Die Kindheit von Malcom McDowell war keine sehr glückliche.

Glücklich ist etwas anderes

Es ist im Prinzip unmöglich, keinen Film gesehen zu haben, wo Malcolm McDowell mitgespielt hat. Der am 13. Juni 1942 in Horsforth, West Riding of Yorkshire, geborene Schauspieler wirkte in weit über 200 Produktionen verschiedenster Arten mit. Dabei ist die Bandbreite seines Oeuvres enorm.

Die Eltern des späteren Darstellers waren Edna, geborene McDowell, eine Hotelierin, und Charles Taylor, ein Offizier der Royal Air Force und späterer Pubbesitzer. Außerdem hat er auch noch zwei Schwestern. Die Ältere der beiden, Gloria, ist übrigens die Mutter des nicht minder berühmten Schauspielers Alexander Siddig, den man unter anderem als Dr. Julian Bashir aus „Star Trek – Deep Space Nine“ kennt. Beide konnten in dem Film Doomsday (2008) das erste Mal zusammenarbeiten.

Malcolm McDowell hatte keine besonders glückliche Kindheit. Sein Vater war ein Alkoholiker und schickte seinen Sohn im Alter von 11 Jahren auf ein Internat. Dort wurde er regelmäßig wegen schlechten Verhaltens geschlagen. Er hasste das Leben seiner Eltern und beschloss auf der Schule, Schauspieler zu werden. Deshalb ging er auf die London Academy of Music and Dramatic Arts und jobbte nebenbei im Pub seiner Eltern. Der allerdings irgendwann pleite ging, weil sein Vater alle Einnahmen versoff.

Ein Meisterwerk der Filmgeschichte

Seine Schauspielkarriere fing trotz aller widrigen Umstände 1964 an, als er in einer Folge der britischen Fernsehserie Crossroads auftrat. Drei Jahre darauf stellte er das erste Mal eine wiederkehrende Figur dar, als er in der Krimireihe Task Force Police zwei Episoden hintereinander als Cod Finch zu sehen war. Und in demselben Jahr hatte er eine seiner ersten Hauptrollen, als er in dem Drama Sat’Day while Sunday in 13 von 14 Folgen Frankie schauspielerte. Und so ganz nebenbei spielte er auch noch in sechs Episoden der Soap Newcomers mit.

1971 hatte er dann seinen großen weltweiten Erfolg und Durchbruch. Denn Stanley Kubrik castete ihn für das SciFi-Meisterwerk Uhrwerk Orange, wo er den rebellischen Jugendlichen Alex darstellte, der sich irgendwann brutalen Umerziehungsmaßnahmen unterziehen muss, nachdem er mit seinen Freunden eine Frau zum Spaß vergewaltigt hat. Malcolm McDowell stellte diese Rolle sehr intensiv dar und wurde daraufhin leider, bis auf wenige Ausnahmen, für den Rest seiner Schauspielkarriere auf den Charakter eines Schurken festgelegt.

1976 spielte er gemeinsam mit Christopher Plummer in dem Ersten Weltkriegsdrama Schlacht in den Wolken die Hauptrolle. Das war auch das Jahr, wo er anfing, immer mehr und mehr in amerikanischen Filmen mitzuwirken, da die britische Filmindustrie in dieser Zeit langsam zu kollabieren begann. Zu den ersten Werken dieser Veränderung zählte die britisch-amerikanische Co-Produktion Reise der Verdammten wo er eine kleine Rolle hatte. Übrigens wirkte in diesem Kinofilm auch Max von Sydow mit.

Malcom McDowell

Das Erbe des Vaters

1979 kam dann eine der ersten rein amerikanischen Produktionen heraus, in denen man Malcolm McDowell bewundern konnte. Das war der SciFi-Film Flucht in die Zukunft, wo er H.G. Wells schauspielerte, der Jack the Ripper durch die Zeit jagte. 1983 spielte er in Das fliegende Auge mit, einem Kinofilm, in dem Roy Scheider die Hauptrolle innehatte. Die beiden wurden während des Drehs die allerbesten Freunde. 1986 war er in der Miniserie Monte Carlo als Christopher Quinn zu sehen.

Die 1980er-Jahren waren allerdings auch die Zeit, wo seine Karriere begann, ein ziemliches Tal zu durchlaufen. Denn leider hatte der Schauspieler von seinem Vater die Alkohol-Sucht geerbt und er war außerdem noch drogensüchtig, weshalb er teilweise bis zu 1000 Dollar die Woche für Kokain ausgab. Die Auswirkungen davon waren eine vorzeitiges Ergrauen der Haare, was sich auch auf seine Filmkarriere auswirkte, da ihn niemand mehr für junge Rollen haben wollte. Aus diesem Grund hielt er sich in dieser Zeit mit B-Movie-Auftritten über Wasser.

Doch in dieser Zeit begann er, ein weiteres Karrierestandbein aufzubauen. Denn Malcolm McDowell sprach in dem Film Happily Ever After, ein inoffizielles Sequel von Disneys Schneewittchen, den Schurken Lord Malice. Der Zeichentrickfilm wurde von dem Studio Filmation und ohne das Mitwirken von Disney gedreht.

Wenn man Helden tötet

1990 konnte er in Jenseits der Dunkelheit eine seiner seltenen Heldenrollen darstellen. Er war dort nämlich niemand Geringeres als der berühmte Arzt Albert Schweitzer, dessen Erlebnisse und Abenteuer in Afrika wiedergegeben wurden. 1991 wirkte er einer seltsamen Filmkooperation mit. Denn Tsareubiytsa war eine sowjetisch-britische Zusammenarbeit.

1994 stellte Malcolm McDowell in Star Trek: Treffen der Generationen den El-Aurianer Soran dar, der von dem Nexus wie besessen war. Er tat alles, um wieder in dieses Energiegebilde zu kommen, inklusive den legendären Captain James T. Kirk umzubringen. Für diese Tat zog er sich den Hass der damaligen Fangemeinde zu. Aber 1994 war auch das Jahr, wo er in dem Computerspiel Wing Commander III: Das Herz des Tigers das erste Mal Admiral Geoffrey Tolwyn darstellte. Das Spiel war für damalige Verhältnisse sehr ambitioniert und hatte Videosequenzen mit echten Schauspielern, wie beispielsweise auch Mark Hamill oder John Rhys-Davies.

Im Jahr 1995 wirkte er in der amerikanischen Realverfilmung des Kultmangas Fist of the Northstar mit. Und daran, wie „gut“ dieses Werk in Erinnerung geblieben ist, erkennt man auch die Qualität der Produktion. 1995 sprach er dann in der Batman-Zeichentrickserie in einer Episode die Figur des Arcady Duvall. In den darauffolgenden Jahren sollte er übrigens wiederholt in Animationsserien zu hören sein, die auf Superheldencomics basierten. Doch zunächst nahm er in Wing Commander IV: The Price of Freedom wieder die Rolle des Admirals Geoffrey Tolwyn wahr.

Ein vielbeschäftigter Mann

1996 war er mal wieder im britischen Fernsehen zu sehen, als er in der Miniserie Our Friends in the North auftrat. Einer der Hauptdarsteller war übrigens der spätere neunte Dr. Who Christopher Eccleston. Und natürlich vergaß er ebenso seine Arbeit als Sprecher in Zeichentrickserien nicht, als er in Biker Mice from Mars in dem Dreiteiler Once Upon a Time on Mars zu hören war. Es war auch das Jahr, wo er in der Trickserie Wing Commander Academy erneut als Geoffrey Tolwyn zu hören war, der allerdings dieses Mal den Rang eines Commodores innehatte. 1997 rief wieder Star Trek, als er in dem Spiel Star Trek: Generations erneut Soran sprach.

1996 und 1997 muss für Malcolm McDowell ein sehr interessantes Jahr gewesen sein. Denn einerseits sprach er in der Zeichentrickserie Captain Simian und die Weltraumaffen den Charakter Rhesus 2, doch parallel dazu wirkte er in der Comedyserie Pearl als einer der Hauptdarsteller mit. Beiden Reihen gemein war allerdings, dass sie das erste Jahr nicht überlebten. Von 1998 bis 1999 war er anschließend auch der Hauptdarsteller in dem düsteren Update der Fantasy Island-Serie. Doch die wurde dann nach nur 13 Episoden eingestellt, wobei er die Figur 2002 in einem Fernsehfilm wiederbelebte.

Im Jahr 2002 sprach er übrigens in dem Videospiel Superman: Shadow of Apokolips den Schurken Metallo, den er schon in der früheren Zeichentrickserie darstellte, auf der das Game basierte. 2006 konnte man ihn dann in dem Trashfilm King Tut – Der Fluch des Pharao bewundern. Im Jahr 2007 wirkte er in einer Folge der Anthologie Masters of Science Fiction mit, in der der populäre Wissenschaftler Stephen Hawkings die Einführung in die jeweilige Episode sprach.

Ein Mann für Klassiker, auch bei Videospielen

2007 konnte Malcolm McDowell sein Talent für klassische Drama-Rollen beweisen, als er in der Verfilmung von Tolstois Krieg und Frieden den Prince Bolkonsky gab. 2008 war dann das Jahr, wo er, wie bereits eingangs erwähnt, in Doomsday – Tag der Rache mit seinem Verwandten Alexander Siddig zusammenarbeiten konnte. Und es war auch das Jahr, wo er in Fallout 3 gemeinsam mit Ron Perlman und Liam Neeson einige der Hauptfiguren sprach. Von 2007 bis 2008 wirkte er außerdem für acht Folgen in der Kultfernsehserie Heroes mit, wo er Dr. Lindermann darstellte, einen der Gegenspieler in der ersten Season der Reihe. Und die Welt der Videospiele ließ ihn auch nicht los, als er in dem Klassiker God of War III aus dem Jahr 2010 Daedalus sprach.

Allgemein baute der Schauspieler seine Auftritte im amerikanischen Fernsehen weiter aus. So war er von 2005 bis 2011 ein regelmäßiger Gast in der Comedyserie Entourage und trat zwischen 2010 und 2012 drei Mal als Darren Vogel in C.S.I. Miami auf. Auch mit LEGO hatte er zu tun, als er in demselben Zeitraum in der auf dem Spielzeug basierenden Zeichentrickserie Hero Factory Akiyama Makuro, bzw. Akiyama Makuhero eine Stimme gab. Von 2007 bis 2012 sprach er verschiedene Figuren in der Kultzeichentrickserie Metalocalypse. Eine davon, nämlich Vater Orlaag, sprach er ein Jahr später in dem Film Metalocalypse: The Doomstar Requiem – A Klok Opera. Auch in Phineas & Herb war er zu hören, da er dort Grandpa Reg eine Stimme gab. Zwischen 2011 und 2014 war er Teil des Maincasts der Comedyserie Franklin & Bash, wo er in allen 40 Folgen zu sehen war.

Malcolm McDowell ist auch Sprecher einer Figur in The Elder Scrolls Online. 2017 wirkte er mit sichtlichem Vergnügen in Death Race 2050 mit, einem Sequel zu dem SciFi-Film aus dem Jahr 1975. Von 2014 bis 2018 spielte er für 34 Folgen in der Serie Mozart in the Jungle mit. 2018 tauchte er schließlich auch zum ersten Mal in Star Wars auf, als er für zwei Episoden in Star Wars: Rebels Minister Hydan sprach. Zuletzt trat er 2020 an der Seite von Nick Frost und Simon Pegg in der kurzlebigen Comedyserie Truth Seekers auf und vertonte in Castlevania diverse Figuren.

Der gebürtige Brite hat bereits zwei Ehen hinter sich und ist momentan in seiner dritten. Seine erste Hochzeit war von 1975 bis 1980 mit der Schauspielerin und Verlegerin Margot Bennett. Quasi direkt im Anschluss an diese Liason, heiratete er die Darstellerin Mary Steenburgen. Mit ihr hatte er zwei gemeinsame Kinder, nämlich Lilly (geboren 1981) und Charlie (geboren 1983). Letzterer ist Filmemacher geworden. Diese Ehe wurde 1990 geschieden. Seit 1991 ist er mit Kelley Kuhr verheiratet, die 24 Jahre jünger ist als er. Das Paar hat drei Söhne gekriegt, nämlich Beckett (geboren 2004), Finnian (geboren 2006) und Seamus (Geboren 2009). 2012 erhielt er seinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Malcolm McDowell im Web

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Götz Piesbergen

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