Mystik, Erotik, altertümliches Ambiente – das scheint kaum zu Star Trek zu passen. Dennoch hat diese Episode ihren Reiz.

Sub Rosa
Staffel 7, Episode 14
Regie: Jonathan Frakes; Story: Jeri Taylor; Buch: Brannon Braga

Inhalt

Die Enterprise stattet der Föderationskolonie Kaldos einen Besuch ab, auf der Dr. Crushers kürzlich verstorbene Großmutter Nana als Heilerin gearbeitet hat. Aus ihrem alten Tagebuch erfährt Beverly, dass sie bis kurz vor ihrem Tod eine Affäre mit einem weitaus jüngeren Mann namens Ronin hatte. Dieser taucht eines Nachts im Haus von Nana auf. Beverly verliebt sich auf der Stelle in den gutaussehenden Mann und quittiert wegen ihm sogar ihren Dienst. Sie ahnt nicht, dass Ronin ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt …

Rezension

Ronin ist eine dieser Folgen, die zeigen, wie experimentierfreudig die Autoren kurz vor dem Ende der Serie geworden sind, denn dies ist im Grunde keine Science-Fiction im engeren Sinn, sondern eher eine klassische Geistergeschichte, ein Genre, welches Star Trek zuvor noch nie berührt hat. Außerdem besitzt sie sogar eine gewisse erotische Komponente, was in dieser Form ebenfalls ein Novum in der Trek-Historie darstellt.

Ein Highlight der Folge stellt hier dann auch die schauspielerische Leistung von Gates McFadden dar, welche die Leidenschaft und Begierde, welche sie für Ronin empfindet, eindrucksvoll vermittelt. Es wird ja oft behauptet, dass die Figur der Dr. Crusher von den Autoren etwas stiefmütterlich behandelt wird. In sehr vielen Episoden ist sie nicht viel mehr als eine Nebenfigur, die komplizierte medizinische Fachausdrücke von sich gibt, aber eher selten wirklich im Mittelpunkt einer Geschichte steht. Hier jedoch zeigt McFadden ihre beste Leistung seit Beginn der Serie und beweist, was sie alles kann. Es ist nur schade, dass dies erst zu einem solch späten Zeitpunkt in der Serie geschieht.

Viele Fans halten Ronin für eine eher misslungene Folge, da sie sich zu sehr von allem entfernt, was Star Trek auszeichnet. Wie erwähnt, ist dies keine Science-Fiction, sondern eine Mischung aus bizarrer Liebesgeschichte und Gothic-Horror. Vor allem von letzteren Genre bietet sie jede Menge Versatzstücke, wie einen unheimlichen Friedhof, einen nächtlichen Gewittersturm oder unerklärliche Geräusche in einem alten Haus.

Diese seltsame Mixtur ist zugegebenermaßen nur schwer zu schlucken, aber gerade weil sie so ungewöhnlich ist, hat sie eben auch ihren speziellen Reiz. Die Auflösung, dass es sich bei Ronin in Wahrheit um eine Art Energiewesen handelt, das die Familie von Dr. Crusher schon seit Jahrhunderten heimsucht, ist bei näherer Betrachtung leider nicht ganz logisch, aber es war auch klar, dass es sich bei ihm natürlich nicht um einen richtigen Geist handeln konnte, denn das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. In dieser Hinsicht kehrt die Episode eben doch zu ihren Sci-Fi-Wurzeln zurück, indem sie eine quasi-wissenschaftliche Erklärung für die Ereignisse liefert.

Neben Gates McFadden haben die anderen Darsteller nicht sehr viel zu tun, lediglich Troi und Picard haben größere Rollen. Es ist beinahe rührend zu sehen, wie sich der Captain Sorgen wegen des untypischen Verhaltens seiner sonst immer so kontrolliert erscheinenden Ärztin macht. Man könnte sogar meinen, dass er ein wenig eifersüchtig auf Ronin ist, da dieser ihr sehr viel näher kommt, als er es jemals tat. Es wurde in früheren Folgen ja bereits angedeutet, dass Picard ein gewisses Interesse an Beverly hat und sich sogar hätte vorstellen können, eine Beziehung mit ihr einzugehen, wenn sie nicht damals ihren inzwischen verstorbenen Mann Jack geheiratet hätte.

Visuell ist das Design der Kaldos-Kolonie und das Innere von Nanas Haus hervorzuheben. Diese Sets sind wie immer bei Star Trek mit Liebe zum Detail gestaltet und tragen so in nicht unwesentlichen Maß zur Atmosphäre der Episode bei. So ist sie auch nicht ganz so schlecht wie ihr Ruf und kann insgesamt durchaus als gelungen betrachtet werden.

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Sven Wedekin

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