Es gibt nicht viele Autoren, deren Name zu einem prägenden Begriff für das Ende einer fiktiven Figur wird. William Voltz, auch bekannt unter den Pseudonymen Detlef Kaufmann und Ralph Steven, stand Pate für das sogenannte „Voltzen“.

William Voltz
© Pabel-Moewig Verlag KG

Am Anfang

Geboren wurde William Voltz, der eigentlich Wilhelm Karl Voltz hieß, am 28. Januar 1934 in Offenbach am Main. Sein Vater war bei der Firma ATE tätig, seine Mutter war Erzieherin. 1939 wurde der Vater zum Kriegsdienst eingezogen und diente bei der Marine. Als Offenbach im Krieg bombardiert wurde, floh die Mutter mit ihrem Sohn nach Hainhausen. Später kehrten sie nach Offenbach zurück. Auch Vater Voltz kam lebend aus dem Krieg heim. Um die Familie zu ernähren, arbeitete er als Dachdecker in der Firma seines Schwagers.

William Voltz besuchte zunächst die Volksschule (heute Grundschule) und wechselte anschließend auf das Leibniz-Gymnasium in Offenbach. Schon zu Schulzeiten erwachte in ihm das Interesse an Science-Fiction. Nach den Vorstellungen seiner Mutter, die 1952 an Brustkrebs verstarb, sollte Voltz Theologie studieren. Der Tod der Mutter ließ Vater und Sohn fassungslos zurück. William Voltz kam in die Obhut naher Verwandter, da sein Vater hart arbeiten musste. Durch die fehlende Zuwendung erlebte William Voltz eine schwierige Jugend. Er war in seinem Verhalten schwer zu bändigen, auch seine Schulleistungen ließen gewaltig nach, sodass sein Vater ihm drohte, ihn in die Fabrik zu schicken, auf dass er lerne, was schwere Arbeit bedeute.

1954 begann William Voltz eine Lehre als Stahlbauschlosser, welche er drei Jahre später erfolgreich abschloss.

Gleichzeitig hatte er mit dem Schreiben begonnen und wurde Mitglied im SFCD (Science-Fiction Club Deutschland). Später übernahm er als Mitbegründer der Science-Fiction Interessengemeinschaft STELLARIS die Redaktion für das dazugehörige Fanzine. Er traf Karl-Herbert Scheer, der dieses vervielfältigte und verschickte.

Darüber hinaus schrieb Voltz Kurzgeschichten und 1958 erschien sein erster Roman mit dem Titel Sternenkämpfer.

Perry Rhodan

K. H. Scheer kam 1962 auf Voltz zu und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, für die Serie Perry Rhodan zu schreiben. Voltz sagte sofort zu. Im selben Jahr erschien sein erster Beitrag zu der beliebten Heftserie. Heft 74 Das Grauen, eigentlich unter dem Titel „Der falsche Mann“ geplant, stammte aus Voltz‘ Feder. Viele weitere Rhodan-Romane folgten.

1975 löste Voltz Scheer als Chefautor ab. Er behielt den Posten bis zu seinem Tod im Jahr 1984. Als neuer Chefautor brachte Voltz frischen Wind in die Heftserie. Statt Lasergefechten und heftigen Auseinandersetzungen mit Waffengewalt sollten nun andere Themen im Mittelpunkt stehen. Voltz war Pazifist und anerkannter Kriegsdienstverweigerer. So ist es nicht ungewöhnlich, dass vor allem Sinnfragen, Humanismus und die Rolle der Menschheit im Universum zu zentralen Motiven wurden.

Sein letzter Roman war Heft 1165 mit dem Titel Einsteins Tränen. Von ihm stammt auch der Fortsetzungszyklus Das Weltraumteam. Dieser umfasst insgesamt 10 Hefte, welche in den Jahren 1980 und 1981 verfasst worden waren. Die Fortsetzungsgeschichte wurde jedoch nie vollendet. Die Storys erschienen 1984 im William-Voltz-Gedächtnisband, der auch Geschichten und Erinnerungen der damaligen Autoren der Serie beinhaltet.

Voltzen

Ein seltsam klingender Begriff. Was verbirgt sich dahinter? William Voltz hat diverse wunderbare Charaktere erschaffen. Die Rhodan-Leser werden beispielsweise Alaska Saedelaere kennen oder auch Callibso, den Puppenspieler aus Derogwanien.

Viele Charaktere wurden jedoch „gevoltzt“: Eine neue Figur, welche zu Beginn einer Geschichte den Lesern auf wunderbare und einfühlsame Art nahegebracht wird, stirbt am Ende. Meistens ist es ein Opfertod zur Rettung oder Hilfe anderer. Dadurch sollte verhindert werden, dass zu viele neue Charaktere auf Dauer die Romane bevölkern. Der Begriff des „Voltzens“ ist daher nur bedingt schmeichelhaft zu sehen.

Außerhalb des Perryversums

Voltz schrieb nicht nur für Perry Rhodan. Er veröffentlichte diverse Einzelromane wie beispielsweise Ein Roboter in der Garage (1975), Die tote Stadt (1983) oder Die letzten Menschen auf der Erde (1983). Auch mehrere Sammlungen von Kurzgeschichten erschienen zwischen 1963 und 1981. Darunter Quarantäne und andere Storys (1963), Der Mann mit dem sechsten Sinn ( 1967) oder, gemeinsam mit Alfred Kelsner (Illustrator, unter anderem für Perry Rhodan), der Bildband Zeitsplitter (1981).
In den Jahren 1980 bis 1983 erschienen fünf Bände der Reihe Collected SF-Stories.

Auch weitere Heftserien gehören zu seinem Tätigkeitsfeld. Bei Atlan war er seit Anbeginn dabei, ebenso bei der Serie Mythor, welche nach Voltz‘ Tod von Ernst Vlcek übernommen worden war. Einen Ausflug aus seinem Stammgenre hinaus erlaubte Voltz sich 1973. Damals erschien mit Dragon die erste Fantasy-Heftserie in Deutschland.

Der William-Voltz-Award

Der Schriftsteller erkrankte Anfang der 1980er-Jahre schwer an einer Krebserkrankung, der er am 24. März 1984 schließlich erlag.

Ihm zu Ehren wurde anlässlich seines 20. Todestages der William-Voltz-Award ins Leben gerufen. 2004 wurde der Preis auf der Frankfurter Buchmesse verliehen und damit drei Kurzgeschichten prämiert. Ursprünglich als einmalige Sache gedacht, wurde der Preis jedoch auch in den Folgejahren verliehen, ganz im Sinne von Voltz, der sich zu Lebzeiten sehr für Nachwuchsautoren eingesetzt hatte.

Eine sehr ausführliche Biographie über William Voltz, geschrieben von Inge Mahn-Voltz, findet sich auf der Website des Schriftstellers.

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Kirsten P.

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