Da ja jetzt diesen Donnerstag der Flash-Film rauskommt, widmen wir uns in der heutigen Ausgabe von Stand der Dinge den DC-Comics-Adaptionen.

Erfolg auf der Mattscheibe

DC ist nicht nur im Bereich der Superheldencomics die große Konkurrenz von Marvel. Auch, was die Adaptionen ihres Materials angeht, die Trick- und Realverfilmungen angeht, sind beide Verlage Rivalen. Und lange Zeit schien es so, als ob es eindeutig ist, wer wo die Nase vorne hat.

Denn lange, lange Zeit konnte Marvel in Sachen Kinofilmen den Markt beherrschen. Der Verlag und sein Studio produzierten jedes Jahr Kinoabenteuer, die die Massen begeisterten. Die Bemühungen seitens DC und ihres Mutterkonzerns Warner Bros. waren hingegen von vielen Versuchen gekennzeichnet, auf Teufel komm raus ein ähnliches, eigenes Kinouniversum zu erschaffen. Vor allem die Filme von Zack Snyder kam dabei eine große Bedeutung zu.

Doch trotz diverser Ansätze und durchaus einigen finanziellen Erfolgen kam man über anfängliche Versuche nicht hinaus. Irgendwie gab es gefühlt immer eine Kontroverse oder spektakuläre Misserfolge. Sei es der misslungene Justice League-Film, der von Zack Snyder angefangen wurde und dann von Joss Whedon beendet wurde, nur um einige Zeit später einen separaten Snyder-Cut zu kriegen. Oder die Tatsache, dass der Hauptdarsteller des bald startenden The Flash-Films, Ezra Miller, mehr durch seine Eskapaden, denn durch seine Schauspielarbeit auf sich aufmerksam machte. Auch der Fakt, dass von den letzten Adaptionen Wonder Woman 1984, Black Adam und Shazam and the Fury of the Gods in Sachen Einspielergebnissen und Kritiken deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben, derweil das außerhalb dieses zusammenhängenden Universum stehenden The Batman und das von James Gunn gedrehte The Suicide Squad ein voller Erfolg waren, passte zu diesem Bild.

Besser sah es hingegen im Fernsehen aus. Auf dem Fernsehsender CW lief fast elf Jahre lang ein regelrechtes Serienuniversum, genannt das Arrowverse, das zum Höhepunkt seines Erfolgs aus sechs Serien gleichzeitig bestand, nämlich der Gründungsserie Arrow, Batwoman, The Flash, DC Legends of Tomorrow, Supergirl und Black Lightning.

Und in Sachen Animationsfilmen braucht man DC sowieso nichts vorzumachen. Seit Jahrzehnten schon kommen jedes Jahr neue Trickfilme heraus, die mal mehr, mal weniger auf bekannten Comics wie zum Beispiel Batman: Das Lange Halloween basieren und zeitweise ebenfalls ein eigenes zusammenhängendes Universum bildeten.

Dinge ändern sich

Doch Dinge ändern sich. Denn 2022 fusionierten Warner Bros. und Discovery Inc. miteinander, was der Startschuss für einige enorme Veränderungen sein sollten, von denen diverse besonders schmerzhaft ausfielen.

So eine Fusion kostet erstmal Geld. Mehr Geld, als die beteiligten Firmen für gewöhnlich haben, weshalb sie diese Verschmelzung mit Schulden finanzieren. Und um diese abzubauen, werden normalerweise überzählige, weil vorgeblich doppelt besetzte Stellen abgebaut. Doch die Bosse des neuen Konzerns gingen noch weiter.

Neue Prioritäten

So wurde unter anderem im August 2022 diverse sich kurz vor der Fertigstellung und dem Release auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max (Warner Bros. hatte sich angesichts des Streamingtrends und der Coronapandemie dazu entschlossen, seine Filme nicht nur in die Kinos zu bringen, sondern ebenso auf seinen eigenen Streamingdienst) befindlichen Filmprojekte eingestellt und das investierte Geld von der Steuer abgesetzt.

Leidtragender dieser Entscheidung war auch Batgirl. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass der Kinofilm von dem Testpublikum nicht so berauschende Bewertungen erhalten hätte. Allerdings hatte diese Entscheidung einen gewissen Beigeschmack. Denn zum einen wurde die Titelfigur durch die Lateinamerikanerin Leslie Grace dargestellt, die damit die erste Latinoamerikanerin in der Hauptrolle einer Superheldenverfilmung gewesen wäre. Und zum anderen wäre mit Brendan Fraser ein Schauspieler in einer Nebenrolle zu sehen gewesen, der damals kurz vor seinem großen Comeback stand und in der Tat in diesem Jahr für seine Hauptrolle in dem Drama The Whale einen Oscar erhielt. Was natürlich zusätzliche Promotion bedeutet hätte.

Auch in Sachen Arrowverse geschah manches. Die Serie Arrow war mittlerweile schon lange eingestellt und auch alle anderen Reihen, bis auf The Flash (die vor Kurzem mit einer neunten Season normal auslief), wurden in den letzten Jahren mehr oder weniger überraschend gecancelt, was auch für in Planung befindliche Projekte galt, wie etwa eine Green Lantern-Serie,  sodass, Stand aktuell, nur noch Superman: The Adventures of Lois & Clark läuft, die allerdings keinen Bezug mehr auf die ursprüngliche Heimat hat. Das Schicksal dieser Serie steht dabei ebenfalls in den Sternen.

Dazu muss ein wenig ausgeholt werden. Im Rahmen der Fusion von Warner Bros. und Discovery Inc. wurde der Fernsehsender CW von der Nexstar Media Group aufgekauft. All die Streichungen waren eine Vorbereitung für diesen Aufkauf. Und die neuen Mehrheitseigentümer setzten gleich andere Prioritäten als die früheren.

Eine wichtige Personalentscheidung

Was auch der Grund für das noch offene Schicksal von Superman: The Adventures of Lois & Clark ist. Denn die Reihe ist zwar ein Quotenbringer für den Fernsehsender CW, kostet allerdings erheblich mehr als beispielsweise Gotham Knights, eine andere DC-Serie, die bei den Kritikern wesentlich schlechter ankommt und quotenmäßig nicht sonderlich berauschend läuft. Da sie aber deutlich billiger in der Produktion ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass am Ende sie für eine weitere Season fortgesetzt wird. Es ist sicherlich auch nicht hilfreich, dass CW nicht die Rechte hat, die früheren Staffeln der Serie erneut zu senden, oder dass der President of Entertainment des Kanals, Brad Schwartz öffentlich ausgesagt hat, dass die Superhelden-Serien ihre Zeit hatten.

Immerhin gibt es in Sachen Animationsserien, ebenfalls eine frühere Disziplin von WB, gute Nachrichten. Die von dem Produzenten und Schöpfer der legendären Batman: The Animated Series, Bruce Timm, erschaffene und produzierte Serie Batman: The Caped Crusader wird demnächst auf Amazon Prime laufen. Und mit My Adventures of Superman wird eine Zeichentrickserie starten, die zeigt, wie Lois Lane, Clark Kent und Jimmy Olson sich kennenlernten. Eventuell erlebt man hier eine Renaissance der Trickserien, die ja auch lange Zeit ein Merkmal von DC waren, neben den bereits genannten Trickfilmen.

Es ist also in Sachen DC Adaptionen nicht alles schlecht. Und die Zukunft sieht sogar sehr rosig aus. Was vor allem an einer Entscheidung liegt, die, gelinde gesagt, Wellen geschlagen hat. Denn am 1. November 2022 wurde bekannt, dass James Gunn – bekannt als Regisseur der Guardians of the Galaxy-Filmen, von The Suicide Squad und von der Peacemaker-Reihe – und Produzent und Filmmanager Peter Safran zu den Hauptverantwortlichen der neu erschaffenen DC Studios werden würden. Womit sie in eine ähnliche Position wie Kevin Feige bei Marvel kamen. Und im Januar ließ James Gunn dann eine Bombe platzen.

Der Zorn der Fans

In Form eines Videos stellte er die nächste Zukunft von diversen Projekten des Studios vor. Es war ein kunterbuntes Sammelsurium an bekannten und unbekannten Projekten für die nächsten acht und zehn Jahre. Das Interessante war, dass eben nicht nur, wie zu erwarten, Kinofilme angekündigt wurden, sondern ebenfalls Fernseh- und Trickserien. Interessant ist ebenfalls, dass es nicht nur bei der bloßen Ankündigung belassen wurde, sondern auch die Comics genannt wurden, auf denen sie jeweils basieren. Und diverse Comickreative werden in die Filmproduktion auch involviert sein. (Wobei nicht alle DC-Comics-Filme Teil dieses Kinouniversums werden. Es wird auch Produktionen wie The Batman geben, die in ihrer eigenen Nische stattfinden.)

Doch wo gehobelt wird, da fallen die Späne. Was in diesem Fall bedeutet, dass nach viel Hin und Her mit diesen Ankündigungen endgültig feststand, dass Henry Cavill seine Rolle als Superman nicht wieder aufnehmen würde. Was bei den Hardcore-Fans der Zack-Snyder-Verfilmungen für ziemlichen Unmut sorgte. Bis heute kann man beobachten, wie dieser hartnäckige Teil der Fangemeinschaft seinen „Zorn“ äußert. Teilweise fordern sie, dass das Snyderverse an Netflix veräußert wird, teilweise interpretieren sie viele Sachen so, als ob ihr geliebtes Filmuniversum doch noch weiter betrieben wird. Obwohl die Chance dafür gering bis nicht existent ist. Aber vermutlich holen sie sich die Hoffnung daraus, dass dank ihrer Kampagne der Snyder-Cut des Justice League-Films herauskam. Wobei sich später herausstellte, dass dabei auch viele Bots mitgewirkt haben sollen.

Probleme mit dem Star

Ehe allerdings die James-Gunn-Ära von DC Studios anfängt, müssen erstmal noch die letzten Filme der alten Ära auslaufen. Was noch in diesem Jahr geschehen wird. Und gleich der nächste Kinofilm dieser Kategorie ist ein sehr kontroverses Filmereignis.

Denn The Flash, ein Film, der sich ungefähr genauso lange wie die gleichnamige Fernsehserie in Produktion befand, fiel vor allem durchs eins auf: durch Ezra Miller, den Hauptdarsteller. Der drehte irgendwann gefühlt komplett durch, machte sich rar. Er fiel eher dadurch auf, dass er andere Personen würgte, dass er eine Mutter und ihre Tochter belästigte oder dass er des Diebstahls angeklagt wurde. Ende des Lieds war, dass er sich für alles entschuldigte und sich in die Behandlung für mentale Krankheiten begab. Also alles gut?

In jedem Fall hat das auch Konsequenzen für den Kinofilm. Denn die ersten Trailer betonten jetzt nicht so sehr die Titelfigur, sondern stellten die anderen Charaktere in den Vordergrund. Sei es die von Sasha Callen dargestellte Kara Zor-El aka Supergirl, sei es die Wiederkehr von Michael Shannon als General Zod oder die Rückkehr eines gewissen Michael Keaton als Bruce Wayne, aka Batman. Besonders Letzteres wurde dabei betont, da er für viele Fans immer noch der definitive dunkle Ritter ist, auch wenn seine Auftritte in den 1980ern vor über 30 Jahren passierten. Erst in den letzten Trailern wurde Ezra Miller nochmal mehr hervorgehoben. Und vor Kurzem wurde bestätigt, dass der Schauspieler den Film nicht promoten wird. Vorgeblich, um Fragen nach seinen persönlichen Problemen zu entgehen.

Die ersten Kritiken sind positiv. Und Regisseur Andy Muschietti hat bereits laut überlegt, dass sein Hauptdarsteller der definitive Flash sei, dass es niemand anderen gäbe, der ihm gleich käme. Was vor allem Fans der Fernsehserie, in der Grant Gustin die Rolle über neun Jahre lang darstellte, etwas empörte. Es scheint also so, als ob die positive Resonanz auf den Kinofilm dabei helfen soll, das Image des Hauptdarstellers aufzupolieren.

Die Zukunft sieht rosig aus

Und gleichzeitig steht auch schon der nächste Kinofilm in den Startlöchern. Der erste Trailer zu Blue Beetle, welches jetzt der offiziell erste Film mit einem Lateinamerikaner als Hauptdarsteller sein wird – da Batgirl ja leider nicht erscheinen wird –, erinnerte von der Machart und vom Humor her mehr an einen Marvel-Film. Aber besser gut kopiert als schlecht geklaut. Am 18. August feiert der Film seine Premiere.

Abgeschlossen wird die Phase der alten DC-Adaptionen von Aquaman 2. Zu dem Film mit Jason Momo in der Hauptrolle ist bislang noch kein Trailer draußen. Aber schon einige Statements, in denen der Regisseur davon sprach, dass er auf Grund der aktuellen Veränderungen einige Anpassungen am Film vornehmen musste. Starttermin soll der 20. Dezember dieses Jahres sein.

In jedem Fall verspricht die Zukunft der DC-Comics-Adaptionen abwechslungsreich zu werden. Endlich scheint der Verlag das zu werden, was er lange vorhatte: eine ernstzunehmende Konkurrenz für Marvel, nicht nur in der Welt der bunten Bilder, sondern auch in der der bewegten Bilder. Das ist jedenfalls der Stand der Dinge.

 

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Götz Piesbergen

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