Privatdetektiv Edward Carnby findet ein Artefakt der Abkani, einer uralten Zivilisation, die vor 10.000 Jahren verschwunden ist.
Gespräch zwischen Götz und mir im Redaktionschat.
Marco: Ich denke, ich werde mich nach und nach auch um alte Videospielverfilmungen kümmern. Resi und Silent Hill habe ich ja eh schon an der Backe und ich stehe auf sowas, auch wenn die teils übel sind. Ich muss dafür auch Uwe Boll schauen.
Götz: Ich wollt schon eben sagen: Da wirst du um Uwe Boll nicht drumherum kommen. Der hat ja teilweise viele Videospiele adaptiert und zwar nicht unbedingt gut.
Warum also nicht gleich damit anfangen?
Handlung
Nachdem Edward Carnby (Christian Slater) die uralte Hochkultur der Abkani entdeckt, bringt er eines der Artefakte zu seiner Freundin Aline Cedrac (Tara Reid), die in einem Museum als Kuratorin arbeitet. Sie analysiert den Gegenstand, dabei taucht ein Monster auf , welches Menschen tötet. Richard Burke, Carnbys ehemaliger Chef, schaltet sich ein, er ist der Leiter von Spezialeinheit 713, die paranormale Phänomene untersucht. Die beiden streiten sich, finden sich dann aber doch noch zusammen, um den Monstern Einhalt zu gebieten…
Rezension
Mit einem Lauftext wird uns die Geschichte der Abkani näher gebracht. Hier ist noch alles in Ordnung, aber dann kommt einfach nichts mehr, was Videospielfreunde oder Horrorfans überzeugen kann. Die Vorlage bietet eigentlich soliden Stoff für einen guten Horrorfilm (ich habe die ersten vier Spiele gespielt), aber irgendwie hat man geschafft, den Horror über das Drehbuch zu verteilen.
Schon in den ersten Minuten sehen wir wie Lionel Hudgens (Mathew Walker) Kinder aus einem Waisenhaus holt, eines der Versuchsobjekte ist aber entkommen. Da weiß man doch direkt – das wird unser Protagonist sein. Und ja, kurz darauf wacht Edward Carnby in einem Flugzeug auf und erzählt einem kleinen Jungen, der neben ihm sitzt, dass man sehr wohl Angst in der Dunkelheit haben sollte. Na, hoffentlich wirst du nicht mal Vater. Eine Verfolgungsjagd im Taxi, bei dem die Taxis mal ein Kennzeichen haben und mal nicht, später, wissen wir aber zumindest mal, was er beruflich macht und Carnby ausgeschaltet werden soll. Warum man das jetzt direkt nach der Landung machen muss und nicht einfach bei der Übergabe des Artfaktes erledigen kann, erschließt sich nicht, es sollte wohl nur dazu dienen, eine Taxi-Verfolgungsjagd reinzubringen. Subtil und unauffällig ist sowas jedenfalls nicht. Der nachfolgende Nahkampf zwischen Angreifer und Carnby ist kurz und schmerzvoll, aber vor allem unglaubwürdig. Der Angreifer scheint zwar übernatürliche Kräfte zu haben, immerhin steckt er Pistolenschüsse einfach so weg, als wäre es nichts, aber ich nehme dem Film trotzdem nicht ab, dass 1. Carnby so ein guter Schütze ist und 2. dass eine Privatperson einfach mal so im hellsten Tageslicht durch die Gegend ballern darf, nachdem er einem Polizisten im Vorbeirennen die Waffe entwendet hat.
So geht es leider weiter. Das Monster, welches es irgendwie von einem Schiff ins Museum geschafft hat, ohne gesehen zu werden, verfolgt Carnby und Aline, die sich in einer Abstellkammer (Achtung: Klischee) verstecken können. Natürlich hat die Kammer ein Fenster und unser Held schaut raus um sich einen Überblick zu verschaffen. Und Aline hat nichts besseres zu tun, als ihm mitten ins Gesicht zu scheinen, damit das Monster auf jeden Fall aufmerksam wird. Keiner kam darauf, die Tür direkt abzuschließen, erst als die Kacke am Dampfen ist, und es reicht völlig, dass Edward die Tür mit der Handfläche zuhält. Das ist so krass unlogisch und dumm, dass es einfach den Suspension of Disbelief, also dem viel genannten „Kopf aus und unterhalten lassen“, bricht.
Wer jetzt meint, dass dies ja nur eine Szene ist, dem soll gesagt sein: Nein. Der ganze Film ist so aufgebaut. Es ist tatsächlich eine Szene drin, die man ohne Probleme hätte cutten oder neu drehen können, in der eine tote Soldatin den Kopf hebt. Offenbar war die Darstellerin der Meinung, dass „Let’s Move“ auch für sie galt. Okay, sowas passiert beim Filmemachen. Kein Problem, aber warum zur Hölle lässt man so eine Szene im fertigen Film? Und warum rettet man das nicht dann wenigstens für die Disc-Version, bei der man die Sexszene zwischen Aline und Edward gestrichen hat? Und warum hat man eine CGI Blutlache unter das erste Opfer gelegt, statt einfach rote Farbe, was natürlicher ausgesehen hätte als das, was wir da bekommen haben?
Soll ich noch mehr sagen? Okay. Es kommen auch Zombieartige Wesen (die sogenannten Schläfer) vor, die quasi als Kanonenfutter dienen. In einer Szene rettet Carnby seinen ehemaligen Kollegen Burke mit einem gezielten Schuss – nur das dieser effekttechnisch daneben geht und der Schläfer trotzdem getroffen zu Boden geht – dass der Winkel des Fallens und der theoretische Einschlag nicht passen, würde ich noch durchgehen lassen.
Oder noch was: Zwischen Verfolgungsjagd und Nahkampfeinlage sehen wir, wie der Angreifer einen Zaun hochklettert. Danach erst sehen wir den leeren Sitz des Taxis. Normalerweise macht man dies umgekehrt, wäre jetzt auch kein großer Beinbruch, aber in dieser Häufung an Fehlern, kann man dann auch sowas nicht mehr übersehen.
Die Kostüme sehen aus wie aus einem Halloween-Laden oder wie man auch gerne sagt: Ordered from Wish. Genauso sehen auch Teile des Sets aus, vor allem, wenn tatsächlich praktische Effekte ins Spiel kommen – die Mauer, in der ein Loch gesprengt werden soll, lässt schon erahnen, wo genau dieses entstehen wird. Wenn dann wenigstens die Action stimmen würde, aber in der einen großen Actionszene stimmt einfach gar nichts. Die Soldaten von 713 und das Duo Carnby und Cedrac feuern aus allen Rohren und kreuz und quer. Wundert mich, dass es da keine Kollateralschäden gab. Und in dieser Szene kommt es auch zu einem Nahkampf zwischen Schläfer und Soldat – natürlich mit feschen Martial Arts Kicks. Ach ja, diese ganze Actionszene findet in der Wohnung von Edward und Aline statt, welches unheimlich geräumig sein muss – und wo sogar Raketenwerfer zum Einsatz kommen. Ich schätze, die Kaution gibt es nicht wieder.
Letzter Punkt, dann höre ich auf, versprochen. Die Monster können unsichtbar werden, schaffen es aber trotzdem, alle um sich herum immer wieder zu warnen. Kurz vor der Ankunft flackert das Licht und wenn die Monster unsichtbar sind, was sie eh schon viel zu selten sind, dann springen sie mal eben mitten durch eine Glasvitrine, während links und rechts alles frei ist. Sie sind anfällig gegenüber Sonnenlicht, aber am Ende des Films werden Aline und Edward mitten am Tag auf offener Straße von einem der Wesen angegriffen, bzw. verfolgt.
20 Millionen Dollar Budget und ein eigentlich erfahrener Cast mit Christian Slater (Der Name der Rose, Operation Broken Arrow, True Romance), Tara Reid (American Pie, Düstere Legenden, Eiskalte Engel) und Stephen Dorff (Blade) sollten doch eigentlich genug sein, aber auch Erfahrung kann mit einem wirklich schlechten Drehbuch und billigstem CGI einfach nichts retten.
Hintergrund
Alone in the Dark ist eine Spielereihe, die erstmals 1992 für den PC erschienen ist. Ursprünglich sollte es Call of Cthulhu heißen und mit dem Rechteinhaber zusammen entwickelt werden. Diese zogen sich aber noch vor Veröffentlichung zurück und der Titel musste geändert werden. Diese Reihe gilt als Begründer des Survival Horrors, welches aber erst 1994 mit Resident Evil seinen Namen erhielt. Nachdem 1992, 1993 und 1994 jeweils ein Teil herauskam, brauchte es bis 2001 für einen vierten Teil. 2008 und 2015 folgten die nächsten Teile, seit 2024 gibt es ein Remake des ersten Teils. Ursprünglich sollten Film und Teil 5 der Spielereihe zusammen erscheinen, Entwickler Eden Games brauchte aber länger für die Produktion, als erwartet.
Der Lauftext wurde übrigens in der deutschen Synchronisation von Joachim Kerzel gesprochen, bestens bekannt als Erzähler der John Sinclair Edition 2000 Hörspiele.
Fazit zu Alone in the Dark
Wenn Regisseur und Hauptdarstellerin für die Goldene Himbeere nominiert werden, dann kann man davon ausgehen, dass der Film wirklich nicht so gelungen ist. Und tatsächlich, der beste Aspekt des Filmes ist der Soundtrack, dem unter anderem Nightwish, Dimmu Borgier und In Flames Songs beisteuern. Es stimmt hier irgendwie gar nichts und ich habe keine Ahnung, wie das hier ein finanzieller Erfolg werden konnte. Nur was für Masochisten und Videospielverfilmungsliebhaber. Normalerweise nenne ich nicht die Ratings bei Rotten Tomatoes in meinem Review, aber hier muss das mal gesagt werden – 1% Critics Score und 11% Popcornmeter sprechen Bände.
Info
Regie: Uwe Boll
Drehbuch: Elan Mastai, Michael Roesch, Peter Scheerer
Produktion: Wolfgang Herold, Shawn Williamson
Musik: Reinhard Besser, Oliver Lieb, Bernd Wendlandt, Christian Olde Wolbers, Peter Zweier
Kamera: Mathias Neumann
Schnitt: Richard Schwadel
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