zwei Schauspieler für ein und dieselbe Figur gecastet wurden: Des Rätsels Lösung war, dass Jones, der zuvor unter anderem in Hellboy Abe Sapien darstellte, den Körper hergab, derweil Fishburne den Charakter sprach. Etwas, wovon Jones allerdings zu Beginn keine Ahnung hatte, womit dies die zweite Rolle, neben seiner Hellboy-Figur, wurde, wo er zwar spielte, aber die Stimme von jemand anderem beigesteuert wurde. Der Rest des Casts setzte sich aus Andre Braugher als General Hager, einem alten Bekannten von Reed Richards, sowie Beau Garrett als Captain Raye zusammen.

Die Dreharbeiten verliefen weitestgehend ohne Komplikationen. Nur zwischen Regisseur Tim Story und Hauptdarstellerin Jessica Alba kam es wohl zu Problemen. Am 15. Juni 2007 feierte Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer seine Kinopremiere.

Außerirdische Hochzeitscrasher

Reed Richards (Ioan Gruffudd) und Susan Storm (Jessica Alba) wollen demnächst heiraten und die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf vollen Touren. Nichts und niemand soll die baldige Eheschließung stören. Doch da ist ein außerirdisches Objekt, das auf die Erde herabkommt.

Es handelt sich hierbei um den Silver Surfer. Er ist ein Außerirdischer mit übermächtigen Kräften, der dem weltenverschlingenden Galactus dient. Das nächste Ziel dieses Wesens ist die Erde und der Surfer soll alles vorbereiten. Die Fantastic Four werden gezwungen, sich der Wesenheit entgegenzustellen, und erhalten dabei ungewollte Unterstützung von einem wiederhergestellten Doctor Doom (Julian Mcmahon).

Es wurde gehört

Für gewöhnlich ist es so, dass, wenn eine Fortsetzung in die Kinos kommt, sie eine längere Laufzeit als der erste Teil hatte. Das war bei X-Men (104 Minuten) und X-Men 2 (134 Minuten) so wie auch bei Spider-Man (121 Minuten) und Spider-Man 2 (127 Minuten). Bei den Fantastic Four war es hingegen anders. Lief der erste Teil noch 105 Minuten, betrug die Laufzeit bei Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer nur noch 92 Minuten. Also schonmal keine guten Voraussetzungen für die Fortsetzung eines Kinofilms, der beim ersten Mal nicht so recht überzeugen konnte.

Dabei muss man dem Film zu Gute halten, dass man zumindest ansatzweise das Gefühl hat, dass die Macher wirklich auf die Kritik am ersten Teil hörten. Es gibt zwar immer noch eine sehr anzügliche Szene mit Jessica Alba. Aber im Vergleich zum Vorgängerteil ist diese vergleichsweise harmlos. Was allerdings nicht verhindert, dass sie immer noch eine komplett unnötige Fleischbeschau darstellt, die einer Beleidigung der Darstellerin und ihrer Rolle als selbstbewusste emanzipierte Frau gleichkommt.

Ebenso versuchen Jessica Alba und Ioan Gruffudd, ihren Charakteren mehr Nuancen zu entlocken und außerdem so etwas wie Chemie zwischen ihren jeweiligen Figuren aufkommen zu lassen. Allerdings muss man ebenso betonen, dass es bei dem Versuch bleibt. Es gibt zwar nette Ansätze, doch ihre Charaktere bleiben vor allem im Vergleich zu Chris Evans und Michael Chiklis deutlich zurück.

Zwei zur Rettung

Es sind diese beiden, die Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer vor einer Totalkatastrophe retten. Man merkt ihnen an, wie sie mit Leib und Seele spielen. Wie sich gegenseitig triezen und es dabei trotzdem spürbar wird, wie sehr sie, wenn es knall auf hart kommt, füreinander einstehen. Besonders bei Michael Chiklis macht sich dies bemerkbar, da er immer noch durch das Gummikostüm von The Thing limitiert wird. Immerhin darf Chris Evans für eine Szene in ein ähnliches Outfit schlüpfen.

Womit die positiven Aspekte dieses Films abgearbeitet wären. Man merkt, es ist nicht viel, was für dieses Werk spricht. Das Hauptproblem ist schlicht und ergreifend die Laufzeit.

Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer versucht eine Geschichte zu erzählen, in der das Privatleben – die Hochzeit von Reed Richards und Susan Storm – mit dem Superheldenleben – dem Angriff des Silver Surfers – kollidiert. Hinzu kommen dann noch diverse andere Plots. Doch allen Storyelementen ist eins gemein: Am Ende leiden sie unter der der geringen Laufzeit, die verhindert, dass sie sich voll entfalten können.

Weit unter den Möglichkeiten geblieben

Besonders hart trifft es dabei Julian McMahon in seiner Darstellung als Doctor Doom. War er im ersten Teil noch ein großartiger Antagonist, solange er ohne Maske agieren konnte, bleibt er jetzt weiter hinter seinen Möglichkeiten zurück. Er ist dieses Mal einfach nur noch der Schurke, der aus purem Eigennutz handelt. Seine Verbindung zu Reed Richards und den anderen ist oberflächlich und seine schauspielerische Leistung lässt jegliche Tiefe vermissen. Was daran liegt, dass er erst in der zweiten Hälfte des Films bedeutsam wird, zu spät, um noch genügend Profil zu entwickeln.

Was auch für den titelgebenden Silver Surfer gilt. Die Figur bleibt in Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer weit unter ihren Möglichkeiten. Zuallererst ist er nur ein Special Effect, der auf der Erde für Chaos sorgt. Und als er dann auf Susan Storm trifft und sich ihr öffnet, fühlt man … nichts.

Das Problem ist, dass der Figur jegliche charakterliche Tiefe abgeht. Er erzählt zwar von seiner Herkunft und seiner Verbindung zu Galactus. Doch das Erzählte reicht nicht aus, um Sympathie für die Figur zu kriegen. Man sieht ja nicht, was mit ihm geschehen ist, was in den Comics eben nicht der Fall war. Hier war sein Ursprung in aller Breite und Tiefe präsentiert worden, die zur damaligen Zeit üblich war.

Der wahre Leidtragende

Auch die Tatsache, dass er sich in Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer ausgerechnet Susan Storm öffnet, passt nicht. Während es in den Comics die blinde Alicia Masters war, die eben wegen ihrer fehlenden Sicht den wahren heldenhaften Kern des kosmischen Herolds erkennen und daran appellieren konnte, macht die Verbindung zur Unsichtbaren einfach keinen Sinn. Vor allem deshalb, weil am Ende des Films eine völlig unnötige Szene eingebaut wird, in der er ihr das Leben rettet. Unnötig daher, weil man als Zuschauer keine einzige Sekunde glaubt, dass die Figur stirbt.

Und unnötig auch deshalb, weil Alicia Masters in diesem Film mehr Szenen erhielt. Doch die betonen nur ihre Verbindung zu Ben Grimm und den Fantastic Four. Womit der Charakter weiter hinter seinen Möglichkeiten bleibt und darauf verzichtet wird, sie an Susans Stelle zu platzieren, um mit dem Surfer zu interagieren und seine menschliche Seite hervorzulocken.

All dies hätte sich mit mehr Laufzeit und einem etwas anderen Storyverlauf leicht beheben lassen können. Doch da das nicht der Fall ist, leidet vor allem eine Figur in Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer unter der niedrigen Filmdauer: Galactus!

Flach!

Den ganzen Film über wird die Bedrohung dieses Weltenessers irgendwie nur halbherzig aufgebaut. Es wird zwar viel über ihn erzählt, doch als es zur finalen Konfrontation kommt, fühlt sich diese flach an. Auch hier hätte mehr Zeit und vielleicht ebenso ein paar mehr Gedanken darüber, was Galactus darstellen soll, nicht geschadet. Denn die meiste Zeit über ist er nur eine Art Wolke, wo erst im Finale angedeutet wird, dass dahinter auch eine Art Intelligenz stecken könnte. Was deutlich zu wenig ist, um zu überzeugen.

Und die Special Effects? Sind erneut die große Schwachstelle von Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer. Wann immer es um Computereffekte geht, leidet der Film. Sowohl die Human Torch als auch der Silver Surfer wirken nicht sehr überzeugend.

Am Ende ist dies auch einfach ein langweiliger Film. Er weiß nicht so recht, worauf er sich fokussieren soll. Auf die kommende Hochzeit von Reed und Sue, auf den Surfer, auf die kommende Bedrohung durch Galactus, auf den Betrug von Doctor Doom? Am Ende kommt keiner dieser Plots richtig zur Geltung, eben weil sie innerhalb von verhältnismäßig kurzer Zeit fertig sein müssen. Eine halbe Stunde mehr hätte sicherlich ausgereicht, um so manchen Handlungsfaden zu einem guten Abschluss zu bringen.

Weshalb unterm Strich Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer eine einzige Enttäuschung ist.

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

 

 

Warpskala

Warpskala
3 10 0 1
3/10
Total Score

Positiv

  • Michael Chiklis und Chris Evans retten den Film
  • Es wurde auf die Kritiken gehört

Negativ

  • Zu kurze Laufzeit
  • Bleibt unter seinen Möglichkeiten
  • Galactus
Götz Piesbergen
Letzte Artikel von Götz Piesbergen (Alle anzeigen)

Kommentar verfassen