Die Bewährungsprobe steht der Crew der Discovery bevor.
Das Ziel erreicht
Endlich ist es so weit. Nach all den Mühen der letzten Zeit erreicht die Discovery die Koordinaten, wo sich das neue HQ der Sternenflotte befindet. Doch der Empfang ist alles andere als herzlich, als Saru (Doug Jones), Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Adira Tal (Blu del Barrio) ins HQ beordert werden.
Dort fällt die Begrüßung eher zurückhaltend aus. Es hat sich auch einiges geändert, seitdem die Crew der Discovery das letzte Mal Kontakt mit der Sternenflotte hatte. Nach und nach erfahren sie, dass die Föderation und die Sternenflotte jetzt zusammen an einem Ort sind und nur noch über 38 Mitgliedswelten verfügen, nach einem Hoch von 350. Auch sind die Erforschung des Weltalls und der Erstkontakt mit fremden Welten nicht mehr an der Tagesordnung, angesichts des Brandes und seiner Konsequenzen.
Gleichzeitig existiert auch ein gewisses Misstrauen gegenüber den Neuankömmlingen. Denn in den Datenbanken findet sich kein Hinweis darauf, was der Discovery und ihrer Crew wirklich widerfahren ist. Dort gilt das Raumschiff als zerstört.
Vertrauen muss gewonnen werden
Michael Burnham drängt darauf, dass die Mannschaft des Schiffes sich beweisen darf. Doch Admiral Charles Vance (Oded Fehr) reagiert auf die Idee eher zurückhaltend. Stattdessen werden die Besatzungsmitglieder untersucht und befragt.
Doch dann eröffnet sich für die Mannschaft eine Gelegenheit. Eine Gruppe von Kili liegt im Sterben, weil sich ihre Prionen falsch falten. Sie haben kontaminiertes Essen gegessen. Die einzige Möglichkeit, sie zu retten, besteht darin, ihnen gesunde Nahrung zu geben. Allerdings kann diese nur mit Hilfe des Saatarchiv-Schiffes USS Thikov erlangt werden. Für die Discovery mit ihrem Sporenantrieb ist es kein Problem, das Raumschiff rechtzeitig zu erreichen, ehe die Erkrankten sterben. Doch Admiral Charles Vance ist nicht so ohne weiteres bereit, die Discovery ziehen zu lassen, weshalb Saru als „Geisel“ zurückbleibt und Mitglieder der aktuellen Föderation an Bord gehen.
Problemlos gelingt die Reise und Michael Burnham, Doctor Culber (Wilson Cruz) und D. Nhan (Rachael Ancheril) beamen sich an Bord der Thikov. Dort finden sie heraus, dass das Schiff überwiegend begrünt ist und dass die derzeitige Besatzung eine barzanische Familie ist. Doch von der liegt ein Großteil in Kryostase, tot. Der einzige Überlebende ist der Vater der Familie, Dr. Attis (Jake Epstein), der allerdings aus der Phase ist und dadurch massive Schäden davongetragen hat, die ihn in Kürze töten werden. Zwar kann er ihnen Zugang zum Saatgut geben, doch weigert er sich, seine Familienmitglieder zurückzulassen. Weshalb Nhan beschließt, ebenfalls zurückzubleiben, damit er und seine Angehörigen ein würdiges Begräbnis auf Barzan erhalten können.
Mittelmaß
Und so springt die Discovery zurück zum HQ der Sternenflotte. Dort wurde derweil Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) befragt. Dabei muss irgendwas geschehen sein, dass sie verstört hat. Auf jeden Fall bieten Saru und Burnham die Erfahrung und den Idealismus der Discovery-Crew an, damit die Sternenflotte der Zukunft wieder zu den Sternen aufblicken kann.
Zum ersten Mal, seitdem Star Trek – Discovery läuft, lässt mich eine Folge nicht ganz so euphorisch zurück. Es ist nicht so, dass Die Bewährungsprobe eine schlechte Episode wäre. Sie ist nur leider auch keine gute. Stattdessen ist sie eher Mittelmaß.
Aber der Reihe nach. Endlich, nach vier Folgen und einer, wie es Marco in den Podcasts zu den Folgen so schön ausgedrückt hat, Schnitzeljagd, ist die Discovery am Ziel angekommen. Sie haben das HQ der Sternenflotte entdeckt. Und diese Szenen sind ein optischer und akustischer Genuss, nicht nur, weil man hier jede Menge Zukunftstechnologie sieht, bzw. einem beschrieben wird. Sondern auch, weil hier einige Eastereggs und Hommagen vorhanden sind. Es gibt eine J-Voyager, so wie eine U.S.S. Nog von der Eisenberg-Klasse. Eine bessere Verbeugung vor den leider viel zu früh verstorbenen Schauspieler Aron Eisenberg hätten die Macher von Discovery nicht einbauen können.
Dinge haben sich geändert
Dass der Empfang der Crew in Die Bewährungsprobe alles andere als warm ausfällt, war zu erwarten. Es ist zwar nicht die Dystopie, wie sie sich Chris in den Podcasts gewünscht hat, aber man merkt trotzdem, dass die Zeiten sich geändert haben. Ein gewisses Misstrauen ist vorhanden, auch wenn Saru und Michael Burnham versuchen, es auf ihre Art und Weise zu zerstreuen.
Hier ist es übrigens interessant zu sehen, wie die Partnerschaft der beiden funktioniert. Michael Burnham prescht vor und sagt klar ihre Meinung und Ansicht. Nur, um dann von Saru, sachte eingefangen und zurechtgewiesen zu werden. Auf dem ersten Blick mag dies den Kelpianer schwach aussehen lassen. Doch auf dem zweiten merkt man, dass hier die jeweiligen Persönlichkeiten der beiden betont werden. Sie ist forsch und er zurückhaltend. Und wenn er spricht und seinen ersten Offizier dann, wenn sie unter sich sind, korrigiert, scheint sie daraus zu lernen. Zumindest konnte man in dieser und der letzten Folgen keine rücksichtslose Hauruck-Aktionen erleben, wie sie sonst den Charakter von Michael Burnham in den ersten beiden Staffeln gekennzeichnet haben.
Die Szenen, in denen die Crew befragt wird, sind in Die Bewährungsprobe auch wunderbar geraten, einfach weil man sehen kann, wie unterschiedlich sie teilweise reagieren. Jett Reno (Tig Notaro) nutzt die Gelegenheit, um eine Kleinigkeit zu essen, derweil Nhan mit einem freundlichen Lächeln nicht kooperiert, sondern nur Rang, Name und Dienstnummer aufsagt.
Jede Menge Anspielungen
Übrigens gibt es auch hier viele interessante Details zu bewundern. Allen voran die fortgeschrittene Holotechnologie und die Andeutungen auf den temporalen Krieg dürften Fans der früheren Star Trek-Serien erfreuen. Die intelligenten Hologramme kennt man natürlich vom Holodoc aus Star Trek – Voyager und die verschiedenen Funktionen aus Star Trek – Picard her. Der temporale Krieg war das Thema der allerersten Star Trek – Enterprise-Staffel.
Sehr schön ist auch der Verweis zum Ende der letzten Discovery-Season. Denn dort wurden ja sämtliche Einträge über das Schicksal des Schiffes mit seiner Besatzung aus den Datenbanken der Föderation und der Sternenflotte getilgt. Die Konsequenzen daraus erlebt man jetzt.
Was Die Bewährungsprobe auch richtig macht, ist die Tatsache, dass wieder die Crew der Discovery kleinere Momente erhält, in der sie glänzen kann. Sei es die Art und Weise, wie sich Jett Reno, Paul Stamets (Anthony Rapp) und Sylvia Tilly (Mary Wiseman) sich zunächst gegenseitig ankeifen, nur um dann im nächsten Moment an einem Strang zu arbeiten. Oder wie Keyla Detmer (Emily Coutts) von Joann Owosekun (Oyin Oladejo) ermutigt wird, dass sie es schaffen kann. Der positive Trend der bisherigen dritten Staffel, dass sich auch die Nebencharaktere weiterentwickeln können, setzt sich hier weiter fort.
Ein gelungenes Zusammenspiel
Ein wahres Highlight sind übrigens die Verhörszenen von Philippa Georgiou. Zuerst scheint es so, als ob die ehemalige Imperatorin wie üblich überlegen ist und ihr niemand das Wasser reichen kann. Doch dann begegnet sie Kovich (David Cronenberg), der sich durch keine ihrer Aktionen aus der Ruhe bringen lässt, sondern ihr freundlich, aber bestimmt, entgegenkommt. Und ihr dabei wohl einiges erzählt, was sie erschüttert, wenn man die eine Szene am Ende von Die Bewährungsprobe berücksichtigt.
Hier ist das Zusammenspiel von Michelle Yeoh und niemand geringerem als David Cronenberg so grandios. Bei letzterem handelt es sich um einen berühmten Regisseur, der vor allem für seine Horrorfilme wie Die Fliege (1982) bekannt ist. Zu sehen, wie die beiden wirklich harmonisieren, ist herrlich. Nicht minder interessant ist seine Enthüllung, dass sich das Spiegeluniversum vom Standarduniversum immer mehr entfernt hat und es seit 500 Jahren keinen Kontakt mehr gab. Hoffentlich gibt es noch mehr Szenen mit dem Charakter und eindeutige Konsequenzen, die sich aus dem Verhör ergeben werden. Vielleicht wird hier auch der Rückweg von Georgiou in die Vergangenheit geebnet, damit sie in der kommenden Sektion 31-Serie auftreten kann.
Allerdings fällt Die Bewährungsprobe in dem Moment auseinander, wo die Discovery das Saatschiff entdeckt. Die Szene, in der das Schiff aus dem Ionensturm gerettet wird, ist noch gut. Doch sobald sich Nhan, Burnham und Culber an Bord der Thikov beamen, baut die Handlung ab.
Probleme
Es sind zwei große Probleme, die dieser Handlungsabschnitt verursacht. Zum einen schafft es Die Bewährungsprobe nicht, dass man Interesse an der barzanischen Familie entwickelt. Dazu fehlt der eine Moment, wo man sieht, was mit dem Schiff und der Besatzung genau geschehen ist. Und der Logbucheintrag sowie das Auftauchen des Vaters kommen in der Folge definitiv zu kurz! Das hätte man ausführlicher gestalten können.
Und dann ist da der Abgang von Nhan. Es ist zwar kein Abschied für immer, schließlich ist sie nur einen Sprung von der Discovery entfernt. Aber emotional wird man davon nicht berührt. Es interessiert einen nicht, was mit dem Charakter geschieht. Und hier rächt es sich, dass die Figur in der zweiten Staffel nur weinige Szenen erhielt. Über ihre Persönlichkeit, abgesehen von ein paar Oberflächigkeiten, erfuhr man nichts. Da fragt man sich, wieso sie überhaupt zum regulären Cast befördert wurde, wenn sie jetzt nicht mehr Teil desselbigen ist.
Dennoch, bei aller Kritik, behält Die Bewährungsprobe die allgemein positive Richtung der dritten Discovery-Staffel bei. Und gleichzeitig werden auch ein paar Hinweise darauf gestreut, was jetzt als nächstes kommt. Vermutlich wird das nächste große Thema der Brand sein. Und was hat es mit dieser ominösen Melodie auf sich, die anscheinend überall verbreitet ist? Es sind solche Elemente, die dafür sorgen, dass man auch in der kommenden Folge wieder dabei sein wird.
Die Bewährungsprobe heißt auf Englisch Die Trying. Es handelt sich um keine wortgemäße, aber durchaus sinngemäße Übersetzung.
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