Die nächste Generation steht im Auftakt zur dritten Staffel noch nicht wirklich im Mittelpunkt des Geschehens.
Notruf an die Vergangenheit
Ein Schiff mit Beverly Crusher (Gates McFadden) und einer weiteren Person an Bord wird von unbekannten Mächten angegriffen. Die Ärztin kann den Angriff zwar abwehren, wird allerdings schwer verwundet. Als alles vorbei ist, setzt sie einen Notruf an Admiral Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) ab.
Der ist gerade im Begriff, gemeinsam mit Laris (Orla Brady) umzuziehen und einen Großteil seines Besitzes, darunter alte Erinnerungsstücke zurückzulassen. Doch dann findet er seinen alten Kommunikator wieder und sieht den Notruf seiner einstigen Chefärztin. Zusammen mit seinem früheren ersten Offizier William Riker (Jonathan Frakes) analysiert er die Nachricht und erhält einen Hinweis auf ein abgelegenes Sternensystem. Nur, dass es dorthin sehr weit ist und sie kein Transportmittel haben. Bis ihnen ein Gedanke kommt, wie sie es doch zum Ziel schaffen könnten.
Raffi Musiker (Michelle Hurd) hat anscheinend die Sternenflotte verlassen und gibt sich als Drogenabhängige aus. In Wahrheit arbeitet sie für den Geheimdienst und erfährt, dass jemand experimentelle Waffen, die vor kurzem aus dem Daystrom-Institut gestohlen wurden, einsetzen will. Eine „Red Lady“ scheint damit in Verbindung zu stehen.
Erwartungen nicht erfüllt
Picard war von allen neuen Star-Trek-Serien gefühlt immer diejenige, die auf der Suche nach ihrem Existenzsinn war. Abgesehen von den Abschieden großer TNG-Figuren, von Data in Staffel 1 und von Q in der zweiten Season, wirkte die Reihe trotz des im Titel implizierten Fokus auf die Titelfigur immer unrund und nicht sonderlich zufriedenstellend. Es schien so, als ob die Verantwortlichen der Serie sich nicht trauten, sich auf das zu besinnen, was viele Fans eigentlich erwarteten: nämlich eine Fortsetzung von TNG.
Bis dann im letzten Jahr bekannt wurde, dass die dritte Staffel diesen Wunsch endlich erfüllen würde. Der gesamte Maincast der berühmtesten Star-Trek-Serie überhaupt würde zusammen zurückkehren. Und mit Die nächste Generation sollte es losgehen. Womit Picard wieder jede Menge Vorerwartungen generierte.
Der Auftakt zur dritten Season kann diese Erwartungen erfüllen und doch nicht erfüllen. Zuerst muss letzteres erklärt werden. Wer hoffte, dass der Plot um diesen mysteriösen Angriff aus der finalen Episode aufgeklärt wird oder man erfährt, wie es jetzt mit der borgifizierten Agnes Jurati weiter geht, der wird enttäuscht sein. Es wird kein Wort darüber verloren, was geschehen ist, noch gibt es Hinweise darauf, dass er wieder aufgenommen wird.
Erwartungen voll erfüllt
Und von den Castmitgliedern der vorherigen beiden Seasons sind bis auf Picard nur Seven of Nine und Raffi Musiker wieder voll mit dabei. Ansonsten ist da nur noch Laris, und die wird zu Beginn von Die nächste Generation erstmal aus der Serie rausgeschrieben. Natürlich gibt es noch die Chance, dass sie und auch andere Charaktere der vergangenen Staffeln wieder aufkreuzen könnten. Doch bedingt durch den Fokus auf die früheren TNG-Figuren kann man davon ausgehen, dass das nicht der Fall sein wird. In diesem Sinne werden daher die Vorerwartungen enttäuscht.
Aber wem dies egal ist, der kommt hier voll auf seine Kosten. Einfach weil diese Episode sehr viele Metaanspielungen unterbringt. Ein ständig wiederkehrendes Thema ist das Spiel zwischen Vergangenheit und Zukunft. Picard will für eine kommende Zeit mit Laris alte Erinnerungen zurücklassen und William Riker beschwert sich darüber, dass die Modelle der D-Enterprise in Guinans Bar Staub fangen, weil sie, so die Barkeeperin, „zu klobig“ ist. Hier merkt man, dass die Reihe sich nicht davor scheut, ein wenig das „Früher war alles besser“-Gedankengut, was ja im Star Trek-Fandom vorhanden ist, auf die Schippe zu nehmen. Aber auch der Auftritt der Tochter von Geordi LaForge, Sidney LaForge, ist Teil dieses Spiels.
Dabei lebt Die nächste Generation von dem Zusammenspiel zwischen Patrick Stewart und Jonathan Frakes. Beide ergänzen sich perfekt, beide gehen wieder auf ein gemeinsames Abenteuer und beide beschweren sich dann in einer gelungenen Szene über die Alterserscheinungen. Man merkt, dass sie ihren Spaß hatten, was sich auch auf den Zuschauer überträgt.
Wunderschön gespielt
Die Handlungsebene der beiden nimmt den Großteil der Folge ein und dient dabei auch ein wenig als Comedy Relief. Man lernt die Titan-A kennen, ein Schiff der New Constitution Class, die ein wenig an eine Excelsior-Klasse erinnert. Und die eine bunt gemischte Crew besitzt, mit einer Seven of Nine als erster Offizier sowie einem arroganten und überheblichen Captain Liam Shaw, der keine Gelegenheit auslässt, um seine beiden Gäste herabzuwürdigen. Ein wenig erinnert letzterer an Captain Styles aus Star Trek III, weshalb man sich schon darauf freuen kann, wenn ihm im Laufe der kommenden Folgen sicherlich die Luft rausgelassen wird.
Von den wiederkehrenden und in dieser Serie noch nie zuvor aufgetretenen TNG-Charakteren sieht man in Die nächste Generation nur Beverly Crusher, die sich für eine Ärztin erstaunlich aggressiv verhält. So desintegriert sie den Körper eines Angreifers kaltblütig, was ein für sie eher untypisches Verhalten ist. Hier kommt hoffentlich demnächst eine genauere Erklärung, weil es so wie ein Bruch in der Charakterisierung wirkt.
Sehr schön ist übrigens, dass Raffi Musiker einen eigenen Subplot erhält. Man erfährt zwar nicht direkt, was zwischen ihr und Seven geschehen ist. Aber die Tatsache, dass sie jetzt als Undercover-Agent für den Föderationsnachrichtendienst arbeitet, hat etwas. Wobei hier schön mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt wird.
Grandiose Effekte
Man sieht bei ihrem Erstauftritt in Die nächste Generation zunächst eine gebrochen wirkende Frau, die abhängig ist und mit den finstersten Elementen abhängt. Umso schöner, als sich dies dann als Täuschung erweist und sie an Bord der La Sirena – wunderbar, dass das Schiff auch in der neuen Staffel auftaucht – versucht, mehr über die ominöse „Red Lady“ herauszufinden. Die Frustration, die sie deswegen und wegen anderer Sachen verspürt, wird gut rübergebracht.
Und dann sieht man zum ersten Mal, was für eine Gefahr der Föderation droht, als ein Gebäude von einer mysteriösen Waffe zerstört wird und die Trümmer kurz darauf aus einem wurmlochähnlichen Gebilde ohne Rücksicht auf zivile Verluste herabregnen. In Sachen Special Effects ist dies eine Szene, die einen umwirft.
Wie auch allgemein Die nächste Generation einen in Sachen Effekten von den Füßen holt. Der enorme Detailgrad der Raumschiffe ebenso wie das Schiffsdesign stellt alles, was man in der aktuellen „Star Trek“-Generation sah, in seinen Schatten. Und das Schiff der mysteriösen Antagonisten, das am Ende der Folge auftaucht, jagt einem eine Gänsehaut über den Rücken.
Stellt sich die Frage, wie soll man diese Folge einsortieren? Sie ist ein gelungener Auftakt und verdient eigentlich eine Bestnote. Wer allerdings, wie ich, den vergedeuteten Plots vom Ende der zweiten Staffel nachtrauert, der kann zwei Punkte abziehen.
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Warpskala
WarpskalaPositiv
- Jonathan Frakes und Patrick Stewart gemeinsam
- Atemberaubende Special Effects
- Raffi Musiker
Negativ
- Offene Plots vom Ende der zweiten Staffel werden nicht wieder aufgegriffen
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