In Flieg mich zum Mond wird klar, dass es keine einfache Lösung zur Wiederherstellung der richtigen Zeitlinie gibt.

Halbzeit!

Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) hat endlich den Wächter getroffen. Die sieht seiner späteren Haushälterin Laris (Orla Brady) sehr ähnlich, hat jedoch ansonsten keine Gemeinsamkeiten mit ihr. Tallinn, so ihr Name, hat eine Aufgabe: auf das Leben einer einzigen Person zu achten, nämlich Renee Picard, einer Vorfahrin von ihm. Die soll in drei Tagen zum Mond Europa fliegen, leidet allerdings unter erheblichen Selbstzweifeln, die von Q (John De Lancie) noch verstärkt werden. Weshalb die Zeitreisenden ihn aufhalten wollen.

Die Vorfahrin von Jean-Luc ist nicht die einzige Person, bei der das übermächtige Wesen manipulativ aktiv ist. Auch einem gewissen Adam Soong (Brent Spiner) steht er scheinbar hilfsbereit zur Seite und gibt diesem ein Heilmittel für die Sonnenallergie seiner Tochter Kore Soong (Isa Briones). Das allerdings nicht ewig hält, weshalb der Wissenschaftler schließlich Q fragt, was er tun soll, damit sein Kind geheilt werden kann. Woraufhin das Wesen von ihm will, dass er ein Hindernis mit dem Namen Picard aus dem Weg räumen soll.

Mit Flieg mich zum Mond ist die Hälfte der aktuellen Season erreicht. Die Protagonisten und Antagonisten sind in der Vergangenheit angekommen, haben erste Schwierigkeiten gehabt und sind auf der Suche nach einer Ursache für die Zeitveränderung nur wenig weiter gekommen. Mit dieser Folge macht die Gesamthandlung einen Riesenschritt vorwärts, es werden so manche Fragen geklärt, derweil gleichzeitig Plots für die noch kommenden Episoden präpariert werden.

Das Gesicht kennt man doch!

Es handelt sich um eine handlungstechnisch dichtgepackte Folge, bei der eben nicht nur die wichtigsten Handlungen der vorherigen Episoden entweder abgeschlossen oder weitergetrieben werden. Ebenso werden diverse Mysterien aufgebaut. Und es gibt sogar viele überraschende Wiedersehen.

Es ist ein interessantes Stilelement von Flieg mich zum Mond, dass viele Gesichter, die man vor allem aus der ersten Season von Star Trek – Picard kennt, jetzt wieder auftauchen. Doch die Personen, die diese Antlitze tragen, sind komplett unterschiedlich. Sei es die Wächterin Tallinn, die mit Laris abgesehen vom Äußeren keine Gemeinsamkeit hat. Oder Datas Vorfahre Adam Soong, der natürlich ebenfalls von Brent Spiner dargestellt wird. Oder aber dessen Tochter, die von Isa Briones gespielt wird.

Wobei sich da die Frage stellt, ob diese gleichen Gesichter nur »Zufall« sind oder mehr dahintersteckt. Vermutlich wird sich das in den kommenden Episoden herausstellen.

Wieso so heimtückisch?

Es ist natürlich interessant, in Flieg mich zum Mond zu sehen, wie Q agiert. Allerdings fällt einem auf, dass sich seine Vorgehensweise komplett von seinen früheren Auftritten unterscheidet. Er handelt nicht mehr »verspielt«, sondern schon fast heimtückisch und äußerst manipulativ. Er macht keine Witze, er amüsiert sich nicht mehr so offensichtlich, sondern scheint eher ein stilles Vergnügen an den Qualen seiner Opfer zu haben. Eine Verhaltensweise, die man von dem übermächtigen Wesen so nicht kennt. Und auch hier wäre es super, wenn man in der zweiten Hälfte endlich ein paar Hinweise darauf erhält, wieso sich seine Persönlichkeit so verändert hat und was seine Motivation ist. Bislang hält sich die zweite Season von Star Trek – Picard diesbezüglich eher vornehm zurück.

Wobei die Folge außerdem noch eine wichtige Sache vergisst: Sie erklärt nicht, wie es Q gelungen ist, diese verschiedenen Rollen zu erlangen. Am Ende der letzten Episode sah es ja so aus, als ob er komplett seine Fähigkeiten verloren hatte. Hier meint er allerdings in einer Szene nur, dass ihm gewisse Einschränkungen auferlegt worden seien. Besitzt er etwa immer noch einige seiner außergewöhnliche Gaben? Wenn ja, wieso wurden die dann nicht live gezeigt?

Und man wird über noch etwas in Flieg mich zum Mond stolpern: Die Borgkönigin wird wieder aktiv und treibt ihren eigenen Plan weiter voran. Dabei nutzt sie eine Schwäche der Sicherheitsvorkehrungen von La Sirena aus. Und angesichts der Tatsache, wie einfach ihr das gelingt, fragt man sich, ob die Besatzung diese Sicherheitslücke vergessen hat oder ob dieses Plotelement extra nur für diese Folge eingeführt wurde, damit der Plot vorwärtsgeht.

Das wird ein Desaster!

Immerhin weiß man jetzt, wieso Rios (Santiago Cabrera), Rafi (Michelle Hurd) und Seven (Jeri Ryan) unterwegs sind. Ihre Handlung trägt zur Gesamthandlung nicht wirklich viel bei, sondern ist nette Action und teilweise Comedyrelief. Aber es war wichtig, dass diese drei nicht mehr an Bord der La Sirena sind, sondern nur noch die Borgkönigin (Annie Wersching) und Agnes Jurati (Alison Pill). Denn nur so können die Ereignisse am Ende der Folge vorbereitet werden.

Und die hat es in sich. Eine Figur stirbt, eine andere erweist sich als übernommen. Und allgemein hat man am Ende von Flieg mich zum Mond das Gefühl, dass hier alles langsam aber sicher einem Desaster zusteuert.

Zu weiten Teilen ist diese Episode ernst. Doch ab und an erlaubt sie sich ein paar heitere Momente. Etwa wenn Picard und Tallinn an Bord der La Sirena kommen, er seine Crew lobt und sie sehen, wie ein anscheinend toter Wachmann über den Boden geschleift wird. Oder wo Rafi Picard auf Offensichtliches aufmerksam macht und der in einem gelangweilt genervten Tonfall antwortet.

Flieg mich zum Mond mag zwar nicht mangelfrei sein. Aber es ist trotzdem eine exzellente Folge, die Lust macht auf mehr.

Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Wiedersehen mit bekannten Gesichtern
  • Jede Menge Mysterien werden vorangetrieben
  • Ende der Folge

Negativ

  • Was für Fähigkeiten hat Q noch?
  • Sicherheitslücke, die von der Borgkönigin ausgenutzt wird.
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen