Bei der Jagd nach einem Serienkiller ist nichts, wie es zunächst scheint.
Ein Alien-Parasit läuft Amok
Jack DeVries (Chris Mulkey) raubt eine Bank aus und liefert sich danach eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Am Ende landet der einst unbescholtene Bürger mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus. Bevor er seinen Verletzungen erliegt, wechselt das, was ihn zu seinen Taten getrieben hat, in einen neuen Wirtskörper. Mit dem Körper von Jonathan Miller (William Boyett) hat das schleimige Alien jedoch keinen guten Fang gemacht, denn dieser Wirt ist schwer herzkrank und so geht ihm beim nächsten Autodiebstahl schon mal die Puste aus.
Unterdessen steht Polizist Tom Beck (Michael Nouri) vor einem Rätsel, denn sein Fall scheint mit DeVries’ Tod noch längst nicht beendet. Sein neuer FBI-Partner Lloyd Gallagher (Kyle MacLachlan) behauptet, DeVries und Miller hätten zusammengearbeitet, doch er weiß mehr, als er zugibt. So ist er abermals gleich über alles im Bilde, nachdem der Parasit aus Millers sterbendem Körper in die Stripperin Brenda Lee Van Buren (Claudia Christian) gewechselt ist. Die steckt ordentlich Kugeln ein, was bei Beck weitere Fragen aufwirft. Als Brenda vom Dach stürzt und der Spuk immer noch nicht vorüber sein soll, nagelt er seinen Partner fest.
Natürlich glaubt Beck die Story mit dem Alien-Parasiten nicht, und so wandert Gallagher in eine Zelle. Nicht ohne Grund, wie es zunächst scheint, denn es stellt sich heraus, dass er gar kein FBI-Agent und sein Ferrari gestohlen ist. Doch dann beginnt ein Polizist, sich seltsam zu verhalten und will Gallagher töten. Also hilft Beck ihm doch wieder und versucht, den Alien, der immer wieder den Wirt wechselt, zu stoppen, bevor er Senator Holt (John McCann) befallen kann. Leider kommen die beiden Cops zu spät, und Tom wird im Einsatz verwundet. So muss Lloyd den Parasiten, der nun seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft bekannt gibt, allein stoppen, was nach außen natürlich wie ein Attentat aussieht. Gallagher wird bei seiner Aktion selbst angeschossen und landet im Krankenhaus, wo er seinen Partner heilen kann.
Ein anderer Alien jagt den Amokläufer
The Hidden ist im Prinzip ein Buddy-Cop-Movie mit Science-Fiction- und Horror-Elementen. Tom Beck ist der alteingesessene Cop, der mit Lloyd Gallagher einen jungen Partner vom FBI erhält, der alles besser zu wissen scheint. Zunächst gehen ihm Gallaghers steile Behauptungen sowie das offenkundige Zurückhalten von Informationen auf die Nerven. Doch da der neue Partner stets Recht behält, gewinnt Tom langsam Vertrauen zu ihm. Er lädt ihn gar zu seiner Familie nach Hause ein. Bis dahin alles typisch Buddy-Cop-Klischees, gepaart mit ordentlich Action, was damals voll im Trend lag. Immerhin erschien parallel im selben Jahr der Auftakt zur Lethal Weapon-Reihe.
Was den Film von der Masse solcher Filme abhebt, ist der Alien-Parasit, der ständig den Körper wechselt, womit die Gangsterjagd deutlich an Spannung gewinnt. Obendrein bietet der konsumgeile Alien, der sich alles nimmt, was ihm gefällt, eine Steilvorlage für Gesellschaftskritik. Die 1980er waren die Zeit der Reagonomics, in der die Masse verarmte, während die Reichen gerne zeigten, was sie hatten. So wird beim Ferrari-Händler während des Verkaufsgesprächs schamlos gekokst, wohingegen eine Stripperin für schnelles Geld alle Hüllen fallen lässt.
Als der Parasit erstmals in einem weiblichen Wirt landet, betatscht er erst mal seine Brüste und genießt den Sex aus der anderen Perspektive. Im Hund eines Polizisten hält es ihn dagegen nicht lange, wobei er sich vor dem Spiegel sitzend sichtlich an diesen tierischen Wirt gewöhnen muss. Über einen weiteren Polizisten, der zwangsläufig zum Täter wie auch Opfer wird, gelangt der Alien schließlich in einen Politiker, womit ihm die Präsidentschaft offen steht. Er will jetzt nicht mehr nur Geld, Ferraris und schöne Frauen, sondern gleich die verdammte Weltherrschaft.
Hier kommt ihm jedoch Gallagher, der eigentlich gar nicht so heißt und selbst ein Alien ist, in die Quere. Das Ende ist ziemlich drastisch, um nicht zu sagen schockierend. Denn der letzte Wirt des Parasiten war eigentlich ein recht sozial eingestellter Senator, der etwas zum Positiven verändern wollte. Das wird zunächst vom außerirdischen Übeltäter ins Gegenteil gekehrt, und seinem Verfolger bleibt schlussendlich nichts anderes übrig, als den Politiker zu grillen, um den Parasiten aus seinem Wirt zu treiben und mit einer Alien-Waffe zu erledigen. Warum das außerirdische Gerät Menschen nichts anhaben kann, sodass erst der Wirt dran glauben muss, mag etwas sehr fantastisch sein, aber es treibt die Handlung an.
Gallagher trägt jedenfalls den Sieg davon, und auch er kein echter FBI-Agent sein mag, ist er doch so etwas wie ein kosmischer Cop von einer anderen Welt. Allerdings nicht von derselben wie sein Kontrahent, denn als er in Becks Körper wechselt, um diesen zu heilen, offenbart er sich als Lichtwesen. Das hat gleich noch eine symbolische Ebene, war der finstere Parasit doch gänzlich schwarz. Licht und Schatten, Gut und Böse.
Natürlich waren Alien-Parasiten, die menschliche Körper übernehmen, schon zur damaligen Zeit nichts wirklich Neues. Als Polizeithriller gab es das zuvor allerdings noch nicht. Außerdem hatten Nachahmer wie die Stargate-Serien mit den Goa’Uld-Parasiten ebenfalls Erfolg. Außerdem inspirierte die Kombination aus Sci-Fi und Buddy-Cop-Movie u. a. Alien Nation (1988), aus dem ebenfalls eine Serie hervorging. Seinerseits bezog The Hidden seine Inspiration aus Klassikern wie Terminator (1984). Eine Szene, in welcher der Parasit wild um sich ballert und dabei selbst unbeeindruckt Kugeln einsteckt, erinnert nicht nur optisch an den Angriff des Terminators auf eine Polizeiwache, sogar die Musik ist an das Vorbild angelehnt. Dies ist allerdings eher als Hommage zu verstehen denn als dreiste Kopie.
Das unsagbar Böse denkbar gut inszeniert
Eigentlich wollte Drehbuchautor Jim Kouf auch Regie führen, doch das Studio entschied sich für Jack Sholder, der eigentlich kein Horrorfan war. Allerdings inszenierte er zwei Jahre zuvor schon Nightmare II – Die Rache (1985), der zwar völlig mit der Mythologie des ersten A Nightmare on Elm Street (1984) brach, aber immerhin kannte sich Sholder dadurch bereits mit Horror-Effekten aus. Diese kommen in The Hidden eher sparsam zum Einsatz, können jedoch überzeugen. Und auch sonst macht der Film viel her, weshalb Sholder beim internationalen Filmfest Fantasporto in Portugal den Preis für die beste Regie erhielt. Zudem war The Hidden – Das unsagbar Böse bei den Saturn Awards von 1988 als bester Film nominiert.
Neben Action, Spannung und guter 80er-Jahre Musik, sind außerdem die schauspielerischen Leistungen hervorzuheben. Die Rolle des außerirdischen FBI-Agenten Gallagher wird von Kyle MacLachland gespielt, der drei Jahre zuvor als Paul Atreides in David Lynchs Dune (1984) schon einmal die Hauptrolle innehatte. Mit Lynch arbeitete er später in Twin Peaks (1992) erneut zusammen, und jüngst war er in der Serie Fallout (2024) zu sehen. Er hat wahrlich ein Händchen für Kultfilme und -serien. Sein Filmkollege Michael Nouri blieb dagegen dem Polizei-Genre treu und spielte vor allem in Krimi-Serien wie Navy CIS und Hawaii Five-0 mit.
Ein wiederum sehr bekanntes Gesicht aus dem Science-Fiction-Genre ist Claudia Christian, die vor allem als Susan Ivanova aus Babylon 5 bekannt sein dürfte. In The Hidden spielt sie eine Stripperin, deren blanker Hintern mehrfach zu sehen ist. Nun ja, sie war jung und brauchte das Geld. Später zog es sie, wie schon Nouri, zu den Krimiserien, darunter ebenfalls Navy CIS.
Ed O’Ross, der einen weiteren Polizisten darstellt, blieb derweil den Buddy-Cop-Movies treu und war noch im selben Jahr in Leathal Weapon – Zwei stahlharte Profis sowie ein Jahr später in Red Heat (1988) zu sehen. Allerdings immer nur in Nebenrollen, nie als Buddy. Wobei er in The Hidden als Cliff zumindest einen guten Freund von Tom Beck gibt, auf den dieser dann zu schießen gezwungen ist. Bevor Cliff zum vorletzten Wirt des Parasiten wird, ist bei der Schießerei im Gefängnis ein mexikanischer Häftling zu sehen, der von keinem Geringerem als Danny Trejo dargestellt wird. Hier ist er noch in einer unbedeutenden Nebenrolle zu sehen, die alsbald über den Haufen geschossen wird. Erst sehr viel später machte Trejo dann mit Hauptrollen wie Machete (2010) Karriere.
In einer noch kleineren Rolle als Millers Witwe ist ebenfalls eine recht bekannte Darstellerin zu sehen. Lyn Shaye war zuvor als Lehrerin in Nightmare – Mörderische Träume (1984) zu sehen und hat Regisseur Sholder damit um nur einen Film verpasst. Sie hielt auch später dem Horror-Genre die Treue und war in den ersten beiden Critters-Filmen sowie sämtlichen Teilen der Insidious-Reihe zu sehen.
Fazit zu The Hidden: Ein unsagbar guter Film
Bei The Hidden – Das unsagbar Böse stimmt einfach alles: die Action, die Spannung, der Humor, die Charaktere und auch die Musik. Der Film gilt nicht umsonst als Geheimtipp, der sich schon beim ersten Sehen gut einprägt. Nachdem er seit einer Ewigkeit nicht mehr im TV lief und aus den DVD-Regalen verschwunden war, gibt es ihn nun endlich auf Blu-Ray. Darunter auch als limitiertes Mediabook, dessen Booklet sich allerdings ein wenig wie eine wissenschaftliche Abhandlung über Buddy-Cop-Movies liest und sich dabei Fachbegriffen bedient, die nicht unbedingt auf eine breite Leserschaft zugeschnitten sind. Dennoch lohnt sich der Kauf, allein schon für den genialen Film und erst recht für Sammler.
Die Fortsetzung The Hidden II: The Spawning (1994) schaffte es leider nicht, den Erfolg des ersten Teils zu wiederholen. In Deutschland erschien sie gar direkt auf VHS statt im Kino.
Info
Regie: Jack Sholder
Drehbuch: Jim Kouf
Produktion: Michael L. Meltzer, Gerald T. Olson, Robert Shaye
Musik: Michael Convertino
Kamera: Jaques Haitkin
Schnitt: Michael N. Knue, Maureen O‘Connell
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