In Godzilla x Kong: The New Empire geht die Monsterkloppe in die nächste Runde.

Ein Überraschungserfolg

Als 2014 das Monsterverse mit Godzilla entstand, arbeitete es vor allem auf eins hin: Dem Aufeinandertreffen zweier Titanen, nämlich der ständig schlecht gelaunten Riesenechse und dem Riesenaffen King Kong. Das geschah schließlich 2021 in Godzilla vs. Kong, wo auch die Frage geklärt wurde, wer von den beiden der stärkere war. Der Film war zwar qualitativ nicht gerade das Gelbe vom Ei und wurde von den Kritiken zu Recht zerrissen. Was allerdings das Publikum nicht davon abhielt, da rein zu gehen. Denn Monsterkloppe zog schon immer.

Dementsprechend erfolgreich war der Film auch. Bei einem Budget von 155 bis 200 Millionen Dollar spielte er an den Kinokassen 470,1 Million Dollar ein. Das Einspielergebnis war insbesondere ebenfalls deshalb so beeindruckend, als dass der Film inmitten der Pandemie herauskam. Die Frage war also nicht, ob es eine Fortsetzung (Die dann später Godzilla x Kong: The New Empire heißen sollte) geben würde, sondern wann.

Legendary Pictures, denen die Filmrechte an dem amerikanischen Godzilla gehörten, fingen im April 2021 damit an, sich Gedanken über eine etwaige Fortsetzung zu machen. Denn ursprünglich waren die Pläne des Studios nur bis zu Godzilla vs. Kong gemacht worden. Doch laut den Medien planten sie, die Serie in einen oder mehrere weitere Einträge auszuweiten. Gleichzeitig traten sie ebenso mit Regisseur Adam Wingard in Verhandlungen, damit dieser ggf. auch im Nachfolgefilm Regie führen würde.

Wichte Postproduktionen

Diese Vertragsverhandlungen wurden erfolgreich abgeschlossen, so dass der Filmemacher sich auch beim Godzilla x Kong: The New Empire auf den Stuhl des Regieführenden setzen konnte. Er war nicht der Einzige, der für die Produktion zurückkehren sollten. Drehbuchautor Terry Rossio sollte wieder mit am Skript arbeiten, dieses Mal allerdings mit Jeremy Slater und dem häufigen Wingard Mitarbeiter Sim Barrett.

Bei den Schauspielern sollte es ebenso bekannte Gesichter geben, die bereits in Godzilla vs. Kong mit aufgetreten waren. Rebecca Hall, Brian Tyree Henry und Kaylee Hottle nahmen ihre Rollen aus dem Vorgängerfilm wieder auf. Neu zum Cast kamen Dan Stevens, als Halls Film-Ex Trapper, Alex Ferns als schlecht gelaunte Monarch-Pilot und wache Mikael, Fala Chan als die Iwi-Königin und Rachel House als die leitende Angestellte von Monarch, Hampton.

Die Dreharbeiten an Godzilla x Kong: The New Empire verliefen problemlos. Bei der Postproduktion gab es dann noch einiges an Arbeit. Zum einen wurde, angesichts von Godzilla Minus One eine Szene eingefügt, wo der Boden unter Godzillas Füßen aufbricht, als er in Rom ist. Und eine wichtige Figur wurde später nachträglich hinzugefügt, als die Filmrechte an ihr gesichert wurden.

Ein Signal aus der Hohlerde

Drei Jahre sind vergangen, seitdem King Kong und Godzilla gemeinsam Mechagodzilla besiegt haben und der Riesenaffe sich anschließend in die Hohlerde zurückgezogen hat, wo er lebt. Er sucht immer noch nach weiteren seiner Art, kehrt allerdings ab und an auf die Erdoberfläche zurück, wenn es ihm nicht gut geht. Doch dann findet er eines Tages Hinweise darauf, dass an einem Ort der Hohlerde noch andere Riesenaffen existieren. Zu seinem Entsetzen werden diese allerdings von dem tyrannischen Skar King tyrannisiert, der noch dazu den Frosttitanen Shimo versklavt hat. Die erste Konfrontation endet zu King Kongs Ungunsten und er muss schwerverletzt fliehen, bis ein Monarchteam sich um ihn kümmern kann.

Parallel dazu hat Jia, die einzige Überlebende der Skull Island Iwis, Schwierigkeiten ihren Platz in der Welt zu finden, sehr zum Kummer ihrer Adoptivmutter Dr. Ilene Andrews. Noch dazu hat sie merkwürdige Visionen, die sie mitten am Tag überfallen. Schließlich stellt sie eine Verbindung zu dem, was in der Hohlerde geschieht her und wird Teil eines Teams, dass dorthin reist, um einem Signal nachzuforschen.

Unterdessen herrscht Godzilla immer noch über die Titanen auf der Erdoberfläche. Wann immer einer von diesen ihn angreift, vernichtet er ihn. Doch dann beginnt er sich merkwürdig zu verhalten. Er absorbiert die radioaktive Strahlung eines nuklearen Kraftwerks in Frankreich, ehe er zur Arktis reist, um dort die Titanin Tiamat herauszufordern. Er scheint sich für etwas vorzubereiten, nur was?

Ein besseres Filmabenteuer

Einige Anmerkungen vorweg, ehe mit der eigentlichen Rezension von Godzilla x Kong: The New Empire anfange. Es ist nicht nötig, dass man, um die Story zu verstehen, die Monarch – Legacy of Monsters-Reihe anguckt. Diese wird im Film komplett ignoriert. Außerdem gibt es im Film eine überraschende Rückkehr, auf die ich in dieser Rezi drauf eingehen muss. Allerdings werde ich versuchen, mich so vage und unkonkret wie möglich auszudrücken, sprich, Details zu vermeiden. Denn viele Trailer vermieden es, die Überraschung zu verderben, weshalb ich ebenfalls drauf verzichte.

Es besteht ein essentieller Unterschied, bei der Darstellung Godzillas in Amerika und in Japan. In den USA ist er eine Art Antiheld, dessen Aktionen zwar der Menschheit helfen. Doch der ohne Rücksicht auf Verluste vorgeht. Japan hingegen, und das hat man zuletzt in Godzilla Minus One exzellent gesehen, interpretiert ihn als Naturgewalt, als ein Monstrum, dessen Motive sich nur schwer durchschauen lassen. Wieso dieser Vergleich wichtig ist? Weil Japan zuletzt mit Godzilla Minus One die Messlatte, was Godzilla-Verfilmungen angeht, verdammt hochgelegt hat. Und wer deshalb jetzt in Godzilla x Kong: The New Empire mit der Erwartung reingeht, dass dieser Film auch qualitativ ähnlich gut sein wird, wie dieser japanische Kinofilm, der wird sehr enttäuscht sein.

Man darf das neuste Aufeinandertreffen der beiden Titanen auch nicht mit dem Meisterwerk von Takashi Yamazaki vergleichen. Stattdessen muss als Vergleichsmaterial das erste Aufeinandertreffen der beiden Riesenkreaturen, Godzilla vs. Kong herhalten. Und wenn man dies macht, wird man überraschend feststellen, dass das neuste Abenteuer vieles besser macht, als das letzte.

Kein Godzilla-Film

Klar ist, dass obwohl Godzilla in Godzilla x Kong: The New Empire an erster Stelle genannt wird, ist das immer noch primär ein King Kong-Film. Regisseur Adam Wingard meinte auch in einem Interview, dass dies einfach daran lag, dass der Riesenaffe sich leichter charakterisieren ließe, als die Riesenechse. Er ist mehr in der Lage Emotionen zu zeigen, derweil die Echse selbst vor allem bei den amerikanischen Filmabenteuern häufig nur angefressen und stinksauer wirkt.

Dennoch kriegt Godzilla in dem neusten Filmabenteuer im Vergleich wesentlich mehr Szenen, in denen er auftaucht. Diese zeigen, wie er auf der Erdoberfläche für „Ruhe und Ordnung“ sorgt, in dem er die Titanen attackiert, die scheinbar aus der Reihe tanzen. Dabei geht er ohne Rücksicht auf Verluste vor, wie man anhand seines Kampfes in Rom sieht, wo allerlei historische Gebäude zu Bruch gehen und vermutlich viele Menschen ihr Leben lassen.

Als Kontrast dazu sieht man in Godzilla x Kong: The New Empire King Kong in der Hohlerde leben. Der es sich „gemütlich eingerichtet“ hat und lauter Fallen gebaut hat, mit denen er gefährliche Predatoren erledigen kann. Intelligenz und Empathie zeichnen ihn aus, als er beispielsweise einige Zeit später auf einige andere Riesenaffen stößt, die ihn angreifen. Als einer in einen Abgrund fällt, rettet er ihn, nur um dann wieder von ihm attackiert zu werden, wobei jener erneut in den Abgrund fällt, dieses Mal allerdings nicht gerettet wird.

Der richtige Antagonist

Eine wichtige Rolle kommt dabei auch dem Affenkind Suko zu. Er ist der Erstkontakt von King Kong mit seinen Artgenossen. Und er wächst dem Zuschauer durchaus ans Herz. Zu sehen, wie er nach und nach Vertrauen zu King Kong fasst und ihn dann auch bei seiner Flucht hilft, ist grandios. Er wird jetzt nicht als eine Art Überwesen dargestellt, sondern als jemand, der in einer für ihn schwierigen Situation Mut fasst, um eine Veränderung herbeizuführen.

Und der Skar King? Ist eindeutig der bessere Antagonist, als es Mechagodzilla im letzten Teil war. Er wird sehr gut dargestellt, eine furchteinflößende Kreatur, die alle Mittel nutzt, die ihm zur Verfügung stehen, um zu siegen. Der in Godzilla x Kong: The New Empire ein Tyrann ist und Affen, die nutzlos sind, in die Lava stößt. Der sich über andere lustig macht, wenn sie sich sichtbar unterscheiden. Und der intelligent und clever vorgeht. Genau der richtige Antagonist für die beiden Riesenkreaturen.

Man darf übrigens in diesem Film keine Story erwarten, die einen zum Nachdenken bringt. Vielmehr geht es hier um die Haudrauf-Action, darum, dass die Ungetümer aufeinanderprallen und sich gegenseitig eins auf die Fresse geben. Das ist es, was zählt. Und das setzt der Film ebenfalls famos um.

Wenn Menschen nur noch Stichwortgeber sind

Wobei Godzilla x Kong: The New Empire auch zu überraschen weiß. Denn die Macher des Films bauen eine überraschende Rückkehr eines Titanen ein, der ursprünglich in einem der früheren Monsterverse-Filmen das zeitliche gesegnet hat. Um diese Wiederkehr nicht zu verraten, gingen sie sogar so weit, eine Trailerszene so zu editieren, dass das Wesen dort nicht zu sehen ist, was dann aber dafür im richtigen Film der Fall ist. Es ist in jedem Fall eine Wiederbelebung, die Sinn macht und hoffentlich zu künftigen Auftritten führt.

Doch bei aller Monsteraction darf man eins nicht vergessen: die Menschen. Die menschlichen Protagonisten waren ja schon immer ein Schwachpunkt der Monsterverse-Filme. Ihre Motivationen und Charakterisierungen ließen oft zu wünschen übrig. Teilweise konnte das durch exzellente Schauspieler wie Millie Bobby Brown aufgefangen werden. Doch die fehlt in diesem Film deutlich.

Wobei die Macher von Godzilla x Kong: The New Empire auf eine sehr spezielle Art und Weise mit der Kritik, was die menschlichen Figuren angeht, umgingen. Sie reduzierten ihre Bedeutung noch mehr, machen sie noch mehr zu Stichwortgebern oder Leuten, die den Plot bis zur nächsten Monsterkeilerei überbrücken. Es gibt zaghafte Ansätze, die innerpersönlichen Beziehungen zu entwickeln, als angedeutet wird, dass Dr. Ilene Andrews und Trapper früher mal ein Paar waren. Doch bleibt es bei diesen und es wird auch nicht weiter drauf eingegangen.

Ein Schicksal, dass von Anfang an feststeht

Trapper ist aber auch neben Bernie Hayes die Figur in dem Film, die am allerwenigsten Charakterfortschritte macht. Noch mehr als die anderen verkommt er zu einem Stichwortgeber, der nur ab und an etwas Wichtiges für die Handlung beitragen kann. Wie etwa, als ihm einfällt, dass zufälligerweise eine hochtechnisierte Armprothese für King Kong bei einem zerstörten Außenposten der Hohlerde ist.

Wobei es ihm immer noch besser geht, als dem vom Alex Ferns dargestellten Mikael. Der wird in Godzilla x Kong: The New Empire von Anfang zu herzallerliebst antagonistisch charakterisiert, dass es im Prinzip nur zwei Möglichkeiten gab, was mit ihm geschehen würde. Entweder er würde ein Gegenspieler sein und dann am Ende des Films ins Gras beißen. Oder er würde bereits vorher einen vorzeitigen Abgang machen, um eine gefährliche Lage zu beweisen und niemand würde ihm eine Träne nachweinen. So oder so, sein endgültiges Schicksal stand von Anfang an fest und hat sich dann auch so erfüllt.

Etwas besser ergeht es Dr. Ilene Andrews, die die sich sorgende Mutter darstellen darf. Und dann irgendwann auch noch aus dem Ärmel geschüttelt wichtige Hieroglyphen flüssig übersetzen darf, um die Hintergrundgeschichte weiter zu entwickeln. Aber ansonsten kriegt sie nicht viel zu tun.

Hirn ausschalten, sich unterhalten lassen

Etwas mehr kriegt dabei Jia in Godzilla x Kong: The New Empire zu tun. Sie darf zunächst nach einem Platz in der modernen Welt suchen und, als dies für den Plot des Films nicht mehr relevant ist, in die Hohlerde reisen. Wo auf sie eine wichtige Überraschung wartet, da sie auf eine Prophezeiung stößt, die auf sie zutrifft.

Man merkt dem Film halt an, dass alles, was abseits der Titanen und dem Monstergekeile stattfindet, im Prinzip völlig irrelevant für die Geschichte ist. Denn auch bei Monarch wird ein wichtiger Aspekt angedeutet. Dass nämlich die Organisation darum kämpfen muss, selbstständig zu bleiben. Doch nachdem dies erwähnt wird, spielt dieser Aspekt keine Rolle mehr.

Godzilla x Kong: The New Empire ist sehr zu empfehlen, wenn man das Gehirn ausschalten möchte und sich einfach nur berieseln lassen will. Und aktuell sieht es so aus, als ob der Film ein voller Erfolg ist, womit eine Fortsetzung natürlich kommen wird. Aber bitte, bitte, nicht schon wieder ein Aufeinandertreffen zwischen den beiden Riesentitanen. Lasst die beiden endlich mal wieder Soloabenteuer erleben, ehe man sie erneut aufeinanderhetzt. Das würde den Figuren mehr als gut tun.

 

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