Superman IV sieht Die Welt am Abgrund.

Ein Flop, der zu einer Fortsetzung führt

Kritisch gesehen war Superman III ein Desaster. Auch finanziell spielte er gerade mal das Doppelte des Budgets ein, nämlich 80,2 Millionen US Dollar. Allerdings ermutigte das Einspielergebnis die Produzenten der Superman-Reihe, die Salkinds, anzufangen, einen vierten Teil zu produzieren. Jedenfalls war dies ihr ursprünglicher Plan.

Doch seit dem Zeitpunkt, zu dem sie eine Fortsetzung verkündeten, bis es dann endlich konkret werden sollte, war einiges geschehen. Der Spin-Off Supergirl war ein teurer Flop, genauso wie der Weihnachtsfilm Santa Clause: The Movie. Weshalb sie erstmal nicht die finanziellen Mittel hatten, um einen Superman IV zu produzieren.

Dann jedoch trat die Cannon Group auf den Plan. Die Produktionsfirma, die vor allem für ihre Direct-to-Video-Produktionen bekannt war, kaufte im Juni 1985 den Salkinds die Filmrechte an Superman für 5 Millionen US Dollar ab. Christopher Reeve konnten sie mit 6 Millionen US Dollar, der Finanzierung seines Lieblingsprojektes Glitzernder Asphalt sowie einer Mitsprache am Drehbuch und der Auswahl des Regisseurs davon überzeugen, die Titelrolle wieder aufzunehmen.

Regisseur gesucht

Und so schlug Christopher Reeve vor, dass eine Storyline des Films die nukleare Wettrüstung sein sollte. Das wurde akzeptiert und für einige Zeit wurde auch überlegt, ihn zum Regisseur zu machen. Doch angesichts seiner Unerfahrenheit hat man sich anderweitig umgeschaut. Regisseur Richard Donner, der Teil 1 und 2 drehte, wurde erfolglos angefragt. Wes Craven wurde ursprünglich angeheuert, doch er und Reeve kamen überhaupt nicht miteinander klar, so dass Letzterer einen neuen verlangte. Er empfahl Ron Howard, jedoch heuerte Cannon stattdessen den Kanadier Sidney J. Furie an.

Von den vorherigen Filmen kehrten in Superman IV neben Christopher Reeve auch Gene Hackman, Jackie Cooper, Marc McClure, Margot Kidder und Susannah York zurück. Neue Castmitglieder waren bei den Hauptdarstellern Mark Pillow als Nuclear Man – wobei Gene Hackman die Rolle sprach –, Jon Cryer als Lenny Luthor, Sam Wanamaker als David Warfield und Mariel Hemingway als dessen Tochter Lacy Warfield.

Die Dreharbeiten zum Film standen dabei unter keinem guten Stern. Cannon hatte zum Zeitpunkt, als diese anfingen, seit sechs Jahren keinen größeren Hit und sich bislang über den Verkauf von Fernseh- und Videorechten im Voraus finanziert. Was allerdings nur für Filme mit einem Budget von bis zu 5 Millionen US Dollar funktionierte. Superman IV sollte ursprünglich 36 Millionen kosten, was die Firma dann auf 17 Millionen eindampfte. Und hätte am Ende nicht Warner Bros. 75 Millionen US Dollar im Austausch für die Verteilungsrechte der kommenden Filmproduktionen zugeschossen, womit Cannon sich wiederum weitere 65 Millionen Dollar Kredit von der First Bank of Boston holen konnte, wäre das Studio bankrott gegangen. Dennoch musste weiterhin Geld gespart werden, weshalb die Special Effects an Israel gegeben wurden, während die Dreharbeiten komplett in England stattfanden.

Wenn Einmischung Konsequenzen hat

Laut Jon Cryer meinte Christopher Reeve zu ihm irgendwann, dass die Dreharbeiten schrecklich sein würden. Doch er selbst genoss es, mit Gene Hackman zusammenzuarbeiten. Wobei er ebenso meinte, dass Cannon am Ende das Geld ausging und deshalb ein halbfertiger Film in die Kinos kam.

Die Welt von Clark Kent verändert sich, als der Multimillionär David Warfield den Daily Planet aufkauft und seine Tochter Lucy als neue Chefredakteurin positioniert. Er will Geld mit der Zeitung verdienen, wofür ihm jedes Mittel Recht ist. Auch Nachrichten, die vollkommen übertrieben und teilweise falsch sind.

Das zeigt sich, als er die Inaktion von Superman bezüglich des nuklearen Wettrüstens zwischen Amerika und der Sowjetunion instrumentalisiert. Das bringt letzten Endes den Mann aus Stahl dazu, doch einzugreifen, was einigen Schwarzmarkthändlern überhaupt nicht gefällt. Sie paktieren mit dem geflohenen Lex Luthor, der schließlich dem Mann aus Stahl eine Falle stellt. Er bringt ihn dazu, eine präparierte Rakete in die Sonne zu werfen, womit der Nuclear Man geboren wird, der dem letzten Sohn von Krypton kräftemäßig deutlich überlegen ist. Schon bald kommt es zwischen den beiden zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Es wird hanebüchen

Die Welt am Abgrund lautet der Untertitel von Superman IV. In Wahrheit hat man es hier mit einem Film zu tun, der am Abgrund entlang balanciert. Denn dieser Kinofilm schafft es in vielerlei Hinsicht, noch schlechter zu sein als der ohnehin schon grottige Teil III.

Wobei Teil IV einen Vorteil im Vergleich zum Vorgänger hat: Der Humor wurde hier deutlich und spürbar und angenehm reduziert und längst nicht mehr so präsent, wie es im dritten Film der Fall war. Allgemein ist die Story deutlich ernster und behandelt ein damals wie heute sehr relevantes Thema, nämlich die nukleare Wettrüstung zwischen West und Ost.

Doch was daraus gemacht wurde, ist eine Beleidigung des Zuschauers und eine Schande für die Filmreihe. Anstatt sich ernsthaft mit den Konsequenzen der Taten von Superman auseinandersetzen, wird der Plot im Laufe der Zeit immer hanebüchener. Denn spätestens mit dem Auftauchen des Nuclear Man wird klar, dass der Kinofilm nicht mehr zu retten ist.

Muskeln sind keine Schauspielkunst

Christopher Reeve bemüht sich zwar nach Leibeskräften, Superman IV allein durch seine Performance zu retten. Doch wo er ein begnadeter Darsteller ist, der durch Nuancen viel ausdrücken kann, ist das bei Mark Pillow nicht der Fall. Man hat bei ihm das Gefühl, dass er nur wegen seiner Muskelmasse gecastet wurde. Denn er ist beileibe kein guter Schauspieler. Teilweise overactet er, teilweise wirkt seine Darstellungsarbeit sehr künstlich und nicht schön anzusehen. Hinzu kommen dann noch diese langen, spitzen Fingernägel, die seine Figur trägt sowie allgemein das potthäßliche Outfit. Nein, er ist als Antagonist fehlbesetzt, was insofern schlimm ist, als dass er sehr häufig zu sehen ist.

Jetzt kann man natürlich auch einwenden, dass da noch Gene Hackman ist. Doch vergleicht man seine Lex-Luthor-Darstellung mit dem allerersten Superman-Film, dann merkt man, dass hier etwas fehlt. Er gilt zwar noch als kriminelles Genie, allerdings wirkt es nicht mehr so überzeugend. Was vielleicht auch daran liegt, dass Jon Cryer als Lenny Luthor nur ein schwacher Ersatz für Ned Beattys Otis ist. Letzterem konnte man abkaufen, dass er ein nerviger und tollpatschiger Helfer Luthors ist. Bei Lenny fehlt das. Es gibt zwar Bemühungen, dem gegenzuwirken. Doch wo Otis auch mal alleine agieren durfte, steht Lenny überwiegend im Hintergrund herum oder muss mit Lex zusammen unterwegs sein. Er schafft es nicht, aus dem Schatten seines Onkels zu treten, was der Figur enorm schadet.

Schade ist, dass sich Superman IV nicht auf einen anderen Plot konzentriert. Aus heutiger Sicht mag der Aufkauf des Daily Planets und der Sensationsgier des neuen Eigentümers, um Geld um jeden Preis zu scheffeln, gerade zu prophetisch gewesen sein. Doch damals wird es einfach beiseitegewischt, damit Mariel Hemingway als Lacy Warfield auftreten kann. Und auch hier wird wenig aus der Figur gemacht. Anstatt zu zeigen, wie sie als neue Chefredakteurin arbeitet, wird sich viel zu sehr darauf fokussiert, dass sie Clark Kent anhimmelt und immer wieder versucht, ihn zu daten.

Eine Verschwendung

Auch bei Margot Kidders Lucy Lane muss man feststellen, dass sich ihre Darstellung komplett gewandelt hat. Anstatt als kompetente Reporterin tritt sie in dem Film eher als eine Art Assistentin von Lacy Warfield auf. Was immerhin zu einer der besten Szenen des Kinofilms führt, als es zu einem Doppeldate mit ihr und Lacy auf der einen sowie Clark Kent und Superman auf der anderen Seite kommt. Was natürlich einiges an Problemen mit sich bringt.

Was einen an Superman IV ärgert, ist, dass der Film Plotpotential vergeudet. Was man auch daran sieht, wie Clark Kent nach Superman II erneut Lois Lane seine wahre Identätit enthüllt, mit ihr um die Welt fliegt und ihr dann mit einem Superkuss die Erinnerungen raubt. Da fragt man sich wirklich, was diese Szene sollte? Sie ist unsinnig, platzraubend und schadet am Ende der Figur.

Die Plots des Films sind hanebüchen und Müll. Die Darsteller leiden unter einem schrottigen Drehbuch, bei dem vor allem die neuen Charaktere nicht zu ihrem Recht kommen. Und am schlimmsten sind die Special Effects, die selbst für damalige Verhältnisse einfach nur schlecht sind. Besonder hier merkt man, dass es an Geld fehlte. Die vielen Flugszenen wirken mies und der Endkampf zwischen Superman und Nuclear Man leidet unter den Billigkulissen.

Superman IV war ein Flop, ein Fehlschlag, der auch die Karriere von Christopher Reeve beschädigte. Es sollten 20 Jahre vergehen, ehe mit Superman Returns der Mann aus Stahl wieder in die Kinos kam, wobei dieser Film ebenfalls nicht wirklich überzeugen konnte.

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Götz Piesbergen

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