Nazizombies reiten auf fliegenden Haien.

Hailige Schei**…

Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen sitzt nichtsahnend in einem Flugzeug und versucht, die Reisezeit irgendwie totzuschlagen. Ein asiatischer Geschäftsmann baggert die Stewardessen an, ein Ex-Knacki berichtet einer Nonne, wie er zu Gott gefunden hat, und ein kleines Mädchen erzählt ihrem Vater, dass sie gerade einen Hai durch die Wolken fliegen sehen hat. Moment mal: ein fliegender Hai?

Was folgt, ist ein Angriff von Nazizombies, die wahllos alle Passagiere abschlachten. Sie folgen dabei keinem typischen Muster wie etwa Rassismus, selbst blonde Mädchen werden niedergemetzelt. Warum man den Opfern überhaupt Profil und Hintergrundgeschichten gegeben hat, erschließt sich nicht. Ihre Dialoge erinnern an Tarantino-Klassiker wie Pulp Fiction, denn sie stehen in keinem Zusammenhang zur Handlung. Wobei von einer Handlung kaum die Rede sein kann.

Plötzlich sind da Nazizombies, die von der Antarktis aus mit fliegenden Haien über die Welt herfallen. Nahe einer Forschungsstation ist nämlich ein Nazikriegsschiff durch die globale Erwärmung aufgetaut und von den Forschern hat keiner den Start der Reichsflughaie bemerkt. Das mag daran liegen, dass das Team, welches das Schiff erkunden sollte, damit beschäftigt ist, zu kopulieren. Mitten im Akt wird dem Mann unvermittelt der Kopf vom Sockel gerissen und die nackte Dame sogleich an die Haie verfüttert. Warum die Nazis das alles tun und wie das Nazischiff überhaupt ins Eis gelangt ist? Wen interessiert das? Hauptsache ein Pärchen, das sich nicht an eine der wichtigsten Horrorfilm-Regeln gehalten hat, wird auf besonders geschmacklose Weise während der Paarung aus dem Leben befördert.

Zumindest der Grund, warum das alles geschieht, wird in einer Rückblende in Form eines animierten Nazipropagandafilms gezeigt. Aufgrund der hohen Verluste im zweiten Weltkrieg hat der Naziwissenschaftler Klaus Richter (Thomas Morris) ein Serum namens K7B entwickelt, mit welchem sich totes Gewebe reanimieren lässt. Dieses sollte über den Schlachtfeldern abgeworfen den gefallenen Wehrmachtssoldaten neues Leben einhauchen. Doch Moment mal: Müsste das Serum dabei nicht auch die gefallenen Alliierten reanimieren? Okay, lassen wir die Logik außen vor.

Jedenfalls gehörten zum Projekt Himmelsfaust auch fliegende Haie mit Tarnvorrichtung, die in Kombination mit den Nazizombies als neue Superwaffe den Endsieg herbeiführen sollten. Bekanntlich ist das Vorhaben gescheitert und während Hans Kammler mit dem Projekt Himmelsfaust in der Antarktis eingefroren ist, kam Klaus Richter nach Kriegsende über das Project Paperclip in die USA, wo er dank seiner Genforschung zu großem Reichtum gelangt ist. Zu Zeiten des Vietnamkriegs hat er außerdem das K7B-Serum für das Projekt Dead Flesh weiterentwickelt, weshalb die USA jetzt ebenfalls Supersoldaten und fliegende Megalodons haben.

Mit der Operation Catfish sollen nun die Nazihaie vom Himmel geholt werden und als Köder dient eine voll besetzte Passagiermaschine. Wer ist hier eigentlich grausamer? Die Nazizombies, die erneut ein Massaker anrichten, oder die Amerikaner, die bewusst Zivilisten opfern, um die hirntoten Faschisten aus der Reserve zu locken? Dabei wird wieder mal ein Pärchen, das gerade auf der Flugzeugtoilette rummacht, für seine Lüsternheit mit dem Tod bestraft. Das hätte natürlich vermieden werden können, wenn Klaus Richter ein paar Minuten eher mit seinem Megalodon eingeschritten wäre. Aber wo bliebe da der (fragwürdige) Spaß?

Sky Sharks

Haiter bis wolkig

Bereits der Trailer wirft die Frage auf, was man geraucht haben muss, um auf eine solch abstruse Idee zu kommen? Offenkundig wurde mit Sky Sharks der Versuch unternommen, an die Erfolge der Sharknado-Reihe sowie der beiden Iron Sky-Filme anzuknüpfen. Qualitativ bewegt sich Iron Sharks, bei dem zusätzlich noch etwas Dead Snow mit eingeflossen ist, zwischen den beiden Vorbildern. Er ist nicht ganz so mies wie der Trash aus dem Hause Asylum, dafür sind Kameraführung und Spezialeffekte einfach zu gut. Auf der anderen Seite ist er aber mitnichten so unterhaltsam und witzig wie Iron Sky.

Der Edeltrash, den Regisseur Marc Fehse hier abgeliefert hat, setzt vor allem auf sinnlose Gewalt, viel nackte Haut und geradezu abartigen Splatter. Es ist absolut nicht lustig anzuschauen, wie eine Frau erst beim Sex durch das Abschlachten ihres Partners traumatisiert und anschließend nackt von Haien in Stücke gerissen wird. Bei diesem Snuffporno werden die Grenzen des schlechten Geschmacks deutlich überstrapaziert. Gleiches gilt für die Angriffe auf Passagierflugzeuge, bei denen unter anderem eine halbe Kabine voll Fluggäste mit einem Drahtseil enthauptet wird. Natürlich zieht keiner rechtzeitig den Kopf ein, obwohl die Nazis sich echt Zeit lassen.

Die Gewalt erscheint nicht nur sinnlos, sie wird überdies geradezu verherrlicht. Das Ganze hat dann noch einen widerlichen Beigeschmack, da die Gewalt überwiegend von den Nazizombies ausgeht. Das Gerechtigkeitsempfinden wird hier massiv gestört, erwartet man doch eigentlich, dass die Faschisten für ihre Verbrechen abgestraft werden. Wenn es die ohnehin schon toten Bösewichte erwischen würde, hätte die absurde Gewaltorgie vielleicht sogar einen Hauch von Komik. Doch die kommt höchstens gegen Ende auf, als die fliegenden Nazihaie von einem noch größeren Hai gefressen werden, den Klaus Richter mal eben so aus dem Hut zaubert.

Ansonsten macht Sky Sharks so ziemlich alles falsch, was Iron Sky richtig gemacht hat. Letzterer funktioniert deshalb so gut, weil er eine witzige Satire auf rechtsextreme Verschwörungstheorien ist. Dieses Potential hatte auch Sky Sharks, wobei dieser sogar auf reale Fakten zurückgreift. So hat es das Project Paperclip, mit dem Naziwissenschaftler in die USA geholt worden sind, tatsächlich gegeben. Der im Film erwähnte Wernher von Braun ist das bekannteste Beispiel.

Die Figur des Hans Kammler (1901-1945) basiert ebenfalls auf einer realen Person. Kammler war General der Waffen-SS und als Architekt unter anderem für die Einrichtung unterirdischer Produktionsstätten für Düsentriebwerke, Strahlflugzeuge und V2-Raketen verantwortlich. Außerdem wurde Kammler von Heinrich Himmler höchstpersönlich die Gesamtleitung für das Buchenwald-Außenlager S-III bei Ohrdruf in Thüringen übertragen. Im nahe gelegenen Jonastal sollte ein neues unterirdisches Führerhauptquartier entstehen, welches jedoch nicht vollendet wurde und daher auch  nie in Betrieb ging.

Spekulationen über einen Atombombentest im Jonastal konnten nie belegt werden und bieten ebenso Anlass zu Spekulationen wie Kammlers angebliche Beteiligung an einem Antigravitationsprojekt namens Glocke. Dieses diente wohl als Vorlage für das Projekt Himmelsfaust in Sky Sharks, wobei aus den Reichsflugscheiben, über die sich Iron Sky lustig macht, Reichsflughaie gemacht worden sind. Die Idee klingt ja durchaus witzig und hätte mit Sicherheit funktioniert, wenn der Fokus mehr auf die Absurdität rechter Verschwörungsmythen gelegt worden wäre. Doch stattdessen werden Nazis gezeigt, wie sie willkürlich Zivilisten massakrieren. Nicht witzig!

Wenn wenigstens die Lösung des Problems ein Statement gegen den Faschismus wäre. Doch auch hier versagt der Film und preist als Retter einen Ex-Nazi und Milliardär an, der grausame Menschenexperimente in Vietnam durchgeführt hat und eigentlich als Kriegsverbrecher nach Den Haag gehört. Nicht cool!

Auf der Positivseite sind eigentlich nur der überwiegend gute Soundtrack und die durchaus passablen Spezialeffekte zu erwähnen. Der Kameramann ist ebenfalls ein Profi, sodass die Gesamtwertung immerhin noch besser ausfällt als bei dem Sharknado-Schrott aus dem Hause Asylum. Davon abgesehen bleiben aber nur das blutige Gemetzel und einige namhafte Darsteller in Erinnerung.

Hai Society

Der Cast von Sky Sharks hat einige bekannte und noch mehr kuriose Namen zu bieten. Die Rolle des Klaus Richter wird von Thomas Morris verkörpert, der in Schindlers Liste (1993) eine wesentlich kleinere, aber dafür ernstere Rolle in einem Film über die Nazizeit hatte. Neben einigen Auftritten in Tatort und Polizeiruf 110 war er auch in Illuminati (2009) an der Seite von Tom Hanks zu sehen.

Filmtochter Diabla Richter wird von Eva Habermann gespielt, die vor allem für deutsche Liebesschmonzetten bekannt ist. Dennoch ist Sky Sharks nicht ihr erster Trash-Film mit Sci-Fi-Elementen, war sie doch Ende der 1990er in sechs Episoden der Serie Lexx – The Dark Zone zu sehen. Ihre Filmschwester Angelique Richter wird von der slowakischen Schauspielern Barbara Nedeljáková dargestellt, die schon in einigen Trash-Filmen wie Doom (2005) und Strippers vs. Werewolves (2012) zu sehen war.

Weiterhin mit dabei ist Michaela Schaffrath, besser bekannt als Gina Wild. In Sky Sharks ist sie jedoch in keiner der Softpornoszenen zu sehen, sondern als massenmordende Nazizombiene. Da es sich zweifelsohne um einen Schlefaz handelt, hat es sich Oliver Kalkofe nicht nehmen lassen, eine größere Rolle als Hermann Göring zu übernehmen. Leider eignet sich dieser finstere Charakter nicht wirklich, um sein komödiantisches Talent voll auszuspielen. Dafür könnte es lustig werden, wenn er sich in einer der kommenden Schlefaz-Staffeln selbst kommentiert.

Während Kalkofe zumindest  die Statur von Hermann Göring hat, sieht Detlef Bothe nicht annähernd aus wie Hans Kammler, der mitnichten eine Glatze hatte und obendrein rund zehn Jahre jünger war als der Darsteller. Aber egal, auf historische Genauigkeit legt der Film ohnehin keinerlei Wert.

Der bekannteste Name dürfte schlussendlich Tony Todd sein, der den General Frost verkörpert. Star Trek-Fans kennen ihn natürlich als Worfs Bruder Kurn und den alten Jake Sisko aus der DS9-Episode Der Besuch. Im Bereich Horror hatte er die Titelrolle in vier Teilen der Candyman-Reihe sowie eine wiederkehrende Rolle als Bestatter in vier Teilen von Final Destination. Sky Sharks zählt dagegen eher nicht zu den Glanzlichtern seiner Karriere.

Zum Soundtrack beigesteuert hat unter anderem die deutsche Elektroband DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) das zweifelhafte Lied Der Mussolini, das mindestens ebenso missverständlich ist wie der gesamte Film. Der Sänger Gabriel „Gabi“ Delgado-López (1958-2020) erlebte die Uraufführung auf dem Londoner FrightFest im August 2020 jedoch nicht mehr.

Fazit von Sky Sharks: Leider kein großes Hailight

Sky Sharks klingt eigentlich nach spaßiger Unterhaltung und tatsächlich hatte er das Potential, in die Fußstapfen von Iron Sky zu treten. Das Ergebnis ist jedoch eher auf dem erzählerischen Niveau von Sharknado, nur mit mehr Sex und Gewalt. Da Letztere vorrangig von den Nazis ausgeht, macht es den Film wenig unterhaltsam, sondern eher schockierend. Er mag zwar antifaschistisch gemeint gewesen sein, doch davon ist nur wenig zu spüren. Für einen Schlefaz-Abend mit ganz viel Alkohol eignet er sich vielleicht gerade noch und zumindest die fliegenden Haie haben einen gewissen Unterhaltungswert. Das war es dann aber auch schon.

Erschienen ist der Film u. a. als limitiertes Mediabook mit unterschiedlichen Covern, welches jeweils den Action Cut und eine Uncut-Version auf Blu-Ray und DVD enthält. Im Bonusmaterial gibt es ein Making Of, Storyboards und mehrere Kurzinterviews mit den Darstellern, bei denen Oliver Kalkofe aus unerfindlichen Gründen fehlt.

Info

Drehbuch: A.D. Morel, Marc Fehse, Carsten Fehse
Regie: Marc Fehse
Erscheinungsjahr: 2020

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Warpskala

Warpskala
3 10 0 1
3/10
Total Score

Positiv

  • Zumindest die Idee der Reichsflughaie klingt witzig.
  • Die Spezialeffekte können sich sehen lassen.

Negativ

  • Aus dem eigentlichen Konzept wird zu wenig gemacht.
  • Die Sex- und Gewaltorgie ist kaum zu ertragen.

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