Es gibt wohl nur wenige Schauspieler, die so sehr mit einem Franchise verbunden sind wie Anthony Daniels.

(K)ein SciFi-Fan

Nicht viele Darsteller stellen im Laufe ihres Lebens überwiegend nur eine Figur dar. Anthony Daniels ist einer der wenigen Personen, bei denen dies der Fall ist. Denn für einen Großteil seiner Film- und Fernsehkarriere war und ist er niemand Geringeres als der goldfarbene Protokolldroide C-3PO, der sich mit R2-D2 lauter Wortgefechte liefert und eher betulich tut.

Geboren wurde er am 21. Februar 1946 in Salisbury, Wilshire, England. Er ging auf die Giggleswick School und studierte Recht. Das tat er allerdings nur für zwei Jahre, ehe er dann das Studium abbrach und sich stattdessen als Amateurschauspieler versuchte und auf das Rose Bruforde College of Theater & Performance ging. Er machte 1974 seinen Abschluss und arbeitete danach im BBC Radio und trat für das National Theater of Great Britain am The Young Vic auf. Es war während dieser Zeit, dass er dazu eingeladen wurde, für George Lucas, der damals für seinen ersten Star Wars-Film das Casting betrieb, vorzusprechen. Zunächst lehnte er ab, weil er an der Scifi kein Interesse hatte. Er war 1968 in 2001: Odyssey im Weltraum gewesen und war von dem Kinofilm so enttäuscht, dass er nach zehn Minuten den Kinosaal verließ und sein Geld zurückverlangte. Doch am Ende nahm er die Rolle an und der Regisseur überredete ihn, sich den Film nochmal anzusehen, und vor allem auf die Sprechweise von HAL 9000 zu achten. Wodurch der Schauspieler zu einem Fan des Kultfilms wurde.

Anthony Daniels´ Schauspielkarriere begann 1975, als er in der Serie Jackanory Playhouse in zwei Episoden jeweils unterschiedliche Rollen hatte. Sein Star Wars-Debüt gab er schließlich 1977. Und direkt von Anfang an wurde er zu einem Markenzeichen der Filmreihe.

Nicht nur Star Wars

Interessanterweise dauerte es etwas, bis er mit der Rolle warm wurde. Genauer gesagt geschah dies erst, als er das Kostüm-Konzeptdesign des Kostümdesigners Ralph McQuarrie sah. Doch real sah er es erst, als er es für die Dreharbeiten anzog. Er hatte ursprünglich Probleme, sich seine Zeilen zu merken, ehe George Lucas meinte, dass er nachsynchronisiert werden würde.

Star Wars war ein voller Erfolg. Doch Anthony Daniels litt ein wenig darunter, dass seine Arbeit nicht genügend Anerkennung fand. Was er darauf zurückführte, dass Lucasfilm das Publikum glauben lassen wollte, dass die Droiden real waren. Trotz dieser Enttäuschung wirkte er weiterhin bei Star Wars mit. Interessanterweise meinte Kenny Baker, der ursprüngliche Darsteller von R2-D2, dass er und Daniels nicht gerade gut miteinander auskamen.

Dabei war der Sternenkrieg nicht das einzige Franchise, mit dem der Schauspieler in Verbindung stehen sollte. Auch mit Herr der Ringe wurde sein Name lange Zeit in einem Atemzug genannt. Allerdings nicht mit der legendären Realverfilmung von Anfang dieses Jahrtausends. Sondern mit der Zeichentrickadaption von Ralph Bakshi aus dem Jahr 1975, in der er Legolas sprach. Die Stimme von Aragorn stammt übrigens von John Hurt.

Die Galaxie, die ihn nie losließ

In den darauffolgenden Jahren war Anthony Daniels´ Hauptrolle jedoch immer wieder der Protokolldroide. So stellte er ihn im legendären Star Wars Holiday Special (1978) dar, aber auch in einem Gastauftritt der Muppet Show (1980) oder in dem Star Wars Anti Smoking PSA (1980). Letzteren Werbespot produzierte er übrigens selbst.

Zwischen den ganzen Auftritten war er allerdings auch in Rollen zu sehen, die mit der fernen Galaxie nichts zu tun hatten. So wirkte er zum Beispiel 1984 für sieben Episoden in dem britischen Biodrama The Country Diary of an Edwardian Lady mit. Oder er hatte 1985 einen Gastauftritt in der Comedyserie „The Edison Twins“.

Doch die Sterne und damit auch seine Paraderolle als Protokolldroide ließen Anthony Daniels nie los. Er nahm sie immer wieder wahr, wie beispielsweise als er zwischen 1980 und 1989 insgesamt fünf Mal in der Sesamstraße auftrat. Oder 1990 in der Disney-Land-Fernsehserie.

Anthony Daniels

Ein einziges Mal Produzent

Anfang der 1990er Jahre hatte er allerdings eine Periode, in der er über mehrere Jahre hinweg nicht als C-3PO auftrat. Stattdessen konnte er in der Horrorkomödie Iron Thunder (1990) mitspielen. Oder er trat in dem Fernsehfilm Indiana Jones und der Rote Baron mit auf (1995).

Ein Jahr darauf reiste er allerdings erneut in die Galaxie, weit, weit entfernt. Dieses Mal sprach er seine Figur in dem Star Wars: Return of the Jedi – The Original Radiodrama. Und er war von allen Original-Darstellern der einzige, der in allen anderen Radiodramen mitwirkte. Doch in der neuen Trilogie, den Filmen I – III, konnte er ebenfalls Präsenz zeigen, in dem er seine mittlerweile schon fast obligatorische Rolle sprach – in Teil I wurde sie durch Puppen dargestellt – und später wieder auch richtig darstellte.

Und nicht nur in den Realfilmen wirkte er mit. Auch in den Trickserien, wie das legendäre Clone Wars aus 2008, war er als C-3PO aktiv. Und natürlich ebenso in The Clone Wars, wo er zwischen 2008 und 2011 seine Figur sprach, genauso wie in Star Wars: Rebels (2014) oder The Lego Movie (2014). Wobei er zwischendurch ebenfalls andere Rollen annahm, wie beispielsweise von 2012 bis 2013 in der Miniserie Dirigible Days, wo er der Erzähler war und gleichzeitig das erste und auch einzige Mal ausführender Produzent. 2015 sprach er in dem Videospiel I Expect you to die Daniel Sans.

Nicht nur C-3PO

Doch seit damals beherrschte nur noch Star Wars sein Leben. Er trat in nahezu allen Realverfilmungen und Adaptionen auf, sei es Star Wars – Episode VII: Das Erwachen der Macht (2015), Solo: A Star Wars Story (2018) oder Obi-Wan Kenobi. Interessanterweise stellte er nicht immer nur C-3PO dar. Denn in Solo war seine Figur ein gewisser Tak. Und mit seinem Auftritt in Obi-Wan waren 45 Jahre seit seinem Erstauftritt vergangen. Natürlich sprach er seine Rolle auch immer dann, wenn er in Videospielen, wie zum Beispiel Lego Star Wars: The Skywalker Saga (2022) oder in Trickserien wie Star Wars – Resistance (2018) mitarbeitete.

Anthony Daniels ist seit 1999 mit Christine Savage verheiratet. Er spricht fließend Französisch, war Mitglied der BBC Radio Drama Company und ist außerordentlicher Professor am Entertainment Technology Center der Carnegie Mellon Universität.

The first film spoke to everyone on the planet. It still works as a funny, bright movie. It still has legs.

Anthony Daniels im Web

warpshop

Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Götz Piesbergen

Kommentar verfassen