Eine politische Komponente bekam die Serie Space: 2063 mit der Folge Hexenjagd. Die Originalfassung der von den Serien-Erfindern Glen Morgan und James Wong geschriebenen Episode lautet Eyes. Der Begriff bezieht sich sowohl auf den Augen-Scan während der sogenannten Loyalitätstests, als auch auf die stumpfen Augen von Diane Hayden (Harriet Sansom Harris). Space war in den USA im Herbst vor 25 Jahren im Fernsehen gestartet.

Zur Handlung

Das Trägerschiff USS Saratoga nähert sich der Erde. Die Wild Cards freuen sich auf eine Woche Landurlaub. Doch ihre Pläne platzen wie Seifenblasen, als auf der Erde in Neu-Delhi UNO-Generalsekretär Chartwell von einem In-Vitro ermordet wird.

Schon wenig später trifft der stellvertretende Generalsekretär Nikolas Charput (George DelHoyo), zugleich Führer der rechtsradikalen französischen Partei Nationale Identität, mit seinem Gefolge auf der Saratoga ein. Er setzt sich dafür ein, alle In-Vitros einem „Loyalitätstest“ zu unterziehen, also auch Cooper Hawkes (Rodney Rowland) und Colonel McQueen (James Morrison). Die 58. Staffel bekommt Verstärkung von zwei Marines, unter ihnen der arrogante Ricks Cwirco (John Verea). Als sie in einem Transporter Botschafterin Diane Hayden, Charputs Gegenkandidatin für das Amt des UN-Vorsitzes, auf die Saratoga holen wollen, ist eine Bombe an Bord. Cwirco gelingt es im letzten Moment, die Bombe über Bord zu werfen.

Space 2063 Hexenjagd

Auf der Saratoga besucht Hayden den eingesperrten McQueen, der sich geweigert hat, sich dem Loyalitätstest zu unterziehen. Im Gespräch macht sie ihm gegenüber Andeutungen über potenzielle Gefahren für die Erde und gibt ihm schließlich ein Abzeichen von Charputs Partei, ein Symbol, das an das Hakenkreuz erinnert. McQueen weiß nicht, was er davon halten soll und wird noch misstrauischer. Als Cooper vom Test zurückkehrt und redet, als hätte man ihn einer Gehirnwäsche unterzogen, schrillen in McQueens Kopf sämtliche Alarmglocken. Er ahnt, dass man Hawkes möglicherweise hypnotisch zu einem unbewussten Mordwerkzeug gemacht hat. Um der Verschwörung auf die Spur zu kommen, erklärt sich McQueen schließlich doch zu einem Loyalitätstest bereit.

Unterdessen eröffnet Charput Nathan West (Morgan Weisser), dass Hayden, ehemaliges Vorstandsmitglied von AeroTech (der Super-Konzern hinter den gescheiterten Siedlungsprojekten Tellus und Vesta) von den Chigs gewusst und den Projekten trotzdem zugestimmt habe.

Wenig später verübt Cwirco auf Charput einen Mordanschlag, den West gerade noch verhindern kann. Cwirco stirbt in seinem Fluchtschiff. Diane Hayden gibt Anweisung, den Ersatzmörder Hawkes zu „aktivieren“. Durch Charputs Parteiabzeichen, das während eines Spiels für den Bruchteil einer Sekunde in Hawkes VR-Brille aufblitzt, steht er plötzlich unter dem Zwang, Charput töten zu müssen. McQueen kann ihn gerade noch daran hindern.

Diane Hayden wird zur neuen UNO-Generalsekretärin gewählt. Als sie Nathan West für seinen lebensrettenden Einsatz mit einem Orden auszeichnen will, lehnt dieser ab. Er wolle lieber die Wahrheit hören. Hayden reagiert brüskiert, schweigt und geht.

Space 2063 Hexenjagd

Interessante Details der Folge Hexenjagd

Schon früh hatten die Serien-Erfinder Glen Morgan und James Wong den Verantwortlichen des Senders Fox klargemacht, „dass der Reiz einer solchen Serie aus der Abwechslung bestehe. Auf gruseligen Horror kann eine romantische Love-Story folgen – oder ein Krimi-Verwirrspiel, bei dem es darum geht, einen Attentäter zu entlarven“, heißt es in der TeleVision-Sonderveröffentlichung Phantastische Serien von 1997 über diese Folge. „Ähnlich wie in Akte X wird auch in Space langsam eine Verschwörungshandlung ausgebaut. In Folge 2 (In der Höhle des Löwen) gab es bereits vage Anzeichen dafür, dass Mitglieder von AeroTech Dreck am Stecken haben könnten. Nun erfährt Nathan, dass die Corporation angeblich von den Aliens und ihrer Aggressivität gewusst und trotzdem die vielen Menschen dorthin geschickt habe. „(…) In den USA ergab sich eine besonders tragische Aktualität dieser Folge, weil genau einen Tag vor der Erstausstrahlung der israelische Premierminister Yitzhak Rabin einem Attentat zum Opfer fiel.“ (Phantastische Serien)

Im Urlaub möchte Shane (Kristen Cloke) mit ihrer Schwester nach Colorado fahren, in der Sonne liegen und eisgekühltes Bier trinken.

Nathan hat mit seinem Bruder Neill ein Ballspiel erfunden, das sie „Kill den Kerl mit dem Ball“ genannt haben. Darauf wird die Serie zu einem späteren Zeitpunkt weiter eingehen, als Nathan seinen Bruder als jungen Soldaten der Marines wieder trifft. Wie das Publikum erfährt, meldete sich Neill unmittelbar nach Chartwells Ermordung freiwillig zum Militärdienst.

Vanessa (Lanei Chapman) erzählt, dass an der Ostküste bereits der erste Schnee fällt. Dabei sagt Shane noch zwei Folgen später, dass Herbst ist. Aber vielleicht meint Vanessa ja die Ostküste Alaskas.

Historischer Serien-Hintergrund: 2051 wurde Präsident Young von einem Silikanten ermordet.

Historischer Serien-Hintergrund: 2012 wurde eine UNO-Resolution verabschiedet, die den Generalsekretär oder die Generalsekretärin zur mächtigsten Person der Welt machte. 2063 gibt es damit so etwas wie eine Weltregierung.

Der Mörder von Generalsekretär Spencer Chartwell heißt Luke Doctren.

Es gibt in New York und Miami In-Vitro-Ghettos (von Rassisten abschätzig „Tank-Viertel“ genannt).

Frankreich ist zum Zeitpunkt der Serie aus der Europäischen Union ausgetreten. Sowohl mit dem rechtsradikalen Charput, als auch mit Frankreichs Austritt aus der EU zeigte sich die Serie 1995 erstaunlich visionär. Eine auf wackeligen Beinen stehende EU und Populisten in verschiedenen Staaten Europas sind heute politische Realität. In Frankreich ist Marie Le Pen gescheitert, Großbritannien wurde dafür von Premierminister Boris Johnson in den Brexit geführt.

Charput war bei der Ordensverleihung am Ende des Pilotfilms dabei. Der damalige Orden heißt Montgomery Star, vermutlich benannt nach dem britischen General Bernard Montgomery, ein wichtiger militärischer Anführer der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Er war Oberbefehlshaber der britischen Bodentruppen während der Invasion in der Normandie.

Die A.I. Feliciti auf Bunuel (in der Folge Kopf oder Zahl) hatte die Kennung OG519, die Feliciti in der Folge Hexenjagd (Kimberly Patton) hat die Kennung OH484. („Niedrigere Seriennummer, höherer Listenpreis“)

Die 58. Staffel bekommt in der Folge Hexenjagd Verstärkung, angeblich als Ersatz für die Verluste auf Bunuel. Wird auch Zeit, das ist immerhin schon drei Folgen her! Die Marines heißen Cwirco, Stone und Pisarek.

Shane ist auch in ihrer Paradeuniform bewaffnet. Sie trägt eine kleine Pistole auf Höhe eines Knöchels.

Serien-Geschichte: Im Jahr 2063 kann Blindheit durch einen Gentransfer geheilt werden.

Cooper Hawkes hat bereits einen Menschen getötet, aber erst in der Folge Wer überwacht die Vögel? (Who monitors the birds?) werden die Hintergründe beleuchtet.

McQueens „Erschaffungsort“ ist Genpool 13C Partie Kapa 9757 Anchorage-Brutstätten.

Die Loyalitätstests erinnern an die Kommunistenhatz in den USA Anfang der 1950er Jahre unter Senator McCarthy und dem „Komitee für unamerikanische Umtriebe“. Diese Ära gehört zu den dunkelsten Kapiteln der amerikanischen Nachkriegsgeschichte.

„Wahre Loyalität erweist sich lediglich in der Manifestation des Handelns. Sie kommt zum Vorschein im Widerstand gegen unüberwindliche Hindernisse in Form zersetzender und rationaler Systemfeinde“. Der Augenblick, als Cooper Hawkes diese Worte fast wie ein Roboter spricht, ist unheimlich und der letzte Hinweis für McQueen (und das Publikum), dass etwas Schlimmes vorgeht.

Space 2063 Hexenjagd

Interessantes für den Filmfan

Fast jeder Politiker in der Folge Hexenjagd lügt oder hat etwas zu verbergen. In Haydens Transporter ist eine Bombe, Hayden möchte Charput ermorden lassen, und irgendjemand steckt sicher auch hinter Chartwells Ermordung. Ein deprimierendes Weltbild. Es erinnert unter anderem an das nihilistische Weltbild der Serie Akte X, an der die Space-Erfinder Glen Morgan und James Wong ebenfalls beteiligt waren. Das Motiv der heimlichen Gehirnwäsche gibt es unter anderem im Thriller Der Manchurian-Kandidat von 2004, der wiederum eine Neuverfilmung von Botschafter der Angst aus dem Jahr 1962 ist. Starke politische Komponenten hatten damals auch die Science-Fiction-Serien Star Trek: Deep Space Nine und Babylon 5. In Babylon 5 lässt Vizepräsident Clarke Präsident Santiago ermorden und errichtet auf der Erde ein faschistisches Regime, in Deep Space Nine zerstört das Misstrauen wegen einer möglichen Unterwanderung durch die Gründer fast die Freiheit der Föderation.

Geniale Kameraeinstellung: Kurz nach Cwircos Tod sieht man Diane Hayden halbnah hinter einem Fenster stehen, im dem sich der trudelnde Hammerhead-Jäger spiegelt. Dadurch wird auf einen Blick eine Verbindung zwischen dem Mordversuch auf Charput, dem Attentäter und Hayden hergestellt.

Die Folge beginnt mit einem Zitat: „Sagt meiner Mutter, ich bin für mein Vaterland gestorben. Ich habe getan, was ich für das Beste hielt.“ Welche dunkle Bedeutung dieses Zitat in Wirklichkeit hat, wird durch die Quelle dieser Äußerung deutlich: John Wilks Booth – Mörder Abraham Lincolns. Komponistin Shirley Walker führt sofort mit diesem ersten Bild ein bedrohliches musikalisches Motiv ein, das sie im Laufe der Folge immer wieder aufgreift und variiert. Als Nathan hinter Cwirco her jagt und sich mit ihm eine Schießerei liefert, macht sie daraus sogar ein sehr rhythmisches Action-Thema. Mit dem letzten Bild vor dem Abspann ertönt das Motiv ein letztes Mal und signalisiert, dass auch nach dem Ende der Folge  noch Unheil in der Luft liegt.


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