Tom Baker ist einer der größten, wenn nicht sogar der größte Doktor aller Zeiten.

Nicht zu Gott gefunden

Das faszinierende an der Doctor-Who-Reihe ist ja, dass sich ihre Titelfigur immer wieder verändert, dass sie wiederholt von unterschiedlichen Schauspielern dargestellt wird. Da dies mittlerweile doch einige sind, werden dementsprechend regelmäßig Beliebtheitsranglisten erstellt. Und Tom Baker ist einer der Darsteller, der entweder immer der beliebteste ist, oder dem Top-Rang oft sehr nahekommt.

Dabei hatte Thomas Stewart Baker, wie er mit vollem Namen heißt, ursprünglich nichts mit der Schauspielerei am Hut. Er kam am 20. Januar 1934 auf der Scottland Road, in der Vauxhall-Ära in Liverpool zur Welt. Seine Mutter war Putzfrau und fromme Katholikin, derweil sein Vater Seemann und dementsprechend häufig nicht zu Hause war.

Und ursprünglich sollte Tom Baker wohl Mönch werden. Denn im Alter von 15 Jahren wurde er Novize der Schulbrüder von Ploermel, einem christlichen Orden. Doch sechs Jahre später verließ er die Institution wieder, weil ihm, so seine Autobiographie, irgendwann klar wurde, dass er jedes der zehn Gebote in ihrer Reihenfolge brechen wollte. Weshalb er zu dem Entschluss kam, besser zu gehen, ehe er sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde.

Spät zur Schauspielerei gefunden

Später trat er dem Royal Army Medical Corps bei, um von 1955 bis 1957 seinen Wehrdienst zu absolvieren. Nachdem er diesen abgeleistet hatte, trat er der Handelsnavy bei. Es war auch in dieser Zeit, im Jahr 1956, in der er die Schauspielerei entdeckte und dem Rose Bruford College of Speech and Drama in Sidcup beitrat. Professioneller Darsteller wurde er allerdings erst in den 1960ern.

Tom Baker war bereits in seinen 30er Lebensjahren, als er anfing als Profi-Schauspieler zu arbeiten. Zunächst trat er nur in lokalen Theaterbühnen auf, eher er 1968 mit einem Auftritt in einem Pub den Durchbruch schaffte und im Royal National Theatre in London Rollen erhielt.

Dabei hatte er seine erste Film- und Fernsehrolle bereits ein Jahr zuvor, als er in dem Drama The Winter’s Tale eine namenlose Nebenrolle spielte. 1968 trat er in einer Episode der Comedyreihe George and the Dragon auf und wirkte als Rasputin in dem oskargekrönten Historiendrama Nikolaus und Alexandra (1971) mit. 1973 war er außerdem Hauptdarsteller in einem Segment der Horror-Anthologie In der Schlinge des Teufels. Ebenso sollte er ein Jahr später eine der Hauptrollen in dem Horrorfilm Das Labor des Grauens – Der Freakmaker innehaben. Dort stellte er unter einer entstellenden Maske Lynch dar.

Der Doktor!

Das mag jetzt nach großem Erfolg klingen. Doch in Wahrheit waren dies Jahre, in denen Tom Baker auf dem Bau arbeiten musste, weil die Rollenangebote für ihn spärlich gesät waren. Bis sich dann 1976 alles veränderte und er als die vierte Inkarnation des Doktors von Doctor Who gecastet wurde.

Zu sagen, dass dies alles änderte, ist milde ausgedrückt. Der Schauspieler wurde von den Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen und seine Zeit bei der Serie gilt heute als ein Goldenes Zeitalter, weil sie über Jahre hinweg wiederholt Quotenerfolge einfuhr und mehrere Serials erschuf, die auch heutzutage noch als Klassiker gelten. Unvergessen war dabei natürlich ebenso das Outfit des Doktors, der unmöglich lange Schal, sowie die tiefen Manteltaschen, aus denen er jederzeit seine heißgeliebten Jelly Beans hervorholen konnte, um sie jemandem anzubieten.

Sieben Jahre lang blieb Tom Baker bei der Reihe. Es war eine Zeit, in der die Stories sowohl Humor hatten (Nicht zuletzt dank Drehbuchautoren wie Douglas Adams), als auch durch ihre Gewalt auffielen. Letztere wurden allerdings dann im Laufe der Zeit abgeschwächt. Doch am Ende wurde der Schauspieler ruhelos. Es zog ihn weiter und er war mit dem neuen Produzenten von „Doctor Who“ John Nathan-Turner nicht einverstanden. Am Ende sagte er, dass er vermutlich ein Jahr zu lange bei der Reihe geblieben war. 1981 verließ er deshalb die Serie wieder, womit Jahre eingeläutet wurden, in der sie trotz grandioser Darsteller langsam ihrem temporären Tod Ende der 1980er entgegendämmerte. Seine Rolle blieb bis heute übrigens unvergessen, was zahlreiche Anspielungen und Cameoauftritte unter anderem in Die Simpsons beweisen.

Der Einzige seiner Art

Ein Jahr darauf spielte er als erster und auch bislang einziger Doctor-Who-Schauspieler Sherlock Holmes. Das war in der Adaption von Der Hund von Baskerville. Als er 1983 das Angebot erhielt, in der Jubiliäums-Folge The Five Doctors aufzutreten, lehnte er allerdings ab, da seiner Meinung nach zu wenig Zeit seit seinem Abgang vergangen war.

1984 trat Tom Baker einen Trip nach Übersee an, wo er in einer Folge der amerikanischen Krimiserie Remington Steele auftrat. Ebenso spielte er ein Jahr darauf in der Robin-Hood-Verarsche Die verrückten Abenteuer des Robin Hood in der Rolle des Sir Guy de Gisborne mit. 1985 war aber ebenfalls das Jahr, wo er begann, sich ein zweites Karrierestandbein als Erzähler und Sprecher aufzubauen. So war er in dem SciFi-Kultfilm Enemy Mine – Geliebter Feind der Erzähler, auch wenn er dafür nicht in den Credits gelistet wurde.

1990 war er der Erzähler der Puppenserie Tales of Aesopp, die die berühmten Fabeln des griechischen Schriftstellers adaptierte. Und in der Adaption des bekannten Brettspiels Cluedo war er 1992 Professor Plum. Doch „Doctor Who“ ließ ihn nie so wirklich los, weshalb er 1993 in dem BBC-Video Doctor Who: Shada in der Einführung auftauchte. Und in Dimensions of Time konnte er mit den Darstellern der Nachfolgeinkarnationen des Doktors, Colin Baker, Sylvester McCoy und Peter Davison, zusammenarbeiten.

Tom Baker

Immer wieder, der Doktor

Eine gänzlich ernstere Seite sollte man dann von 1992 bis 1995 sehen, als Tom Baker in dem Medizin-Drama Medic Professor Geoffrey Hoyt darstellte. 1997 machte er schließlich seinen ersten Abstecher in die Welt der Videospiele. Anlass war natürlich wieder Doctor Who, genauer gesagt das Spiel Destiny of the Doctors, wo ebenfalls frühere und spätere Inkarnationen auftraten. Im Jahr 2000 spielte er außerdem in der Dungeons & Dragons-Verfilmung Halvarth.

Auch im neuen Jahrtausend blieb Tom Baker viel beschäftigt. Er wirkte in der kurzlebigen Comedyreihe Randall & Hopkirk (Deceased) für zehn Folgen mit, sprach 2003 in Warhammer 40.000: Fire Warrior den Erzähler, was er ebenso von 2003 bis 2006 in der britischen Kultcomedyreihe Little Britain machte. Dort sprach er todernst die unmöglichsten Texte, was einfach nur grandios war.

Doch auch Doctor Who beschäftigte ihn. So sprach er seine Rolle in diversen Audioproduktionen, wie beispielsweise Doctor Who: Destination Nerva (2012) oder hatte 2013 in der Jubiläumsfolge The Day of the Doctor einen Kurzauftritt als Konservator eines Museums, wo er sich mit Matt Smith, der die damalige elfte Inkarnation darstellte, unterhielt.

Glück braucht seine Zeit

Nicht nur in Großbritannien war Tom Baker zu hören und zu sehen. Auch in Amerika war er beschäftigt, als er in Star Wars: Rebels von 2015 bis 2016 für fünf Folgen Bendu sprach. 2017 gab es eine Hörspieladaption von Doctor Who: Shada und in der Podcastproduktion Doctor Who: Stranded (2020 bis 2022) nahm er wieder seine Rolle als Kurator auf. Zuletzt war er in „Surge of Power: Doctor Who Tribute“ (2020) als Omen zu sehen.

Privat dauerte es etwas, bis der Schauspieler endlich das große Glück gefunden hatte. Seine erste Ehe war mit Anna Wheatcroft, die er an der Schauspielschule kennenlernte und 1961 heiratete. Er hat mit ihr zwei Söhne, mit denen er allerdings nach 1966, als er sich scheiden ließ, den Kontakt verlor, ehe eine zufällige Begegnung diesen in Neuseeland Jahre später wiederbelebte. 1980 wurde Lalla Ward, die während seiner Zeit bei Doctor Who Romana darstellte, Ehefrau Nummer Zwei. Doch 1982 endete auch diese Beziehung. 1986 ehelichte er Sue Jerrard, die als Assistenzredakteurin bei der Serie arbeitete.

Tom Baker bezeichnet sich als nicht-religiös, wenn auch nicht als anti-religiös. Er ist einfach nur gegenüber jeder Religion zynisch eingestellt. Politisch verachtet er die britische Conservative Party und die New-Labour-Periode.

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Götz Piesbergen

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