Captain Future gehört zu den beliebtesten Serien der 80er-Jahre.

Auch Helden kommen bekanntlich in die Jahre – obwohl 40 Jahre nun beileibe kein allzu hohes Alter für einen echten Weltraumkrieger ist. Lange (Vor-)Rede, kurzer Sinn: Im aktuellen Jahr 2020 feiert mit dem japanischen Anime-Helden Captain Future eine der hierzulande bekanntesten Figuren aus dem Bereich der Media-Science-Fiction besagten 40. Geburtstag. Dieser ist jedoch eigentlich eine Mogelpackung: Denn wahlweise wird Curtis Newton, wie der Captain bürgerlich heißt, bereits 42 oder gar runde 80 Jahre alt. Was es damit auf sich hat, wollen wir im vorliegenden Special beleuchten.

Ein 80-jähriger Romanheld

Die eigentliche Geburtsstunde Captain Futures schlug nämlich bereits im Jahre 1940. Der berühmte Verleger fantastischer Pulp-Magazine Mort Weisinger hatte sich eine Figur erdacht, die sozusagen die immer mehr aufkommenden Comic-Superhelden mit ihren fantastischen Kräften in die bilderlose geschriebene Literatur übertragen sollte. Mr. Future, der „Wizard Of Science“, sollte zusammen mit seinem aus einem kristallinen Alien vom Planeten Jupiter, einem Kampfroboter und einem allwissenden Greis bestehenden Team vielerlei galaktische Abenteuer erleben.

Dummerweise jedoch war Weisinger trotz seines Ideenreichtums nun einmal kein Autor und er bat den Science-Fiction-Schriftsteller Edmond Hamilton um Hilfe. Dieser veränderte die eine oder andere Komponente von Weisingers Ideen (so machte er einen Captain aus Mr. Future, tauschte das Alien gegen einen gestaltwandelnden Bio-Androiden und den superklugen Methusalem gegen das künstlich am Leben erhaltene Gehirn eines Wissenschaftlers aus; übrigens sehr zum anfänglichen Missfallen Weisingers!) und schrieb schließlich den Roman „Captain Future And The Space Emperor“, der vor besagten 80 Jahren erschien.

Knapp 2 Dutzend Fortsetzungen in Form weiterer Romane und auch Kurzgeschichten aus der Feder Hamiltons und später auch anderer Autoren erschienen bis in die 50er-Jahre hinein; ein Teil davon wurde in der damals bekannten Romanheft-Reihe „Utopia Zukunftsroman“ des Pabel-Verlages in dieser Zeit erstmals in deutscher Übersetzung veröffentlicht.

Captain FutureComeback vor 42 Jahren

Obwohl die ihrer Entstehungszeit entsprechend recht naiven Romane einen gewissen Kultstatus unter Freunden literarischer Science-Fiction erlangen konnten, waren es doch andere bekannte Namen wie Isaac Asimov oder Arthur C. Clarke, die den Ruf von Ikonen dieses Bereiches erlangen konnten.

Dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen) wurden in den 70er-Jahren die japanischen Toei-Studios auf die damals schon fast 40 Jahre alte Romanserie aufmerksam. Science-Fiction war auch im Land der aufgehenden Sonne ein gefragtes Genre und so sicherten sich die Produzenten und Zeichner die Rechte an „Captain Future“ und setzten die Geschichten Hamiltons in Form einer Anime-Serie (merke: Als „Manga“ bezeichnet man in Japan gedruckte Comics, während man Filme und Serien „Anime“ nennt!) um.

Wie damals in diesem Bereich üblich, produzierte man 52 jeweils etwa 25-minütige Episoden, die in zusammenhängenden Zyklen 13 Gesamtgeschichten basierend auf Edmond Hamiltons Romanen erzählten. „Kyaputen Fyucha“, wie die Serie im japanischen Original heißt, startete 1978 und wurde zwar leidlich erfolgreich, musste sich den Ruhm jedoch mit den fast zeitgleich startenden beziehungsweise bereits laufenden Anime-Serien „Die Abenteuer des fantastischen Weltraumpiraten Captain Harlock“ und „Space Battleship Yamato“ teilen, was schlechterdings verhinderte, dass die Serie ein absoluter Überflieger in Sachen Erfolg wurde – jedenfalls in ihrem Herkunftsland Japan.

Eine neue Kultserie

Die Stunde für „Captain Future“ schlug erst im Jahr 1980, als die Serie ihre TV-Premiere beim deutschen Sender ZDF erlebte, wo sie ab dem 27. September dieses Jahres im Nachmittagsprogramm zu sehen war. Japanische Zeichentrickserien erfreuten sich hierzulande spätestens seit „Heidi“ (1974) und „Biene Maja“ (1975) großer Beliebtheit und das Science-Fiction-Genre boomte in dieser Zeit bedingt durch berühmte Fernsehserien und Kinofilme wie „Raumschiff Enterprise“ und „Star Wars“ ebenfalls ganz enorm.

Wie bei den meisten fremdsprachigen Fernsehserien üblich, nahm man an „Captain Future“ jedoch eine ganze Reihe von Änderungen vor. Zum einen wurde die Serie von ihren ursprünglich 52 auf nur noch 40 Episoden heruntergekürzt (erst viele Jahre danach würden Fans die Originalversionen zu sehen bekommen) und zum anderen wurde die originale smoothige Jazz-Serienmusik vom japanischen Komponisten Yuji Ono durch einen neuen Soundtrack des berühmten Schlager- und Filmmusik-Komponisten Christian Bruhn ausgetauscht, der in früheren Jahren unter anderem Lieder für Katja Ebstein und Drafi Deutscher komponiert hatte.

Captain Future und seine Getreuen Grag, Otto („Otho“ im Original), Joan Landor und Professor Simon Wright (das fliegende Gehirn) bekamen von namhaften deutschen Schauspielern und Synchronsprechern wie Hans-Jürgen Dittberner (der Sprecher von „Bobby Ewing“ Patrick Duffy in „Dallas“), Friedrich G. Beckhaus und Wolfgang Völz (beide als Schauspieler in „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ zu sehen), Anita Kupsch („Ein Mann will nach oben“) oder Jochen Schröder („Papa Waltons“ Sprecher in „Die Waltons“) deren Stimmen geliehen und noch lange nach dem Ende der Serie lebten der Captain und die Crew der Comet in Comics, Hörspielen und den mittlerweile auch wieder neu aufgelegten Originalromanen fort.

Captain Future
Japanisches Logo

Ein Reboot?

Es zeigte sich, dass „Captain Future“ die vielen Jahre und die massenweise Konkurrenz aus dem Genre ausgezeichnet überstanden hatte, da sich Veröffentlichungen der Serie in unter anderem den längeren Originalversionen auf DVD und auch auf BluRay sehr gut verkauften.

Seit einigen Jahren ist gar immer wieder die Rede von einem Serien-Reboot. Für dieses soll der deutsche Regisseur und Filmproduzent Christian Alvart („Tatort“, „Dogs Of Berlin“) verantwortlich zeichnen, welcher bereits seit etlichen Jahren die entsprechenden Verwertungsrechte besitzt. Allerdings verliert sich der Rest der Geschichte in Spekulationen: Wird es sich um eine computeranimierte oder um eine Realserie handeln? Erwartet uns gar ein Kinofilm oder noch besser eine ganze Reihe? Antwort auf diese Fragen wird es erst in der Zukunft geben.

Ein Buch zum Geburtstag

Für Fans der Serie (und solche, die es gern noch werden wollen) gab es im März 2020 eine sicherlich hochinteressante Neuerscheinung: Anlässlich des kommenden 40. Jubiläums von „Captain Future“ in Deutschland im September brachten die Autoren Reinhard Prahl („Seelen – Das Ruhrstadt-Universum“) und der Verfasser dieses Specials, Thorsten Walch („Es lebe Star Wars“), das erste umfassende Sachbuch zur Serie heraus: „Es lebe Captain Future“ beleuchtet auf 280 Seiten ebenso die Entstehungsgeschichte der Romanreihe von Edmond Hamilton als auch die der ikonischen Anime-Serie selbst, deren Episoden natürlich einer genauen Betrachtung unterzogen werden.

Dazu gibt es Informationen über die deutschen Sprecher, den Komponisten der Serien-Musik, die wissenschaftlichen Hintergründe sowie Interviews mit dem Originalsprecher Sven Plate (unter anderem auch bekannt als deutsche Stimme von „Wesley Crusher“ Wil Wheaton aus „Star Trek – The Next Generation“), der bei „Captain Future“ dem kleinen Ken Scott seine Stimme lieh, Marie Bierstedt (der neuen deutschen Stimme von Joan Landor in den Hörbüchern) sowie Sebastian Pobot und Thomas Tippner, welche maßgeblich zur Produktion dieser neuen Hörbücher beigetragen haben.

Es lebe Captain Future“ ist im Osdorfer „Verlag in Farbe und Bunt Björn Sülter“ erschienen und kann unter der Bestellnummer 3959361866 zum Preis von 14,80 € im stationären sowie im Online-Buchhandel bezogen werden. Unter www.ifubshop.com gibt es auch die Bestellmöglichkeit direkt über den Verlag. Eine E-Book-Ausgabe befindet sich derzeit in Vorbereitung und wird ab Ende Mai 2020 erhältlich sein.

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Thorsten Walch

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