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Wird jemand den Rubikon überqueren?

Eine Überquerung droht

Die Discovery soll Cleveland Booker (David Ajala) und Ruan Tarka (Shawn Doyle) folgen und verhindern, dass sie die isolytische Bombe zünden können. Auf Grund der Tatsache, dass Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) emotional immer noch an dem abtrünnigen Book hängt, wird ihr Commander Nhan (Rachael Ancheril) zur Seite gestellt, die jetzt zur Föderationssicherheit gehört. Da ihrer Spezies die Regelbefolgung über alles geht, soll sie dafür sorgen, dass im Zweifelsfall die Discovery zur Not die Flüchtigen vernichtet.

Der Captain des Schiffes glaubt allerdings immer noch daran, dass sie mit Worten mehr ausrichten kann als mit Waffen. Sie möchte, dass ihr Geliebter einsieht, dass sein Weg der falsche ist. Doch in einer Atmosphäre, die immer aufgeladener wird, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis jemand einen unwiderruflichen, schweren Fehler begeht.

Wenn jemand den Rubikon überquert, dann hat die entsprechende Person eine Entscheidung getroffen, von der es kein Zurück mehr gibt. Der Begriff stammt aus der Zeit Julius Caesars, als dieser den gleichnamigen römischen Grenzfluss mit seiner Armee überschritt, obwohl das damals verboten war. Dementsprechend löst der Titel die Frage aus, wer in dieser Episode also etwas tut, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Rubikon

Das gute Spiel mit der bösen Erwartung

Anhand früherer Folgen kann man vermuten, dass es entweder Michael Burnham oder Cleveland Booker sein werden. Schließlich sind beides Personen, deren Handlungen mitunter von Emotionen gesteuert sein können. Besonders der Captain der Discovery hat früher schon oft dazu geneigt, auf Grund ihrer Gefühle Dinge zu machen, die sie dann später bereut hat. Man erinnere sich nur an den Beginn der Serie, als sie Meuterei betrieb, um ihren Captain und das Schiff zu retten. Und ihr Geliebter leidet immer noch unter dem Verlust seiner Heimat und seiner Familie.

Rubikon spielt mit dieser Erwartung. Langsam aber sicher eskaliert die Handlung. Wiederholt kommt es zu Ereignissen, in denen man sich als Zuschauer denkt, dass es jetzt geschieht, dass nun eine Entscheidung getroffen wird, von der es kein Zurück mehr gibt. Etwa, als ein Shuttle der Discovery in eine Falle gerät, die Ruan Tarka ohne das Wissen von Cleveland Booker ausgelegt hat und die die Besatzung in Lebensgefahr bringt.

Und dann geschieht es immer wieder, dass in letzter Minute ein kleiner Rückzieher gemacht wird. Dass Book dafür sorgt, dass die Crew des Shuttles gerettet werden kann, und er sich anschließend auch noch erkundigt, ob alle heil zurück an Bord des Raumschiffes sind. Nur, um dann klar zu machen, dass er nicht vorhat, von seinem Plan abzukehren. Womit die nächste Eskalationsrunde eröffnet worden ist.

Deeskalation (un)möglich?

Es ist faszinierend, wie gut es den Machern von Rubikon gelungen ist, den Plot ihrer Folge sich unvorhersehbar entwickeln zu lassen. Mit welchen Mitteln und Wegen sie daran arbeiten, dass man stets der Meinung ist, dass es jetzt so weit ist. Nur um dann erleichtert festzustellen, dass der entscheidende Schritt doch nicht geschieht.

Was vor allem an Michael Burnham und Cleveland Booker liegt, die wiederholt deeskalierend wirken, ohne von ihren jeweiligen Ansichten abzulassen. Dabei merkt man vor allem bei Book, wie sehr er sich insgeheim wünscht, dass er um eine offene Auseinandersetzung herumkommt. Er ist umso dankbarer, als Michael Burnham persönlich ihm einen Kompromissvorschlag macht.

Allerdings gibt es auf beiden Seiten des Konflikts in Rubikon Personen, die alles andere als friedensstiftend wirken. Auf der Discovery ist es Commander Nhan, die wiederholt daran erinnert, dass sie dazu ermächtigt worden ist, zur Not über den Kopf von Michael Burnham hinweg zu entscheiden. Es ist schön, sie wiederzusehen, wenn auch nur für einen einzelnen Gastauftritt, der jedoch gelungen ist. Sie bildet einen Gegenpol zum Captain, bremst sie und stellt ihre Entscheidungen in Frage, ohne sie allerdings zu hintergehen. Denn, das wird ebenfalls betont, sie hat Freunde an Bord des Schiffes und kommt mit der Schiffskommandantin, trotz aller Differenzen, bestens zurecht.

Rubikon

Kein Zurück mehr

Ruan Tarka geht allerdings weiter. Er ist der Gegenpol zu Nhan. Er agiert beispielsweise, ohne Cleveland Booker über seine Aktionen zu informieren. Er ist es, der die Dinge letzten Endes eskalieren lässt. Und auch, wenn man ihn anmerkt, dass ihm einige seiner Aktionen leid tun, ist ihm dennoch sein großes Ego anzumerken, das die Triebfeder für seine Handlung ist. Er geht seinen eigenen Weg, ohne Rücksicht auf Verluste, die Allgemeinsituation oder die Bedürfnisse anderer.

Am Ende von Rubikon ist klar, dass die Dinge nun soweit fortgeschritten sind, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt. Und es stellt sich die Frage, was wird geschehen? Das Mysterium der DMA hat auf jeden Fall immer noch Bestand und man fragt sich, ob und wie es geklärt wird.

Übrigens wird hier ein interessanter Sideplot eingeführt. Wer diese und die letzte Season gesehen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass Saru sich mit der Präsidentin T’Rina von Ni’Var gut versteht. So gut, dass er sie sogar um Hilfe bei einer Mediation bittet. Wobei herauskommt, dass sie wohl durchaus bereit ist, den nächsten Schritt in ihrer Beziehung zu gehen, was den Captain verwirrt. Es ist eine gelungene Handlung, bei der man gespannt ist, wie sie weiterentwickelt wird.

Allerdings gibt es hier auch etwas zu meckern. Anscheinend ist die Präsidentin in der Lage, über eine große Distanz in den Körper Sarus reinzufühlen, indem sie ihre Hände in die seinen legt. Nur, dass sie als Hologramm dargestellt wird und die Serie bislang nicht gezeigt hat, das die Haptik quasi mit übertragen wird. Hier wurde ein grober logischer Schnitzer begangen, damit die Szene stattfinden konnte.

Wertung

Wertung
9 10 0 1
9/10
Total Score

Positiv

  • Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer
  • Rückkehr von Nhan

Negativ

  • Meditationszene zwischen Saru und T'Rina unglaubwürdig
Götz Piesbergen

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