Staffel 3 von Star Trek – Enterprise sollte das Ruder für die Reihe herumreißen.
Vertrauen & Verrat
Staffel 3 von Star Trek: Enterprise hat sich viel vorgenommen: Einen durchgehenden Handlungsbogen, düstere Töne und endlich mal echtes Risiko. Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) mutiert von Everybody’s Darling zum „Macher mit dunkler Seite“. Und mal ehrlich: Wer hätte gedacht, dass unser netter Captain eines Tages jemanden ins Weltall rauswirft, ohne Seil, ohne Rückfahrticket? Willkommen in der Xindi-Bedrohung!
Die Idee: eine verzweifelte Mission, um die Erde nach einem brutalen Angriff (7 Millionen Tote, danke für nichts, liebe Drehbuchautoren!) vor der totalen Vernichtung zu bewahren. Klingt gut? Ist es oft auch. Aber der Weg dahin? Holpriger als ein Shuttleflug durch ein Asteroidenfeld bei voller Schubumkehr.
Charakterkarussell
Viel Liebe gab’s für T’Pol (Jolene Blalock), die sich in Staffel 3 endlich emotional zeigen darf – naja, vulkanisch emotional eben. Und dann wäre da noch ihre neue „Hobbydroge“ Trellium-D… Ein bisschen Breaking Bad auf der Enterprise? Warum nicht! Trip Tucker (Connor Trinneer) wiederum leidet spürbar unter dem Tod seiner Schwester und zeigt eine Tiefe, die man so nicht unbedingt erwartet hätte von unserem Lieblingsingenieur mit dem Südstaatencharme.
Einen Entwicklungssprung macht auch Dr. Phlox (John Billingsley), der mit seiner gewohnt schrägen Art (und manchmal leicht sadistischen Behandlungsmethoden) den medizinischen Dienst auf höchstem Niveau hält – und uns nebenbei in Sachen denobulanischer Lebensfreude aufklärt. (Funfact: Denobulaner haben drei Ehefrauen – und die wiederum jeweils auch!)
Neuzugang Major Hayes (Steven Culp), der Chef der MACOs, bringt ordentlich Testosteron auf die Brücke. Teamspiel? Fehlanzeige! Hayes und Reed (Dominic Keating) liefern sich teils so lächerliche Hahnenkämpfe, dass man eine Popcorntüte zücken möchte: „Wer hat den Größeren… Phasengewehr?“
Spannung & Schluckauf
Natürlich: Nicht jede Folge ist ein Volltreffer. Manche Episoden ziehen sich wie Kaugummi auf Vulcan Prime – besonders in der Mitte der Staffel wird gelegentlich mehr gestanden als gehandelt. Exil (S03E06), die Beauty-and-the-Beast-Nummer auf Alien-Art? Mehr Seifenoper als Spannung. Und Carpenter Street (S03E11), der Trip in unsere Gegenwart? Nette Idee, aber irgendwie… zäh.
ABER: Wenn Staffel 3 abliefert, dann richtig! Azati Prime (S03E18) – Archer im Kamikaze-Modus! Oder Beschädigungen (S03E19) – eine der moralisch spannendsten Episoden der gesamten Serie! Archer klaut mal eben ein Schiff, nur um seine Mission zu retten. Sternenflottenethik? Pack sie auf Eis, Junge.
Und dann die grandiose Stunde Null (S03E24) – Finalschlacht, Explosionsgewitter und ein Cliffhanger so fies wie ein Teller Gagh zum Frühstück. (Für die Neulinge: Gagh ist lebendes Klingonengewürm. Guten Appetit!)
Easter Eggs & Nerd Alarm
Natürlich ist die Staffel randvoll mit kleinen Liebeserklärungen ans Trek-Universum:
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Der Defiant-Name taucht auf (kleiner Wink an TOS und DS9).
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Die Spährenbauer erinnern angenehm an die transdimensionalen Wesen aus Star Trek.
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Und hey: Endlich mal ein Xindi-Reptilianer, der einen KAMPFHUND hat! (Sorry Porthos, du bist trotzdem der Beste.)
Trivia-Zuckerl: Während der Dreharbeiten verletzte sich Scott Bakula tatsächlich am Knie – der tapfere Captain humpelte dann eben „in Character“ durch mehrere Szenen.
Und ein Zitat zum Mitschreiben:
Trip: „Meine Oma hat immer gesagt: Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte einfach fünf Minuten.“
T’Pol: „Das ist unlogisch. Wetterverhältnisse werden durch komplexe atmosphärische Dynamiken bestimmt.“
Klassiker.
Captain’s Log – Was lernen wir daraus?
Manchmal muss man Dinge über Bord werfen – Ethik, gute Manieren, die Direktive – wenn es ums nackte Überleben geht. Staffel 3 zeigt uns, dass Star Trek mehr sein kann als diplomatisches Blabla mit Phaser-Pause: Es darf auch mal dreckig, persönlich und schmerzhaft werden.
Captain Archer beweist, dass Heldentum nicht immer in Goldlamé-Uniform daherkommt – manchmal trägt es zerknitterte Uniform, Augenringe und Schuldgefühle.
Die Crew wächst spürbar zusammen – durch Verluste, Konflikte und Selbstzweifel. Enterprise findet in dieser Staffel erstmals so etwas wie ein echtes, erzählerisches Rückgrat. Ja, man muss sich durch ein paar Längen kämpfen, aber dafür bekommt man auch Belohnung in Form von spannender Charakterentwicklung und knallharter Action mit Herz.
Und am Ende? Lernt man vielleicht, dass es nicht immer den einen richtigen Weg gibt – sondern viele falsche, von denen einer der am wenigsten katastrophale ist. Willkommen in der grauen Zone, Captain.
Kommen wir jetzt einmal zu meinen Top 5 , die für mich, gut und weniger gut, in Erinnerung geblieben sind.
Top 5 – Die Besten der Besten
1. 3×19 – „Beschädigungen“ („Damage“)
Moralischer Tiefschlag deluxe! Archer klaut einem befreundeten Volk ein Schiff, um seine Mission zu retten. Ethik im Notlaufmodus – das ist Trek mit Eiern.
2. 3×18 – „Azati Prime“
Action, Spannung, Zeitreise-Vibes und ein Kamikaze-Captain. Ein echtes Herzschlagfinale. „Ein Schritt weiter und wir sind Geschichte“ – wortwörtlich!
3. 3×13 – Testgebiet („Proving Ground“)
Shran (Jeffrey Combs) ist zurück! Der Lieblings-Andorianer aller Trek-Fans mischt die Mission auf – mit einem Plan, einem Pokerface und jeder Menge blauem Charme.
4. 3×24 – „Stunde Null“ („Zero Hour“)
Bombastisches Staffelfinale mit Kinofeeling. Explosionen, Verrat, ein abgefahrener Nazi-Zeitreisecliffhanger und ein überraschend heroischer Archer.
5. 3×20 – Die Vergessenen („The Forgotten“)
Tucker verarbeitet den Tod seiner Schwester, Archer schreibt Briefe an Hinterbliebene – Emotion pur. Eine ruhige, aber starke Folge, die zeigt: Enterprise kann auch leise.
Flop 5 – Die Fehlzündungen
1. 3×11 – „Carpenter Street“
Xindi in der Gegenwart von Detroit? Klingt spannend – ist es aber nicht. Schleppend, zäh und mit Logiklücken groß wie ein Wurmloch.
2. 3×06 – „Exil“ („Exile“)
T’Pol trifft auf den Space-Beast mit Hang zur Romantik. Leider mehr „Schöne und das Biest in der Holo-Karaoke-Bar“ als tiefgründige Trek-Story.
3. 3×04 – Rajiin
Sexy Alien-Dame hypnotisiert Crew? Ja, 90er-Vibes sind okay, aber das hier wirkt wie ein notdürftig zusammengebastelter Fanservice-Fail mit Latex-Overkill.
4. 3×16 – Der Vorbote („Doctor’s Orders“)
Phlox allein an Bord – und das war’s. Klar, John Billingsley ist super, aber die Folge ist ein lahmer Reboot der besseren Voyager-Episode „Der Fürsorger“.
5. 3×09 – Faustrecht („North Star“)
Cowboys. Im Weltall. Wieder mal. Der obligate Western-Ablenkungsausflug ist solide inszeniert, aber wirkt wie ein Filler aus der Ideen-Mottenkiste.
Fazit:
Staffel 3 von Enterprise ist mutiger, düsterer und emotionaler als alles, was die Serie bis dahin versucht hat. Nicht jede Folge trifft ins Schwarze, und manchmal bleibt die Tiefe hinter den Möglichkeiten zurück. Aber wenn’s kracht, dann richtig – moralisch, actiontechnisch und emotional. Für Fans, die mehr als die klassische Trek-Komfortzone suchen, könnte es eine echte Perle sein. Also mir gefällts.
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