Um einen Jungen in Sicherheit zu bringen, müssen dieser und ein Agent eine wahre Odyssee durchmachen.

Koloniewelten 2256 Odyssee
Cover © Galax Acheronian

Ein Angebot, dass man nicht ablehnt

Einst war Julius LeSolda ein treuer Agent des terranischen Regimes. Bis er bei einer Mission auf jemanden stieß, dessen Tod ihn im wahrsten Sinne des Wortes veränderte. Er selbst übernahm daraufhin dessen Vorhaben und ließ dabei sein früheres Leben hinter sich. Jetzt will er den Jungen Janto, der das Potential hat, eben jenes Regime empfindlich zu stören, nach Anaximenes, jenes vorgeblich freie Sonnensystem, in Sicherheit zu bringen.

Doch kann er das nicht alleine. Er braucht die Hilfe der I’To. Und selbst, als er diese hat, ist der Weg zum Ziel alles andere als geradlinig und einfach. Vor allem dann nicht, als sie in den Weiten des Weltalls auf Menschen stoßen, die sich zwar einerseits von der Erde losgesagt haben. Aber indirekt noch immer von der beeinflusst wurden.

Zwei Jahre sind vergangen, seitdem ich mit Mischka meinen damals letzten „Koloniewelten“-Roman, wobei in der Chronologie Demeter der vorherige Teil ist, besprochen habe. Seit damals hatte ich die Reihe ein wenig aus den Augen verloren, ehe mich dann Autor Galax Acheronian kontaktierte und fragte, ob ich nicht den neusten Roman Odyssee besprechen möchte? Da konnte ich nicht nein sagen. Und als ich das Reziexemplar erhielt – danke an dieser Stelle übrigens – fing ich an, zu lesen. Und zu lesen. Und zu lesen. Die 548 Seiten, die dieses Buch umfasste, packten mich und ließen mich erst dann los, als ich fertig war. Und das in jederlei Hinsicht!

Fehler sind wichtig, um zu wachsen

Die Geschichte, die der Autor hier zu Papier brachte, lässt sich als eine wahre Achterbahnfahrt beschreiben. Schon fast genüsslich scheint er mit den Erwartungen des Lesers zu spielen. Und immer dann, wenn man meint, man weiß, wie Dinge verlaufen werden, baut er einen Plottwist ein, mit dem man nicht gerechnet hat und der wieder alles auf den Kopf stellt.

Das trifft vor allem auch auf die Wahl der Protagonisten zu. Zu Beginn meint man, dass Julius LeSolda der Haupthandlungsträger sei. Ein abtrünniger Agent, der anscheinend eine Persönlichkeitsstörung hat. Danach führt er Janto ein, der zunächst wie ein typischer pubertierender Jugendlicher wirkt und dementsprechend anfänglich durch seine pubertäre Null-Back-Handlung nervt. Doch dann, als die beiden an Bord eines Raumschiffes der I’To gelangen, ändert sich alles. Nach und nach bricht Galax Acheronian diese Darstellungsweise in Odyssee auf und beschreibt, wie die Figuren wachsen, wie sie sich ändern und vor allem auch Fehler begehen.

Denn Fehler sind in Odyssee wichtig. Ohne diese funktioniert die Handlung nicht. Und oft genug entstehen sie daher, weil entweder Unwissenheit herrschte. Oder weil man etwas gut meinte, die Tat sich dann aber als ein Bumerang erweist.

Unterschiedliche Wesen, andere Mentalitäten

Interessant ist, wie gut es Galax Acheronian in Odyssee gelingt, Antagonisten darzustellen, die aber im Prinzip doch keine Gegenspieler sind. Denn im Laufe des Romans stoßen die I’To und die Protagonisten auf eine illegale Kolonie, dessen Bewohner zwar die Erde mit der alles beherrschenden Kirche, zurückgelassen haben. Jedoch haben sie dies nur physikalisch getan, aber nicht mental. Der Autor macht klar, dass viele ihrer haarsträubenden Aktionen daher rühren, weil ihnen eingetrichtert wurde, dass sie die Krone der Schöpfung sind und alle anderen ihnen quasi untertan sind. Das und die Tatsache, dass sie eben nie eine umfassende Bildung genossen haben, führt dazu, dass sie Sachen tun, die eindeutig nicht in Ordnung sind. Aber man kann ihnen deshalb nicht wirklich sauer sein, eben weil sie Opfer ihrer Herkunft sind und dementsprechend nichts anders handeln können, wie sie es machen.

Sehr viel Zeit verwendet der Autor auch darauf, den Unterschied zwischen der menschlichen Mentalität und der der I’To herauszuarbeiten. Im Prinzip besteht der Unterschied darin, dass die Menschen die Toten feiern und die I’To die Lebenden. Das drückt sich darin aus, dass die Aliens alles Mögliche unternehmen, damit keine Lebensform zu Schaden kommt, selbst dann, wenn sie dadurch selber in Lebensgefahr geraten. Es ist eine interessante Darstellung und man kann verstehen, wieso der Autor im Nachwort davon schreibt, dass er gerne noch mehr über diese Wesen darüber verfasst hätte. Denn sie bieten sehr viel Storypotential und werden faszinierend charakterisiert. Er beschreibt sie nicht homogen, sondern pickt einzelne Vertreter heraus und gibt ihnen, wie den Menschen, unterschiedliche Persönlichkeiten.

Das Schöne an Odyssee ist, dass der Autor die Geschichte so verfasst, dass man selbst als Neueinsteiger sie nachvollziehen kann. Ein umfassendes Glossar, dass die gängigsten Begriffe erläutert und die Tatsache, dass er wichtige Infos im Text liefert, wenn dies wichtig ist, sind mit Ursache dafür. Man kann den Roman auch genießen, ohne dass man die vorherigen Bücher gelesen haben muss.

Bitte Nachschlag!

Leider ist dies der vorletzte Band der Koloniewelten-Reihe. Und wenn man sich den Zeitstrahl anguckt, sowie das Nachwort von Galax Acheronian, dann dürfte der Abschluss wieder umfassend sein. Vermutlich erneut eine Sammlung verschiedenster Geschichte, wovon eine die Hauptstory sein wird, wie es in früheren Bänden der Fall war. Und bezüglich seiner Überlegung, ein Koloniewelten-Lexikon zu erstellen, kann ich nur sagen: Ja! Bitte! Es wäre der perfekte Nachschlag für diese exzellente Serie.

Am Ende von Odyssee war ich fertig mit der Welt. Das Finale war kein Wohlfühlende, aber gleichzeitig eins, dass viel Potential für den letzten noch kommenden Band überlässt. Wenn man vermuten dürfte, wird es zwischen der Navy und der Kirche des terranischen Regimes schon sehr bald krachen. Und dann wird es „lustig“ werden.

In jedem Fall ein Must-Read und eine definitive Empfehlung meinerseits.

Autor: Galax Acheronian
Titel: Odyssee
Teil/Band der Reihe: Koloniewelten
Verlag: Book on Demad
Erschienen: 2024
Einband: E-Book
ISBN:  978-3759705358
Seiten: 548
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