Heute im Interview: Andreas Eschbach. Fragen zu seinem Buch: Perry Rhodan – Das Größte Abenteuer.
Im Rahmen einer Lesungstour durch Deutschland machte Andreas Eschbach auch in der Mayerschen in Dortmund halt. Jost Alpe nutzte die Gelegenheit und löcherte ihn mit ein paar Fragen. Wer das Buch noch nicht kennt, findet unser Review unter Perry Rhodan – Das Größte Abenteuer.
Jost: Wer hatte denn die Idee zu dem Buch?
Andreas: Hannes Riffel ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht einen dicken Perry Rhodan schreiben wollte, den er bei Tor Books rausbringen kann. Er ging davon aus, dass VPM dem zustimmen würde, da man spekulierte, dass für Eschbach Leser, die Perry Rhodan noch nicht kennen, die Hemmschwelle mal Rhodan zu lesen, gesenkt wird. Das hat mich erst nicht so gereizt, weil ein großes Weltraumabenteuer kann ich auch so schreiben, dazu brauch ich nicht Perry Rhodan. Allerdings ist für mich der Reiz, dass ich bei Perry Rhodan etwas zu der riesigen Geschichte beitragen kann. Dann ist noch etwas Zeit ins Land gegangen und da fiel mir auf, dass 2019 zwei Jubiläen zusammentreffen, die miteinander zu tun haben.
Heft 3000 von Perry Rhodan erscheint, der ja mit der Mondlandung losgeht und 50 Jahre echte Mondlandung. Da hatte ich die Idee, ob man nicht einen Roman schreiben könnte, der erzählt, wie es eigentlich dazu kam, dass Perry Rhodan als erster Mensch auf dem Mond gelandet ist und nicht, wie man uns immer erzählt, Neil Armstrong. Die Idee hab ich Hannes Riffel gemailt und zwei Stunden später hatte ich das „Go“.
Jost: Der Reiz, die Frühgeschichte zu erzählen, ist ja für einen Rhodan Leser sicher interessant. Und es hat den Mehrwert, dass ggf. neue Leser an die Serie herangeführt werden.
Andreas: Und selbst jemand der sagt, Perry Rhodan ist nicht so meins, bekommt die aufregendste Zeit des zwanzigsten Jahrhunderts, die Umbruchzeit, näher gebracht. Und das meiste stimmt ja auch, was im Buch steht.
Jost: Hast du von der Redaktion Tipps bekommen, auf was man achten muss? Gab es Vorgaben? In der Rhodan Serie gab es ja maximal einen Roman von Kurt Mahr über die Jugend Rhodans.
Andreas: Das ist die Hauptquelle 1177 oder ’78, der Junge von Case Mountain. Außerdem gibt’s in Band 1000 noch was und der Rest sind Details, die man mal aufgeschnappt hat oder die in der Perrypedia stehen. Ich habe natürlich schon gefragt, ob es mehr Material gibt. Blöd, dass Rainer Castor tot ist, der hätte aus seinen Datenbeständen sicher 500 oder mehr Quellen herausgefunden. Ich bin ja schon auf viele Fehler hingewiesen worden, die mir unterlaufen sind, aber ein richtig dicker Klopper war nicht dabei.
Es war einfach mal interessant, die Figur Perry Rhodan zu unterfüttern. Und das geht zurück auf Schreibseminare, die ich mit Klaus Frick (Anmerkung: Chefredakteur der PR-Serie) gemacht habe. Bei einem dieser Seminare ging es darum, wie man eine Romanfigur entwickelt. Man überlegt sich, was hatte der als Kind für ein Haustier, was trägt der in der Hosentasche mit sich und solche Sachen. Und da sind wir dann auf die Frage gekommen, was macht eigentlich Perry Rhodan in seiner Freizeit. Ich habe Klaus Frick gesagt, der hat keine Freizeit, der muss immer das Universum retten. Klaus sagte dann, in 3000 Jahren hat der sicher auch mal Freizeit. Aber er gab zu, sie wissen nicht konkret, was Rhodan in der Freizeit tatsächlich so treibt.
Das hat mich eine Weile beschäftigt. Was wäre da glaubhaft? Dass er in Bars rumhängt, das würde eher zu Bully passen. Der ist kein Kostverächter und steigt mit Gelegenheitsbekanntschaften ins Bett. Wer den Frauen nachsteigt, das ist Atlan. Und dann hab ich mir gedacht, bei Perry Rhodan kann ich mir nur vorstellen, dass er ein Leser ist. Jemand der viel liest. Und das ist auch was, was du als Unsterblicher nicht über kriegst. Bei den vielen Neuerscheinungen, die es in den Jahrtausenden so geben muss. Und da bekam ich Lust, mal den privaten Perry zu beschreiben. In Band 2700 kommt es ja so ein bisschen vor. Da liest er zusammen mit dem Geschichtswissenschaftler über die Zeit des Solaren Imperiums.
Jost: Wie kam Andreas Eschbach eigentlich zu Perry Rhodan?
Andreas: Mein erster Roman war Band 11. Den hat mir ein Freund in die Hand gedrückt. Dann hab ich viel gelesen. Mit Band 1026 hab ich dann erst mal aufgehört. Mitten im Heft dachte ich, was tu’ ich hier eigentlich? Das war der Betschiden-Zyklus. Davor gab es ja einen Höhepunkt nach dem anderen, bis Band 1000. Und dann kam dieses langweilige Zeug. Ich hatte gerade das Abitur hinter mir und das Studium stand an, da hab ich den Perry beiseitegelegt. Dann habe ich es ignoriert, bis ich eines Tages wieder an einem Heft hängen geblieben bin, so gegen Ende des Linguiden-Zyklus.
Das hab ich mir gekauft und dachte, wow, Perry Rhodan hat keinen Zellaktivator mehr, das ist ja cool. Dann ist es zwischendurch auch mal wieder versackt. Aber aktuell find ich die Handlung gut. Der letzte Zyklus war es zumindest. Eigentlich alles ab Band 2700. Nicht weil ich den Einstiegsband geschrieben habe, ich wusste ja auch nicht, was danach kommt und war selber gespannt, aber was sie dann abgefeuert haben, war für mich einer der besten Zyklen überhaupt.
Jost: Ist es für dich schwierig, wenn du dich an ein Serienkorsett wie Perry Rhodan halten musst? Gerade, wenn man ansonsten frei von der Leber formulieren kann?
Andreas: Schwierig ist es nicht. Es ist nur ein Arbeitsschritt weggenommen, da man sich sonst das Gerüst, oder Expose, selber macht. Das hat dann schon jemand anderes erledigt. Man kann sich dann ganz darauf konzentrieren, wie man es umsetzt. Also welche Worte man in welcher Reihenfolge aneinanderreiht. Das ist, was das Schreiben von einem Perry Rhodan Heft einfacher macht als selber einen Roman zu schreiben. Das Erfinden einer Handlung ist auch etwas Befriedigendes, da würd ich schon nicht drauf verzichten wollen. Nur Hefte zu schreiben, wäre nichts für mich.
Jost: Wusstest du bei dem Perry Rhodan Buch schon am Anfang, wie es endet?
Andreas: Ich hab mir überlegt, wo ich anfange und wo ich aufhöre. Wenn ich schon so ein dickes Buch schreibe, dann wollte ich auch einen bombastischen Titel haben und habe dann sehr für Das größte Abenteuer gekämpft, was die bei Tor erst nicht so wollten. Das dickste Buch muss auch das „größte Abenteuer“ heißen, war mein Argument. Und da das größte Abenteuer der Aufbruch der Menschheit zu den Sternen ist, hab ich als Anfang den Sputnik Start 1957 gewählt. Und dann war die Frage, was setze ich an den Schluss. Die Mondlandung wäre mir zu kurz gewesen. Das war für mich kein befriedigender Abschluss.
Ich nahm dann den ersten überlichtschnellen Raumflug. Das erste Mal, dass Menschen das Sonnensystem verlassen. Und das war bei Rhodan der Oktober 1975. Und dann hab ich noch den Auftrag gehabt, die ersten zehn Hefte zu umreißen, die Fantans und die IVs einzuführen und die Frage zu klären, wie sich die Menschheit einigt. Sie einigt sich aufgrund der äußeren Bedrohung und nicht aus ausgebrochener Menschenliebe. Wie schwierig so eine Einigung ist, sehen wir derzeit ja auf europäischer Ebene.
Jost: Gab es technische Herausforderungen bei dem Stoff?
Andreas: Das Ärgerlichste an der Geschichte war der schnelle Flug zum Mond innerhalb von sieben Stunden, den Scheer beschrieben hat. Da hab ich lang dran geknobelt, wie ich das glaubhaft rüberbringe. Wie jeder weiß, war Apollo 3 Tage unterwegs.
Jost: Wie kam das Buch denn im Verlag so an?
Andreas: Ich war letzten Dienstag in Rastatt, im Verlag, dass ich die auch mal sehe. Und da sagte man mir, im Verlag heißt das Buch jetzt Heft 0.
Jost Alpe ist der Hauptadministrator der größten Perry-Rhodan-Facebookgruppe. Neben seinem Faible für Perry Rhodan ist er Radiomoderator und -produzent. Er führte dieses Interview mit Andreas Eschbach für seine Gruppe und stellte es uns nachträglich zur Verfügung.
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