Unter Rick Bermans Leitung erlebte Star Trek sowohl Höhepunkte, wie auch Tiefpunkte.

Ein kontroverser Mensch

Heutzutage ist Rick Berman nicht unumstritten. Genau wie sein Mentor Gene Roddenberry gibt es gute und schlechte Geschichten über ihn. Einerseits ist er der Mann, der, als der Schöpfer von Star Trek verstarb, die Zügel übernahm und das Franchise zu großen Erfolgen führte. Andererseits ist er aber auch gleichzeitig derjenige, der für den zeitweiligen Untergang dieses so geliebten Kosmos verantwortlich war.

Geboren wurde der spätere Produzent am 25. Dezember 1945 in New York City. Er ging auf das College der University of Wisconsin-Madison, wo er 1967 seinen Abschluss in Englisch und Filmproduktion machte. Ursprünglich spielte er mit dem Gedanken, Schauspieler zu werden, verwarf die Idee allerdings wieder, als ihm klar wurde, dass es in diesem Beruf wesentlich schwieriger sein würde, erfolgreich zu sein.

Stattdessen wurde Rick Berman Filmproduzent, Regisseur und Drehbuchautor, der vor allem Dokumentationen und industrielle Filme erstellte. Für diese Arbeiten bereiste er im Auftrag von Klienten wie den Vereinten Nationen oder der United States Information Agency bis zu 90 Nationen weltweit. Ebenso war er von 1977 bis 1982 der Seniorproduzent der Kinderserie The Big Blue Marble, die einen Emmy gewann.

Die erste Begegnung

Von 1982 bis 1984 war er ein unabhängiger Produzent, ehe er 1984 schließlich Paramount beitrat. Dort wurde er zum Director of Programming und Executive Director of Dramatic Programming. In diesen Positionen überwachte er Serien wie Cheers, wo er in der letzten Folge einen Cameoauftritt hatte, und MacGuyver. 1986 wurde er zum Vice-President of Long Form and Special Projects beim Paramount Network Television ernannt.

Es war in dieser Funktion, dass Rick Berman im selben Jahr Gene Roddenberry kennenlernte. Laut seinen eigenen Erinnerungen war das erste Treffen äußerst stürmisch, da er in ein Meeting einberufen wurde, das in einem Schreiduell zwischen dem Star Trek-Erfinder und hochrangigen Verantwortlichen des Studios eskalierte. Laut den Memoiren des Produzenten soll er selbst stumm dazwischen gesessen haben, wobei Gene ein paar Mal mit ihm Blickkontakt aufnahm, worauf er mit einem boshaften Lächeln reagierte, was dem anderen anscheinend gefiel. Auf jeden Fall soll daraus ein positives Miteinander entstanden sein.

Wobei es durchaus Quellen gibt, die die Ereignisse anders in Erinnerung hatten. Laut denen soll Gene Roddenberry Rick Berman regelrecht gehasst haben, da dieser eine Art Wachhund des Studios war, welches dem von Fandom „Großer Vogel der Galaxie“ genannten Schöpfer immer noch den Flop von Star Trek – The Motion Picture nachtrug. Es ist übrigens nicht das letzte Mal, dass es unterschiedliche Auffassungen über bestimmte Momente in der Karriere des Produzenten gibt.

Ein Neuling wird Leiter

In jedem Fall wurde er gemeinsam mit Robert H. Justman zu einem Supervisor Producer. Doch als Letzterer zum Posten eines Consultant Producer wechselte, wurde Rick Berman zum Co-Executive Producer ernannt, der, als die Gesundheit von Gene Roddenberry immer mehr nachließ, auch immer mehr Verantwortung bei Star Trek – The Next Generation übernahm.

Dazu muss man auch wissen, dass Rick Berman zu Beginn seiner Arbeit bei Star Trek keinerlei SciFi-Erfahrungen hatte. Weshalb er von Gene Roddenberry selbst einen Crash-Kurs in Sachen Star Trek-Regeln erhielt und angeblich schwor, diese niemals zu brechen. Was, je nach Perspektive, dann aber später mit Deep Space Nine trotzdem geschah. In jedem Fall übernahm er, als der Erfinder des Franchise 1991 verstarb, die alleinige Kontrolle.

Es war auch Deep Space Nine, die er im Auftrag von Paramount angesichts des Erfolges von The Next Generation und den steigenden Produktionskosten der Serie erschuf und 1993 auf den Weg schickte. Gleichzeitig erhielt er ebenso als Aufgabe, auf lange Sicht eine Filmreihe basierend auf The Next Generation zu entwickeln.

Widersprüchlich

In jedem Fall entwickelte Rick Berman gemeinsam mit Michael Piller die Serie Deep Space Nine, die er gegenüber der Fankritik, dass die Reihe für Star Trek-Verhältnisse zu düster sei, mit dem Argument verteidigte, dass Gene Roddenberry ihr seinen Segen gegeben habe. Dass also der Erfinder des Franchise von dem Projekt wusste. Wobei der Produzent sich selber in diesem Punkt in einigen Interviews widersprach und meinte, dass Gene zu dem Zeitpunkt viel zu krank gewesen sei, um Details zu erfahren. Gleichzeitig betonte er trotzdem, dass er für die Reihe den Segen Roddenberrys erhalten habe und sie sich immer noch an seine Regeln halten würde.

Nach dem Ende der The Next Generation-Fernsehserie 1994 kam kurze Zeit später im selben Jahr mit Treffen der Generationen der erste Kinofilm der Enterprise-D-Crew in die Kinos. Laut Rick Berman muss dies wohl eine stressige Zeit gewesen sein, da die Entwicklung des Films ziemlich gehetzt war, was vermutlich daran lag, dass die Dreharbeiten gleichzeitig zur finalen Staffel liefen. Einige Zeit danach wurde er von Paramount „gebeten“, eine weitere Star Trek-Serie zu entwickeln, die 2001 zu Voyager wurde.

Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Ansichten darüber, was genau geschehen ist. Rick Berman meint, er habe Paramount um etwas Luft zum Atem gebeten, dass man nicht sofort während der dritten Staffel von Deep Space Nine eine neue Star Trek-Serie starten könnte. Doch angeblich wurde er sanft und freundlich darauf hingewiesen, dass, wenn er es nicht machen würde, sich jemand anderes für diese Aufgabe finden würde. Weshalb er am Ende mit Jeri Taylor Voyager aus der Taufe hob. Was er hier jedoch unterschlug war die Tatsache, dass das Studio mit der neuen Reihe das Flaggschiff für den eigenen Fernsehsender UPN haben wollte.

Dem Druck nachgegeben

Als Deep Space Nine 1999 zu Ende gelaufen war und es auch bei Voyager aufs Finale zuging, wurde Rick Berman wieder von Paramount gebeten, eine neue „Star Trek“-Serie zu erschaffen. Und erneut gab er wider besseren Wissens nach, was 2001 zur Schöpfung von Enterprise führte. Parallel dazu floppte 2002 mit Star Trek – Nemesis der zehnte Star Trek-Film in den Kinos, was als Konsequenz hatte, dass im Fandom Stimmen laut wurden, die seine Abberufung als leitenden Verantwortlichen des Franchise forderten.

Es war Brannon Braga, der gemeinsam mit Rick Berman die “Enterprise”-Reihe erschuf, der sich später an eine „Franchise“ und „Produzenten“-Müdigkeit bei seinem Kollegen erinnerte. Trotzdem zog das Duo durch, schon allein weil sie Druck von Seiten des Studios erhielten, die die Reihe vermutlich wollten, um ihren strauchelnden Fernsehsender UPN zu pushen. Doch die Einschaltquoten der Serie wurden im Laufe der Zeit immer schlechter, trotz diverser Versuche, sie mit jeder neuen Staffel neu zu konzeptionieren. Am Ende zogen sich die beiden etwas zurück und überließen für die vierte Season Manny Coto den Posten als Showrunner. Doch für die Reihe war dies zu spät, sie wurde mit dem Ende der Staffel eingestellt.

Allerdings wollten sich die obersten Verantwortlichen nicht einfach so von den Fans verabschieden. Stattdessen übernahmen zum letzten Mal Rick Berman und Brannon Braga das komplette Ruder und drehten die finale Folge Dies sind die Abenteuer…. Was jedoch als nette Geste gemeint war, unterstrich laut vieler nur die Tatsache, dass die beiden den kompletten Faden mit dem Fandom verloren hatten. Denn die Episode war eher eine The Next Generation-Episode mit der Enterprise-Crew als Gaststar.

Lauter Kontroversen

Mit dem Ende der „Enterprise“-Serie blieb Rick Berman noch eine Weile bei Paramount, um an einem potenziellen elften Kinofilm zu arbeiten. Doch 2006 trennten sich die Wege und der ehemalige Leiter der „Star Trek“-Geschicke beendete seine Karriere und ist seitdem nur noch sporadisch in der Öffentlichkeit aufgetreten.

Es gibt im Zusammenhang mit ihm einige Kontroversen. So soll er angeblich dafür gesorgt haben, dass Inhalte, die sich mit gleichgeschlechtlicher Liebe beschäftigten, es nie ins Fernsehen schafften. Auch ist Terry Farrell auf den Produzenten nicht gut zu sprechen, nannte ihn sogar frauenfeindlich. Doch ebenso sind Leute vorhanden, die ihn und sein Werk verteidigen.

Und man muss ihm zu Gute halten, dass er es schaffte, dass Star Trek 18 Jahre lang im Fernsehen lief und er außerdem auch noch die vier TNG-Kinofilme erschuf. Ebenso schrieb er die Drehbücher zu legendären Folgen wie Die ungleichen Brüder oder dem Wiedervereinigung-Zweiteiler, in dem ja ebenfalls Leonard Nimoy auftauchte.

Rick Berman ist seit 1980 mit Elisabeth Berman verheiratet. Das Paar hat drei Kinder.

Rick Berman im Web

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Götz Piesbergen

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