Lesezeit circa: 4 Minuten

Sein Name war Kalak. Er kam aus der Vergangenheit, um die Lebenden zu knechten.

Die 6 Epoche
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Die 6. Epoche
Autor: K. H. Scheer
Zeichner: Johnny Bruck
Erschienen: 1966

Der Einstieg in “Die 6 Epoche” gestaltet sich recht zahm, nimmt aber nach einigen Seiten stark an Fahrt auf. Perry und die Terraner sind im Andromeda vorgelagerten Nebel „Andro-Beta“. Dort sind sie mit dem Ausbau eines großen Flottenstützpunktes beschäftigt. Auch wenn die Meister der Insel, die bösen Herrscher über Andromeda, wohl aktuell keine große Gefahr darstellen sollten. Die aus Andro-Alpha kommenden Wasserstoff atmenden Maahks, bisher in Diensten der MdI, revoltieren und greifen Andromeda an. Dies sollte nach Expertenmeinung mindestens 50 Jahre Ruhe für die Terraner bedeuten. Dennoch geht Perry nach der Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ vor. Er fliegt mit dem neuen 2500 Meter durchmessenden Ultraschlachtschiff CREST III, welches zugleich ein Trägerschiff ist, nach Andromeda vor.

Dort trifft er, welch Zufall, auf einen der letzten lebenden Paddler. Kalak. Kalak ist ein Strukturläufer. Er kann durch Materie gehen als sei sie nicht vorhanden. Dadurch ist er an Bord seiner gigantischen Raumstation, der KA-preiswert, eine Art Ingenieur. Kalaks Volk wurde von den MdI vernichtet und weitestgehend ausgerottet. Seinen Hass auf die MdI lässt er erst an den Terranern aus. Als er seinen Irrtum bemerkt, wird er umgehend zum Partner. Er stellt Perry nicht nur seine Plattform als Flottenstützpunkt zur Verfügung, sondern auch umfangreiche Sternenkataloge Andromedas.

Rezension von Die 6. Epoche

Ein Jubiläumsband muss natürlich mitreißen, auch wenn es „nur“ ein kleines Jubiläum ist. Da darf man auch mal etwas dicker auftragen und es krachen lassen, was Scheer natürlich hervorragend kann und auch umsetzt. Leider aber wie immer derart übertrieben, dass es stellenweise schon peinlich wirkt.

Atlan, mehr als 10.000 Jahre alt, im Universum bereits gut herumgekommen und sicher einiges an Raumschiffen und technischen Wundern gewöhnt, wird angesichts der technischen Daten des Raumschiffes CREST III blass und verliert die Fassung. Es wird ausgesagt, die CREST III sei jedem anderen Raumschiff im Universum so überlegen, dass sie maximal zehn Sekunden brauche, um jeden Gegner restlos zu vernichten. Ahhhja. Ein Paradebeispiel dafür, wie Scheer neue Gigantomanie einführt – mit WUMMS. Den Leser zum Staunen bringen geht nun mal am besten, wenn man die Handlungsträger übertrieben reagieren lässt. Vielleicht war es damals Mitte der 60er nötig, Leser so zu beeindrucken, mag sein, heute wirkt sowas jedoch eher billig.

Und trotzdem, es reißt einen dennoch mit, wenn man technische Daten derart in die Handlung eingebettet serviert bekommt.

Seine größte Stärke entfaltet “Die 6. Epoche” gerade zu Anfang. In einem fiktiven Lexikoneintrag wird die bisherige terranische Geschichte der Eroberung des Andro-Beta-Nebels zusammengefasst. Hier hat Scheer, der für die Exposés zuständig war, Selbstkritik gezeigt. Eigentlich ein Irrsinsunternehmen, zu wenig geplant, zu sehr auf Zufälle bedacht und eigentlich gegen jede Wahrscheinlichkeit. Treffend formuliert.

Für einen kleinen Jubiläumsband sehr ärgerlich die vielen kleinen Logikfehler. Diese sind für einen Roman von Scheer eigentlich eher untypisch.

Beispielsweise können die Roboter an Bord der KA-preiswert Gedankeninhalte lesen und Erinnerungen auslesen. Kalak wundert sich über die teils hypermoderne und teils veraltete Technik an Bord der Crest. Da hätte ihm seine Positronik direkt sagen können: Hör mal, is nich, die Jungs sind nicht aus unserer Galaxis.

Dann wiederrum gerät eine Positronik in Panik. Eine Positronik ohne Plasmazusatz. Aha.

Klasse hingegen die Gedanken Atlans und Rhodans zum Kostenfaktor des Kommandounternehmens. Durch die Revolte der Maahks sollten die MdI für lange Zeit beschäftigt sein. Zeit, in der die Menschen ihre Flotte ausbauen könnten, die Heimatgalaxis konsolidieren könnten und dann schauen, ob die MdI etwas gegen die Menschen planen. Dennoch entscheidet man sich für den „Angriff“, was für den Haushalt des solaren Imperiums eine große Belastung bedeutet.

Dass sich Scheer auch solche Gedanken machte ging über reine Heftromane schon hinaus. Solche kurzen Passagen verleihen Tiefe, mehr davon wäre teilweise wünschenswert.

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Mario Staas

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