Alarm im Weltall ist ein Alltime-Klassiker der Space Opera.
Alarm im Weltall, Original: Forbidden Planet
Metro-Goldwyn-Mayer; gefilmt in Cinemascope und Eastman Color
Produktionsland: USA
Länge: 98 min
Inhalt
Das 23. Jahrhundert: Der Raumkreuzer C57D der Vereinigten Planeten befindet sich auf einer Rettungsmission zum Planeten Altair 4. Zwanzig Jahre zuvor ist hier das Forschungs- und Kolonieschiff Bellerophon gelandet, der Kontakt ist aber seit Jahren abgebrochen. Als sich das Schiff dem Planeten nähert, nimmt Captain Adams Funkkontakt auf. Der Wissenschaftler Dr. Morbius meldet sich, warnt die Crew aber vor einer Landung. Er sei an keinem Kontakt interessiert und der Aufenthalt auf dem Planeten sei gefährlich.
Adams besteht jedoch auf eine persönliche Visite und erhält schließlich entsprechende Koordinaten. Gespannt landet die Mannschaft der C57D auf einer fremden wüstenartigen Welt mit einem grünen Himmel und zwei Monden. Empfangen werden sie von einem seltsamen Roboter, der sich selbst Robby nennt und die Führungsspitze der Crew in einem atomgetriebenen Fahrzeug in atemberaubender Geschwindigkeit zu Morbius geleitet. Der zeigt sich freundlich, besteht aber weiter darauf, keinerlei Hilfe zu benötigen. Dennoch lädt er Adams, den Schiffsarzt Lt. Dr. Ostrow und Lt. Farman ein, einige Zeit in seinem Hause zu verbringen. Später gesellt sich Altaira, die wunderschöne junge Tochter Morbius’ dazu. Sowohl Farman als auch Adams verlieben sich auf Anhieb in sie.
Das kleine Team übernachtet bei Morbius, während der Raumkreuzer bewacht wird. Dennoch wird ein wichtiges Gerät sabotiert. Als Adams seinen Gastgeber deshalb befragt, ringt dieser sich durch, Dr. Ostrow und ihm seine Entdeckung preiszugeben. Eine hoch entwickelte intelligente Spezies namens Krell hat Altair 4 vor Millionen Jahren besiedelt und ein technologisches Erbe hinterlassen, das dem der Vereinigten Planeten um Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende voraus ist. Die Krell löschten sich vor rund 500000 Jahren aus unbekannten Gründen aus, doch hinterließen ein schreckliches Geheimnis, das dazu führte, dass die Crew der Bellerophon vor 20 Jahren vollständig getötet wurde. In der folgenden Nacht wird die C57D von einer unbekannten Macht angegriffen…
Alarm im Weltall als Inspirationsquelle
Kaum ein anderer Science-Fiction-Film der 50er-Jahre hat so viel Einfluss auf nachfolgende Werke – sowohl Filme als auch Serien – genommen, wie dieses Werk von Metro Goldwyn Mayer. Der Titel gilt als der erste Versuch, ernsthafte Science-Fiction mit Space-Opera-Elementen zu kombinieren. Darüber hinaus wurde er von MGM als erster AAA-Film seiner Art vermarktet.
Retrospektiv betrachtet handelte es sich hier allerdings eher um einen Marketingtrick. Verglichen mit der zwei Jahre zuvor erschienenen Jules-Verne-Verfilmung 20000 Meilen unter dem Meer von Walt Disney Productions mit einem Budget von fünf Millionen Dollar erscheinen die 1,9 Millionen für dieses Werk geradezu wie ein Schnäppchen. Allerdings produzierten die Studios Science-Fiction-Movies in jenen Tagen eher als möglichst massentaugliche B-Movie-Massenware, sodass die meisten Filmemacher oft mit weit unter einer Million Dollar auskommen mussten. MGM betrieb für diese Verhältnisse also einen recht großen Aufwand, was dem Film letztlich dazu verhalf, dass seine Spezialeffekte für viele Jahre als Nonplusultra im Genre galten. Tatsächlich zogen Arnold Gillespie, Warren Newcombe, Irving G. Ries und der eigens von Walt Disney ausgeliehene Animations-Künstler Joshua Meador alle Register, um ein Werk zu schaffen, das auch heute noch sehr schön anzusehen ist. Leicht ist zu erkennen, dass sich unter anderem die Effektleute von Star Trek (in Form des Beameffekts), Star Wars (u.a. galt Robbie mit als Vorbild für die humanoiden Roboter, auch die dreidimensionale Darstellung von Alta ähnelt verblüffend der von Prinzessin Leia in Star Wars: Episode IV) oder Babylon 5 (die große Krell-Maschine und der dazu gehörige Story arc) hier inspirieren ließen.
Technische Innovationen
Verwendet wurde alles, was die Technik damals hergab: Rückprojektionen, Mattepaintings, kleine und große Modelle (so wurde u.a. ein 50 Meter großes, lebensechtes Modell der C57D gebaut), ein einhundert Meter großer Rundhorizont, der die Planetenoberfläche realistisch darstellen sollte, ein hervorragendes Set-Design und natürlich die Animationen im Film. Tatsächlich verfügte MGM zur Zeit des Drehs über kein eigenes Animation-Department, weswegen man sich beim Konkurrenten Disney den besten verfügbaren Zeichner und Animationskünstler seiner Zeit, Josuha Meador, auslieh. Der zeichnete nicht nur das große Monster, sondern auch die Strahlen der Waffen des Elektrozauns der großen Krell-Maschine sowie die vom Raumkreuzer ausgehenden Landelichter. Der teuerste Effekt des Films war allerdings Robby, der Roboter, der noch heute eine echte Science-Fiction-Ikone ist. Allein 125.000 Dollar kostete es, Robby zum Leben zu erwecken. Somit kann sich der heute eher witzig anmutende Roboter auf die Blechbrust schreiben, der bis dato teuerste Spezialeffekt aller Zeiten gewesen zu sein. Altmeister John Dykstra schwärmt vollkommen zu Recht in der Dokumentation Unglaublich! Hintergründe zu Alarm im Weltraum: „Es war ein ernsthafter Versuch, eine einzigartige Welt darzustellen. Und einfach von einer unbekannten Welt zu sprechen, reichte nicht. Es musste eine Welt sein, die niemand kannte, man aber gleichzeitig als außerirdisch erkennt. Diese ganze Welt wurde komplett neu erschaffen.“
Ein Skript der Extraklasse
Diese Anekdoten zeigen, wie ernst MGM diesen Film nahm und das war für die damalige Zeit fast schon ein Novum, denn gute SF-Filme waren in jenen Tagen eine Seltenheit. Es gab natürlich bereits vorher klug geschriebene Drehbücher, wie etwa Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951) oder der ein Jahr zuvor von Jack Arnold gedrehte Metaluna 4 antwortet nicht, doch ein so komplexes Skript, wie es Cyril Hyme aus der Originalstory von Irvin Block und Allen Adler entwickelte, die sich wiederum bei Shakespeares Der Sturm bedient hatten, hatte es so noch nicht gegeben. Überhaupt war noch niemand auf die Idee gekommen, einen literarischen Klassiker als Vorlage für eine Space Opera zu verwenden. Aufgewertet mit Einflüssen der Theorien des Psychologen Sigmund Freud über das Ich, Über-Ich und das Es, der technischen Beratung des CALTEC und einer obligatorischen Liebesgeschichte ergab sich so tatsächlich, wie Dykstra sagt, einer der ersten Versuche überhaupt, den Science-Fiction-Film auf eine ernsthaftere Ebene, verbunden mit dem Glanz eines großen Studios wie MGM, zu hieven.
Schauspieler von einem anderen Stern
Auch bezüglich der Schauspieler hatte sich das Studio intensive Gedanken gemacht. Walter Pidgeon (Dr. Morbius) bildete zusammen mit Greer Garson eines der beliebtesten Kinopaare der 40er-Jahre. Er galt als vorzüglicher Charakterdarsteller und wurde zweimal für den Oscar nominiert. 1974 erhielt er ihn schließlich für sein Lebenswerk. Entsprechend souverän war seine Leistung in Alarm in Weltraum, zu der auch seine eindringliche Stimme beitrug, die er hervorragend einzusetzen verstand.
Anne Francis (Altaira) war zum Zeitpunkt des Drehs sechsundzwanzig Jahre jung, wirkte aber aufgrund ihrer naiven Ausstrahlung sowie ihrer unbestreitbaren Schönheit jünger. Seit ihrem Auftritt im Film Stadt in Angst (1955) galt sie als hoffnungsvolles Talent. Ihre Rolle war, wie für die 50er-Jahre üblich, nicht gerade komplex angelegt, sie gab die schöne Tochter des Mad Scientist, die noch nie einen jungen Mann zu Gesicht bekommen hat, bis der Raumkreuzer C57D auf Altair 4 landete. Sie verliebte sich unsterblich in Captain Adams, der zwar nicht besonders erinnerungswürdig, aber auch nicht völlig daneben, von Leslie Nielsen (Die nackte Kanone u.a.) dargestellt wurde.
“If you do not speak English, I am at your disposal with 187 other languages along with their various dialects and sub-tongues.”
-Robby the Robot
Fazit:
Alarm im Weltall darf in keiner guten Sci-Fi-Filmsammlung fehlen. Das Werk zeichnet sich durch innovative Techniken und ein (für die damalige Zeit) hervorragendes Drehbuch aus. Beides wirkte nachhaltig auf das Genre und die Einflüsse des Films sind noch heute in zahlreichen Produktionen erkennbar. Meisterwerken wie diesem ist es zu verdanken, dass die Space Opera endlich ihre verdiente Anerkennung fand, auch wenn der Film zunächst an den Kinokassen floppte.
Wir brauchen euren Support!
Viele Magazine im Web werden über Werbung finanziert. Wir haben bewusst darauf verzichtet, damit euer Erlebnis auf unserer Seite möglichst ungestört ist. Wir bieten euch News, Reviews, Artikel, Videos und einen Podcast zu mittlerweile fast allen Bereichen der Science-Fiction. Wir haben keinen Clickbait, keine Fakenews und auch keine Paywall.
Die Kosten steigen, die wenigen Einnahmen sinken, auch dank der derzeitigen Situation. Wir wollen uns keine goldene Nase verdienen, aber es wäre schade, wenn wir die Seite irgendwann deswegen einstellen müssten.
Es ist auch ganz einfach. Ihr könnt uns regelmäßig ab 1€ monatlich bei Steady unterstützen, einmalig per PayPal oder ihr werft einfach mal einen Blick in unseren warpShop. (Die Shirts sind erste Sahne, Ehrenwort!).
Wenn ihr euch für eine Tätigkeit bei uns interessiert, dann ist die Seite MITMACHEN genau richtig.
Für den Fall, dass ihr noch mehr Infos haben wollt, findet ihr diese unter SUPPORT US. Dort findet ihr auch unsere Ref-Links.
Wir danken euch.
- Doctor Cyclops (1940) – Ein frühes Spezialeffektgewitter der King Kong-Macher - 20. Oktober 2023
- Review: Phase IV (1974) – Ein fast vergessener Klassiker - 3. September 2023
- Review: The Andromeda Strain (1971): Öko-Sci-Fi mit Sinn und Verstand von Altmeister Robert Wise - 17. August 2023