Christopher Nolan hat an dem Drehbuch für diesen Film sehr lange gesessen.
Aus Horror wird Heist
Es war 2010, also vor 15 Jahre, als Inception in die Kinos kam. Und wie es bei Filmen von Christopher Nolan üblich ist, begeisterte auch dieser.
Dabei hatte der Filmemacher an der Story des Films lange Zeit gearbeitet. Ursprünglich sollte der Film nämlich ein Horrorfilm werden, doch am Ende entschied Nolan sich dafür, das 80-seitige Treatment über Traumdiebe als einen Heist-Film zu erschaffen, auch wenn er der Auffassung war, dass diese in Sachen Emotionen bewusst oberflächlich sind. Wobei er später seine Meinung wieder änderte, weil er die emotionale Teilnahme erhöhen wollte.
Christopher Nolan begann ungefähr gegen Ende des vorigen Jahrtausends mit der Arbeit an dem Film. Er zeigte sich dabei von Filmen wie Matrix (1999), Dark City (1998) und The 13th Floor – Bist du was du denkst? (1999) beeinflusst. Aber auch sein erstes Meisterwerk Memento (2000) diente ihm als Inspirationsgrundlage. Eben alles Filme, in dem das Prinzip der Realität in Frage gestellt wurde.
Ein alter Wunsch wird endlich wahr
Ursprünglich legte der Filmemacher Warner Brothers seine Idee bereits 2001 vor. Doch stellte er fest, dass er bei der Schaffung von Filmen mit einem größeren Budget und einem größeren Rahmen mehr Erfahrung benötigte, weshalb er auch Batman Begins und Dark Knight drehte. Als er mit den Dreharbeiten zu letzterem Film fertig war, begann er, das Drehbuch zu Inception zu überarbeiten. Er brauchte dafür sechs Monate und versuchte dabei vor allem herauszuarbeiten, was geschieht, wenn mehrere Leute ein und denselben Traum teilen würden.
Dabei schwebte ihm vor allen ein Schauspieler vor, mit dem er unbedingt zusammenarbeiten wollte. Das war Leonardo DiCaprio, mit dem er schon lange Zeit zusammen einen Film drehen wollte. Doch aus diversen Gründen hatte das nie funktioniert, bis eben jetzt.
Am Ende sprachen die beiden lange Zeit über den Film und das Drehbuch. Was wiederum dazu führte, dass Christopher Nolan erneut das Skript überarbeitete, um die emotionale Reise, die DiCaprios Figur in dem Kinofilm durchläuft, noch mehr hervorzuheben, sie zur treibenden Kraft der Geschichte zu machen. Mit Erfolg, da Warner Bros. am 11. Februar 2009 das Skript kaufte.
Das Wiedersehen von Bekannten
Natürlich war klar, dass nur Christopher Nolan selbst sich auf den Stuhl des Filmemachers setzen würde. Genauso, wie er wieder mit seiner Ehefrau Emma Thomas den Film produzieren würde. Entsprechend machte er sich an die Arbeit und stellte den Cast zusammen.
Neben Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle als Dominick „Dom“ Cobb, heuerte der Filmemacher auch viele Leute an, mit denen er bereits in früheren Werken zusammengearbeitet hatte. Ken Watanabe, aus Batman Begins, übernahm die Rolle des Saitos, der Cobb anheuerte.
Joseph Gordon-Levitt, mit dem er dann zwei Jahre später in The Dark Knight Rises wieder zusammenarbeiten sollte, wurde zu Arthur, dem Partner von Cobb. Auch die Französin Marion Cotillard, die man in der Rolle von Cobbs verstorbener Ehefrau Mal bewundern konnte, sollte im Abschluss der Dark-Knight-Trilogie wieder auftreten. Was man auch von Tom Hardy, der die Figur des Eames übernahm, einem Bekannten Cobbs, sagen konnte, der außerdem auch noch in Dunkirk wieder mit dem Filmemacher zusammenarbeiten sollte.
Cillian Murphy spielte in Batman Beginns Scarecrow und sollte in Inception das Ziel von Cobbs Mission, Robert Fischer, spielen. Und Sir Michael Caine durfte nach Batman Begins und The Dark Knight auch dieses Mal wieder eine väterliche Figur schauspielen, nämlich Cobbs Mentor und Stiefvater Stephen Miles.
Für Elliot Page (X-Men: Zukunft ist Vergangenheit), Tom Berenger (Platoon) und Dileep Rao sollte dies die erste Zusammenarbeit mit dem Regisseur werden. Sie übernahmen respektive die Rollen der Ariadne, einem weiteren Mitglied von Cobbs Team, Peter Browning, dem Paten von Robert Fischer, und Yusuf, dem letzten Teil von Cobbs Gruppe.
Was ist schon Realität?
Dominick „Dom“ Cobb ist ein „Extractor“. Er und sein Partner Arthur nutzen eine Technologie, die es ihnen erlaubt, ins Unterbewusstsein ihrer Ziele einzudringen und dort entweder Ideen zu implementieren oder Geheimnisse zu stehlen. Ihr neustes Ziel ist der Geschäftsmann Saito, der von Cobbs Fähigkeiten, mehrere Träume ineinander aufzubauen, beeindruckt ist. Er heuert ihn an, damit er Robert Fischer, den Sohn von Maurice Fischer, davon überzeugen kann, die Firma seines Vaters aufzulösen. Im Gegenzug erhält Cobb das Versprechen, dass bei Gelingen all seine kriminellen Taten ausgelöscht werden und er wieder in die USA reisen kann.
Daraufhin beginnt er, ein Team zusammenzustellen, wofür er auch die Hilfe seines Mentors Stephen Miles benötigt. Doch dann stellt sich heraus, dass er einen Verräter im Team hat. Und als anschließend die Mission beginnt schiefzulaufen, muss er improvisieren.
Viele der Filme von Christopher Nolan spielen mit dem Konzept der Realität und der Wahrnehmung. In Memento war es die Tatsache, dass das Kurzzeitgedächtnis des Protagonisten nicht mehr funktionierte, und in Interstellar der Fakt, dass durch die Reise durchs All die Zeit für andere anders verstrich, als für andere Teile der Crew. Und in Interception?
In Interception wird gleich die ganze Realität in Frage gestellt. Was ist wirklich? Was ist nur ein Traum? Vor allem das Ende stellt alles, was man zuvor gesehen hat, in Frage. Befindet man sich kurz vor den Credits noch im Traum? Oder bereits in der Wirklichkeit?
Diebstahl ist auch eine Form von Schmeichelei
Selbst die Plottwists von M. Night Shyamalan dürften nicht solche Kontroversen ausgelöst haben, wie jetzt der von dem Christopher-Nolan-Film. Denn es gibt keine eindeutige Antwort. Und das ist auch das Schöne an diesem Kinofilm.
Dabei ist man von der Story, und wie der Regisseur sie in Szene setzt, schier überwältigt. Es ist kein Wunder, dass viele der Special Effects, wie beispielsweise das Bild der sich aufrollenden Stadt, Maßstäbe setzten und in anderen Filmen kopiert wurden. So auch in dem Marvel Film Doctor Strange.
Das Faszinierende hieran ist, dass dabei Christopher Nolan sehr viel auf praktische Effekte setzte. Es gibt zwar Special Effects, die am Computer entstanden sind. Doch im Vergleich zu modernen Kinofilmen beinhaltet der Film nur 500 visuelle Effekte. Was im Vergleich zu den rund 2000, die andere zeitgenössische Kinofilme haben, wenig ist.
Interessante Regeln
Interception ist dabei nicht nur ein außergewöhnlicher Heist-Film. Es ist auch eine erstaunlich persönliche Geschichte, die von Leonardo DiCaprio grandios getragen wird. Sein Cobb hat ein dunkles Geheimnis, das durch das Auftauchen seiner toten Frau wiederholt weiterentwickelt wird. Ehe man schließlich die Auflösung erhält, die sehr schön zeigt, welche Auswirkungen dieses Traumtauchen hat.
Es ist dabei auch interessant, welche Regeln sich Christopher Nolan für dieses Tauchen hat einfallen lassen. Es wird deutlich geklärt, nach welchem Prinzip das funktioniert, welche Gesetzmäßigkeiten dabei gelten und welche Gefahren da drohen. Das alles wird natürlich optisch grandios umgesetzt.
Dabei ist es nicht so, dass durch den enormen Fokus auf Dominick Cobb die anderen Figuren zu Randcharakteren verkommen. Jeder von ihnen kriegt genügend Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Arthur ist beispielsweise die nüchterne Seite der Partnerschaft, der Konterpart zu Cobbs Ambitionen, derweil Eames ein freundlicher, jovialer Kerl ist, der es allerdings faustdick hinter den Ohren hat.
Wenn auch die Antagonisten glaubwürdig wirken
Das alles wird dann zu einem wahren Thriller vermischt. Einem, bei dem es Verrat und jede Menge Plottwists gibt. Und wo auch manchmal nicht ganz eindeutig ist, wer jetzt Freund oder Feind ist.
Denn so manche Figur, von der man meinen könnte, sie wäre ein Antagonist, erhält später auch positive Seiten. Sei es Ken Watanabes Saito, dessen Motive zwar egoistisch sein mögen, der aber am Ende nachvollziehbare Motive hat. Oder Cilian Murphys Robert Fischer, der im Prinzip nur eine arme Sau ist, der seine Wünsche tief in sich versteckt hat. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Wer Inception guckt, der wird keine Langeweile haben. Es ist ein großartiger Film mit guten Charaktermomenten und fantastischen Special Effects. Er ist damals wie heute ein Must-See!
Info
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan
Produzent: Emma Thomas, Christopher Nolan
Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio, Ken Watanabe, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Elliot Page, Tom Hardy, Cillian Murphy, Tom Berenger, Michael Caine
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
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