Mit Resident Evil: Apocalypse kam 2004 eine Fortsetzung ins Kino.
Nachdem Alice im Krankenhaus von Raccoon City aufwacht, entdeckt sie nicht nur, dass die Stadt von Zombies überrannt wurde, sondern auch, dass sie genetisch modifiziert wurde. Aber mehr noch, ihr ist Nemesis auf dem Fersen..
Was passiert denn hier?
Nach einer Erklärung von Alice (Milla Jovovich) über die Geschehnisse aus dem Vorgänger, wiederholt Resident Evil: Apocalypse die Endszene im Krankenhaus, erweitert diese aber mit Hintergründen über den Ausbruch des Virus in Raccoon City. Umbrella evakuiert die Stadt und sperrt die Bewohner ein, nachdem sie bemerken, dass sie das Virus nicht in den Griff bekommen können. Inmitten dieser Katastrophe gibt es nur wenige Überlebende, die einen Weg aus der Stadt suchen. Diese werden von Dr. Charles Ashford (Jared Harris) kontaktiert, sie sollen seine verschwundene Tochter Angela (Sophie Vavasseur) suchen und zu ihm bringen.
Bekannte Namen
War Resident Evil im Jahr 2002 grob am ersten Teil der Spielereihe orientiert, überspringt Apocalypse den zweiten Teil und landet beim dritten, was die Präsenz von Nemesis (Matthew G. Taylor), Jill Valentine (Sienna Guillory) und Carlos Olivera (Oded Fehr) erklärt. Anders als im Vorgänger setzt man hier nun nämlich auch auf Charaktere aus der Spielereihe. Leider hat man sich aber nur der Namen bedient. Charakterlich passt nur Jill einigermaßen, die auch eines der Highlights des Films ist. Der Namedrop mit Ashford, einen Charles gibt es in den Videospielen nicht, ist natürlich unnötig, wenn man sich schon so viele Freiheiten nimmt, hätte es auch ein Name ohne Bezug getan. Und warum genau wird sein Name auf einem Display angezeigt, der Name der Angestellten, die vor ihm evakuiert wird, aber nicht?
Und warum bringt man die S.T.A.R.S. ins Spiel, ersetzt dann aber bis auf Jill, alle Mitglieder durch zufällige Charaktere? Wo ist Brad Vickers, der in der Vorlage eine wichtige Rolle hatte für Jill? Dieser wurde durch Peyton Wells (Razaaq Adoti) ersetzt. Hintergründe zu den einzelnen Figuren braucht man nicht, es reicht, wenn wir wissen, dass Person A halt ein Cop ist. Dialoge werden ebenso überbewertet.
Mit dem Holzhammer
War Ashford nicht schon Fanservice mit dem Holzhammer, geht es munter so weiter. Vor der Schule, in der sich Angela versteckt, steht ein Van der Polizei. Dieser wird uns sehr genau gezeigt, er hat leere Zwinger geladen, die Löcher haben, teilweise sogar blutig. Und wem das noch nicht reicht an Info, was da nun kommen wird – auch die Beschriftung des Vans wird explizit gezeigt. Es ist die K9-Einheit, die Hundestaffel. Kenner der Videospiele und des ersten Teils werden da natürlich wissen, was kommen wird. Aber, was noch besser ist: Dieser ganze Aufbau wird dann nicht in einem Überraschungsangriff umgesetzt, sondern in einem Moment, in dem Angela auf einen der mutierten Hunde zeigt.
Ach ja, natürlich dürfen wir Milla Jovovich auch hier wieder nackt sehen. Ist wie schon beim ersten Teil erwähnt, kein großes Ding für mich normalerweise, aber hier wirkt es einfach wie „Zeigen wir doch mal, wie sexy meine Verlobte ist.“
Weit weg von der Vorlage
Die Veränderungen, die der Film gegenüber der Vorlage vornimmt, machen den Film nun nicht schlechter, selbst wenn Brad Vickers und nicht Peyton der Partner von Jill gewesen wäre, hätten wir es hier nicht mit einer guten Verfilmung zu tun. Paul W.S. Anderson möchte hier seine eigene Version der Story erzählen und nutzt die Spiele nur als groben Ansatzpunkt. Aber, es wäre besser gewesen, wenn er sich hier auf das besonnen hätte, was er auch im ersten Teil gemacht hat – Grundgerüst, aber komplett neue Charaktere. Zugegeben, beschränken wir die Story der Spiele auf den Hauptplot und lassen das drumherum weg, mit den Rätseln und so, dann bleibt nicht viel übrig. Aber hätte man es nicht wenigstens versuchen können?
Nemesis geht zwar auch in der Spielvorlage mit schweren Waffen um, wirkt hier aber mehr wie ein Terminator, was an seiner Sicht der Dinge liegt, denn die erinnert stark an die Statusberichte die wir aus der Sicht des T-800 im ersten Terminator gesehen haben.
Action ohne Spannung & Horror
Alice rockt hier alles weg, eine Actionszene jagt die nächste und eine ist krasser als die andere. Spannung kommt da nicht auf, auch ist der Horror-Effekt für einen Zombiefilm erstaunlich gering. Gab es im ersten Teil wenigstens noch ein wenig Mystery, entfällt dies hier völlig. Wir wissen zu jeder Zeit, was hier abgeht. An manchen Stellen gibt es Exposition, die aber eigentlich nicht nötig wäre – sie soll wohl nur dazu dienen, dem Publikum eine Pause zu gönnen und den Plot voranzutreiben. Die gesamte Action ist obendrein betont cool inszeniert. Da haben wir Alice, die auf dem Motorrad durch ein Kirchenfenster springt, es einem Licker (einem besonders mutierten Gegner mit einer langen Zunge) in den Leib rammt und dann mit präzisen Schüssen das Gefährt zur Explosion bringt – wohlgemerkt mit Rückwärtssalto und dem berühmten Rotieren der Waffen beim Wegstecken. Wir haben Carlos, der sich an einem Seil aus dem Helikopter stürzt, im „Flug“ gekonnt Zombies ausschaltet, alles um eine Zivilistin zu retten, die sich lieber vom Hochhaus stürzt, da sie gebissen wurde. Wir haben Jill, die im Polizeirevier Zombies, inmitten der noch normalen Menschen, mit gezielten Kopfschüssen vernichtet und das ganze mit „Ich hab doch gesagt, in den Kopf schießen“ kommentiert. Und wir haben L.J. der einen herumstreunenden Zombie mit den Worten „GTA, du Flachwichser“ überfährt.
Die schnellen Schnitte, die sich mit Zeitlupen abwechseln, bringen meine Menge Unruhe rein. Zwar gehören Schnitte zur Action dazu, aber im Sekundentakt, so dass man einer Bewegung gar nicht folgen kann, sorgt eben nicht für einen entspannten Kampf.
Those were some pretty slick moves back there. I’m good, but I’m not that good.
-Jill Valentine zu Alice
Fazit zu Resident Evil: Apocalypse
Fans der Videospielreihe kommen hier weniger auf ihre Kosten, als Fans von Kopf-Aus-Action-Kino. Zombiefans könnten sich vielleicht noch am gelungenen Design der Monster erfreuen, aber der aus dem gleichen Jahr stammende Dawn of the Dead von Zack Snyder bietet bessere Dialoge, mehr Horror, mehr Spannung und ist alles in allem der bessere Film. Schade, denn eigentlich hätte Resident Evil eine gute Umsetzung verdient.
Info
Regie: Alexander Witt
Drehbuch: Paul W. S. Anderson
Produktion: Paul W.S. Anderson, Jeremy Bolt, Don Carmody
Musik: Jeff Danna
Kamera: Derek Rogers, Christian Sebaldt
Schnitt: Eddie Hamilton
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