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Die Star-Trek-Chronik 01 will eine Lücke schließen, die seit Jahrzehnten auf dem deutschen Büchermarkt existiert.

Die Star-Trek-Chronik 01 Star Trek - Enterprise
© in Farbe und Bunt Verlag

Ein neues Nachschlagewerk braucht das Land!

Seit dem Ende von Ralph Sanders Das Star Trek-Universum mangelte es hierzulande an Nachschlagewerken zum Thema Star Trek. Zwar gab es 2018 mit Es lebe Star Trek ein Buch, das versuchte, diese Lücke zu schließen. Doch der Versuch von Autor Björn Sülter, 50 Jahre Star Trek in einem Band zu behandeln, war gewagt und funktionierte nicht immer.

Jetzt hat sich der Schriftsteller gemeinsam mit Reinhard Prahl und Thorsten Walch zusammengetan, um Die Star-Trek-Chronik zu starten. Jeder Band der Buchreihe soll sich mit einer „Trek“-Serie beschäftigen. Den Auftakt macht Star Trek – Enterprise. Unterstützt werden die drei Autoren durch die Illustrationen von Ralph Sander persönlich, dessen Zeichenstil man unter anderem in Der kleine Trekkie bewundern konnte.

Zunächst erscheint die Wahl auf Star Trek – Enterprise als erste Serie, die in dieser Reihe behandelt wird, merkwürdig. Schließlich war dies die Fernsehreihe, bei deren Einstellung das Thema Star Trek im Fernsehen ein für alle Mal erledigt zu sein schien, bis Star Trek – Discovery Jahre später zu einer Renaissance führte. Doch bei näherer Überlegung macht es durchaus Sinn, da die Autoren sich eben chronologisch durch dieses Universum arbeiten. Im nächsten Band soll dann die originale Serie vorkommen. Daraus erschließt sich, dass die Redakteure sich zwecks Material zunächst auf das klassische Star Trek konzentrieren, das von Gene Roddenberry und Rick Berman geprägt und geleitet wurde. Discovery wird vermutlich erst später behandelt werden, wenn die Serie mehr Staffeln hat, die detailliert vorgestellt werden können.

Eine Liebe zu Star Trek

Ein Großteil des Buches wurde von Björn Sülter verfasst, der mit Star Trek – Enterprise besonders verbunden ist. Denn schließlich war dies 2001 die erste Serie, die er komplett online rezensierte. Außerdem konnte er durch die Fernsehserie seine Frau zum Star Trek-Fan konvertieren. Reinhard Prahl und Thorsten Walch kommen natürlich auch zu Wort und können an einigen Stellen ihre eigene Meinung gesondert einfließen lassen, indem sie ihrem Kollegen metaphorisch die Rote Karte zeigen. Allerdings ist dabei der Tonfall humorvoll und man merkt dabei die gute, freundschaftliche Chemie zwischen den dreien. In den künftigen Büchern sollen dann die Rezensionen besser aufgeteilt werden.

Was man Die Star-Trek-Chronik 01 anmerkt, ist die unbedingte Liebe von Björn Sülter zu der Serie. Es ist auch diese Zuneigung, die es ihm ermöglicht, kritisch die einzelnen Episoden zu besprechen. Man merkt es ihm an, wie sehr er sich darüber ärgert, wenn beispielsweise eine Folge erneut nicht das Potenzial einer vorhandenen Handlung nutzt, oder wenn Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) sich mal wieder widersprüchlich verhält. Dabei begründet er seine Kritik immer glaubwürdig, nachvollziehbar und ausführlich. Ebenso ist der Tonfall humorig und man merkt, dass der Autor sich selber manchmal nicht so ganz ernst nimmt.

Die Rezensionen der einzelnen Episoden bilden natürlich den Schwerpunkt des Buches. Doch auch die anderen Kapitel bieten jede Menge interessante Sachen zum Lesen. So wird sich zum Beispiel ausführlich mit der Entstehungsgeschichte von Star Trek – Enterprise beschäftigt und man erfährt dabei beispielsweise, dass der Produzent Rick Berman ursprünglich vorhatte, die Reihe zu einem früheren Zeitpunkt der Star Trek-Historie zu starten.

Viel zu bieten

Ebenso findet man einige Interviews in Die Star-Trek-Chronik 01 vor. So wird J. G. Hertzler zum Beispiel nach dem Unterschied gefragt, wie es auf den Sets von Enterprise und Deep Space Nine zuging. Oder Cross Cult-Redakteur Markus Rohde äußert sich über das „Extended Universe“, bzw. wieso es teilweise bei den Enterprise-Veröffentlichungen eine große Pause zwischen den einzelnen Bänden gab. Allen gemein ist, dass sie, wie auch der Rest des Buches, sehr gelungen sind.

Im Prinzip ist also Die Star-Trek-Chronik 01 das nahezu perfekte Nachschlagewerk, nicht nur für Alt-Fans, sondern auch für Neulinge, die ein wenig mehr Infos über Enterprise erhalten wollen. Allerdings seien zwei Kritikpunkte angebracht. Zum einen wäre es nett gewesen, wenn man erkennen könnte, von wem die jeweiligen Einsprüche stammen. Denn ohne Kennzeichnungen wirken diese Widersprüche so, als ob Björn Sülter sie selber verfasst hätte. Des Weiteren wäre es schön, wenn vor der Kritik einer Episode die wichtigsten Credits kurz aufgeführt werden, damit auf einen Blick ersichtlich ist, von wem das Drehbuch stammt, welche Gastdarsteller auftauchen oder wer gerade Regie führt. Diese Infos werden zwar teilweise auch in den jeweiligen Kritiken erwähnt. Doch so hätte man es direkt zu Beginn auf einen Blick.

Dies ist allerdings Meckern auf hohem Niveau. Der Auftaktband ist sehr gut geworden und sorgt bereits mit dem Cover, auf dem die Standarduniform der Enterprise-Crew zu sehen ist, für einen Eyecatcher. Dadurch freut man sich umso mehr auf die kommenden Ausgaben, schon allein wegen der Erwartung, welche Uniform dann beispielsweise bei Deep Space Nine abgebildet ist. Doch bis dahin heißt es warten. Es wird hoffentlich keine allzu lange Wartezeit werden. Und wenn doch? Kann man sich ja so lange erneut mit diesem gelungenen Auftaktband beschäftigten.

Disclaimer: Reinhard Prahl und Thorsten Walch sind Teil der warp-core.de-Redaktion.

Bewertung 14/15

Autor: Björn Sülter, Reinhard Prahl, Thorsten Walch
Titel: Die Star-Trek-Chronik 01: Star Trek – Enterprise
Verlag: In Farbe und Bunt Verlag
Erschienen: 05/2020
Einband: Taschenbuch
Seiten: 536
ISBN: 978-3-95936-192-7
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Götz Piesbergen

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