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Frankensteins Höllenbrut plagt die Erde.

Rückbesinnung auf alte Tugenden

Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster war ein ambitionierter Film. Vielleicht sogar zu ambitioniert, da der Kinofilm kritisch war und an den Kinokassen nicht überzeugen konnte. Für Produzent Tomoyuki Tanaka stellte sich damit die Frage, wie er das Franchise wiederbeleben könnte, das zuletzt vor allem finanziell nicht an die goldene Ära der 1960er Jahre heranreichen konnte. Doch eben diese gab ihm schließlich die Idee, die eventuell bei einer Revitalisierung helfen könnte. Genauer gesagt sollte ein besonderes Monster dafür sorgen: King Gidorah, der zuletzt in Befehl aus dem Dunkel seine Aufwartung machte. Raum für Experimente waren nicht vorgesehen.

Frankensteins Höllenbrut – so der wie üblich dämliche deutsche Titel von Godzilla vs. Gigan – basierte auf einem Skript von Shinichi Sekizawa, der beim Schreiben bestimmte Vorgaben erfüllen musste. So sollte King Gidorah auftauchen und ein neues Monster mit dem Namen Gigan. Regie führte Jun Fukuda, der bereits bei Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer und Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn auf dem Regiestuhl saß.

Der Cast setzte sich wieder aus überwiegend neuen Schauspielern zusammen. Die einzigen Veteranen waren Kenpachiro Satsuma, der in das Kostüm von Gigan schlüpfte, sowie Haruo Nakajima, der einmal mehr Godzilla darstellte. Für ihn war dies jedoch das letzte Mal, da Toho ihn aus den angestellten Vertragsschauspielern entfernt hatte, wobei er allerdings immer noch für das Studio tätig war, nur halt nicht mehr als Darsteller.

Noch ein paar Worte zu den Kostümen: Gigans Aussehen wurde von dem Shonen Magazine-Künstler Takayoshi Mizuki anhand von Ideen von dem Special Effects Director Teruyoshi Nakano entworfen. Ziel war es, eine Kreatur zu erschaffen, die ein völlig anderes Design hat als viele andere Monster davor. Übrigens wurden ebenfalls die Köpfe von King Gidorah in Frankensteins Höllenbrut überarbeitet.

Merkwürdige Arbeitgeber

Der erfolglose Mangakünstler Gengo Ko (Hiroshi Ishikawa) wird von seiner Freundin, einer Karatekämpferin, Tomoko Tomoe (Yuriko Hishimi) dazu gebracht, bei dem in der Entstehung begriffenen Freizeitpark World Children’s Land als Designer anzuheuern. Doch schon bald stößt er auf Merkwürdigkeiten und eine fliehende Frau, die ein Magnetband verliert, das er an sich nimmt. Er trifft sie bald wieder und erfährt, dass sie Machiko Shima (Tomoko Umeda) heißt und von ihrem Freund Shosaku Takasugi (Minoru Takashima) unterstützt wird. Er erfährt, dass die Organisation hinter dem Freizeitpark ihren Bruder Takashi Shima (Kunio Murai) gefangen hält. Und schon bald finden sie heraus, dass die Verantwortlichen die Körper von toten Menschen kopiert haben.

Es handelt sich dabei um Außerirdische, die von dem Planeten M Space Hunter Nebula kommen. Ihre Heimatwelt liegt im Sterben, weshalb sie die Erde kolonisieren wollen. Doch dazu müssen sie die Welt erstmal befrieden. Wozu auch die Vernichtung ihrer Verteidiger Godzilla und Anguirus nötig ist. Und Gigan und King Gidorah sollen dies bewerkstelligen.

Vom Monster zum (Anti)Helden

Auch wenn Frankensteins Höllenbrut sich an den 1960er Godzilla-Filmen orientieren sollte, steht er dennoch auf eigenen Füßen. Er ist in Teilen sogar sehr fortschrittlich, nur um bei anderen Aspekten dann komplett zu enttäuschen. Letzten Endes hat man es hier mit einem Film zu tun, der einige Entwicklungen der letzten Zeit weiter fortführt, dies aber nicht unbedingt auf eine gute Art und Weise.

Was aus Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster übernommen wurde, ist die Darstellung von Godzilla als Held und zwar als intelligenter. Es existieren in diesem Film einige Szenen, in denen er sich mit Anguirus unterhält und ihm deutliche Instruktionen gibt. Im japanischen Original wurden dabei Sprechblasen eingeblendet, derweil im Ausland die entsprechenden Momente voll vertont wurden. Es ist eine gewöhnungsbedürftige Idee, wobei sie im Prinzip nur die konsequente Fortführung einer Entwicklung ist, die schon seit Jahren am Laufen war. Und unterm Strich dürfte mit den Dialogen dem letzten Alt-Fan endgültig klar sein, dass dies nicht mehr der Godzilla der allerersten Filme war, keine wandelnde Naturgewalt, sondern ein Heroe im Echsenoutfit. Wenn auch einer, der gegenüber seinen Kameraden ungehobelt und laut daherkommt.

Und gerade Letzteres wirkt wie ein wandelnder Widerspruch zu seiner sonstigen Darstellungsweise. Vor allem, weil es ernst rübergebracht wird. Es wirkt wie ein letzter Versuch, noch ein wenig von der ursprünglichen, antagonistischen Charakterisierung der Figur in Frankensteins Höllenbrut zu retten. Was leider komplett in die Hose geht.

Ein ungewöhnliches Ensemble

Dafür kann der Film bei den menschlichen Figuren glänzen. Es ist aber auch ein ungewöhnliches Ensemble, das man hier hat. Einen Mangakünstler, einen Hippie (wenn man von der Kleidungsweise ausgeht), eine Schwester, die ihren Bruder vermisst, und eine Karateka. Vor allem Letztere, Tomoko Tomoe, ist eine erstaunlich emanzipierte Frau, der man sogar gestattet, im Film ein paar Handlanger mit ihren Kampfkünsten kleinzumachen. Allerdings fällt sie dann beim Anblick der wahren Gestalt der Aliens in Ohnmacht und zeigt auch sonst eine enorme Phobie gegenüber Insekten. Das wirkt im Vergleich zu ihrer sonstigen Darstellung übertrieben und unglaubwürdig.

In jedem Fall schafft es das Ensemble zu überzeugen. Weil wirklich jedem Mitglied des Quartetts eine wichtige Funktion zukommt. Gengo Ko ist die leitende Figur, die direkt vor Ort Zugang zu fast allem hat und so wichtige Infos besorgen kann. Shosaku Takasugi kann kluge Anmerkungen liefern, derweil Machiko Shima ebenfalls wertvolle Infos liefert. Es macht Spaß, die vier in Aktion zu sehen und wie sie langsam, nach und nach, herausfinden, was hier wirklich geschieht.

Die Antagonisten des Kinofilms hingegen haben zwar gute Ansätze. Sie werden fremdartig dargestellt und wirken mitunter wie eine glaubwürdige Gefahr. Doch müssen sie im letzten Drittel des Films zu Gunsten der obligatorischen Klopperei zwischen den Riesenwesen ins letzte Glied zurücktreten und ihre Darstellung wird dann aufs allernötigste Minimum reduziert.

Ach, es wird etwas zerstört? Uninteressant.

Und das ist vielleicht auch der größte Kritikpunkt: Die abschließende Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Wesen ist komplett aus dem Ruder geraten. Sie ist mit über einer halben Stunde viel zu lang und hat noch dazu ein merkwürdiges Pacing. Soll heißen, dass Godzilla und Anguirus über einen Großteil der Handlung der Hintern versohlt wird, ehe sie sich am Ende berappeln und ihre Feinde innerhalb wenige Minuten in die Flucht schlagen können. Übrigens wird in der japanischen Fassung hier auch Blut gezeigt, was jedoch in den internationalen Versionen rausgeschnitten worden ist.

Es gibt natürlich auch jede Menge Zerstörung in Frankensteins Höllenbrut. Gebäude und Schiffe werden in Schutt und Asche gelegt. Doch die Wirkungen dieser Szenen auf den Zuschauer ist gleich null, weil hier die menschlichen Reaktionen fehlen. Es wirkt einfach billig gemacht und eher wie eine bloße Pflichterfüllung, auf die man ebenso gut hätte verzichten können.

Und so lobenswert der Mut auch ist, mit Gigan einen komplett neuen Feind einzuführen, so lächerlich wirkt das Design. Vor allem die Kreissäge im Bauch dieses Monsters passt überhaupt nicht. Und es wirkt wie ein Mischmasch aus unterschiedlichen Designelementen, die irgendwie nicht so recht passen.

Recycling auf Godzilla-Art

Man merkt Frankensteins Höllenbrut leider an, dass das Budget für diesen Film im Vergleich zu den vorherigen nochmal gekürzt worden sein muss. Denn wie sonst ließe sich die fleißige Wiederverwendung bereits bekannter Melodien erklären, die ungefähr 95 % des gesamten Soundtracks ausmachen? Oder, was noch schlimmer ist, die Verwendung früherer Godzilla-Szenen? Weil dies auch zu deutlichen Widersprüchen im Film führt. Vor allem im Endkampf ist es zunächst dunkel und dann herrscht auf einmal Tageslicht, ohne dass dafür eine Erklärung geliefert wird.

Frankensteins Höllenbrut ist kein schlechter Film, aber auch kein guter. Er ist, wie so viele seiner Vorgänger, Mittelmaß, der vor allem daran scheitert, dass damals wieder nur ein niedriges Budget zur Verfügung stand.

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Warpskala

Warpskala
5 10 0 1
5/10
Total Score

Positiv

  • Ein interessantes Ensemble an Hauptfiguren
  • Tomoko Tomoe ist eine für Godzilla-Filme erstaunlich emanzipierte Frau

Negativ

  • Zu viel Recycling von früheren Szenen und Musikstücke
  • Gigans Design wirkt lächerlich
  • Finalkampf mit schlechtem Pacing
Götz Piesbergen

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