Star Trek: Beyond ist bisher der letzte Teil der Kelvin-Zeitlinie. Er kam zu den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag von Star Trek in die Kinos.

Was ist los?

Seit drei Jahren erforscht die U.S.S. Enterprise unter der Führung von Captain James Tiberius Kirk die Weiten des unerforschten Alls. Nach vielen Abenteuern, neu entdeckten Zivilisationen und Erstkontakten gönnt der Captain sich und seinen Freunden, Spock, Pille, Chekov, Sulu, Uhura und Scotty eine wohlverdiente Auszeit auf der Raumstation Yorktown. Als man in einer Bar Kirks Geburtstag feiert, trifft eine unerwartete Nachricht von Commodore Paris ein.

Ein kleines Ein-Personen-Raumschiff ist in Not geraten und die Pilotin bittet um Hilfe. Die Frau gehört einer bislang unbekannten Spezies an. Sie berichtet, dass ihr Forschungsschiff in einer unbekannten Region des Weltraums in Not geraten sei. Paris erteilt Kirk den Auftrag zur Rettung. Tatsächlich trifft die Enterprise hinter einem Asteroidengürtel in der Nähe eines noch nicht kartografierten Planeten auf das Schiff.

Als gerade Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden, passiert das Unfassbare. Eine riesige Anzahl kleiner Kampfschiffe stürzt auf die Enterprise zu und greift erbarmungslos an. Innerhalb von wenigen Minuten erleidet das Schiff schwere Schäden und schließlich wird die Untertassensektion vom Rumpf getrennt. Kirk hat keine andere Wahl. Er lässt sein Schiff evakuieren. Hilflos muss er miterleben, wie die Rettungskapsel abgefangen und seine Mannschaft entführt wird. Was steckt hinter diesem feigen Angriff? Was will der Aggressor und warum entführt er die Crew?

Ein holpriger Start

Nachdem Star Trek: Into Darkness, wie sein Vorgänger, noch ein veritabler Erfolg gewesen war, wurde im Sommer 2014 bekannt, dass Paramount das “Go” für einen dritten Teil der Kelvin-Star-Trek-Reihe gegeben hatte. Die Mitarbeit Simon Peggs am Drehbuch löste zunächst positive Reaktionen aus, da der neue „Scotty“-Darsteller als eingefleischter Trekkie gilt. Die Verpflichtung des Fast & Furious-Regisseurs Justin Lin und die Nachricht, dass das Drehbuch einige Überarbeitungen erfahren habe, bremste die anfängliche Euphorie jedoch und ließ die Stimmen der Kritiker erstarken.

Im Dezember 2015 erschien der sehr unglücklich geschnittene erste Trailer. In den deutschen Star Trek Gruppen hagelte es massive Beschwerden bis hin zu Boykottaufrufen. Auch das Bekanntwerden von Hikaru Sulus Coming-out als schwuler Mann stieß auf einige Ablehnung. Selbst George Takei, der seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung der LTBG-Szene kämpft, erklärte in einem Statement, dass er die Entwicklung der Figur, die seit 1966 seine Paraderolle darstellt, für unnötig halte. Am 21. Juli 2016, ungewöhnlicherweise etwas früher als im Heimatland USA, startete der Streifen schließlich in Deutschland in den Kinos und setzte sich zunächst an die Spitze der Kinocharts.

Star Trek BeyondAltbekannter Plot mit Wohlfühlfaktor für Fans

Wie viele sogenannte „Altfans“ Star Trek: Beyond tatsächlich boykottierten, lässt sich selbstredend wohl nie wirklich ermitteln. Für viele Fans, die den Film aber sowohl im Kino, als auch auf DVD oder Blu Ray gesehen haben, gilt er nicht zu Unrecht als bester und einfühlsamster Film der Reihe. Klar, der Plot orientiert sich wieder am Four-Quadrant-Prinzip. Das heißt, es sollen männliche und weibliche Zuschauer unter und über 25 Jahren angesprochen werden. Dadurch soll ein möglichst hohes Einspielergebnis gesichert werden. Um das zu gewährleisten, haben sich einige Standards etabliert, die einen Blockbuster zum Erfolg führen können.

Dazu gehören sympathische Helden ebenso, wie ein leicht zu identifizierender Antagonist, eine (oder mehrere) starke Frauenrolle(n), Humor und reichlich Action, die sich am Besten mit einer Portion Dramatik paart. Die Darstellung von Gewalt ist durchaus gewünscht, darf aber nicht so explizit ausfallen, dass ein R-Rating anstehen könnte. Zu guter Letzt spielt auch Political Correctness eine Rolle. War sogenanntes „Whitewashing“ (beispielsweise die Besetzung eigentlich asiatischer Figuren mit weißen Schauspielern) noch vor einigen Jahren durchaus üblich, gilt diese Praktik heutzutage als verpönt.

Ähnlichkeiten

All diese Elemente finden sich in den drei von J. J. Abrams produzierten Star Trek Filmen wieder, was dazu führt, dass sich die Geschichten grundsätzlich ähneln. Star Trek: Beyond macht hier allerdings einiges besser als der Vorgänger. Simon Pegg und sein Autorenkollege Doug Jung spielten ihre Fankenntnisse geschickt aus. Sie bauten sinnvoll eine ganze Reihe Reminiszenzen aus den klassischen Star Trek Serien und Filmen ein. Das geflügelte McCoy-Zitat »Verdammt Jim, ich bin Arzt, kein…« floss genauso ins Drehbuch ein, wie zahlreiche Situationen, die der geneigte Fan aus der Originalserie kennt und liebt. Egal ob wieder einmal Kirks Uniform zerrissen wird, er zum Geburtstag melancholisch sinniert, oder ein Foto der Star Trek Crew in „Khan-Uniform“ zu Ehren der Originale gezeigt wird. Verstreut über die 123 Minuten finden sich so einige Erinnerungen an die gute alte Zeit.

Schön ist auch, dass ein Bezug zum Prequel Star Trek: Enterprise hergestellt wird. Die U.S.S. Franklin, mit der die Enterprise-Crew schließlich der Welt ihres Peinigers entflieht, orientiert sich in ihrem Design stark an den Raumschiffmodellen der nach nur vier Staffeln abgesetzten letzten klassischen Trek-Show. Nicht unerwähnt bleiben darf last but not least die besonders gefühlvolle Ehrung für Leonard Nimoy, der leider vor dem Beginn der Dreharbeiten am 27. Februar 2015 verstorben war.

Sehenswert ist weiterhin, dass sich der Film mehr auf die Interaktionen der Hauptfiguren untereinander konzentriert und mit Jaylah (Sofia Boutella) eine eigentlich Außenstehende präsentiert, die sich hervorragend ins Team integriert. Selbst die bereits im Trailer gezeigte – und viel kritisierte – Motorradsequenz fügt sich so ins Gesamtgebilde ein und hinterlässt sowohl beim unbedarften Zuschauer, als auch dem Fan das zufriedene Gefühl, einen unterhaltsamen Film gesehen zu haben, der nach einer weiteren Fortsetzung schreit.

Star Trek BeyondEffekte und Musik

Bei einem Budget von 185 Millionen Dollar sind gute Special Effects quasi ein Muss. Mehr als 350 Effekt-Spezialisten waren an der Fertigstellung des Streifens beteiligt, die das Team mit fast monumentalen Setbauten kombinierte. Die Untertassensektion der Enterprise erstreckt sich beispielsweise über ganze sieben Stockwerke. Die Oberfläche des Planeten Altamid darf ohne Weiteres als episch bezeichnet werden.

Die Filmmusik stammt von Michael Giacchino. Er verfasste auch schon den Score für den ersten und zweiten Star Trek Film der Kelvin-Zeitlinie. Auch hier schafft es der Star-Komponist wieder, ein Main Theme zu verfassen, dass an die großen Zeiten eines Jerry Goldsmith oder James Horner erinnert.

Fazit

Star Trek: Beyond lässt sich, wie seine Vorgänger, stilistisch und inhaltlich sicherlich nicht mit den zehn klassischen Star Trek Filmen oder den Serien vergleichen. Er ist jedoch der beste Film der Reihe seit Star Trek IX: Der Aufstand. Chris Pines Kirk ist endlich erwachsen geworden, die Chemie zwischen Zachary Quinto und Karl Urban bleibt ungebrochen und Simon Pegg zeigt, dass er auch anders als nur albern-komisch sein kann.

Hervorragende Schauwerte, ein weiblicher Sidekick, der sich sehen lassen kann und ein tragischer Bösewicht, der die besten Seiten der Enterprise-Crew hervorkehrt, hinterlassen einen insgesamt sehr positiven Eindruck, der lediglich dadurch getrübt, wird, dass der Film an den Kinokassen leider nicht den gewünschten Erfolg erzielte. Mit einem Einspielergebnis von nur rund 343 Millionen Dollar gilt Star Trek: Beyond als Flop, da ein Blockbuster statistisch gesehen mindestens das drei-, eher das vierfache seiner Kosten hereinholen müsste, um als Erfolg zu gelten, während Paramount mit dem dritten Teil nur das 1,8-fache erwirtschaftete.

 

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Reinhard Prahl

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