Sie sind die letzten Index-Bewahrer – und hüten das Wissen einer Superintelligenz.

Der Sextadim-Span
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Der Sextadim-Span
Autor: Leo Lukas
Titelbild: Arndt Drechsler
Erschienen: 10.01.2020

Zur Handlung

Dem Absturz Lahossds, der abgeschossenen Stadt im Sturm kann das Galaktiker-Einsatzteam entkommen, schlägt sich sodann in zwei Trupps zu Fuß durch die Landschaft der Welt. Auf Umwegen finden sie zusammen, können auch die vier cairanischen Index-Bewahrer zusammenführen. Diese vermögen den fünften ihresgleichen „zu rufen“: Bru Shaupaard erscheint und erweist sich als Träger eines Sextadim-Spans der VECU und des Wissens, dass diese Fünfe die Letzten ihrer Art sind.

Doch kaum haben sie vom Index das Wissen um die Position sowohl des Abyssalen Verlies der VECU als auch den Zugang zur Zerozone „abgerufen“, greift Advokat Synn Phertosh zu: Im ausbrechenden Kampf stirbt erst Monboddo, dann Siad Tan! In zwei Wehgängen rettet Iwán im Getümmel erst die Index-Bewahrer Galparudse und Shaupaard, dann letztmomentlich die überlebenden Galaktiker – mit der TESS QUMISHA können sie von Basslat entkommen.

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Abgestürzte Lektüre

Alle von LeLu letzte Woche geborenen und von mir geschätzten Figuren haben überlebt und Oxana Schmitt und Remalhiu wechseln sich sogar kapitelweise im Erzählen der Handlung ab. Und doch stürzte mit der Sturmstadt auch das Lesevergnügen ab. Das beginnt gleich in Kapitel 1, wo in Ich-Perspektive im Präsens Oxana unter Einsturz liegt und für mich erst krampfhaft gutlaunig vor sich hin denkt, als hätte sie sonst nichts zu tun und spräche sie es auf. Nur ist ihr SERUN samt aller Funktionen ausgefallen und von einem Diktiergerät keine Rede. Und für wen sollte sie das denn auch machen?

Schlimmer noch als diese totale Künstlichkeit der Perspektive, dass Oxana dann – vorgeblich zum Wachbleiben – datenblatthaft rezitiert, was vielfach wortwörtlich schon vorige Woche ausgebreitet wurde. Dort war’s nach 7 Wochen Pause von der Handlungsebene allemal okay und gut formuliert. Derartiges Datenblatt-Widerkäuen im Weiteren von beinahe allen Figuren immer wieder und fast keinmal passend aus dem erlebten Geschehen heraus im freien Gespräch o.Ä. Mitunter noch bei Remalhiu in Ordnung, der das alles als Appetitmacher auf einen Roman schildert, den er als LeLus Alterego ausgiebig anpreist – aber auch das grenzwertig (selbst)ironisch vom Autor.

Ganz ehrlich: Wer mit “Der Sextadim-Span” mit dem zweiten Teil des Doppelbandes einsteigt, geht einfach ein Lebensrisiko ein mangels Kenntnis der vorigen 3046 der Serien- resp. 47 Zyklusromane. Deshalb teils wie mit Copy-and-Paste Oxana, aber auch Remalhiu Datenblattwissen einbauen zu lassen, damit auch alle Neulesende rund um wohlfühlbetreut sind, liest sich außerordentlich aufgesetzt und künstlich. Dafür gibt es doch bitte das beigefügte Glossar, in dem zur allgemeinen Orientierung in Kürze informiert werden kann.

Auch halte ich den Romantitel für irreführend, da es nicht um den Sextadim-Span geht. Keiner der Galaktiker sucht diesen ausdrücklich, er taucht dann einfach mit Bru Shaupaard auf, ohne hier schon Bedeutung zu erlangen. Sicher zukünftig von größtem Nutzen, wenn man so Wissen und ggf. weitere Handlungsanweisungen der VECU durch Shaupaard erhält. Als Titel passender auch zum Untertitel wäre gewesen: „Der fünfte Index-Bewahrer“ oder LeLu-lustig „Vom Kloputzer zum Sextadim-Träger“ oder „The Cairanian way of life“.

2. Technik in der SF

Von Mario kürzlich die Frage aufgeworfen, warum in Science-Fiction so wenig Science sei. Bei Perry Rhodan gibt es sie und sogar dann, wenn die fragliche Technik erst im Vorroman eingeführt wurde und vor allem die Galaktiker noch gar keine Ein- und kaum Draufsichten seither erhalten haben. Gemeint ist die APPU, das neue Einsatzschiff des Advokaten Synn Phertosh. Ein Technoanalystenteam unter der Leitung von Jürgen Rudig und Gregor Sedlag konnte technische Spekulationen extrapolieren. “Die resultierende Risszeichnung wurde der Besatzung zur Information für kommende Konfrontationen im Bordmagazin zur Verfügung gestellt.“

Seit Nr. 192 Die Kriegslist des Akonen aus dem Jahr 1965 von Risszeichnerpionier Rudolf Zengerle sind Risszeichnungen in der Perry Rhodan-Serie gang und gäbe. Keiner muss sich Zusatzlektüre zulegen, um regelmäßig Einblicke in perryversal gebräuchliche Techniken von Handwaffen bis Gigantraumern zu erhalten. Man bekommt sie als Heftbeigabe und kann sich so kontinuierlich technisch informieren.

Und spätestens mit Meister der Daten Rainer Castor wurde der teils lose Haufen an Phänomenen und Begriffen mit pseudowissenschaftlicher Präzision datenblattförmig erfasst. Die zunehmend umfangreichere Kosmologie ermöglichte, eine immer anwendungsgenauere Technik zu ersinnen und zu beschreiben. Als Rhodanaut ist man diesbezüglich wohl sehr verwöhnt und das im Grunde schon von Heft 1 an, wo Aufbau und Technik der legendären STARDUST bereits so genau und anschaulich beschrieben wurde, dass man sie direkt vor sich hatte und als stünde der Start gleich bevor.

3. Fünf Bewahrer und ein Span

Es sind die allerletzten fünf Index-Bewahrer in Ancaisin/dem Galaxiengeviert und doch erfahren wir von zweien nicht einmal ihre Namen. Diese und die namhafte Ewlungini Haissigh begehen, um dem Zugriff des Advokaten zu entgehen, Selbstmord. Galparudses Eskortenhauptmann, Ervel Uddaik, wird hingegen erwähnt, kann auch sachdienliche Informationen beisteuern, um am Ende unerwähnt zu bleiben. Kein Wort, was er inmitten des Kampfes tat und wie es mit ihm endete. Vermutlich achtete er erneut nicht ausreichend auf seinen ihm anvertrauten Bewahrer, den er schon in Lahossd alleine gelassen hatte. Einmal mit Profis arbeiten.

Um nicht lange nach Nr. 5 suchen zu müssen, kann Bru Shaupaard „herangedacht“ werden durch das versammelte Quartett. „Es wurde schon länger nicht mehr praktiziert. Dieses Verfahren soll in ferner Vergangenheit gelegentlich angewendet worden sein – jedoch nicht mehr, seit die Phersunen in Ancaisin sind.“ Dann praktizieren wir es quasi unter den Augen der Phersunen doch erstmals … Und dann bloß: „Der Versuch war fast enttäuschend unspektakulär.“ Ja, das ist korrekt.

Und der titelgebende Sextadim-Span? Wie unter Beobachtung 1 schon gesagt, der ist eine Investition in die Zukunft und wird noch wichtig geworden sein. Er kann sowohl seinen Träger verbergen, ihm Befehle ggeben als auch von diesem „programmiert“ werden, wann die Tarnidentität aufhören soll. Das bleibt noch alles ziemlich vage. Aber im Dungeon Ancaisin hat man nun die nächste Queste genommen.

Fazit zu Der Sextadim-Span

Gab es letzte Woche noch ein teils handlungshastiges, aber fein fabuliertes Lektüre-Menü Wiener Art, so ist der Nachschlag dieser Woche reichlich versalzen. Zu viel Datenblattabschreiben an zu oft unpassender Stelle, keine erzeugte oder sich aufbauende Spannung. Und dann inmitten des finalen Kapitels auf einmal geballt alles nachgeholt. Ich zähle mich ausdrücklich nicht zu den Handlungsfortschrittsfanatikern, die ohne selbigen der Lektüre nichts abgewinnen können; aber diesmal war es für mich übermäßiges Hinausziehen und dann noch ein unspannend inszeniertes Finale. Das umso mehr über beide Doppelbandromane hinweg betrachtet.

„Der Vorgang war ernüchternd trivial.“ So kommen wir nebenbei an die relevanten Index-Daten. „Der Rest ist schnell erzählt.“ So belanglos heißt es dazu, dass man der mächtigen APPU problemlos entkam. Dazwischen Kampf und Siads Tod, sodass sich Donn Yaradua nun um Okrill Phylax und Turteltäubchen Farye wird kümmern dürfen – alles Gute!

Eventuell sind mir wie schon in 3033 „Das Phantom von lepso“ diverse Anspielungen entgangen – so diesmal definitiv eine Hommage an einen Zeichner. Mit solchen erkannten Insidern würde es sich gewiss gleich besser lesen – so leider nicht. Daher kann ich letztmals vorauseilend zitierte Einschätzungen von KNF diesmal nahezu gar nicht nachvollziehen und befinde „Der Sextadim-Span“ als schwächstes Heft, seitdem ich hier rezensiere. Und ja, es gibt Schlimmeres. Denn gut zu lesen war er allemal, nur für mich zu oft unpassend inszeniert.


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Dominic Schnettler
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